Hunde brauchen keine "Erziehung"

Was bedeutet "Erziehung" in Bezug auf den Hund? Hier ein Versuch einer Definition:

Der Begriff lässt sich als hierarchisches, vor allem aber einseitiges Handeln definieren, mit dem Ziel ein anderes Lebewesen zu disziplinieren und festgelegte Erziehungsziele zu erreichen. Der Mensch ist der Erzieher und der Mensch der Zögling.

Erziehung kann jedoch nur innerhalb der selben Spezies stattfinden.

Bei der Hunde"erziehung" (ich mag das Wort nicht, da es kaum Spielraum für ein achtsamen Umgang mit den Hund erlaubt, sondern eher darauf abzielt den Hund unterzuordnen und menschliche Vorstellungen durchzusetzen, was die Bedürfnisse des Hundes und ein mitfühlendes Miteinander unmöglich macht) stoßen wir sehr bald auf Probleme, wenn wir davon ausgehen, dass der Hund ein minderwertiges Wesen ist, das es zu unterjochen gilt. Die Bereitschaft vieler Hundehalter, den Hund gefügig zu machen und sogar den Willen des Tieres zu brechen, ist aufgrund der m.E. falschen Sichtweise von Tier und/Hund und Mensch sehr groß. Dieser Umstand ist sehr traurig, denn Hunde sind mitfühlende, sehr interelligente und wunderbare Wesen, die nichts anderes möchten, als verstanden zu werden. Nur, hängt das einander Verstehen sehr davon ab, wie gut wir zuhören können und wir gut wir als Menschen in der Lage sind, uns auf die Kommunikation der Hunde einzulassen. Haben Sie Ihrem Hund schon einmal wirklich zugehört?

Ein Hund in einer Stadt sollte Verkehrsregeln lernen, um sicher zu sein. Das gehört dazu. Leicht gleiten wir aber durch die starke Präsenz von Hundeerziehern und Schulen, mit ggf. auch jeweils anderer Auffassung über das Richtig und Falsch, so manches Mal in eine Überstimulation ab, die den Hund unnötig überkonditioniert. Wir müssen beachten, dass die gängige Hundeerziehung, wie sie momentan propagiert wird, einen ganzheitlichen Eingriff in das System Hund darstellt, dass leider oft nur einem Ziel dient: Den Auffassungen über das Richtig und Falsch der gegenwärtigen "Kynologie" gerecht zu werden. Wir müssen dabei im Bewusstsein behalten, dass diese Auffassungen subjektiver Natur sind. Keine Wissenschaft hat es bisher geschafft, eine objektive Wahrheit ans Licht zu bringen. Wir befinden uns bei jeder Wissenschaft sehr stark im Bereich der Möglichkeit, als im Bereich der absoluten Wahrheit.
Die Wahrheit über Richtig und Falsch kann also nur dort zu finden sein: In der individuellen Beziehung zwischen dem Hund und seinem Halter. Wer kann unseren Hund und die Wechselwirkungen zwischen ihm und uns besser kennen und einschätzen, als wir selbst?

Wenn wir gelernt haben zuzuhören, benötigen wir keine "Erziehung" mehr. Wir agieren und interagieren aus einem Moment der beidseitigen Kommunikation. In Augenhöhe. Auch ein Hund ist ein Wesen, das Gefühle hat und seine Probleme mit der Welt, mit der Entwicklung und mit dem Leben an sich. Genau wie wir. Die Theorie, dass Tiere keine Gefühle haben und nicht intelligent wären, entbehrt jeder Grundlage. Sie fußt auf der Überzeugung, Tiere seien weniger wert - dem Überlegenheitskomplex des Menschen. Aber jeder, der mit Tieren lebt und sie beobachtet wird an diesem Punkt sehr vehement widersprechen. Warum? Weil es noch andere Ebenen gibt, als die der Logik und der Analyse. Wir spüren, sehen und hören auch auf anderen Ebenen, was uns ein unerschütterliches Wissen über die Tatsachen vermitteln kann. Und das ist eine Kommunikation, die über die körperlichen Sinne hinaus geht. Wir alle haben es und tun es. Nur ist es uns gar nicht bewusst.

Hier ein Buchtipp, der mich zu diesen Gedanken angeregt hat:

Hunde brauchen keine Erziehung
Stefan Eßig

Viele Grüße Tamelca & Axel (14 3/4, Appenzellermix)
 
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Irgendwie steige ich da nicht durch und ich bin nach wie vor der Meinung:

Meine Hunde brauchen Erziehung. Und die so mancher Mitmenschen ebenfalls.

