Jagdtrieb - Anti-Jagd Training?

Luva

Gast
Hallo,

wenn ich mit Imani mal soweit bin, dass sie gerne und freiwillig Auto fährt, möchte ich das sie ihre Jagdpassion (Fährten nachgehn) kontrolliert ausleben kann.
Ich habe einen tollen Verein in meiner Nähe gefunden, der zum einen jagdlich geführte Hunde ausbildet als auch mit nicht jagdlich geführten (Jagd-) Hunden arbeitet.

Jetzt habe ich das mehreren Hundehaltern erzählt, und von allen kam: ich soll das bloß nicht machen, weil Imani ja sonst nie von der Leine könnte, und ich den Jagtrieb dadurch immens fördern würde. Ein Anti-Jagd-Training müsste da her.

Ich bin jetzt etwas verunsichert.
Mein Plan war eigentlich, bald einem zuverlässig abrufbaren Hund (das wollte ich mit dem Verein als erstes in Angriff nehmen, die sonst schon ganz toll kommunizierende Imani wird sowas von komplett taub wenn sie eine Fährte aufgenommen hat) seine im Blut liegende Bestimmung unter kontrollierten Bedingungen (gelegte Fährten etc) in regelmäßigen Abständen ausleben zu lassen.

Sind denn "arbeiten" dürfende Jagdhunde wirklich nie so abrufbar wenn sie im Modus sind, dass sie durchaus offline geführt werden können?? Kann ich mir nicht vorstellen.

Was passiert mit einem Jagdhund, der Anti-Jagd-Training eingetrichtert bekommt??

Ich vergleiche das in etwa mit HSH, die in der 3-Zimmer Stadtwohnung ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht nachgehen können, und die Endstation letztendlich ein Tierheim ist weil sie irgendwann durchknallen.
 
Was passiert mit einem Jagdhund, der Anti-Jagd-Training eingetrichtert bekommt??
Ich persönlich bin kein Freund davon,Verhaltensweisen die dem Hund sozusagen im Blut liegen,einfach radikal abzubrechen oder zu verbieten.
Ich finde ein "Umleiten"immer besser.
Mein Hund ist eine totale Jagdnase...zwar musste er auch lernen,dass Wild,Radfahrer,Inlineskater,Jogger usw.nicht gejagt werden,er aber stattdessen-strukturiert und mit mir zusammen -den Futterdummy und die Reizangel jagen darf,und wir gemeinsam Spuren verfolgen,wenn er sie mir anzeigt-ausserdem mache ich noch viel andere Nasenarbeit mit ihm.
Ich habe das Gefühl,dass er damit mehr als zufrieden ist.

"Was"nun wirklich mit einem Hund "passiert",der seinen starken Jagdtrieb nicht ausleben kann,und auch keine Alternativen geboten bekommt,hängt denke ich von der Gesamtsituation und jedem einzelnen Hund an sich ab-aber ich kann mir Verhaltensprobleme schon vorstellen.
Zumindest,denke ich,wäre der Hund wesentlich zufriedener,wenn er seiner Passion in irgend einer Art und Weise ausleben kann.
Sind denn "arbeiten" dürfende Jagdhunde wirklich nie so abrufbar wenn sie im Modus sind, dass sie durchaus offline geführt werden können?? Kann ich mir nicht vorstellen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dazu nichts sagen,da mein Hund draussen an der Schlepp ist,und ich ja so gesehen nicht richtig mit ihm "arbeite",sondern einfach nur für ihn,und weil es mir selbst auch Freude macht,etwas mit ihm zu machen,Alternativen biete.
Die Hunde der ansässigen Jäger (ich gehe mal davon aus,dass die jagdlich geführt werden).laufen beim normalen Spaziergang fast alle offline.
 
