Kann jeder Hund alles lernen?

Diese Behauptung ist nun schon zwei mal gekommen:

man kann jedem Hund alles beibringen :)

Und es kann jeder Hund das Gleiche lernen.
Es kommt auf die Art an, wie man es ihm beibringt.

Deshalb wollte ich euch nun fragen, ob ihr das alles so seht?

Ich selbst bin nämlich der Ansicht, dass das eine These ist, die nett klingt, aber nicht haltbar ist. Wenn das so wäre bräuchte man keine Rassen für bestimmte Aufgaben. Dienstbehörden bräuchten genauso wenig eine gründliche Auswahl zu treffen wie die Ausbilder von Servicehunden. Und es gäbe erst recht keine "ausgemusterten" Hunde aus diesen Bereichen mehr, oder arbeiten da etwa nur unfähige Ausbilder?

Vielmehr denke ich, dass viele Hunde sogar recht genau eingeschränkt sind darin, was sie lernen können. Das, was zu ihrer Grundveranlagung passt, geht meist recht einfach. Anderes geht, braucht aber mehr Arbeit. Manches geht irgendwie, wird aber nie zuverlässig sein. Und wieder anderes geht einfach nicht, egal was man unternimmt. Oder schon mal einen Windhund beim Hüten gesehen? ;)
 
Oh da habe ich mal etwas interessantes gelesen: Eurasier sollte man keinesfalls als Schutzhunde ausbilden. Und zwar weil dieser selbstständige eigensinnige Hund bei der Ausbildung nicht den Angreifer (so in Schutzpakete eingepackt), sondern den Mensch da drin sieht. Er würde also in jedem Menschen eine potenzielle Gefahr sehen.
Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Ich würde es jetzt mit Felix nicht ausprobieren wollen. Aber mit dieser Info als Hintegedanke denke ich, dass nicht jeder Hund alles lernen kann.

Ich füge mal hier einen Ausschnitt aus einer Eurasierbroschüre ein:
Noch etwas: Sollten Sie daran denken, einmal Mannarbeit (Schutzarbeit) mit Ihrem Eurasier zu machen, da er ja schließlich als Wachhund einzustufen ist: Vergessen Sie es! Eurasier sind natürliche Wachhunde, die ihre Familie und ihr Territorium von selber verteidigen, wobei man sie gelegentlich eher bremsen denn anspornen muss. Eurasier sind und bleiben relativ eigenständig in ihrer Entscheidung, welche fremde Person wann eine Gefahr darstellt. Mit dem Eurasier Mannarbeit zu machen, hieße, den Sicherungsstift zu entfernen, ihm beizubringen, dass das Beißen von anderen Menschen erlaubt und mit Spaß verbunden ist. Es besteht dann die große Gefahr, dass er seine neuen Erkenntnisse auch ausprobiert, ohne auf Ihr Kommando zu warten. Also, Hände und Eurasier weg von der Schutzhundeausbildung! Dafür sind sie nicht geeignet!


Mein Hund mag außerdem keine Fremden. Er ist nicht aggressiv, will aber in Ruhe gelassen werden. Gerade als ich das Zaun-Thema gelesen habe, dachte ich mich, nein ich könnte Felix nicht beibringen, die Menschen zu lieben, die ihre Finger da durch den Zaun stecken würden. Er würde sich vielleicht von Fremden nach langer langer Arbeit/Training in meinem Beisein unwillig anfassen lassen, aber er würde, als der Eurasier den ich kenne, allein im Garten dennoch eine andere Entscheidung treffen, ganz egal was er gelernt hat.

Was mein, von der Rasse her, spezieller Hund außerdem nicht lernen könnte ließe sich jetzt hier so fortsetzen. Vielleicht sind dann einige der Meinung (wie im realen Leben), ich wäre einfach zu unfähig im das Alles beizubringen und es wäre ja so einfach ;) aber dazu muss ich sagen: holt euch erst mal einen solchen Hund, dann reden wir weiter :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mein, von der Rasse her, spezieller Hund außerdem nicht lernen könnte ließe sich jetzt hier so fortsetzen.
Mir fiel auch spontan Etwas ein,was ich meinem Hund niemals beibringen könnte...

...man könnte ihn niemals zum Schutzhund ausbilden,dazu ist er viel zu freundlich und unterwürfig,ich glaube er weiss nicht mal,das ein Hund überhaupt angreifen,geschweigedenn beissen kann...man könnte ihm vielleicht maximal beibringen,"den Bösen"zu erschlabbern ;)..

...ich könnte ihm niemals beibringen zu hüten...bis dahin hätte er die Schafe schon lange in alle Richtungen verjagt ;)...

