Kann ein hervorragender Arbeitshund derartige körperliche Mängel aufweisen?
Kann er. Schwere Zahnfehler (u.a. Fehlstellungen und Missbildung des Gebisses), Einhoder, zu langer oder zu kurzer Rücken, zu lange oder zu kurze Beine, was zu Probleme in der Bewegung führt ( HD, ED) Fell, dass zur Arbeit nicht taugt, weil nicht wetterfest, Augenkrankheiten u.s.w.. Da gibt es noch eine Menge, womit früher trotzdem gezüchtet (obwohl es vererbt wurde) wurde und womit unsere Hunde auch heute noch zu kämpfen haben.
Und wenn die Mängel rein optischer Natur sind war das jahrhundelang auch kein Ausschlusskriterium weshalb Rassen vor 50-100 Jahren in nicht gerade geringem Ausmaß noch völlig anders, viel durchschnittlicher, ausgesehen haben ohne "typische" Rassemerkmale auf die heute übertrieben hoher Wert gelegt wird.
Auch damals wurde schon viel Wert auf Rassemerkmale gelegt. Nur konnte (oder wollte) sich kaum jemand einen Rassehund leisten. Dass blieb den Reichen vorbehalten. Das gewöhnliche Volk hatte Arbeitshunde ohne Papiere. Die kamen nie zu einer Ausstellung. Die hatten einfach zu arbeiten. Haben sie keine Leistung gebracht, wurden sie entsorgt.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Standard des DSH nie verlangt hat, dass die Kruppe so niedrig steht, dass der Hund nicht mehr normal laufen kann, oder
@foxymaus ? Weißt du, wie der Wahnsinn angefangen hat?
Der DSH sah ursprünglich so aus, wie der oft zitierte Ostdeutsche Schäferhund. Gerader Rücken, nicht so groß und wuchtig wie heute und das Fell war nicht so lang, dafür aber sehr dicht (also wetterfest). Er wurde in erster Linie als Arbeits- und Wachhund eingesetzt. Später dann auch als Sporthund. Als die Grenzen dann zu waren wollten viele im Westteil einen DSH, der kraftvoller aussieht und auch mehr Sprungkraft für den Sport mitbringt. Also, mehr Schub hat. Mehr Schub= schneller laufen und höher springen, mehr Kraft in der Hinterhand. Dazu mussten die Hinterbeine mehr Raum greifen. Also wurde er einfach tiefer gelegt. Dann sollte er ja auch was fürs Auge bieten. Also nahm man kurzer Hand den grauen DSH aus der Zucht. Die weißen waren ja schon raus und die braunen folgten. Nun auch noch die grauen. Man wollte den " Kommissar Rex" züchten. Also tief schwarz mit dunklem braun. Was ein schwerer Fehler war. Die Farbe ging verloren und wurde immer heller. Was hatte man nun gezüchtet? Einen kranken (HD, ED) Hund, dem auch noch die Farbe verloren ging.
Im Ostteil wurde aber weiterhin der arbeitsstarke und sportliche DSH gezüchtet und man legte als Züchter großen Wert darauf, seine Welpen als Sport- und Arbeitshund zu verkaufen. Also für Sportler oder als Arbeitshund an der Herde oder als Diensthund. HD und ED waren fast ein Fremdwort. Dann wurde die Grenze geöffnet und man hatte plötzlich zwei Typen DSH. Der Osthund war der beste Arbeits- und Sporthund und der Westhund war der "schöne" Ausstellungshund, der die Preise abräumte. Viele Ostzüchter wollten nun auch den schönen Hund, der die Preise abräumt. Der Westzüchter freute sich, denn er hatte seinen Zuchtfehler ja bereits bemerkt. Rex wurde gekauft als gäbe es kein morgen mehr. Der "Ostschrott" wurde verscherbelt und viele züchteten nur noch mit dem Rextyp. Wer kaufte nun aber den "Ostschrott" für nen Apfel und nen Ei? Der Westzüchter! Zum Glück gab es Züchter, die den Leistungsstarken DSH weiter züchten wollten, obwohl damit kein Blumentopf auf Ausstellungen zu gewinnen war. Dafür aber im Sport. Da standen sie ganz vorn. Na und nun gibt es eben den DSH aus Schönheitszucht und den aus Leistungszucht. Wobei die Hunde aus der Leistungszucht (m.M.n.) die gesünderen sind. Zumindest was HD und ED betrifft. Dass nur mal ganz kurz und knapp angerissen. Ach ja, du hast Recht. Der Standard schreibt die stark abfallende Kruppe nicht vor.
Was ich sagen will: In der "ordentlichen", unter den klassischen Dachverbänden organisierten Rassehundezucht ist nicht alles perfekt. Aber meiner Meinung nach besser als anderswo.
Stimmt.