Natürlich habe ich Frühs einen Zeitplan, weil ich ja nun mal pünktlich auf Arbeit muss.
Ein Zeitplan ist ja auch in Ordnung, wenn du arbeiten musst.
Wenn du morgens nur begrenzt Zeit hast, warum muss sie dann noch unbedingt "Kopfarbeit" machen oder ihr Futter suchen?
Nachmittags kann sie sich nur 45 Min. an der Schleppleine bewegen.
"Dann wird 18Uhr kurz getobt und im Wohnzimmer gespielt... dann bekommt sie meistens ihr Schaukel-Ei gefüllt oder einen Kauknochen."
"Dann ruht sie wieder bis ca 20Uhr, dann gibts eine kleine 20 minütige ruhige Gassirunde im Dorf.."
Das ist doch ein total langweiliges Leben für einen jungen Hund.
Sie muss laufen, toben, Kopfarbeit machen, wenn es im Tagesprogramm dran ist. Alles in kurze Einheiten gegliedert.
Die restliche Zeit "ruht" sie gelangweilt in der Wohnung.
Ich habe so viele junge Hunde aufgezogen. Nach einem Spaziergang von 1,5 Stunde können die immer noch stundenlang miteinander spielen, toben, das Grundstück erkunden, dummes Zeug machen, mir bei der Gartenarbeit zuschauen oder helfen, indem sie in Blätterhaufen springen, Zweige wieder verteilen, Löcher buddeln oder in die Schiebkarre springen.
Sie machen mal eine halbe Stunde Pause und spielen etwas Ruhiges oder schlafen mal ein Stündchen, aber dann sind sie wieder in Aktion.
Natürlich hat jeder einen halbwegs geregelten Tagesablauf, besonders wenn man arbeiten muss.
Aber in der Freizeit muss man keine durchgetakteten Pläne haben.
Es ist für Hunde (und besonders für junge Hunde) total wichtig, dass sie auch Freiräume haben, in denen sie selbst bestimmen.
Bei Kindern weiß man mittlerweile, wie wichtig das freie Spielen und Erkunden für die Entwicklung ist.
Eigenständige Erfahrungen führen zu Flow-Erlebnissen und somit zur Ausschüttung von Glückshormonen und zur Vernetzung der Neuronen im Gehirn.
Ohne diese Freiräume kann ein Hund/ein Mensch kein Selbstwertgefühl und keine Selbstwirksamkeit entwickeln.
Eigenständige Erfahrungen macht ein Hund NICHT durch Übungen, die der Mensch vorgibt.
Auch erwachsene Menschen brauchen noch Freiräume, in denen es keinen Plan gibt und wo sie einfach das machen können, wonach ihnen gerade ist. Das ist für die seelische Gesundheit und für die Weiterentwicklung sehr wichtig.
Dadurch das es mein erster Hund ist, habe ich natürlich auf die Erfahrung der Hundetrainier vertraut. Irgendwoher muss ich ja die Erfahrung kriegen.
Wenn du deiner Intuition vertraust, brauchst du keine Erfahrung.
Wenn du etwas über Hunde lernen willst, lies Artikel oder Bücher aus der Verhaltensforschung.
Hundetrainer können dir nur Methoden beibringen, aber kein Wissen über Hunde.
Ich habe noch nie gehört oder in Foren gelesen, dass Hundetrainer wirklich etwas über Hunde wissen.
Aber der eigene individuelle Hund ist immer etwas anderes und da gibt es kein patentrezept
Erziehungsmethoden gibt es unendlich viele, aber die können einen Hund nur sehr begrenzt zum alltagstauglichen Begleiter machen.
Die wirkliche Erziehung findet ohne Übungen statt. Sie ist das tägliche Miteinander zwischen dir und dem Hund.
Wenn es dir gelingt, ein Band zwischen euch zu knüpfen aus Liebe, Vertrauen, Zutrauen, Respekt - dann wirst du die wichtigste Person für deinen Hund.
Wenn der Hund dir folgt, weil er sich freiwillig an dich gebunden hat, dann ist die Erziehung ein Kinderspiel.
Hunde sind Rudeltiere, sie wollen sich binden. Also biete den Platz an deiner Seite an und hör auf, den Hund mit Methoden erziehen zu wollen.
Du hast das Alleinbleiben nach einer Methode geübt - aber es klappt nicht.
Das geht sehr vielen Hundehaltern so, die genauso konsequent wie du geübt haben.
Erziehungsmethoden machen aus Hunden keine folgsamen Alltagsbegleiter.
Die wirklich tollen umgänglichen Hunde haben dieses unsichtbare Band zu ihrem Menschen.
Sie folgen ihm, weil sie es wollen.
Sie vertrauen ihm, weil sie sich sicher sind "der weiß, was er macht".