Frage zum richtigen Verhalten in der Stadt!

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich habe mich gerade erst angemeldet, daher eine kurze Vorstellung:
Ich, Frauchen von einem belgischen Schäferhund (Groenendael), Rüde - 10 Monate.

ACHTUNG, LÄNGERER TEXT!

Mein Hund ist ein wirkliches Paradebeispiel was den will-to-please angeht, leicht zu erziehen, sehr auf mich fixiert, ab und an übereifrig kurzum ein wirklich angenehmer Begleiter im Alltag. Er ist unkastriert (mitlerweile auch ein "ganzer Kerl" :happy33:), liebt andere Hunde, Autofahren und Freilauf.

Rassetypisch entwickelt er gerade ein gewisse Zurückhaltung bei Fremden, was aber in Ordnung ist - solange er nicht griffig wird. Ich denke aber dass er mich absolut als denjenigen akzeptiert hat, der die Dinge regelt - wir haben keine Rangordnungsfragen trotz Pubertät und das dadurch gelegentliche Ausschalten des Gehirns :zwinkern2: Fällt ein Futterstück wird es nicht geschnappt sondern gewartet ob er darf, er weicht auf Körpersprache, gibt alles aus, bleibt dort wo man ihn hinschickt, kann alle Grundkommandos zuverlässig, hört auf seinen Namen.

Soviel zum Hintergrund. Nun zu meiner Frage:
Wir sind kürzlich vom Dorf in eine mittelgroße Stadt gezogen. Im Dorf war das Spazieren kein Problem. Mein Pappenheimer kannte alle Strecken, Freilauf war überall möglich, er läuft in reizarmer Umgebung zuverlässig auch ohne Leine bei Fuß. Klar waren wir auch ab und zu mal anderswo unterwegs (auch in Hotels, fremder Umgebung etc) aber er kennt nur wenig "richtigen" Trubel aus der Welpenzeit.

Er ist ein eher unsicherer Hund, der sich auch altersbedingt noch sehr schnell ablenken lässt. Ich habe ihm angewöhnt bei Fuß immer neben/leicht hinter mir zu gehen, da ihm das leichter fällt als wenn er vor mir und den entgegenkommenden "Etwas" zu sein. Er ist grundsätzlich entspannter wenn er die Kontrolle abgeben darf und bei mir bleiben muss als wenn er 1-2 Meter vorauslaufen darf.

Nun muss ich stadtbedingt zum nächsten Wald etwa 20 Minuten durch die Vorstadt laufen oder das Auto benutzen. Da ich aber der Meinung bin, dass ein Hund auch einigen Trubel ertragen kann (und ich rede nicht von überfüllten Volksfesten o.Ä.) bin ich nun dabei, das Spazieren in der Stadt zu üben.

Mein Vorgehen ist wie folgt: Ich arbeite von 7-12.30 Uhr. Er darf in den Garten und ich mache ein wenig Haushalt. Gegen 14 Uhr gehe ich mit dem Hund eine halbe Stunde hinters Haus (da ist eine große Wiese auf der momentan keine Tiere sind und auf der ich mit ihm laufen darf), damit er sich lösen kann und ausgiebig Schnüffeln und Toben kann. Er ist dabei entspannt und fröhlich. Danach nehme ich ihn an die Leine und gehe los - draußen auf den Straßen sind viele Fahrradfahrer, Fußgänger, Hunde etc. Er ist dann sehr sehr aufgeregt, tänzelt herum, hängt mir aber nicht in der Leine da er sich immer nach Korrektur erinnert, dass er ja hinter bzw neben mir bleiben soll. Das ging jetzt die letzten Tage so. Wir gehen dann zum Wald, wo er noch einmal laufen und Schnüffeln kann - aber immernoch angespannt ist also ziemlich zackig hin- und herflitzt. Nach ca 15 Minuten dort gehts wieder an die Leine und zurück, nach wie vor sehr angespannt und aufgeregt.

