Hund zieht Kind auf die Strasse-Kind schwer verletzt...

Mein Sohn, der nächsten Monat 8 Jahre wird, geht auch mit Nala "Gassi".
Ich habe das extra in ".." gesetzt, weil es bei dieser Gassirunde um eine Strecke von etwas über 300 m handelt, wovon ich sie 200 m beobachten und immer hören kann, sollte es Gebell oder Geschrei geben.
Nala trägt dann Geschirr und Halsband die 2m Führleine mit je einem Ende an Geschirr und Halsband fest, so effektiv nur 1m Leinenlänge zur Verfügung steht.
So kann Nala zb auch nicht richtig Schwung holen um voll in die Leine zu brettern.
Er wechselt auf die andere Seite des Weges wenn ein Hund kommt oder, sollte das nicht möglich sein, dreht um und kommt zurück.
Er kann Nala auch dann halten, wenn sie zieht.
(Klar, wäre er total abgelenkt und guckt nicht hin, könnte sie ihm die Leine aus der Hand ziehen)
Für ihn ist die Übernahme dieser Verantwortung ein enormer Booster für sein Selbstvertrauen und für sein Verständnis davon, das er selbst Dinge bewirken und beeinflussen kann.
Er ist stolz wie Bolle und es tut ihm sehr gut.
 
dazu müsstest Du die Umwelt und die anderen Hundebesitzer auch berechnen können...

Nein, berechnen kann ich sie nicht. Aber ich kenne unsere Gassi-Umwelt. Und ich kenne 90% der Hundebesitzer auf der Route.

Schau, du bist „nur“ Hundebesitzerin. Ich bin aber Hundebesitzerin und Mutter. Und ich sehe, wie gut es mir als Kind getan hat (ich war übrigens ab 10 Jahren allein mit einem DHS Gassi, der nicht leinenführig war und ca. 10 kg mehr hatte als ich und hatte kein einziges negatives Erlebnis) und wie gut es meiner Tochter tut.

Ja, eine Beisserei oder ein anderer Notfall wären dramatisch. Aber auch jeder andere Notfall wäre dramatisch und trotzdem dürfen Kinder in dem Alter zur Schule gehen, unbeaufsichtigt im Pool schwimmen und sich im Straßenverkehr bewegen. Ich kann mich auf ihre Reaktionen verlassen und mein Kind, das ich seit 11 Jahren täglich betreue und das nie in Fremdbetreuung war, sehr gut einschätzen.

Das mit dem Daumendrücken ist sehr nett, aber nicht nötig, da das was wir hier praktizieren kein High Risk Sport ist, sondern geübter und erprobter Alltag, ich drücke dir ja auch nicht die Daumen, dass du nicht beim Treppensteigen stolperst (oder sollte ich?).

Und noch mal zum Thema, dass der Vergleich Erwachsener und Kind hinkt: In Extremsituationen zählt viel mehr als biologisches Alter. Da spielen unglaublich viele Faktoren mit rein: Erfahrung, theoretisches Wissen, erlernte Strategie, Belastbarkeit, Sensibilität, Stabilität, Reife... um nur wenige davon zu nennen.

In einigen davon ist ein Kind zwangsläufig einem Erwachsenen unterlegen - aber in anderen nicht. Und ich bin mir leider sehr sicher, dass der Großteil der Hundehalter (das sind ja nicht nur belastbare, stabile, erfahrene Profis, sondern auch „unbelesene“ Senioren, labile Erwachsene, Menschen mit einer geringen Belastbarkeit) in einer Notsituation nicht besser als ein gut vorbereitetes, stabiles 11-jähriges Kind reagiert.
 
(...)ich drücke dir ja auch nicht die Daumen, dass du nicht beim Treppensteigen stolperst (oder sollte ich?).
Besser wär´s, Du hast keine Ahnung wie tollpatschig ich sein kann :oops:...:p
Nein,im Ernst.Du hast deine Meinung dazu,ich habe meine.
Natürlich kann ich es nicht aus der Sicht einer Mutter sehen-aber gerade deswegen sehe ich es ganz nüchtern,während Du das nicht kannst (nicht böse gemeint),weil bei Dir Emotionen mitspielen.
 