...mir fällt bestimmt noch mehr ein ;)
 
Ja und Nein...

Ich denke, dass jeder Hund alles lernen kann, solange wir nicht von wirklich widernatürlichen Dingen sprechen. Allerdings wird je nach Veranlagung dieselbe Aufgabe für manche Hunde + Halter sehr leicht zu bewältigen sein, während sie andere vor große Herausforderungen stellen kann. Aber nur weil es eine größere Herausforderung ist, heißt es nicht, dass es nicht möglich ist.

Dennoch hat jeder Hund seine Grenzen, die es auch zu akzeptieren gilt und wo man sich die Frage stellen, wie sehr man den Hund in seinem Wesen verändern möchte oder ob es nicht einfach mal Sinn macht ihn als das zu akzeptieren, was er ist. Wir haben nicht umsonst Rassen mit verschiedenen Veranlagungen...

Den Unterschied sieht man dann oft nicht mehr in der Frage "ob" ein Hund etwas kann, sondern "wie gut" ein Hund etwas kann. Also in der tatsächlichen Leistung... Ein paar Beispiele...

  • Ein schnelles sportliches Platz wird ein Border oder auch viele kleine quirlige Rasse oft in Sekundenschnelle drauf haben. Mit anderen Hunden muss man das üben, wird es aber auch gut hinkriegen. Und es wird Hunde geben, die allein auf Grund ihrer Anatomie tendentiell nicht mehr so schnell umklappen können - große, behändige Hunde zb... Das heißt aber nicht, dass diese Hunde nicht auch ein gutes Platz aus der Bewegung hinkriegen. Nur eben nicht auf demselben Leistungslevel.
  • Ich bin davon überzeugt, dass man ausnahmslos JEDEM Hund mit ausreichend Zeit und Arbeit beibringen kann Personensuche zB auf der Fläche zu betreiben. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass man es auf der Ebene des Realeinsatzes nicht mit jedem Hund tun sollte. Auf dieser Ebene ist eine Leistung gefordert, die nicht mehr jeder Hund erbringen kann und sei es nur, weil er durch seine geringe Körpergröße, Anatomie, etc. nicht dazu in der Lage ist solange durchzuhalten oder weil er entsprechend seines Wesens nicht der Typ Hund ist, der auch unter wirklich schwierigen Bedingungen noch zuverlässig arbeitet. Das ist im Realeinsatz aber nötig...
  • Mein Collietier liebt es zu ziehen. Sie macht das mit viel Leidenschaft, freut sich einen Ast und ist mit vollem Eifer dabei. Krafttechnisch schafft sie aber nicht, was die anderen schaffen und gibt dann auf, wenn man es ihr zu schwer macht. Sie war vom Körperbau her schon immer ein schmales Rehlein, blitzschnell im Sprint aber nunmal kein Husky. Da ist sie nunmal ein Collie und gut ist's - deshalb kann ziehen ja dennoch Spaß machen.


So ganz generell, empfinde ich es jedoch viel zu oft so, dass die Leute zu schnell sagen "na das ist eben ein ...., mit dem geht das nicht". Deshalb lebe ich gerne das Motto "geht nicht, gibt's nicht" und wenn wir dann doch mal wo an Grenzen stoßen, leben wir auch gut damit :)
 
Meiner Meinung nach können Hunde nicht alles lernen. Meine Hunde werden die Verhaltensweisen nicht lernen für die es bestimmte Rassen gibt. Sie werden nicht hüten wie Rassen die dafür gezüchtet wurden, sie werden sich nicht wie Jagdhunde verhalten die nah beim Menschen arbeiten sollen. Sie können alles sicherlich ein bisschen lernen aber nie so gut wie die dafür gezüchteten Rassen.

Balou ist (meistens) mit Begeisterung beim Mantrailing dabei, ist aber für ernsthafte Personensuche nicht zuverlässig genug.
Mogli sucht ganz gut Dummys, wird aber kein Field Trial Retriever, egal wie oft ich das trainiere.

Sie werden auch nicht alle Tricks lernen die andere Hunde können. Sie werden nicht lernen wie Sandor Socken zu sortieren und sie werden nicht wie der Hund (Rico?), der mal bei „Wetten dass“ aufgetreten ist keine-Ahnung-wie viel Spielzeug am Namen unterscheiden.

Auf Hobby-Ebene oder leicht abgewandelt können sie sicherlich einiges lernen aber wir werden irgendwann an unsere Grenzen kommen.
 
