Fragen zur Anschaffung

Erstmal kann man eine Angst durch Zuwendung nicht bestätigen oder verstärken.
Zweitens lernt ein Hund durch Vertrauen, dass es nicht schlimm ist, wenn jemand das Haus verlässt.

Das kommt auf die Form der Zuwendung an. Wenn der Hund Angst hat bzw. unsicher ist, weil eine Person das Haus verlässt, erfährt er ja schon Zuwendung dadurch, dass die zweite Person weiter bei ihm ist. In Sichtkontakt und, falls er möchte, auch mit Körperkontakt. Dann muss er aber selbst kommen und anzeigen, dass er Körperkontakt möchte. In diesem Fall hat er selbst gehandelt, hat aktiv versucht, sein Problem zu lösen.
Das würde ich bestätigen.
Aber ich würde nicht von mir aus zu dem fiependen Hund gehen, ihn streicheln und auf ihn einreden und ihn in der passiven Position belassen.

Meiner Ansicht nach gibt die anwesende Person ihm dadurch Sicherheit, dass sie weiter unaufgeregt und gelassen das tut, was sie vorher auch getan hat, z.B. ein Buch lesen, Blumen gießen, Essen kochen usw.

Ich kann ja auch noch soweit mitgehen, dass ich dann ruhig ein paar Sätze mit dem Hund reden würde, allerdings ohne ihn anzuschauen oder gar zu streicheln, einfach nur, damit er meine Stimme hört und am Tonfall erkennen kann, dass alles ganz normal ist.

Wenn ich aber sofort zu ihm gehe, wenn er anfängt zu fiepen, ihn tröste, streichele und in dieser Form Zuwendung gebe, dann lernt er eigentlich nur, dass er meine unmittelbare Nähe und meinen Trost braucht, um mit der Situation umgehen zu können. Dann schafft er es nicht aus eigenem Antrieb und das sollte ja das Ziel sein.
Mein Motto wäre da eher Hilfe zur Selbsthilfe, ganz besonders in diesen alltäglichen Situationen, die ständig vorkommen und mit denen der Hund lernen muss umzugehen.
 
Marita, du denkst zu kompliziert.
Du solltest mal beobachten, wie Hunde in einem Rudel oder Familienverband miteinander umgehen.
Die trösten sich auch gegenseitig.

Aber ich würde nicht von mir aus zu dem fiependen Hund gehen, ihn streicheln und auf ihn einreden und ihn in der passiven Position belassen.

Meine Güte, "auf ihn einreden" ist doch völlig überzogen dargestellt.
Man kann freundlich mit ihm reden, ihn evtl. streicheln und trotzdem selbst gelassen bleiben.
 
Jetzt wo du das Rudel erwähnst, kommt mir da eine Erinnerung.

Letzte Woche habe ich aus Versehen meinen Kater Ivan abends in der Wohnzimmertür leicht "eingequetscht". Er ist mir plötzlich dazwischen gelaufen, als ich gerade die Tür schließen wollte. Ist nichts weiter passiert, aber Ivan hat laut gekreischt, das macht er immer, wenn ihm auch nur etwas "quersteckt" und ist dann beleidigt ins untere Stockwerk gelaufen.

Ich bin ihm natürlich hinterher gelaufen, habe mich vergewissert, dass ihm nix fehlt und wollte ihn wieder mit nach oben auf die Couch nehmen.
Er hat beleidigte Leberwurst gespielt und ich habe ihn dann unten auf dem Bett in Ruhe gelassen. Gehe wieder hoch, lege mich auf die Couch, Wohnzimmertür war geschlossen. Kira ist im Wohnzimmer herum gelaufen, ich dachte noch, jetzt sucht sie noch, ob sie irgendwo noch ein Stück von ihrem Knochen findet. Als sie 10 Minuten später immer noch im Wohnzimmer herumgetourt ist, dachte ich, sie muss vielleicht mal in den Garten.

Also Terassentür auf, Fehlanzeige, ungäubiger Blick, was soll ich bei Dunkelheit und Saukälte da draußen?
Dann hat sie sich vor der geschlossenen Tür postiert und mich fixiert. Völlig unnormal, weil sie seit über einem Jahr immer bei uns auf der Couch liegen möchte, wenn wir fernsehen, maximal in ihrem Körbchen.

Ich habe die Tür dann aufgemacht, sie rennt regelrecht die Treppen runter, ich gehe nachgucken und was sehe ich: Kira ist postwendend zu Ivan aufs Bett gehüpft und unterzieht ihn einer eingehenden Schnüffelkontrolle, ob auch ja alles in Ordnung ist. Der genießt das geradezu, drückt sich an Kira.
Ich bekomme einen prüfenden Blick von ihr, was ich da mit "ihrem Kind" angestellt habe, dann springt sie vom Bett, Ivan hinterher und beide laufen ganz selbstverständlich nach oben auf die Couch.

