Kann mich nicht auf meinen neuen Hund einlassen

Hallo zusammen,

Bitte, steinigt mich nicht, mir geht es echt mies...

Mein letzter Hund ist nun schon ein paar Jahre über die Regenbogenbrücke.

Für mich war eingetlich immer klar, dass ich wieder einen Hund haben möchte. Ich habe bewusst einige Zeit verstreichen lassen, damit der neue Hund eine Chance hat und ich ihn nicht andauernd vergleiche. Ich habe mich über die Rassen informiert, die charakterlich und allen weiteren Anforderungen zu mir passen. Ich habe mich noch mal (viel auch hier) über Welpen und Junghunde nformiert, nach über 15 Jahren seit dem letzten Welpen ist das nötig.

Nun ist er seit 5 Tagen da, der neue Hund. Er ist ganz anders als mein letzter, was ich auch so wollte!

Ich kann mich über nichts beschweren: Er ist jetzt 5 Monate alt, geht schon super gut an der Leine, verträgt sich super mit anderen Hunden, ist in der Wohnung schön ruhig, lernt fleißig, stuberein, kann schon 15 Minuten bei mir alleine bleiben (beim Züchter deutlich länger, aber das baue ich langsam auf) und und und... Es gibt wirklich nichts, wo ich nur im Ansatz dem Kleinen etwas nachsagen könnte...

Aber ich finde keinen Bezug zu ihm! Am dem Kleinen liegt es nicht, er ist wirklich 100% so, wie ich es mir vorgestellt habe und wollte!

Klar, es ist schmutziger als vorher, aber ich brauche max 15 Minuten am Tag mehr für die Sauberkeit, was mich echt nicht stört. Dazu kommt, dass ihn der Staubsauger gar nicht interessiert und beim wischen prüft er mit etwas Abstand, ob ich das auch richtig mache :)

Jetzt heule ich jeden Tag vor Wut über mich selbst! So ein toller Hund und ich kann mich einfach nicht freuen!

Ging es jemanden von euch ähnlich?
Ich habe mich vorher so auf alles gefreut: 3-4x am Tag rausgehen, zwischendurch zusammen spielen und trainieren, zusammen kuscheln und abends ein paar schnarscher...

Ich überlege im Moment echt, ob es nicht besser wäre, ihn zurück zu geben und mir keinen Hund mehr zu holen. Versteht das bitte nicht falsch, ich habe einfach riesen Bedenken, ob es dem Hund gegenüber fair ist, wenn ICH mich nicht richtig auf ihn einlassen kann. Das hat er nicht verdient!

Kommt das noch, oder wie sind da eure Erfahrungen?

Ich hoffe, ich habe alles richtig ausgedrückt, ich habe mich echt über Monate informiert und mir Gedanken gemacht, ob ich alles schaffe und viele "was ist wenn" Überlegungen durchgesponnen. Dass ICH jetzt nicht den Hund an mich ran lassen kann, daran habbe ich allerdings nicht gedacht...
 
Gerade wenn der Vorgängerhund einen großen (emotionalen) Stellenwert hatte. kann es für einen neuen Hund schwer sein, seinen Platz einzunehmen. Ich würde jedoch sagen, gerade weil er erst fünf Tage bei dir ist, ist das noch vollkommen normal. Nachdem meine Hündin als Welpe einzog, dachte ich mir auch die ersten Tage "Oh mein Gott ... Warum nur wolltest du einen Welpen?" Vermutlich war ich einfach an das Leben mit einem adulten Hund so gewöhnt, dass es mir die ersten Tage schwer fiel, mich auf sie einzulassen. Bei mir war es die Angst, aus Überforderung viel falsch zu machen bei ihr. Immerhin wollte ich bei dem Hund, das alles "richtig" läuft (ihr Vorgänger war recht schwierig zu händeln). Damit habe ich mir viel Druck gemacht. Machst du dir vielleicht auch Druck? Bewusst oder unbewusst. Oder vergleichst du ihn vielleicht doch zu sehr mit dem alten Hund?

Versuche dich locker zu machen. Ist sehr leicht gesagt, ich weiß. Einfach mal nicht groß drüber nachdenken, wo Unterschiede zwischen den Hunden liegen, was du damals anders gemacht hast, als du es heute tun würdest ... Denk einfach nicht groß drüber nach und versuche vollkommen wertfrei an die Sache ran zu gehen. Behandle ihn vollkommen "normal", wie du eben mit einem Hund umgehen würdest und sieh, was sich entwickelt. Richtig tiefgreifende Gefühle bauen sich durchaus auch auf über eine gewisse Zeit :)

Meine Vermutung ist einfach, dass du eine sehr große Erwartungshaltung an dich und an den Hund haben könntest und dich das gerade sehr unter Druck setzt und du deshalb "dicht" machst. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege.
 