Was mir dazu spontan einfällt - zugegeben hab ich aber auch nie einen "richtigen" Hund gehabt, sondern immer nur meine Minis: Wenn es darum geht, dass sie ein Verhalten ausleben soll, dann steht es dir doch im Grunde frei, mit welchen Gerüchen du arbeitest, oder? Könntest dann für die Spurensuche nicht etwas verwenden, das sonst in Wald und Feld eben nicht vorkommt und sie von daher auch nicht draußen ungewollt getriggert wird?

Allerdings hat eine mir bekannte Trainerin mit ihrem Jagdhund mir gegenüber die Ansicht vertreten, sie würde ihm keinesfalls gezielte Sucharbeit beibringen. Einfach weil er sich momentan zwar sehr interessiert, aber noch ein wenig ungeschickt anstellt und von daher leichter ablenk- bzw. rückrufbar ist. Sie meinte, wenn der erst mal wüsste wie es geht, dann hätte sie ein ernstes Problem. Fand ich nun auch nicht ganz unlogisch.
 
Auch wenn „Trieb“ vom Wort her veraltet ist, ich kenne kein besseres.

Ich würde meinen Hund immer gemäß seinen Trieben arbeiten. Und auch bewusst in hohen Trieblagen (also wo alles ganz spannend ist).
Meine sind keine Nasenjäger, deshalb verwende ich als Beispiel den Teil der Jagdsequenz der für sie „das Höchste“ ist. Das Prinzip ist aber dasselbe.

Meine stehen auf Hetzen und packen. Ich mache Schutzhundesport mit Ihnen. Dort können sie Hetzen und Packen ausleben. Mit sehr viel hündischer Freude.
Klar, man kann jetzt sagen, sie entwickeln Spaß am Hetzen und Packen (und fressen Menschen). Aber sie Hetzen und Packen mit einem anderen Triebziel. Der wegrennende, kämpfende Mensch ist nur der Partner, der Bewegung in die Sache bringt. Das Triebziel ist der Ärmel, die Beute.
Ohne Ärmel kein Hetzen und Packen (machen sie wirklich nicht, der Rüde wird bei Vorführungen schonmal zum nackigen Helfer geschickt, der guckt nur blöd).

Aber sie können sich ausleben. Sie sind dafür (beim Dobermann kann man sagen nur dafür) gezüchtet.

Und ich habe einen wesentlichen Vorteil. Wenn ich meine Hunde auf dem Trieblevel des Schutzdienstes im Griff habe, habe ich sie auch bei geringeren Triebleveln im Alltag im Griff. So hoch wie im Schutzdienst kommen sie im Alltag nicht.

Ich würde dir raten: Geh Fährten! Gönn dem Hund den Spaß. Du wirst mit einem ausgeglichenen, zufriedenem Hund belohnt werden.

Ich setze bei meinen Ausführungen einen vernünftigen Aufbau mal Vorraus. Stümpert man rum, können die Ergebnisse massiv abweichen...
 
Die Meinungen der "mach unbedingt ausschließlich Anti-Jagd Training statt Jagdarbeitsgruppe" Hundehalter sind evtl. ja tatsächlich darin begründet, dass sie Leute kennen die es vielleicht nicht richtig aufgebaut und durchgeführt haben o_O

Auf die Idee, ihren "Trieb" zu unterbinden kam ich selber gar nicht, weil es mir Freude macht ihr zuzuschauen, wie emsig sie mit ihrer Nase "arbeitet".
Sie jedoch, ohne nicht mal ansatzweises Wissen meinerseits über Fährtensuche/Jagdverhalten/Jagdhundanteile im Blut/dementsprechenden Kommandoaufbau etc. mal eben sämtlichen Spuren nachgehn lassen kann und will ich natürlich nicht. Daher möchte ich alles unter fachkundiger Anleitung mit ihr zusammen erlernen, und nicht in einem überspitzt gesagt 08/15 Sonntags-Fährtenkurs.

