gestern kam es spontaner Weise dazu, dass wir uns zwei Hundehalterinnen anschließen konnten. Die eine war eine Freundin von mir, sie war mit ihrem Dackel (Spencer, 1 - den kennt Ally schon), die andere war mit ihren zwei Hunden (Dackel, 1 und Ridgebackhündin, 2) mit dabei. Nachdem Ally sehr offen und interessiert auf unserer Einfahrt rumhüpfte und den Kontakt zu den anderen drei suchte, schlossen wir uns also für ein kleines Stückchen an. Zunächst liefen wir etwas hinter den anderen, Ally zeigte weiterhin großes Interesse und wollte zu den anderen Hunden. Als wir dann außerhalb des Dorfes waren, passierte jedoch das denkbar ungünstigste. Wir leinten die Hunde los. Und prompt rannte die Ridgeback Hündin Ally über den Haufen, diese war gleich so verschreckt davon, das sie reißaus nahm und sich erst gute 50 Meter weiter hinsetzte. Die Hundehalterin brach ihre Hündin selbstverständlich gleich ab und diese kam auch gleich zurück. Für Ally reichte dies jedoch aus, um keinen Meter mehr gehen zu wollen.
Also wartete ich, während die anderen (die Ridgebackhündin wieder angeleint) vorausliefen. Nach langem locken kam Ally auch wieder zu mir, doch sie blieb auf gehörigem Abstand und sobald die anderen nur etwas zu nahe waren, setzte oder legte sie sich wieder hin und es war kein vorankommen mehr mit ihr. Mit ach und krach und viel locken habe ich sie wieder nach Hause bekommen. Als ich sie zu Hause im Hof wieder ableinte, wagte sie sich erst mal keinen Milimeter mehr über die Türschwelle (die "wilde" Hündin stand ja schließlich noch vor dem Tor). Ich unterhielt mich noch ein bisschen mit den anderen, suchte Kontakt zur Ridgebackhündin, damit Ally merkt, dass diese ja gar nicht so schlimm ist, wie sie vielleicht dachte. Nach einigen Minuten suchte Ally zumindest wieder den Kontakt zu den Dackeln, was ich positiv bewerte.
Nach dem Erlebnis bekam sie eine großzügige Spiel- und Kuscheleinheit, danach war sie wieder sie selbst und schlief firedlich im Wohnzimmer. Dennoch mache ich mir jetzt ehrlich Sorgen, ob diese stürmische Begegnung bei meiner eh schon ängstlichen Ally alles versaut haben könnte.
Irgendwie scheint es so, als hätten wir nur Pech mit Hundekontakten. In den 4 Monaten, die sie nun bei uns ist, war das jetzt schon das dritte Mal, wo ein Kontakt mit anderen Hunden eher schlecht als recht verlaufen ist. Und das macht mir wirklich langsam zu schaffen.
Um der Angst gleich entgegenzuwirken, habe ich mich für Morgen mit meiner Freundin und Spencer für die Abendrunde verabredet, in der Hoffnung, Ally einen positiven Kontakt zu ermöglichen, mit einem Hund, den sie schon etwas näher kennt. Doch ich bin noch etwas ratlos, wie ich diesen angehen soll ...
Ach Mensch, das bereitet mir echt Kopfzerbrechen ...
Ich kann dich gut verstehen.
Ich wundere mich immer über die, die so absolut überzeugt davon sind, dass sie genau wissen was ihr Hund wann, warum und wie macht.
Ja, ein paar allgemeine "Wahrheiten" gibt es und es ist praktisch, wenn man die kennt und damit umzugehen weiß.
Aber dann kommt der individuelle Teil, der wirklich schwierige Teil.
Das, was vielleicht Charakter, vielleicht angeboren, vielleicht eine ganz frühe (Fehl)Verknüpfung ist und das kann beim super aufgezogenen Züchterhund ebenso passieren.
Das Wichtigste, nach meiner Erfahrung ist, den Hund richtig kennenzulernen und ihn komplett anzunehmen, mitsamt seiner "Baustellen".
Und dann daran zu arbeiten, ohne dass man den Hund charakterlich "auf links drehen" muss.
Manches muss man annehmen und managen, an vielem kann man arbeiten und beim Junghund sowieso.
Nach deinen Berichten schätze ich Ally als vorsichtigen, eher unsicheren Hund ein, der sein Heil eher in der Flucht sucht.
Trotzdem ist sie interessiert an anderen Hunden, würde gern spielen, das ist ja auch ziemlich labbitypisch.
Ich würde also, an deiner Stelle, nach vielen positiven Kontakten suchen.
Sowohl unterwegs, wie
@Kade1301 es beschrieben hat, als auch in den sozialen Medien.
Wenn dann ein solcher Kontakt zustande kommt würde ich etwas anders vorgehen als du es beschrieben hast.
Ich würde zuerst mal ein paar hundert Meter mit den angeleinten Hunden laufen und ich würde nicht ableinen, solange beide oder einer von beiden noch sichtbar aufgeregt ist.
Wenn sie an der Leine gelassen nebeneinander her laufen, dann würde ich erst ableinen, am besten an einer Wiese oder einem Feld.
Idealerweise so, dass sie im Einwirkungsbereich der HH bleiben, du also Ally zeitnah "helfen" kannst, wenn es zu wild für sie werden sollte.
Ein "über den Haufen rennen" gehört zu körperlich spielenden Hunden eigentlich dazu.
Wenn Kira spielt, dann genau so, sie rempelt, sie springen sich gegenseitig an, sie jagen sich wechselseitig.
Und das macht Kira hier täglich mit dem kleinen Murphy, schon als der erst 4 Monate alt war und er hat keinen Schaden davon getragen.
Für die Ridgeback Hündin war das also sicherlich "normales" Spiel und die Labbis, die ich kenne, die spielen haargenauso.
Deine Ally hat also vermutlich eher (noch) ein Problem mit größeren Hunden, die frontal auf sie zulaufen.
Das mögen meine Hunde beide nicht, solange sie den anderen Hund nicht kennen und für gut befunden haben.
Und das braucht halt ein bisschen Zeit, vielleicht wäre es auch angebracht, beim ersten gemeinsamen Spaziergang gar nicht abzuleinen und abzuwarten, bis Ally den Hund besser kennt.
Auf jeden Fall aber erst mal eine Zeitlang nebeneinander an der Leine laufen lassen, bis die erste Aufregung sich gelegt hat.
Auf die Weise hat Kira zwei ihrer drei Freunde gefunden. Wir sind mehrere Male mit den angeleinten Hunden gelaufen und haben dann erst abgeleint. Hat bis jetzt, über viele Jahre, gehalten.