Für mich hört sich das auch ein wenig nach dem Welpenblues an.
Mach neue Erfahrungen mit dem Kleinen. Geh mit ihm zusammen weg, besuche Orte die du nicht mit deinem ehemaligen Hund besucht hast, um völlig neue Erinnerungen mit dem Welpen zu machen, die dich nicht wieder an den verstorbenen Hund erinnern.
Und vor allem: setze dich und den Kleinen nicht unter Druck. Das hilft keinem von euch, und werfe nicht vorschnell die Flinte ins Korn. Das könntest du später ganz schnell bereuen.
 
Hey, danke für die schnellen Antworten.

Ich habe mich vorher viel um die Hunde von Freunden und Bekannten gekümmert und jedesmal ist mir bewusst geworden, wie sehr mir ein Hund im Leben fehlt. Daher war ich mir auch sicher, dass ich bereit für einen neuen Hund bin.

Ich kann nicht richtig sagen, was bei mir gerade falsch läuft. Sein Vorgänger hatte z.B. eine sehr ausgeprägten Jagdtrieb, der natürlich viel Arbeit gemacht hat und immer viel Training erfordert hat. Das wollte ich nicht mehr, jede Sekunde aufpassen, ob der Hund was in der Nase hat und sofort an den Fuß rufen. Deshalb habe ich mich bewusst für einen Hund ohne Jagdtrieb entschieden.

Der Kleine ist echt ein ganz gechillter, wenn ihn etwas "unheimlich" ist, orientiert er sich schon gut an mir und wir schaffen es meist schon beim zweiten Anlauf: er geht z.B. nicht gerne durch Wasser. Nun sind die Wege aber momentan halt auch mal so mit 1-2cm Wasser bedeckt, dass er durch muss. Beim ersten Mal gemerkt, dass er das nicht mag, beim zweiten Mal mit gut zureden und einem Leckerchen langsam durch gegangen. Klappt seit dem mit dem bisschen zureden super!
Heute morgen haben wir Bagger beobachtet, von Aufregung keine Spur! Ich muss mich aber da dann schon zusammenreizen, weil er dafür natürlich gelobt und bestätigt werden muss - soll ja so bleiben!

In der Erziehung und Gewöhnung macht er sich wirklich gut, gerade da ich ihn ja erst 5 Tage habe. Er spielt auch schön ausgelassen mit mir, lässt sich aber auch schon super im Spiel stoppen.

Ich habe mit meinem letzten Hund im Nachbarort gewohnt, so weit kann der Kleine noch nicht gehen. Wir gehen ganz andere Wege, wohnen in einem anderen Haus.

Natürlich möchte ich Fehler, die ich bei meinem vorherigen Hund gemacht habe, nicht wiederholen. Dafür habe ich mich ja monatelang belesen und alles hinterfragt. Ich habe z.B. keine "festen" Zeiten, wann wir raus gehen. Wir gehen auf jeden Fall 30 Minuten nach dem füttern, damit er sich gut draußen sauber machen kann. Das das jetzt nicht immer 100% klappt und es auch mal auf dem Gehweg landet, dafür habe ich Tütchen. Das ist kein Problem.

Er verhält sich einfach super, ich müsste vor Stolz platzen! Aber irgendwas passt bei mir (hoffentlich noch) nicht!

Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich den Kleinen unter Druck setzte, wie auch, wenn er sich so super verhält! Bei mir könnte das eher sein, eben weil ich ich nicht richtig für ihn begeistern kann.... Ich war vor dem Kauf mehrfach mit ihm spazieren und war total begeistert! Warum jetzt nicht mehr?! Sowas hatte ich echt noch nie!

Ich habe einfach Angst, dass das bei mir so bleibt und das kann ich keinem Tier sein Leben lang zumuten! Ich werde sicherlich nicht heute oder morgen die Flinte ins Korn werfen, das muss natürlich genauso überlegt sein, wie die Anschaffung!

Ging es denn vielen am Anfang so? Was habt ihr dagegen gemacht oder wo war euer "Schlüsselpunkt", an dem ihr doch wusstet, dass es richtig war? Ich könnte schon wieder heulen, er liegt vorbildlich auf seiner Decke und pennt, während ich schon wieder heulen könnte!
 
Das ist wie in jeder Beziehung. Es gibt die Liebe auf den ersten Blick und welche, die erst wachsen muss. ;)
Erlebnisse schweißen zusammen. Nicht nur die Abenteuer draußen, auch die Kuschelrunden drin. Manchmal kommt er ganz überraschend. Vielleicht wenn er dich ansieht oder sich zärtlich anlehnt. Und plötzlich geht dir das Herz auf.
Gib euch Zeit.
 
Ich war vor dem Kauf mehrfach mit ihm spazieren und war total begeistert! Warum jetzt nicht mehr?! Sowas hatte ich echt noch nie!

Auf auf die Gefahr hin, dass manche diesen Vergleich als unsinnig erachten :D Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es sich so ähnlich anfühlt, wie eine Wochenbettdepresion bei Frauen nach der Entbindung. Sie freuen sich monatelang auf das kleine Würmchen und kaum ist es da, geht es einem plötzlich mies und man denkt, man sei die schlechteste Mutter auf Erden.