Interessantes Thema. Und ich kann beide Seiten verstehen in dieser Diskussion hier. Mir ging als erstes durch den Kopf, ob es gesetzlich überhaupt erlaubt ist, dass Kinder alleine mit einem Hund spazieren gehen? Dies habe ich dazu gefunden:

§ 1 HundehV:

„Wer Hunde außerhalb des eingefriedeten Besitztums führt, muss körperlich und geistig die Gewähr dafür bieten, jederzeit den Hund so beaufsichtigen zu können, dass Menschen, Tiere oder Sachen nicht gefährdet werden“

Ich bin als 8 - 9 jährige bei uns aufm Dorf alleine mit unserer Deutschen Dogge Romeo spazieren gegangen. Unverantwortlich - aus heutiger Sicht. Denn ich konnte diesen Hund nicht mal ansatzweise halten. Zudem war er aggressiv anderen Hunden gegenüber. Wenn uns ein Hund entgegen kam, habe ich die Leine um einen Pöller gewickelt, um ihn zu halten. Einmal hat es leider den Karabinerhaken gesprengt und ich stand in einer lautstarken Beißerei - Romeo hat den Nachbars-Schäferhund geschreddert. Weiß heute gar nicht mehr, wie das weiterging, außer dass der Schäferhund so verletzt war, dass er zum Doc musste.

Bei uns lebt ein halbstarker Labradormischling, ca. 1,5 Jahre, unkastriert und ca. 40 kg schwer in der Nachbarschaft. Er ist unberechenbar, vergewaltigt fast andere Hündinnen, da er so im Saft steht und gerät auch gerne mit anderen Rüden aneinander. Zudem hat er null Erziehung. Und hier geht häufig der Sohn, ca. 12 - 14 Jahre alleine mit ihm spazieren. Der hat überhaupt keine Kontrolle über den Hund, wenn der zieht, lässt der Junge die Leine fallen. Oder rennt in die andere Richtung in der Hoffnung, Appollo läuft hinterher. Alle Hundebesitzer sind mittlerweile mächtig sauer auf die Familie und machen einen riesen Bogen um den Hund. Ich befürchte, dass geht irgendwann mal mächtig schief.
 
„Wer Hunde außerhalb des eingefriedeten Besitztums führt, muss körperlich und geistig die Gewähr dafür bieten, jederzeit den Hund so beaufsichtigen zu können, dass Menschen, Tiere oder Sachen nicht gefährdet werden“

Da die Kinder in der Regel mit einem zusammenleben ;-) sind sie nicht ausserhalb des eingefriedeten Besitztums...
Aber ganz grundsätzlich macht der Satz a la körperliche und geistige Eignung natürlich Sinn - da ist dann immer die Frage der genauen Definition und Überprüfungsmöglichkeit. Denn auch leichte Menschen, Menschen mit bestimmten körperlichen und geistigen Behinderungen, Kinder ab einem bestimmten Alter, etc. können einen Hund sicher führen.
 
Uuups du hast natürlich recht, ich han das eingefriedete Besitztum auf den Hund bezogen - fälschlicherweise. Der viele Regen macht mich ganz nervös ;-)
 
Da die Kinder in der Regel mit einem zusammenleben ;-) sind sie nicht ausserhalb des eingefriedeten Besitztums...

Naja, aber es geht ja nicht um das Zusammenleben, sondern um das Führen außerhalb des eingefriedeten Besitztums, also außerhalb des eigenen Gartens :)

Hm, ich finde hier das "jederzeit" aussagekräftig. Denn jederzeit heißt für mich, dass man auch in der Lage sein muss, den Hund zu halten, wenn er zB. außerplanmäßig in die Leine brettert, da er irgendetwas tolles gesehen hat oder er sich durch ein ungewohntes Geräusch erschreckt. Und das kann m. E. kein Kind, aber sicherlich auch div. Erwachsene nicht.