Also ja, ich muss zugeben, das hatte so einen Touch von "Trösten" und es hat offensichtlich gewirkt.

Ich werde mir deine Worte durch den Kopf gehen lassen.
 
Also ja, ich muss zugeben, das hatte so einen Touch von "Trösten" und es hat offensichtlich gewirkt.

Ich werde mir deine Worte durch den Kopf gehen lassen.


Ja, das ist Social Support unter Tieren.
Sie machen es nicht immer so auffällig wie in deinem Beispiel, aber sie gehen hin, berühren das andere Tier leicht mit der Nase oder dem Körper, sie nehmen Anteil.
 
Warum hast du ein Problem damit? Der Hund versucht, dich kennenzulernen, er versucht, eine Bindung aufzubauen. Es ist ein Fehler, ihn krampfhaft auf Distanz halten zu wollen.

Mein Text hört sich ein bißchen so an, aber es ging nur um die wenigen Situationen am Tag, in denen wir langsam anfangen, das alleine sein zu üben. Da haben wir ja zum Glück auch keinen Zeitdruck und Odie gibt das Tempo vor. Ansonsten spielen und kuscheln wir viel, ich rede viel mit ihm usw. Das klang jetzt wahrscheinlich anders, als es eigentlich ist. Wir kommen auch im Alltag super miteinander klar, manchmal habe ich das Gefühl, dass er intuitiv "richtig" reagiert, auch ohne Kommandos.
Am Samstag waren wir zusammen wandern (mit meinem Freund) und er war ein super Begleiter, wir haben zwischendurch im Wald verstecken gespielt, das macht uns beiden super viel Spaß.

Und warum ignorierst du ihn? Es wäre sozialer und empathischer, freundlich mit ihm zu reden.

Er hat das nicht mal eine halbe Minute gemacht. Ich habe mich dann so verhalten, wie Marita es vorgeschlagen hat:

Meiner Ansicht nach gibt die anwesende Person ihm dadurch Sicherheit, dass sie weiter unaufgeregt und gelassen das tut, was sie vorher auch getan hat, z.B. ein Buch lesen, Blumen gießen, Essen kochen usw.

Ich kann ja auch noch soweit mitgehen, dass ich dann ruhig ein paar Sätze mit dem Hund reden würde, allerdings ohne ihn anzuschauen oder gar zu streicheln, einfach nur, damit er meine Stimme hört und am Tonfall erkennen kann, dass alles ganz normal ist.

Wenn der Hund sehr lieb und sozialverträglich ist, dann hat er eine gute Erziehung.
Erziehung ist weitaus mehr als das Lernen von Kommandos.
Das Befolgen von Kommandos ist doch total nebensächlich, wenn er ein angenehmer Begleiter ist.
"Sitz, Platz, Fuß" kann der Hund immer noch lernen.

Ich habe am Telefon auch gesagt, dass er sehr lieb und sozial ist, aber keine Kommandos kennt, da habe ich das Wort Erziehung gar nicht erwähnt, das habe ich hier falsch wiedergegeben. Das ist ja für die Hundeschule wichtig, denn wenn sage, dass er total gut erzogen ist, gehen die ja vielleicht davon aus, dass er das schon kann, weil er ja auch schon älter ist.
Jedenfalls hat die Frau mir nicht richtig getraut und meinte: "Ob er sozial verträglich ist, da mache ich mir lieber selbst ein Bild von."


Dein Umgang mit Odie scheint sehr kopflastig zu sein. Vertrau doch bitte deinem Gefühl.

Da gebe ich dir recht, ich versuche alles richtig zu machen und reflektiere auch jeden Mist dreimal, das ist wahrscheinlich nicht so hilfreich. :nachdenklich1:
 
Strickfee, ich habe jetzt ein paar "Abhandlungen" zum Social Support gegoogelt und denke, Bubuka hat recht.
Was dort geschrieben wird, erscheint mir logisch und es bedeutet auch nicht, dass du deinen Hund mit Zuneigung überhäufen sollst, aber Ignorieren scheint auch verkehrt zu sein.

Wenn er wieder fiept, würde ich zu ihm gehen, ihn kurz freundlich ansprechen und, falls er das mag, auch kurz streicheln.
Dann würde ich in Sichtweite bleiben und weiter das tun, was ich auch zuvor getan habe.
 
Ok, danke für eure Hilfe!
Das werde ich das nächste Mal mal versuchen.