Nun bin ich eher die, die sich zu viele Gedanken macht als zu wenig und bin mir nicht sicher ob die "ins kalte Wasser-Methode" (Also Leine dran und los gehts) einen unter Ablenkung schnell aufgedrehten Hund überfordert. Es sind keine Menschenmassen, die uns dort begegnen - halt "normaler" Stadtrandverkehr. Ich muss sagen, dass ich auch unbewusst angespannter bin wenn mein Hund wie ein Flitzebogen ist, ich dann einen zügigen Schritt vorlege und mir ist das auch bewusst. Ich atme öfter tief durch, versuche die Schultern zu entspannen usw.

Nun weiß ich nicht ob meine Methode ok ist: Ich führe immer Leckerlis mit, versuche zwischendurch mal Aufmerksamkeitsübungen einzuführen (Sitz-Platz-Schau) und auch zu belohnen. Wenn der Hund aber schon angespannt ist und ich eventuell auch, ist das Gefummel mit Leckerli (und Clicker) etwas umständlich finde ich. War aber der Meinung grade bei Unsicherheit ist ein Lobwort und Leckerli vielleicht ganz gut.
Sollte man aber vielleicht einfach den Hund nicht beachten und nur Gehen ohne Lob und Leckerli, egal was er macht? Er fixiert so ziemlich alles Neue und es ist sehr anstrengend und nicht wirksam das jedesmal zu korrigieren (Es kommt wenig an ihn ran mit starker Ablenkung), also einfach weitergehen und den Hund fixieren lassen - also ignorieren?

Wenn er ziemlich hochdreht (mehrere Hundebegegnungen hintereinander, Schulbus mit Kinderhorden die aussteigen) mal sitzen lassen und schauen lassen oder einfach weitergehen, auch wenn der Hund herumhüpft? Sitzen bleiben tut er und legt sich auch irgendwann ab aber sobald wir losgehen ist er wieder recht angespannt. Nicht mehr ganz so stark wie vorher aber noch angespannt.

Klingt jetzt ziemlich Unbeholfen ich weiß, aber ich hatte noch keinen Hund der sich von so etwas so stark ablenken lässt. Gerade weil der sonstige Umgang mit ihm halt so angenehm ist. Wenn ihr mir nun sagt, es gibt Hunde die nimmt man halt nicht mit in die Stadt ist das auch ok - aber ich würde wenn möglich gerne versuchen ihn etwas "cooler" zu machen, er ist ja erst 10 Monate. Übrigens ist er als Welpe durchaus an Ubahn, Fahrstuhl, Fußgängerzone, Restaurants etc gewöhnt worden und wir waren auch immer in unregelmäßigen Abständen dort. Dieses extrem aufgeregte Verhalten kam erst so mit 8-9 Monaten würde ich schätzen.

Danke an alle, die diesen Text bisher gelesen haben und mich eventuell an ihren Erfahrungen teilhaben lassen möchten...

Ich freue mich von Euch zu hören und sende Euch herbstliche Grüße aus dem Norden!
 
Ich muss sagen, dass ich auch unbewusst angespannter bin wenn mein Hund wie ein Flitzebogen ist, ich dann einen zügigen Schritt vorlege und mir ist das auch bewusst. Ich atme öfter tief durch, versuche die Schultern zu entspannen usw.

Nun weiß ich nicht ob meine Methode ok ist: Ich führe immer Leckerlis mit, versuche zwischendurch mal Aufmerksamkeitsübungen einzuführen (Sitz-Platz-Schau) und auch zu belohnen. Wenn der Hund aber schon angespannt ist und ich eventuell auch, ist das Gefummel mit Leckerli (und Clicker) etwas umständlich finde ich. War aber der Meinung grade bei Unsicherheit ist ein Lobwort und Leckerli vielleicht ganz gut.
Sollte man aber vielleicht einfach den Hund nicht beachten und nur Gehen ohne Lob und Leckerli, egal was er macht? Er fixiert so ziemlich alles Neue und es ist sehr anstrengend und nicht wirksam das jedesmal zu korrigieren (Es kommt wenig an ihn ran mit starker Ablenkung), also einfach weitergehen und den Hund fixieren lassen - also ignorieren?