Aber auch @Silkies kennt sogar eine Trainerin, die den Hund darin nicht "ausbilden" lassen würde:confused:

Ich war so voller Elan und Zuversicht, dass die jagdliche Arbeitsgruppe genau das richtige für uns ist, und jetzt erzählt mir im Umfeld jeder das Gegenteil, das nervt.:rolleyes:

@Maeusele hat das Prinzip vom Schutzdienst schön verständlich erklärt. Da herrschen ja auch recht üble Vorurteile bei einem Großteil der HH.
 
Jetzt habe ich das mehreren Hundehaltern erzählt, und von allen kam: ich soll das bloß nicht machen, weil Imani ja sonst nie von der Leine könnte, und ich den Jagtrieb dadurch immens fördern würde. Ein Anti-Jagd-Training müsste da her.

Der Begriff "Anti-Jagd-Training ist schon Mist. Der jeweilige Jagdtrieb - dazu unten - ist drin, den muss man nicht fördern. Deshalb irrt auch die Trainerin, die Silkies kennt und wird die entsprechenden Probleme noch bekommen.
Man kann bei den meisten Jagdhunden den Trieb sehr gut umlenken auf "gemeinsame Jagd" mit dem Focus, dass Jagd (Aktion, Trieb, Spass) da stattfindet, wo der Hundeführer ist. Das machen die weitaus meisten schon verkehrt.

Mein Plan war eigentlich, bald einem zuverlässig abrufbaren Hund (das wollte ich mit dem Verein als erstes in Angriff nehmen, die sonst schon ganz toll kommunizierende Imani wird sowas von komplett taub wenn sie eine Fährte aufgenommen hat) seine im Blut liegende Bestimmung unter kontrollierten Bedingungen (gelegte Fährten etc) in regelmäßigen Abständen ausleben zu lassen.

Das ist die richtige Einstellung. Wenn Imani Blutanteile des Schlages Jagdhunde hat, den ich vermute, kannst Du sie nur damit zufrieden stellen. Auch wenn später die Fährten 40 Stunden alt und 4 Kilometer lang sind. Solche Hunde sind mit ein bischen Dummy, Tricks und 500 Meter 3 Stunden alte Fährte nicht zu begeistern, nur zu langweilen.
Bis dato kannst Du Konzentrationsspiele mit ihr machen und damit die Bindung fördern. Nasenarbeit ist Konzentrationsarbeit, suchen kann im Grunde jeder Hund. Die Konzentrationsfähigkeit über Stunden und der Erfolgswille zeichnen den Arbeitshund aus.
Die gute Nachricht: Später wird der Trieb kanalisierbarer und die Tiere werden gelassener. Wenn etwas regelmäßig gemacht wird, wird es normaler, selbstverständlicher.
Und diese Gelassenheit und damit bessere Kontrollierbarkeit bekommst Du nie - nie -, wenn der Jagdtrieb durch entsprechendes Training unterdrückt wird.

Sind denn "arbeiten" dürfende Jagdhunde wirklich nie so abrufbar wenn sie im Modus sind, dass sie durchaus offline geführt werden können?? Kann ich mir nicht vorstellen.

Natürlich sind sie abrufbar, auch im Jagdmodus. Mehr oder weniger gut, je nach Rasse und Fähigkeiten des Hundeführers.
Es kommt aber sehr auf die Rasse des Hundes an, DEN Jagdhund gibt es ja nicht.

Ein Vorsteher ist auf enge Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet und selektiert, die kann man - und muss man auch - nicht nur abrufen, die sind während der Jagd dirigierbar. Und so muss man einen Vorsteher so ausbilden und arbeiten, das er das tut, wozu er gezüchtet wurde.

Ein Wachtel ist ein fernaufklärender Solojäger und ist ebenfalls lenkbar. Aber schon nicht mehr so gut und präzise wie ein Vorsteher. Man muss einen Wachtel ausbilden und arbeiten, wie es ein Wachtel braucht und wofür er gezüchtet wurde. Der rennt 2 Kilometer vom Hundeführer weg, sucht und findet Wild und treibt es ihm zu. Das macht er - wenn er gut ausgebildet wurde - selbständig und macht auch schon mal sein Ding, wenn er der Ansicht ist, sein Hundeführer sei ein jagdlicher Volltrottel. Man glaubt nicht, wie oft mein Bretone mich fast mitleidig anschaut, wenn ich den ins Schilf schicke und der nach 5 Metern stehenbleibt und sich umschaut :): "da ist nichts drin, merkst du nichts"?

