Freilauf - Darf man Hunde überhaupt frei laufen lassen?

Erster Hund
Hermes / Whippet (9)
Zweiter Hund
En-Lil / Whippet (4)
Hunde sind Jagdraubtiere.
Viele (wenn nicht sogar alle) Hunde haben Jagdtrieb. Natürlich äußert der sich in unterschiedlichen Formen und unterschiedlich stark.
Viele Hunde sind beim Jagen abbrechbar, manche nicht.
Wir leben auch in unterschiedlichen Gegenden mit unterschiedlich viel und unterschiedlich lebensmüdem Wild.

Dass niemand von uns will, dass sein Hund Wild jagt oder gar reißt, ist - denke ich - selbstverständlich.
Trotzdem sind Hunde Lebewesen und somit zu einem gewissen Grad unberechenbar.
Also: Ist es rechtlich und moralisch überhaupt irgendwie vertretbar, einen Hund, der nur irgendwelche Ansätze von Jagdverhalten zeigt (Hase springt direkt vor seiner Nase auf, er springt hinterher), ohne Leine laufen zu lassen?

Ist es andersherum überhaupt möglich, absolut auszuschließen, dass ein Hund sich jemals frei in ungesichertem Gelände bewegt? (Postbote lässt Tür offen, Autounfall und Hund entkommt...)
 
Es gibt immer extrem ausnahmen wo es passieren kann, dass der hund frei ist.

Moralisch ist es so weit vertretbar, wie der hund hört und der mensch damit umgeht.
 
Ich kann mit besten Gewissen meine Hunde ableinen. Sie buddeln nach Mäusen, aber das ist das einzige Jagdverhalten was sie überhaupt zeigen. An Hasen oder wild haben sie gar kein Interesse, ihren Jagdtrieb lenke ich von Anfang an durch Dummy oder Ballspielen. Wir haben schon alles mögliche aufgeschreckt: Hasen, Kaninchen, Rehe, Fasane, Füchse... sie schauen nur und kommen direkt zu mir damit ich den Dummy oder Ball verstecke/werfe.

Der Garten oder die Haustür kann bei uns offen stehen, die hauen nicht ab. Sie haben gar keinen Grund ohne uns raus zu gehen 🤷‍♀️
Ich finde es immer sehr witzig, wenn bekannte versuchen sich durch einen kleinen Tür Spalt zu zwängen weil sie Angst haben die Hunde hauen ab und ich vor ihnen dann die Tür komplett aufreiße und offen stehen lasse bis alle drin sind und ausgiebig begrüßt wurden 😂
 
Kommt das Thema wegen dem Post in der einen fb-Gruppe mit dem Galgo(mix?), der ein Reh gerissen und es noch lebend angefressen hat?

Also: Ist es rechtlich und moralisch überhaupt irgendwie vertretbar, einen Hund, der nur irgendwelche Ansätze von Jagdverhalten zeigt (Hase springt direkt vor seiner Nase auf, er springt hinterher), ohne Leine laufen zu lassen?
Rein rechtlich darf ein Hund Wild nicht verletzen, töten oder anderweitig massiv stören. Das fängt schon bei Bodenbrütern an und demnach dürfte dann kein Hund auch nur mit einer Pfote den Weg verlassen. Andererseits gibt es ja z.B. hier in Bayern keine generelle Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit, da man auch Hunde artgerecht halten und ihnen somit Freilauf gewähren muss/sollte.
Wenn man einen hochgradig jagdtriebigen Hund in dem Wissen, dass er bei jedem Wild sofort auslöst, überall offline laufen lässt, dann muss man meiner Meinung nach auch damit leben, dass ein Jäger das Recht hat ihn zu erschießen.

Ich für mich gehe mit Keks, die auf Sicht und Spur geht, einen Mittelweg. Nachmittags darf sie an gewissen Stellen komplett offine laufen, da dort erfahrungsgemäß zu gewissen Zeiten nicht mit Wild zu rechnen ist. Ansonsten ist die Schleppleine dran, die entweder schleift oder deren Ende ich in der Hand habe. Das kommt auf das Gebiet, das Wildaufkommen, ihre Verfassung und meine Stimmung (sie spiegelt mich sehr, habe ich einen schlechten Tag, reagiert sie wesentlich triebiger auf Wild) an.
Davon abgesehen, dass ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren könnte, wenn Wild durch sie zu Schaden kommt, möchte ich auch nicht, dass sie im Zweifel geschossen wird. Außerdem möchte ich auch nicht, dass ein Mensch dadurch in Gefahr gerät, indem sie über eine Straße rennt oder das Wild darauf hetzt.

