Gerettet

Viel zum Lesen und Nachdenken (hab ich grad gefunden, weiß aber nicht, ob diese Geschichten hier reinpassen):

Gerettet!

Unsere Blicke haben sich getroffen, als sie meinen Korridor entlangging und in die Zwinger schaute. Ich spürte ihre Not sofort und wußte, dass ich ihr helfen mußte. Ich wedelte mit dem Schwanz, nicht zu stark, damit sie sich nicht fürchten würde.

Als sie an meinem Zwinger stehenblieb, habe ich ihr den Blick nach hinten versperrt, damit sie das kleine Mißgeschick, das mir passiert war, nicht sehen würde. Ich wollte nicht, dass sie erfährt, das ich heute nicht ausgeführt worden bin. Manchmal haben die Leute hier so viel zu tun, und ich wollte nicht, dass sie einen schlechten Eindruck von ihnen bekäme.

Als sie die Karte mit meiner Beschreibung las, habe ich gehofft, dass meine Vergangenheit sie nicht traurig machen würde. Ich kann nur nach vorne schauen und möchte jemandem etwas bedeuten. Sie beugte sich zu mir herunter und machte leise Kussgeräusche. Ich drückte meine Schulter und meinen Kopf gegen die Gitterstäbe, um sie zu beruhigen. Sanfte Fingerspitzen streichelten meinen Nacken, sie hat die Gesellschaft dringend gebraucht. Eine Träne lief ihr über die Wange und ich hob meine Pfote, um ihr zu versichern, dass alles gut werden würde.

Kurz darauf öffnete sich meine Zwingertür und ihr Lächeln strahlte mich so an, dass ich sofort in ihre Arme gesprungen bin.
Ich versprach ihr, dass sie bei mir in Sicherheit wäre.
Ich versprach ihr, sie immer zu begleiten.
Ich versprach, alles dafür zu tun, dass ich ihr strahlendes Lächeln und das Glitzern in ihren Augen sehen würde.

Ich hatte solches Glück, dass sie ausgerechnet meinen Korridor entlanggegangen ist. So viele andere sind da draußen, die noch nicht diese Korridore entlanggegangen sind.
So viele, die noch gerettet werden müssen.

Wenigstens konnte ich einen von ihnen retten.
Ich habe heute einen Menschen gerettet.
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Ein Gespräch zwischen Hund und Mensch

“Hallo? Hallo! Haaalllooo!!” Der Mensch schaut verwirrt um sich, da er doch allein mit seinem Hund zu Hause ist. Wieder: “Hallo! Hallo, so hörst du denn nicht, Mensch?” Mensch: “Ja, ich höre, wer spricht denn da?”

“Ich bin es, dreh dich doch mal um, Mensch!”

Mensch: “Hund, bist du das?”

Hund: ,,Ja, ich bin es, warum hörst du nicht, wenn ich dich rufe?”

Mensch: “Aber, Hunde können doch nicht sprechen!”

Hund: “Doch, können sie, ihr hört es nur einfach nicht.”

Mensch: “Hören ? Ja, aber wie denn ?”

Hund: “Wir schauen euch an und sprechen, wir geben euch die Pfoten, wir legen unsere Ohren vor oder zurück, und manchmal, aber auch nur, wenn ihr uns schlecht behandelt, zeigen wir auch die Zähne, nur ihr wollt uns einfach nicht hören.”

Mensch: “Hund, wenn ich gewusst hätte, dass du sprechen kannst, hätte ich dir doch zugehört.”

Hund: “Siehst du, Mensch. Du hast schon wieder nicht zugehört, ich habe es dir doch soeben erklärt.”

Mensch: “Hund, du hast recht, und ich verspreche dir Besserung.”

Hund: “Mensch, wir mussten auch eure Sprache lernen, ist es da zuviel verlangt, wenn wir von euch erwarten, dass ihr wenigstens versucht, uns zu verstehen ?”

Mensch: “Nein Hund, du hast vollkommen recht. Aber dass ich dich jetzt so hören kann, hat das einen Grund?“

Hund: “Ja, das hat es in der Tat.”

Mensch: “Trage mir dein Anliegen vor!”

Hund: “Es geht darum, was ihr Menschen mit uns tut.”

Mensch: “Was tun wir denn mit euch?”

Hund: “Ihr foltert uns!”

Mensch: "Aber wieso das? Habe ich dich jemals schlecht behandelt? Habe ich nicht immer dafür gesorgt, dass es dir an nichts mangelt?”

Hund: “Mensch, was ich zum Leben brauche, gibst du mir und auch an Zuneigung sparst du nicht, aber...”