Es ist immer wichtig, dass du selber entspannt bist weil gerade ein Hund der auf dich achtet viel von deiner eigenen Stimmung mitbekommt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer ganz einfach ist. Aber ich sage mir jetzt immer, dass Situationen in denen meine Hunde unerwünschtes Verhalten zeigen nicht unangenehm sind sondern eine gute Übung für uns.

Meine Meinung ist, dass ich auch so wie du mit den Aufmerksamkeitsübungen vorgehen würde. Die Schwierigkeit ist zu erkennen wann du deinen Hund überforderst, er zu sehr aufgedreht ist und nichts mehr lernt. Solange dein Hund es schafft die Übungen auszuführen und fressen annimmt dürfte sein Stresslevel eigentlich nicht zu hoch sein.

Ein bisschen angespannt sein ist auch normal wenn dein Hund bis jetzt ruhiges Dorfleben kennt. Wenn er sehr aufdreht und nicht mehr auf dich reagirt kann es besser sein ihn aus der Situation zu holen also weiter zu gehen.
 
ich kann Wautzi nur zustimmen.

Möchte aber zu bedenken geben, das dein Hund erst 10 Monate alt ist, einen Umzug zu verkraften und eine neue Umgebung kennen zu lernen hat.

Ich würde da die Latte nicht ganz sooooo hoch legen und etwas gelassener an die Sache ran gehen. Das Meiste wird sich mit der Zeit sowieso einregeln.
 
Möchte aber zu bedenken geben, das dein Hund erst 10 Monate alt ist, einen Umzug zu verkraften und eine neue Umgebung kennen zu lernen hat.

Ich würde da die Latte nicht ganz sooooo hoch legen und etwas gelassener an die Sache ran gehen. Das Meiste wird sich mit der Zeit sowieso einregeln.

Das sehe ich auch so.
Ich habe meinen jetzigen Hund mit 2 Jahren übernommen und er lebte vorher in einer ruhigen Siedlung am Rand einer Kleinstadt.
Auch war er vorher nie in der Stadt, Restaurant o.ä.

Er ist kein nervöser Typ wie deiner aber zu Beginn riet mir die Trainerin es langsam anzugehen.
Also erstmal nur Sonntags in die Stadt zu gehen und dann langsam die Intensität zu steigern.
Joran ist ein "Gucker" er beobachtet sehr viel. Wenn ihn etwas interessiert oder verunsichert bleibt er stehen und guckt es sich einen Augenblick lang an.
Während er guckt mache ich gar nichts, sondern lasse ihn ganz in Ruhe so das er unbehelligt von mir seine Erfahrungen machen kann.
Er geht dann irgendwann weiter oder wenn es sehr lange dauert sage ich ruhig komm und er kommt mit.
Rufe ich ihn zu früh mit guckt er allerdings immer wieder deshalb bleibe ich in dem Fall noch einmal stehen.
 
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten. Ihr habt natürlich recht, mein Hund ist noch recht jung. Der Umzug ist bereits 3 Wochen her und nach den ersten Eingewöhnungstagen waren wir täglich im Wald - aber mit dem Auto, also nich direkt zu Fuß. Er hat also den Umzug soweit geschafft und fühlt sich richtig heimisch mitlerweile.

Gut, dass ihr das nochmal ansprecht dass ich es ruhig langsam angehen soll - man ist ja oft etwas verunsichert "wie viel, wie schnell, wie oft" sinnvoll ist.