Ist es andersherum überhaupt möglich, absolut auszuschließen, dass ein Hund sich jemals frei in ungesichertem Gelände bewegt? (Postbote lässt Tür offen, Autounfall und Hund entkommt...)
Nein. Man kann möglichst viel managen, aber kein Mensch kann jede mögliche Situation ausschließen. Die Labradorhündin einer Bekannten ist hinter einem Eichhörnchen her, blöderweise hat der Postbote das Gartentor offen stehen lassen und in dem Moment kam ein LKW. Sie ist vor Ort in den Armen ihrer Besitzerin verblutet. Vorher hat sie nie Ansätze von Jagdtrieb gezeigt, ein Hund ist eben immer noch ein, wie du es auch sagst, Jagdraubtier und man kann keine 100%ige Sicherheit geben.
 
Meine Beiden haben keinen (Amy) bis leichten (Hannibal) Jagdtrieb. Da Hannibal sich aber sehr gut abrufen lässt und er sich generell immer in meinem Dunstkreis aufhält, fände ich einen dauerhaften Leinenknast schon fast als Tierquälerei.

Wenn ich jetzt einen Hund mit extremen Jagdtrieb hätte, der sich auch mit dem entsprechenden Training nicht umlenken ließe, hätte ich ein Riesenproblem. Immer angeleint lassen (damit schließe ich die Schleppleine ein) und dem Hund dadurch jegliche Freiheit zu entziehen, würden mich sehr belasten....
 
Kommt das Thema wegen dem Post in der einen fb-Gruppe mit dem Galgo(mix?), der ein Reh gerissen und es noch lebend angefressen hat?
exakt.
Dass das nicht passieren darf steht außer Frage. Abegesehen davon, dass ich es für kein sonderlich normales Verhalten halte.
Im Zuge dessen kam natürlich auch immer wieder die Aussage, der Windhund an sich gehöre sich generell nur an die Leine.
Da stellt sich mir dann halt die Frage nach der artgerechten Haltung.
Dann braucht halt wirklich niemand einen Windhund halten. Außer er hat ein entsprechend großes, für Wild einbruchsicheres Areal.

Ja, meine laufen draußen weitestgehend frei. Wir sind dabei immer auf die Hunde konzentriert und schätzen sehr sorgfältig ein, was geht und was nicht.
Unser Hunde werden intensiv trainiert und auf Wildbegegnungen vorbereitet.
Trotzdem sind es reaktive Hunde und ich kann natürlich nicht zu 100% ausschließen, dass nicht doch irgendwann mal ein Reiz zu groß sein wird.
 
Also: Ist es rechtlich und moralisch überhaupt irgendwie vertretbar, einen Hund, der nur irgendwelche Ansätze von Jagdverhalten zeigt (Hase springt direkt vor seiner Nase auf, er springt hinterher), ohne Leine laufen zu lassen?

Für mich macht es einen Unterschied ob der Hund dem Wild hinterherspringt und selber abbricht oder durch Training rückrufbar ist oder ob er das Wild hetzt und dabei außer Sichtweite ist, nach Jagderfolg oder wenn das Wild bei einem Sichtjäger im Wald nicht mehr sichtbar ist zurückkommt. Den Hund aus meinem ersten Beispiel würde ich in einem wildarmen, übersichtlichen Gebiet und nicht auf dem Radweg neben der Bundesstraße ableinen. Für den Hund aus dem zweiten Beispiel würde ich nach einer Alternative für den Freilauf auf Feld- und Waldwegen suchen (eingezäunter Hundeauslauf, lange Schleppleine, rassegerechte Auslastung) und ich könnte es mit dem Schutz der Wildtiere und dass ich für das Leben meines Hundes verantwortlich bin und dass er nicht unter Schmerzen wie in @Shnarph s Beispiel in meinen Armen sterben soll nicht verantworten ihn abzuleinen.

Ist es andersherum überhaupt möglich, absolut auszuschließen, dass ein Hund sich jemals frei in ungesichertem Gelände bewegt? (Postbote lässt Tür offen, Autounfall und Hund entkommt...)

Ja, für mich zu 100 %. Der Postbote ist bei uns etwas nachlässig was das Hoftor angeht (ist ja auch nicht sein Problem 😉 ) und die Hunde sind in einem Zimmer eingesperrt wenn ich für Pakete unterschreibe und ich prüfe ob das Gartentor zu ist bevor ich sie wieder auf den Hof lasse. Das kannn ich durch das Fenster neben der Haustür sehen oder es ist in 10 Sekunden erledigt wenn ich auf den Hof gehe. Hunde sind für mich Tiere und daher unberechenbar und ich traue ihnen ALLES zu.