Mensch: “Aber was ? Erkläre mir bitte, was du meinst.”

Hund: “Es geht nicht nur um mich, es geht um alle Hunde zusammen!”

Mensch: “Ich verstehe dich nicht ganz!”

Hund: “Also gut, Frage: Unterteilen wir euch etwa in verschiedene Rassen?”

Mensch: “Ich weiß nicht, tut ihr es?”

Hund: “Nein, aber ihr tut es!”

Mensch: “Ist das ein Problem für euch?”

Hund: “An und für sich nicht, aber einige von uns sind derzeit arm dran und auch uns anderen, vor allem uns Großen geht es nicht gut!”

Mensch: “Hund, erkläre mir das bitte genauer!”

Hund: “Einige von uns - von euch unterteilte Rassen - zumeist, wurden schlecht behandelt. Manche wurden einfach zueinander getan und in schlimmen Fällen in Keller gesperrt. Wir haben Angst und niemand kommt, um uns zu trösten, unregelmäßig und selten bekommen wir Futter und Wasser. Einige fressen sogar Ratten vor lauter Hunger. Wochen-, manchmal Monatelang können wir die Sonne nicht sehen und das Gras nicht riechen.
In vielen Fällen sind wir wenigstens noch zu zweit, und wir trösten uns gegenseitig und haben uns lieb, manchmal auch so sehr, dass wir auch noch Nachwuchs bekommen, aber unseren Kindern geht es auch nicht gut. Den Müttern geht es an die Gesundheit, ihre Kinder zu nähren, und die Kleinen werden schwächer, weil keine Milch mehr da ist. Wir haben Angst, dass unsere Kinder nicht überleben.”

Mensch: “Hund, das ist ja furchtbar. Mich drückt das Herz!”

Hund: “Hör weiter zu! Eines Tages kommen die Folterer und bringen Menschen mit, und obwohl es uns so schlecht geht, freuen wir uns. Wir wedeln mit den Ruten und begrüßen den Besuch, doch anscheinend ist es nicht erwünscht, denn schon bald bekommen wir durch Tritte zu spüren, dass wir uns nicht freuen sollen. Die Mutter scheint zu spüren, dass etwas nicht stimmt. Sie fängt an zu knurren und zeigt den Menschen die Zähne.
Mit Gegenständen schlagen sie auf sie ein, und sie bleibt regungslos in einer Ecke liegen. Dann nehmen sie die Babys hoch. Sie packen sie im Nacken, und die Kleinen schreien und strampeln heftig, doch man lässt sie nicht los und so schnappen einige von ihnen in die Luft. Das scheint die Menschen zu freuen, und eine Menge Geld wandert von einer Menschenhand in die andere. Tag für Tag kommen die Menschen, bis alle Babys weg sind. Ihre Mutter rührt sich noch immer nicht.”

Mensch: “Hund, was hat das den mit mir zu tun?”

Hund: “Wir brauchen eure Hilfe, darum hör mir weiter zu! Es vergehen viele Tage ohne Futter und Wasser für den Vater der Babys, und der Hunger wird immer größer. Die Mutter hat sich seit Tagen nicht mehr gerührt, und es beginnt sich ein Geruch auszubreiten, den wohl jedes Tier kennt. Der Vater überlegt noch, ehe er sich angewidert daran macht, die Mutter aufzufressen, das ist der Überlebungsinstinkt, den wir Hunde haben. Irgendwann kommen wieder Menschen und er fletscht seine Zähne und knurrt, so laut er kann.
Er hört einen der Menschen sprechen, der sagt: ,,Jetzt ist er soweit. Jetzt hast du einen guten, scharfen Hund und er wird dir viel Geld einbringen." Die Menschen nehmen ihn mit nach draußen. Und obwohl er knurrt und die Zähne zeigt, wagt er nicht, die Menschen zu beißen, weil er nicht vergessen hat, was seiner Gefährtin widerfahren ist. Er wartet ab und geht folgsam, ohne Strick, mit den Menschen auf die Straße.
Er verhält sich ruhig, um nicht aufzufallen, und die Menschen werden unachtsam. In einer günstigen Minute rennt er los. Er rennt, so lange und so weit ihn die Pfoten tragen, und erst als er sicher ist, dass sie ihn nicht mehr verfolgen, läuft er gemächlich durch die Straßen. Zwischendurch schläft er in verborgenen Ecken oder unter Sträuchern. Doch nach einiger Zeit bekommt er Hunger und nähert sich den Häusern der Menschen. Er riecht an den Müllboxen, dass dort etwas Fressbares drin sein muss. Er schubst die Boxen um, was natürlich Lärm macht. Doch der Hunger ist stärker als der Fluchttrieb, und so bleibt er stehen.”