Ein Dackel als Bauhund arbeitet unter Tage und muss sehen, wie er da fertig wird - ausserdem sind Dackel ja ohnehin schon gleich Mitglieder des Vorstandes. Wer versucht, einen Dackel wie einen Weimaraner zu führen, erleidet Schiffbruch.


Was passiert mit einem Jagdhund, der Anti-Jagd-Training eingetrichtert bekommt??

Der wird unglücklich, neigt zu originellen Verhaltensweise und geht früher oder später je nach Trichter kaputt. Die geben sich auf und trotten nur noch mit.

Ich vergleiche das in etwa mit HSH, die in der 3-Zimmer Stadtwohnung ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht nachgehen können, und die Endstation letztendlich ein Tierheim ist weil sie irgendwann durchknallen.

Richtig, so ist es. Jagdhunde - extreme Rassen wie Heideterrier mal ausgenommen - machen sich dicht und knallen eher nicht durch. Die sind nämlich - viele Hundetrainer übersehen das - durchaus sensibel.

Auch wenn „Trieb“ vom Wort her veraltet ist, ich kenne kein besseres.

Ich würde meinen Hund immer gemäß seinen Trieben arbeiten. Und auch bewusst in hohen Trieblagen (also wo alles ganz spannend ist).

Genau so, man kann doch auf Dauer nicht gegen die Natur eines Lebewesens arbeiten. Jagdhunde sind - wie alle Arbeitshunde - auf den Tätigkeitsbereich ihrer Rasse spezialisiert und müssen arbeiten. Dann sind sie zufrieden und müssen keineswegs ständig zur Jagd. Ähnlich wie ein Mali, Dobi oder Rotti nicht permanent auf dem Hundeplatz oder als Diensthund bei der Demo sein muss.

Edit: Nimm mal das Gequatsche von irgendwelchen Leuten nicht ernst. Auch die handelsüblichen Hundetrainer können mit Jagdhunden wenig anfangen und behandeln sie im Sinne von Ausbildung wie "Normalhunde". Das wird nichts.
Bei den Jagdleuten bist Du in den absolut richtigen Händen, da sei mal sicher.
Und bitte, Tanja: mach nicht irgendwas mit dem Hund, was Hundetrainer oder irgendwelche Leute Dir sagen. Baust Du richtig auf, sitzt der Rückruf eines durchschnittlichen Jagdhundes in 2 Wochen. Machst Du es falsch, sitzt er nie. Warte, bis Du zum Training kannst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Trieb den der Hund mitbringt, ist doch etwas wunderbares. Heutzutage wird er von den meisten Menschen aus unbrauchbar angesehen, denn wir sind (mehrheitlich) keine Jäger mehr, wir haben kein Vieh mehr das Schutz braucht oder getrieben werden muss. Dennoch bringen auch unsere Hunde gewisse Veranlagungen mit. Damit läßt sich wunderbar arbeiten.

Gerade die Arbeit mit dem Trieb des Hundes und auch in hohen Trieblagen macht ihn doch erst führbar. Man fängt klein an und arbeitet sich dann hoch.
 
Ich würde diese Vranlagung ebenfalls als etwas positives sehen und sinnvoll nutzen. Also nicht den Trieb versuchen zu unterbinden sondern gezielt zu fördern bzw zu lenken. Ich denke, dass daran beide Spaß haben werden und dies ein wunderbarer Ausgleich ist. Probleme, die irgendwelche Leute da sehen, wird es- vernünftig gemacht- nicht geben.
Also bleib deinem Plan treu!
 



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