Als wir im Auto auf meinen Freund gewartet haben, habe ich auch mit ihm geredet, da war er erst nur komplett auf die Tür fixiert, hat sich dann aber nach einiger Zeit umgedreht.

Ich werde auch in nächster Zeit nicht die Wohnung verlassen, wenn wir alleine sind. Letzte Woche habe ich nur mal kurz die Altglaskiste reingeholt und da hat er fürchterlich gefiept. :-( Mir ist es lieber, so kleinschrittig zu üben, dass er gar nicht in eine solche Stresssituation gerät.
 
Mein Text hört sich ein bißchen so an, aber es ging nur um die wenigen Situationen am Tag, in denen wir langsam anfangen, das alleine sein zu üben.

Ich glaube schon, dass du insgesamt einen guten Umgang mit deinem Hund hast.
Nur, wenn er etwas lernen soll, dann fällst du in diese typischen Trainingsmuster.

Wie zum Beispiel jetzt das Alleinebleiben.
Es wird immer die Methode empfohlen: Der Hund darf nicht ins andere Zimmer folgen, er muss lernen, auf seinem Platz zu bleiben, zieh dir x-mal deine Jacke an und geh raus, keine Begrüßung, kein Abschiedswort usw. usw.

Diese Methode finde ich ziemlich daneben, weil sie einem sozialen Wesen nicht gerecht wird.
Ein Hund kann alleine bleiben, wenn er dich kennt und einschätzen kann, wenn er dir vertraut, wenn er sich in eurer Wohnung zuhause fühlt.

Das Hinterherlaufen des Hundes in der Anfangszeit unterstützt das Kennenlernen und die Bindung.
Ich lasse das immer zu (habe hier oft Pflegehunde aus dem Tierschutz), ich bestätige dieses Kontakthalten sogar durch freundliche Worte, durch eine Berührung, einen freundlichen Blickkontakt.

Ich sage den Hunden Bescheid, wenn ich kurz die Wohnung verlasse mit einem bestimmen Satz, z. B.: "Ich komme gleich wieder." Ich begrüße die Hunde freundlich und lobe sie, wenn ich wiederkomme.
So kann man bald die Zeiträume verlängern, weil man berechenbar wird für den Hund.
Der Hund möchte verstehen, was in seinem Umfeld passiert.

Da gebe ich dir recht, ich versuche alles richtig zu machen und reflektiere auch jeden Mist dreimal, das ist wahrscheinlich nicht so hilfreich. :nachdenklich1:

Die Methoden in der Erziehung sind ganz gut bei den Tricks wie "Sitz, Platz, Fuß".
Mit Methode meine ich eine Technik, wie man einem Hund so etwas beibringt.

Alles andere lernt ein Hund durch den sozialen Umgang. Da ist es besser, nach Gefühl zu handeln.
Wenn man ein intuitives Gefühl für den Hund entwickelt, dann ist das Leben einfacher.
 
Wie zum Beispiel jetzt das Alleinebleiben.
Es wird immer die Methode empfohlen: Der Hund darf nicht ins andere Zimmer folgen, er muss lernen, auf seinem Platz zu bleiben, zieh dir x-mal deine Jacke an und geh raus, keine Begrüßung, kein Abschiedswort usw. usw.

Diese Methode finde ich ziemlich daneben, weil sie einem sozialen Wesen nicht gerecht wird.
Ein Hund kann alleine bleiben, wenn er dich kennt und einschätzen kann, wenn er dir vertraut, wenn er sich in eurer Wohnung zuhause fühlt.

So habe ich das auch ausschließlich gelesen. Ich verstehe auch nicht so ganz, warum man den Hund nicht loben soll, wenn man zurückkommt.
 
Ich sage meinen Hunden, wenn ich weg gehe. Und freu mich mit ihnen, wenn ich wieder komme.

Wir haben keine Probleme mit allein bleiben, weder bei diesen, noch bei den vorherigen Hunden.

Sie können auch problemlos irgendwo warten und ich gehe außer Sicht. Auch da gibts verabschieden und begrüßen.

Übrigens latschen meine Hunde gern hinterher. Stört mich nicht wirklich. Gucken sie eben. Manchmal kommen sie auch und stupsen mich an (oder meinen Mann). Dann bekommen sie auch ein nettes Wort und ein streicheln.
Ich seh das alles nicht so kompliziert.

Wenn einer meiner Hunde fiepen würde, wenn jemand aus der Familie weg geht, würde ich ihn ablenken. Kurz ranrufen, ein bißchen knuddeln oder spielen. Und dann einfach weiter machen, was ich eben grad so gemacht habe.
 



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