Mein Großer hat meinem Kleinen beigebracht, wie man sich innerartlich begegnet und das ist auch gut so. Aber ich habe beiden beigebracht, wie sie den Menschen zu begegnen haben. Und noch ein paar Kleinigkeiten mehr...
Auch das ist Erziehung!
 
Hallo
Das ist echt ein Ding. Wenn man jemanden erzieht, hält man ihn für minderwertig...:frech4:
 
Erziehung ist erstmal lernen und für mich überhaupt nicht negativ verknüpft.
Und selbstverständlich muss ich meinem Hund in meiner Welt lehren zurechtzukommen,vor allem mit mir zurechtzukommen.
 
Führen wir doch Demokratie zwischen Hund und Halter. Stellen ein Kummerkasten für den wau-wau. Besprechen wir noch den Tagesablauf mit den Hunden... Ah, man kann sooo viel machen...
Ein Hund ist dem Menschen untergeordnet. Aber doch deswegen nicht minderwertig. Mein Kind ist mir auch untergeordnet(zumindest noch), aber als M würde ich ihn nicht bezeichnen.
 
Hallo, es wäre schön wenn Du Dich in dem dafür vorgesehenen Bereich erst einmal vorstellen würdest!

Was bedeutet "Erziehung" in Bezug auf den Hund? Hier ein Versuch einer Definition:

Der Begriff lässt sich als hierarchisches, vor allem aber einseitiges Handeln definieren, mit dem Ziel ein anderes Lebewesen zu disziplinieren und festgelegte Erziehungsziele zu erreichen.

Erziehung hat meines Erachtens absolut nichts mit einer Hierarchie zu tun. Hierarchie ist nur ein anderes Wort für "Rangordnung" und da es sowas bei uns nicht gibt (ich bin nämlich kein Hund)... .

Der Mensch ist der Erzieher und der Mensch der Zögling.

Erziehung kann jedoch nur innerhalb der selben Spezies stattfinden.

Bei der Hunde"erziehung" (ich mag das Wort nicht, da es kaum Spielraum für ein achtsamen Umgang mit den Hund erlaubt, sondern eher darauf abzielt den Hund unterzuordnen und menschliche Vorstellungen durchzusetzen, was die Bedürfnisse des Hundes und ein mitfühlendes Miteinander unmöglich macht)

...reine Auslegungssache. Meine persönliche Definition von Erziehung lautet: basierend auf den Grundsätzen der Lerntheorie mit so viel Motivation und Spaß wie möglich auf positivem Wege ein Lernziel erreichen.

stoßen wir sehr bald auf Probleme, wenn wir davon ausgehen, dass der Hund ein minderwertiges Wesen ist, das es zu unterjochen gilt.

Wer von soetwas ausgeht, dem kann man nicht helfen. :denken24: Ich bin mir aber überaus sicher dass ein Großteil der Hundehalterschaft auch nicht diese Vorstellung teilt.


Die Bereitschaft vieler Hundehalter, den Hund gefügig zu machen und sogar den Willen des Tieres zu brechen, ist aufgrund der m.E. falschen Sichtweise von Tier und/Hund und Mensch sehr groß.
Dieser Umstand ist sehr traurig, denn Hunde sind mitfühlende, sehr interelligente und wunderbare Wesen, die nichts anderes möchten, als verstanden zu werden. Nur, hängt das einander Verstehen sehr davon ab, wie gut wir zuhören können und wir gut wir als Menschen in der Lage sind, uns auf die Kommunikation der Hunde einzulassen. Haben Sie Ihrem Hund schon einmal wirklich zugehört?

Ein Hund in einer Stadt sollte Verkehrsregeln lernen, um sicher zu sein. Das gehört dazu. Leicht gleiten wir aber durch die starke Präsenz von Hundeerziehern und Schulen, mit ggf. auch jeweils anderer Auffassung über das Richtig und Falsch, so manches Mal in eine Überstimulation ab, die den Hund unnötig überkonditioniert.

Und an dieser Stelle erwarte ich jetzt bitte mal eine präzise Erklärung was genau "überkonditioniert" sein soll! Meines Erachtens ist diese Behauptung nämlich absoluter Unfug (abgesehen davon dass ich mir sicher bin, dass es dieses Wort nicht mal gibt!).