Nach den ersten beiden sehr aufgeregten Spaziergängen die letzten Tage waren wir gestern noch einmal unterwegs. Ich habe mir diesmal vorgenommen es ganz ruhig angehen zu lassen und selbst so entspannt wie möglich zu sein. Und siehe da: Er war viel relaxter als die Tage davor.
Ich habe früher oft mit nervösen Pferden gearbeitet und mir angewöhnt zu summen wenn schwierige Situationen kamen oder das Pferd sich vor lauter "Guckerei" nicht konzentrieren konnte und ich im Sattel saß. Summen scheint den eigenen Körper scheinbar wirklich zu entspannen und das überträgt sich dann.

Also habe ich gestern den Weg über auch gesummt. Was die Leute denken, ist mir relativ egal - ich hab mir angwöhnt meinem Hund wenn er an mir vorbei nach vorn möchte (weil er etwas spannendes/bedrohliches gesehen hat) den Weg abzuschneiden und einen kleinen Kreis zu laufen um dann in gleicher Richtung den Weg fortzusetzen. Hund hasst kleine Kreise zu laufen und konzentriert sich dann wieder lieber auf mich. Ist für mich praktikabler als immer Richtung zu wechseln, da ich meistens ein Ziel habe beim Spazieren. Die Leute finden meine kleinen Kreise mit Hund sicher eh seltsam, da passt doch zusätzliches Summen noch gut :happy2:

Na mal sehen, heute hat der Knirps mal Pause und bekommt nur nen laaaaaaaaaaaaaaaaaaaangen Ausflug in den Wald.. Morgen sehe ich mal was wir machen.
Mein Ziel ist es ja im Dezember (nur in der Woche, wenn wenig los ist) mit ihm entspannt durch die Fußgängerzone gehen zu können und mich an der Weihnachtsstimmung zu erfreuen und nen Glühwein zu trinken :jawoll: Mal sehen ob wir das hinbekommen.. Bin trotzdem um jeden Tipp oder jede weitere Erfahrung dankbar!

Liebste Grüße
 
Meine Hündin ist ungefähr das Gegenteil eines Stadthundes und musste dann in München von Knall auf Fall lernen, an einer größeren Straße, auf der auch noch die Tram fährt, entlang zu laufen, Bus und U-Bahn zu fahren, vor dem Bäcker angeleint zu werden und auch mal über die Münchner Freiheit zu spazieren...

Wir saßen am Anfang viel rum. Haben uns Alles angeguckt. Der nächste Park war mit der Tram zwei Stationen entfernt, wenn es zeitlich grade gepasst hat, sind wir einfach die zwei Stationen gefahren. Manchmal saßen wir auch einfach zehn Minuten an der Tramhaltestelle rum. ;) Nun ist Maggie nicht unbedingt das was ich als "geduldig" bezeichnen würde, aber es hat geholfen. Wenn wir an einem Bahnübergang stehen und ein Zug vorbeigerast kommt findet sie das immer noch ein bisschen gruselig, aber wir halten einfach viel Abstand und arbeiten uns langsam vor. Mittlerweile setzt sie sich einfach vor Überraschung hin und bleibt da auch sitzen, anstatt zurück zu weichen.
Ich finde, du machst das eigentlich schon genau richtig. Was ich vermeiden würde ich übermäßiges "bemitleiden". Du sollst ihm ja vermitteln dass das normale Situationen sind und es keinen Grund zur Aufregung gibt.

Ich komme auch vom Pferd und kenne das - wenn ich in Erwartung einer potentiell schwierigen Situation schon die Zügel annehme, spannt sich der ganze Pferdekörper. Lasse ich die Zügel lang und atme bewusst ruhig und tief, bleibt das Pferd auch gelassen. Atemübungen können da helfen - man hält oft unbewusst die Luft an, wenn es brenzlig wird, und auch der Hund merkt das. Der merkt es auch, wenn du die Leine fester packst.
 
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