Bei mir sind ja Balou und Mogli an der Schleppleine und sie verhalten sich mit absoluter Sicherheit nicht anders als im Freilauf. Mein Mann lässt sie ab und zu auch ohne Schleppleine laufen und daher weiß ich, dass es keinen Unterschied im Verhalten gibt.

Im Moment ist hier Brut- und Setzzeit und ich lasse die Schleppleinen nur dort los wo ich sehr weit in alle Richtungen den Überblick habe und ich habe Wild bis jetzt immer vor den Hunden gesehen. Sobald ich merke, dass sie nicht mehr Zeitung lesen sondern eine Spur in der Nase habe (und das zeigen sie deutlich) nehme ich die Schleppleinen in die Hand. Und wenn ich Wild sehe natürlich auch.
 
Dass niemand von uns will, dass sein Hund Wild jagt oder gar reißt, ist - denke ich - selbstverständlich.
Sie buddeln nach Mäusen, aber das ist das einzige Jagdverhalten was sie überhaupt zeigen.

@Monstie geht nicht gegen dich persönlich aber wieso sind Mäuse für fast alle Hundebesitzer etwas anderes als andere Wildtiere?

Mir wird immer attestiert welch großes Glück ich hatte das Luke keinen Jagdtrieb hat. Dabei wird übersehen (ausdrücklich nicht hier im Forum!) was für Kopfstände ich machen musste damit selber der 9 Wochen alte Luke sich meiner überhaupt rückversichert hat.
Eines schönen Welpentages hatte Luke einen nach Mäuse buddelnden Hund vor der Nase und beschloss das könne er doch auch mal ausprobieren. Es war nicht der erste Mäusebuddelnde Hund aber Luke eben in einem sehen-und-probieren-Alter. Ich bin in 11 Jahren Luke 2x eskaliert. Dies war das eine Mal und es tat mir 2 Sekunden danach unendlich leid. Aber Luke hat seither nicht mehr gebuddelt, ist keinen Vögeln mehr hinterher gerannt (auch hier hatte er viele Vorbilder), hat im Wald keine Wege mehr einfach so verlassen und ist durchs Unterholz selbst wenn die komplette restliche Hundetruppe dort rumgetobt hat (für Luke immerhin das absolut höchste) usw.
Rückblickend war ich über diese Eskalation meinerseits damals dann doch froh. Luke war 5min lang down und konnte ein Leben lang enorme Freiheiten genießen. In anderen Bereichen hätte ich das auch gerne gehabt. 😄


Wobei ich es wie @Wautzi sehe

Für mich macht es einen Unterschied ob der Hund dem Wild hinterherspringt und selber abbricht oder durch Training rückrufbar ist

Die totale Kontrolle hat man im Leben einfach nicht.

Nicht beim Hund, nicht beim Kind, nicht als Verkehrsteilnehmer oder bei Krankheiten. In dem oben geschilderten Fall, sicherlich krass mit dem Reh wobei für mich die Vorgeschichte entscheidender wäre als ein einmaliger, egal wie dramatischer, Vorfall. Ist der Hund regelmäßig oder erstmalig unkontrollierbar gewesen. Ganz klar erstmal muss dieser nun engmaschig gesichert sein aber nicht unbedingt mit der Prämisse "sein restliches Leben lang".
 
Also: Ist es rechtlich und moralisch überhaupt irgendwie vertretbar, einen Hund, der nur irgendwelche Ansätze von Jagdverhalten zeigt (Hase springt direkt vor seiner Nase auf, er springt hinterher), ohne Leine laufen zu lassen?

Ist es andersherum überhaupt möglich, absolut auszuschließen, dass ein Hund sich jemals frei in ungesichertem Gelände bewegt? (Postbote lässt Tür offen, Autounfall und Hund entkommt...)

Rechtlich (Verpflichtung zur artgerechten Haltung) und moralisch (m.M. nach braucht jeder Hund ausreichend freie Bewegung) ist es für mich nicht vertretbar, einen Hund nur an der Leine zu halten. Ich sehe da aber den HH in Pflicht und Verantwortung, dass weder Menschen noch andere Tiere zu Schaden kommen.

Heißt, einen für wirklich jagdtriebigen Hund muß ich als Halter Möglichkeiten finden, das er sich in gesicherter Umgebung auch mal frei bewegen kann.