Wir müssen beachten, dass die gängige Hundeerziehung, wie sie momentan propagiert wird, einen ganzheitlichen Eingriff in das System Hund darstellt, dass leider oft nur einem Ziel dient: Den Auffassungen über das Richtig und Falsch der gegenwärtigen "Kynologie" gerecht zu werden. Wir müssen dabei im Bewusstsein behalten, dass diese Auffassungen subjektiver Natur sind. Keine Wissenschaft hat es bisher geschafft, eine objektive Wahrheit ans Licht zu bringen. Wir befinden uns bei jeder Wissenschaft sehr stark im Bereich der Möglichkeit, als im Bereich der absoluten Wahrheit.
Die Wahrheit über Richtig und Falsch kann also nur dort zu finden sein: In der individuellen Beziehung zwischen dem Hund und seinem Halter. Wer kann unseren Hund und die Wechselwirkungen zwischen ihm und uns besser kennen und einschätzen, als wir selbst?

In einigen Fällen könnten Blinde mit Krückstock den Hundehaltern eher näher bringen wie sich ihre Hund in einer bestimmten Situationen fühlen, was sie sich wünschen... Liebe und Ehrgeiz machen eben auch manchmal blind. :jawoll:

Wenn wir gelernt haben zuzuhören, benötigen wir keine "Erziehung" mehr. Wir agieren und interagieren aus einem Moment der beidseitigen Kommunikation. In Augenhöhe. Auch ein Hund ist ein Wesen, das Gefühle hat und seine Probleme mit der Welt, mit der Entwicklung und mit dem Leben an sich. Genau wie wir. Die Theorie, dass Tiere keine Gefühle haben und nicht intelligent wären, entbehrt jeder Grundlage. Sie fußt auf der Überzeugung, Tiere seien weniger wert - dem Überlegenheitskomplex des Menschen.
Aber jeder, der mit Tieren lebt und sie beobachtet wird an diesem Punkt sehr vehement widersprechen. Warum? Weil es noch andere Ebenen gibt, als die der Logik und der Analyse. Wir spüren, sehen und hören auch auf anderen Ebenen, was uns ein unerschütterliches Wissen über die Tatsachen vermitteln kann. Und das ist eine Kommunikation, die über die körperlichen Sinne hinaus geht. Wir alle haben es und tun es. Nur ist es uns gar nicht bewusst.

"Kommunikation" ist traurigerweise in dieser Beziehung oft nur ein anderes Wort für Affektstrafe und Meideverhalten.

Hier ein Buchtipp, der mich zu diesen Gedanken angeregt hat:

Hunde brauchen keine Erziehung
Stefan Eßig

Viele Grüße Tamelca & Axel (14 3/4, Appenzellermix)

siehe oben
Viele Grüße
Anne :)
 
Mit "Überkonditioniert" meine ich, dass Hunden vor lauter "Erziehung" kein Raum bleibt für eigene Erfahrungen, weil er gelernt hat sich zu fixieren und sein Wesen darauf getrimmt ist, nach äußeren Reizen zu suchen, das ein belohnbares Verhalten abruft. Das kann durchaus zu einer Sucht werden und zu Neurosen führen, zu krankmachenden geistigen Abläufen, die den Hund in seinem natürlichen Impulsverhalten hemmen. Sicher kennen Sie als Hundehalter auch die Gefahr des Ball-Junkies, der durch unkontrolliertes Üben des Beuteverhaltens zu psychischen Problemen führt bei Hunden. Das würde ich beispielsweise als Überkonditionierung bezeichnen und als Sucht. Ist eigentlich ziemlich einfach ausgedrückt und ist selbstverständlich meine eigene Erfahrung.

Sie können natürlich gerne auf Ihrem Standpunkt bleiben. Ich habe lediglich in diesem Forum meine Sichtweise dargelegt. Wenn Sie damit nicht übereinstimmten, ist das völlig in Ordnung. Es ist allerdings in einer Demokratie üblich, dass man andere Meinungen respektiert. ;-)

Für mich steht das Wohl des Hundes im Vordergrund. Für Sie nicht? So wie früher alle glaubten, es wäre gut, Kinder antiauthoritär zu erziehen und nun viele dieser Kinder zu Wort kommen und das Gegenteil erzählen, wandeln sich die Ansicht über das richtige Miteinander mit der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins.

"Kommunikation" ist traurigerweise in dieser Beziehung oft nur ein anderes Wort für Affektstrafe und Meideverhalten.
Ich weiß nicht, was Sie damit meinen.

In einigen Fällen könnten Blinde mit Krückstock den Hundehaltern eher näher bringen wie sich ihre Hund in einer bestimmten Situationen fühlen, was sie sich wünschen... Liebe und Ehrgeiz machen eben auch manchmal blind.

Da liegt schon ein wenig Wahrheit drin...

Was das vorstellen betrifft: Über mich gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin nur ein Mensch, der Tiere liebt und seit fast 15 mit einem Hund lebt, der Axel heißt, und wie oben schon erwähnt, ein Appenzellermix ist.
 
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