Sicher, bei Menschen und der Entbindung, liegt das an dem Hormonhaushalt, der sich nach der Geburt wieder einpendelt, aber eben auch an dem kompletten Umstellen des Lebens, auf ein völlig hilflosen Wesen, was zur Überforderung führen kann. Sowas passiert eben, auch wenn man wusste "worauf man sich einlässt".

Bei dir wird es nicht an Hormonen liegen, nehme ich an, aber vielleicht hat es ja ähnliche Hintergründe? Das Leben wird wieder umgestellt, vielleicht anders als erwartet, weil der Hund eben einen anderen Charakter hat, als der Alte ... :)
 
Den Vergleich finde ich gar nicht so schlecht, auch wenn es nicht die Hormone sein werden...

Irgendwie verstehe ich mich nicht, viel hat sich für mich nicht geändert. Ich bin ja auch vorher ohne Hund 3x am Tag spazieren (muss ich aus gesundheitlichen Gründen, brauche die Bewegung), ich habe wenn es hochkommt am Tag 30 Minuten, die er von meiner Freizeit benötigt, das ist ja fast nichts!
Und statt nur zu Saugen auch zu wischen, kann ja so viel nicht sein! Er nervt noch nicht mal, wenn ich abends koche, oder bettelt beim Essen oder kommt dauernd und möchte schmusen - der arme Kerl ist einfach nur zufrieden, wenn jemand da ist und er hin und wieder geknuddelt wird und raus kommt!
 
Meine Vermutung ist einfach, dass du eine sehr große Erwartungshaltung an dich und an den Hund haben könntest und dich das gerade sehr unter Druck setzt und du deshalb "dicht" machst. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege.

Ich glaube auch, dass Du das zusammenleben mit dem neuen Hund einfach zu "verkopft" siehst. Du erwartest von Dir selbst, dass Du dich freust. Machst Dir das Leben schwer, um ja nicht mit dem vorigen Hund zu vergleichen, dem Neuen wirklich gerecht zu werden.

Es ist schwierig zu sagen, erwarte nichts, hinterfrage nicht ständig Deine Gefühle für den neuen Hund, sondern lebe einfach.

Zusammenhalt und Bindung müssen wachsen. Das kommt ganz selten vor, dass es einfach "zooom" macht.;)

Ich hatte bei jedem neuen Hund einige Tage lang ein befremdliches Gefühl. Der war halt anders, das zusammenleben war anders, alle Reaktionen. Aber man sollte sowas halt nicht zergrübeln.
 
Danke, dass mich keiner "zerreisst" und mir ihr mir so verständnisvoll antwortet!

Ich hoffe, das ich meinen Kopf irgendwie noch frei bekomme, der kleine hat es echt verdient.

Echt krass, ich habe mich auf alles vorbereitet: Pipi und Haufen in der Wohnung, dass er sich vor Aufregung nicht "runterfahren" lässt, Nachts total umruhig ist, die ersten Wochen das raus gehen eine halbe Katastrophe ist und und und... Aber nicht damit...

Kann man auch "unterfordert" sein? Wie schon geschrieben, habe ich bei allem den schlimmsten Fall angenommen um sicher sein zu können, dass ich das mit einem Hund schaffe. Jetzt ist ja aber so, dass er echt nichts davon hat?! Klar, wir haben noch viel vor uns und spätestens in der Pupertät wird er mich sicherlich ordentlich fordern...

Liebe Grüße
 
Vielleicht ist er auch noch nicht ganz angekommen und zeigt seine Lausbuben-Eigenschaften erst noch :D Alles möglich.

Versuch einfach mal dich mit ihm, sofern er das mag, aber das las sich jetzt so, abends vor den Fernseher zu hauen, schön kuschelnd. Oder eben beim Lesen, wenn dir das lieber ist. Einfach mit dem Kopf ein wenig beschäftigt sein, aber eben nicht mit der Frage, wie es sich anfühlt, dass der Hund da bei dir liegt, wie es sich mit dem anderen angefühlt hat ... Einfach nur im Körperkontakt zu deinem Hund liegen, dich seicht beschäftigt wissen und schauen, wie sich das dann anfühlt, wenn er sich schmatzend und wohlig räckelnd neben dir bewegt und zufreiden seufzt, wenn du deine Hand vielleicht auf ihn legst. Sollte das für dich zu früh sein, aus welchem Grund auch immer, dann verschieb so was noch. Zu zwingen solltest du dich auf keinen Fall. Dann unternehmt lieber etwas sportliches, wo ihr beide dran Spaß haben könntet. Entweder nur ihr beide oder ihr sucht euch noch ein Mensch-Hund-Gespann und geht gemeinsam auf Entdeckungstour in einen Wald oder so :) Gemeinsame Zeit ist wichtig für Bindungen. Spaß und positive Erlebnisse tragen dazu natürlich bei :)
 



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