So ganz generell, empfinde ich es jedoch viel zu oft so, dass die Leute zu schnell sagen "na das ist eben ein ...., mit dem geht das nicht".

oder ob es nicht einfach mal Sinn macht ihn als das zu akzeptieren, was er ist.

Ja, ich gebe zu, meine Antwort ist bei einigen Dingen immer: das ist halt bei uns so, weil ich einen Eurasier habe. Aber das ist tatsächlich so gemeint und nicht nur eine faule Ausrede.

Ein Beispiel: Er wird es nie lernen, den Futterbeutel draußen zu apportieren. Ich probiere das immer mal wieder. Er holt ihn NIE. Er weiß aber, was ich möchte. In der Wohnung apportiert er nämlich schon ;)
Aber wie willst du einem Hund beibringen, Dinge zu machen, die er einfach nicht machen will, nicht, weil er es nicht könnte, sondern weil er keinen Spaß daran hat? Oder anders: Wie willst du einen Hund beibringen, Spaß an so etwas zu haben?
Also ich hoffe du verstehst wie ich das meine.
Seit ich nach deinem zweiten Zitat lebe ;) ist es zwischen mir und meinen Hund viel enspannter. Ich habe einfach akzeptiert, dass es gewisse Dinge gibt, die Felix niemals lernen wird.
 
Die Aussagen oben stimmen in der Pauschalität nicht.
Sicher kann jeder Hund mehr oder weniger gut und schnell den Hausgehorsam lernen, auch die üblichen Ausbildungsdinge wie Fuss, Sitz, Platz und sowas. Ein paar Tricks sowieso.
Aber bei "Spezialfähigkeiten" - Schutzdienst, Jagd, Hüten - trennt sich dann schnell die Spreu vom Weizen. Und dann fragt es sich, wie sinnhaft es sein kann, einen Hüter zum Vorsteher zu quälen.
Und welche Leistung dann zu erwarten ist. Jeder Hund kann - rein nasenmäßig betrachtet - suchen, egal ob Mantrailing, Fährte oder Wundfährte bei der Jagd. Das ist eine Frage der Einarbeitung, weiter nichts.
Die Unterschiede liegen nicht in der Nasenleistung sondern im Konzentrationsvermögen und Erfolgswillen. Und allein deswegen sind Schweisshunde oder entsprechende Arbeitshunde besser geeignet.
 
Oder schon mal einen Windhund beim Hüten gesehen? ;)
Ja, in der Tat ;) Gut, kommt drauf an, wie man 'Hüten' definiert, aber als ich mein Reitbeteiligung hatte kam Hermes immer mit auf die Koppel und hat dann auch mal das Pferd umrundet und zu mir getrieben...
 
Diese Behauptung ist nun schon zwei mal gekommen:

Mein Gott.
Muß man denn hier alles bis ins kleinste Detail erklären?
Natürlich seinen Möglichkeiten entsprechend.
Und wenn ich mir einen Chi zulege muß ich wissen, das ist kein Hund zum apotieren!
Jetzt geht mal auf den Nenner, sonst kommt wirklich noch so ein Kalb auf die Idee kreuzt Windhund mit Border o.ä.
Die Rassebedingten Verhaltensweisen sollte einem Züchter und Neubesitzer wohl bekannt sein.
Sowas muß man doch in einem.Hundeforum nicht extra betonen?
Es ist an dem HH ob er diese Verhaltensweisen so umsetzt / umlenkt ( vorausgesetzt er ist in der Lage dazu) wie er es in seinem .persönlichen Umfeld braucht.
Und Grundgehorsam, Rückruf o.a.
ist ja wohl kein Problem bei einem normalen Hund den ich als Welpe bekomme.




Deshalb wollte ich euch nun fragen, ob ihr das alles so seht?

Ich selbst bin nämlich der Ansicht, dass das eine These ist, die nett klingt, aber nicht haltbar ist. Wenn das so wäre bräuchte man keine Rassen für bestimmte Aufgaben. Dienstbehörden bräuchten genauso wenig eine gründliche Auswahl zu treffen wie die Ausbilder von Servicehunden. Und es gäbe erst recht keine "ausgemusterten" Hunde aus diesen Bereichen mehr, oder arbeiten da etwa nur unfähige Ausbilder?

Vielmehr denke ich, dass viele Hunde sogar recht genau eingeschränkt sind darin, was sie lernen können. Das, was zu ihrer Grundveranlagung passt, geht meist recht einfach. Anderes geht, braucht aber mehr Arbeit. Manches geht irgendwie, wird aber nie zuverlässig sein. Und wieder anderes geht einfach nicht, egal was man unternimmt. Oder schon mal einen Windhund beim Hüten gesehen? ;)
 



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