Das ist für mich ein Grund, mir persönlich keinen Hund zuzulegen, der fast das gleiche wiegt, wie ich. Ich finde halt, egal wie gutl erzogen ein Hund ist, es kann immer etwas unvorhergesehenes passieren, was ihn aus dem Konzept bringt, wo er seine gute Erziehung einfach vergisst.

Meine beiden Jungs bringen zusammen momentan 34 kg an die Leine. Wenn die angeleint gleichzeitig überraschend eine Katze sehen und reinspringen, dann ist das schon nicht ohne. Wenn man dann in dem Moment unachtsam ist, die Leine zb. nur locker in der Hand hält, wären die mit Sicherheit weg.

Aber alles in allem finde ich es toll, wie deine Tochter das macht mit Sissi und wie du sie in die Erziehung mit einbeziehst. Und nur du kannst abschätzen, wie es bei euch in der Gegend ist und ob du es ihr zutraust.
 
Mir ging als erstes durch den Kopf, ob es gesetzlich überhaupt erlaubt ist, dass Kinder alleine mit einem Hund spazieren gehen?
Dazu würde ich mir die Frage der Aufsichtspflicht stellen.

Ich sehe das mal von der anderen Seite:
Ich bin mit Enzo unterwegs und mir kommt ein Kind (ca. 7 Jahre) mit Hund (Labbi-Mix) entgegen. Ich kenne beide nicht. Theoretisch müsste ich mir keinen Kopf machen. Ich kann ganz gut Hunde blocken und das Kind stellt für mich auch keine Gefahr dar - zumal Enzo von der Kraft her sich auch alleine durchsetzten könnte (das soll er aber nicht).
Kann das Kind den Hund wirklich halten? Wie reagiert der Hund? Wie reagiert das Kind?

Natürlich hat man irgendwo bei Erwachsenen die gleichen Bedenken. Aber da gehe ich erst mal davon aus, dass die Wissen was sie tun - wenn nicht habe ich aber weniger Hemmungen einen Erwachsenen "rund" zu machen statt ein Kind - dass es in meiner ersten Vermutung einfach nicht besser weiß. (Kinder sind für mich, außer man sieht es genau, nämlich erst mal unschuldig)

Bei uns war es immer so, dass die Kinder von klein auf je nach Alter und Erfahrung "die Führung" übernehmen durften. Aber es war halt immer noch ein Erwachsener dabei der zur Not eingreifen konnte. So konnte das Kind die nötigen Erfahrungen sammeln, lernen Situationen einzuschätzen und lernen, wie man am Besten reagiert.

Zudem sehe ich das auf andere Kinder bezogen etwas kritsch: Kind A darf alleine mit dem Hund raus. Das erzählt es natürlich Kind B. Kind B´s Eltern lassen es dann auch gehen, obwohl weder der Hund noch das Kind dafür geeignet sind - und ja, habe ich selbst schon mehrfach erlebt.
Das Ende war meistens alles andere als schön.
 
Zudem sehe ich das auf andere Kinder bezogen etwas kritsch: Kind A darf alleine mit dem Hund raus. Das erzählt es natürlich Kind B. Kind B´s Eltern lassen es dann auch gehen, obwohl weder der Hund noch das Kind dafür geeignet sind - und ja, habe ich selbst schon mehrfach erlebt.
Das Ende war meistens alles andere als schön.
Man kann dem Kind aber erklären, warum das mit dem eigenen Hund vielleicht nicht geht. Da liegt die Verantwortung bei den Eltern.
Mein Sohn durfte mit 8 Jahren mit dem Rad im Dorf unterwegs sein. Bei einem anderen Kind in einer anderen Wohnlage geht das vielleicht nicht. Dafür bin ich aber nicht verantwortlich.
 



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