Mensch: “Hund, so komm auf den Kern der Sache, ich kann dir kaum folgen!”

Hund: “Gleich, Mensch gleich wirst du verstehen! Der Lärm macht die Menschen aufmerksam, die, sobald sie sehen, dass sich ein hungriger Streuner an den Boxen zu schaffen macht, mit Knüppeln auf ihn einschlagen und schließlich noch mit Steine bewerfen. Der Hund flüchtet, aber er hat sich gemerkt, dass die Menschen nicht nett sind, und so ist er bereit, sein Leben zu verteidigen. So begibt es sich, dass ein anderer Mensch mit Taschen daherläuft, aus denen es verführerisch riecht. Auf leisen Pfoten folgt der Hund dem Duft, und als der Mensch kurz wegschaut, wagt er es, seine Nase hineinzustecken. Jedoch bemerkt der Mensch das und fuchtelt mit den Armen herum und schaut den Hund böse an. Der Hund fürchtet erneute Schmerzen und beißt mal hier, mal dort hin.
Der Mensch liegt am Boden, doch in dem Augenblick erinnert sich der Hund an all die Qualen, die er erleiden musste, und seine Wut wird immer größer. Er handelt wie unter einem Zwang. Er fürchtet, dass die Schmerzen niemals mehr aufhören, wenn er loslässt, und hält fest. Dann ein lautes Geräusch! Etwas Warmes läuft an seinem Körper herunter und ihm schwinden die Sinne. Dann wird es um ihn herum dunkel. Er hat keine Schmerzen mehr und er kann nichts mehr hören. Er schwebt ins angenehme Nichts. Die Augen schließen sich, und lautlos geht er dahin, wo seine Leidensgenossen bereits seit langem sind.”

Der Mensch weiß nicht, was er sagen soll.

Hund: “Und weil solche schlimmen Dinge geschehen sind, sollen wir anderen alle büßen. Die Menschen begreifen nicht, dass sie die Bösen sind. Und andere Menschen lassen uns jetzt leiden. Wir bekommen so seltsame Dinger um die Schnauze, die scheuern an den Lefzen und hindern uns daran zu hecheln, was aber doch sehr wichtig ist, weil wir nicht anders schwitzen können. Dann sind wir auch noch an den Strick gefesselt, und wir dürfen uns nicht mehr frei bewegen. Wir sind darüber verärgert und brummeln auch manchmal unsere Artgenossen an. Wir verstehen uns ja selbst nicht mehr, da diese Dinge unsere eigene Sprache unkenntlich machen, was zu Verwechslungen untereinander führt.
Wir langweilen uns, und manche lecken sich zuhause auf ihren Decken die Pfoten oder wir beißen uns irgendwo, bis wir den Schmerz spüren. Warum nehmen sich einige Menschen das Recht heraus, uns zu foltern? Warum darf ich nicht mehr mit meinem Stock oder dem Ball auf der Wiese toben, was mich immer so angenehm müde macht? Zuhause darf ich nicht bellen, draußen durfte ich vorher immer, aber mit diesem Ding auf der Schnauze kann ich es auch dort nicht mehr tun. Der Ball war auch nichts für die Wohnung, da die anderen Menschen im Haus sich dadurch gestört fühlen. Wie und wo sollen wir uns jetzt austoben?
Mensch, ich kann dir leider nicht garantieren, dass ich fröhlich bleibe und dazu noch immer nett und freundlich bin - alles und jedem gegenüber. Mir fehlt das Spielen und Rennen und ich möchte auch meine vierbeinigen Freunde wieder sehen und mit ihnen herumbalgen können. Ihr unterhaltet euch doch auch und spielt auch eure Spiele. Ist unser Leben denn weniger wert als eures?”

Mensch: “Hund, ich weiß, was du mir sagen wolltest. Ich schreibe die Geschichte auf und sorge dafür, dass noch viele Menschen sie lesen. Und ich hoffe, dass auch sie begreifen werden, was du uns damit mitteilen wolltest. Hund, ist es das, was du möchtest?”

Diesmal bleibt der Hund die Antwort schuldig.

Mensch: “Hund? Hund! Huuunnnd! Warum sagst du nichts mehr?”

Der Hund schaut seinen Menschen offen an und schlägt mit der Rute schnell hin und her. Er hebt die Pfote, und der Mensch begreift, dass der Hund mit ihm spricht. Er nimmt die Pfote wie zum Handschlag und nimmt sich fest vor, die Geschichte weiterzugeben.
 
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