Meine Hunde sind nicht übermäßig jagdlich interessiert (ich habe das schon bei der Rassewahl berücksichtigt, das ich keinen Hund mit ausgeprägtem Jagdtrieb haben will).
Allerdings, wenn plötzlich was aufspringt wetzen die schon erstmal los. Sind aber gut abrufbar. Ali besser als Rosie, aber auch die kommt nach kurzem Sprint zurück.
Ich habe für uns den Kompromiß gefunden, die Hunde nur in übersichtlichen Gegenden frei laufen zu lassen. Da beide eher Sichtjäger sind, funktioniert das gut. Wo viel Gebüsch ist, bleiben sie an der Flexi. Und bspw. Waldwege dürfen sie nicht verlassen.

Und nein, ich denke, es ist nie absolut auszuschließen, das ein Hund mal unbeabsichtigt entkommt. Manchmal kann man garnicht so dumm denken, wie Dinge passieren.
Auch von daher halte ich es für wichtig, das ein Hund Freilauf gewöhnt ist und bestimmte Regeln gelernt hat. Denn ich könnte mir vorstellen, ein Hund, der nie frei laufen durfte, wäre mit der plötzlichen "großen Freiheit" auch überfordert und macht sonstwas. Oder läuft völlig planlos davon.

Mir sind auch schon Hunde "entkommen". Übern Zaun, durch ein offenes Gartentor, unterm Zaun durch. Oder letztens habe ich Rosie aus Versehen aus der Wohnung ausgesperrt. Einkäufe reingetragen, darauf geachtet, das die Katze nicht raus läuft und hinter meinem Rücken war Rosie dann draußen.
Passiert ist nie irgendwas. Meine Hunde, auch die früheren, sind immer in Hausnähe geblieben. Nie einfach losgestromert. Rosie ist auch nicht raus gelaufen, obwohl unten die Haustür offen stand, sondern hat sich vor der Wohnungstür bemerkbar gemacht.
 
Die Entscheidung ob ableinen oder nicht, ist doch sehr individuell.
Pointer zählen ja zu den"Vollblutjagdhunden". Da gehen die meisten von vorherein davon aus,dass man sie nicht ableinen kann.Ich tu es aber. Jollys Interesse gilt nur Vögeln, Blättern , Schmetterlingen und Libellen.Das Vogeljagen ist nunmal genetisches Erbe.Das kann ich nicht verbieten,er wird es trotzdem immer wieder tun.Aber: Er rennt dem startenden Vogel hinterher, dreht seine Runde und kommt dann wieder.Wir sind meistens auf freiem Feld unterwegs, und Wild läuft uns nur im Ausnahmefall über den Weg.Im Wald habe ich mit ihm den Freilauf auch schon trainiert, aber er fühlt sich da gar nicht so wohl.Und ich Bedenken habe,dass er die Jungtiere niedertrampeln würde, machen wir erst im Herbst mit Freilauf weiter.Also darf Jolly grundsätzlich frei laufen.
Dann ist da noch Pierrot,ebenfalls Pointer.Der sich zwar auch in erster Linie für die oben genannten Jagdobjekte ( Ausnahme Blätter) interessiert. Aber.. bis zur Erschöpfung Schwalben jagen kann.dieser Hund wird sicher nicht so abgeleint wie der andere. weil es auch für ihn gefährlich ist.Weil er z.T. in einen regelrechten rausch verfällt und da nicht wieder rauskommt.Allerdings reichen so einem Pointer 10m hinten und vorne nicht.Kompromiss: 30 bzw.50m.Momentan nur eine Strecke wo er bedingt ableinbar ist.
Jimmy seines Zeichens Windhundmix, kann im Winter öfter von der Leine als im Sommer,weil er dazu neigt in die Maisfelder zu verschwinden und dann auch gerne mal fündig wird.Aber nur an der Schlepp wird er depressiv.da muss man halt echt Kompromisse finden.
Flecki ,von der behauptet wurde, "kann nie von der Leine"..konnte man überall problemlos ableinen.Sie ist zwar dann und wann mal kurz ins Gebüsch,war aber spätestens nach drei Minuten wieder da.( Bis Jimmy kam..)
Fazit: Immer alles abhängig vom Hund und den Gegebenheiten.Einen Hund,der ausdauernd jagt,in wildreicher Umgebung mit aktiven aufmerksamen Jägern abzuleinen ist keine gute Idee.

Würde ich die Haustüre offen stehenlassen, müsste ich bei gutem Wetter gar nicht mehr gassi gehen.. rum um die Ecke und ab in den Garten..sie stehen auch mal am Rand der Einfahrt und beobachten die Spatzen gegenüber.Gehen aber nicht auf die Straße.
 



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