Delchen, das was du ansprichst, ist aber auch etwas, das viele häufig missverstehen: Kritik an tierschutzrelevanten Trainingsmethoden bedeutet nicht, dass man seinen Hund nicht maßregelt. Es ist ein wiederkehrendes Argument (wobei, eigentlich ist es kein Argument, sondern mehr eine Unterstellung), das ich unentwegt höre, wenn ich selbst Millan kritisiere. Da heißt es dann automatisch, nur weil ich kritisiere, ich sei ein Wattebauschwerfer, würde meinen Hunden alles durchgehen lassen, sie ständig mit Leckerlis vollstopfen, würde wegen jedem Zupfer, jedem Schubs gleich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich frage mich immer, wie die Leute darauf kommen, ich würde meine Hunde nie maßregeln, nur weil ich es schlimm finde, dass Hunde mit körperlicher und psychischer Gewalt "erzogen" werden.
Ich zupfe klar auch an der Leine. Ich remple meine Hunde auch mal an. Ich werde auch hin und wieder mal ein bisschen lauter. Ich finde, das ist alles normal.
Und klar ist es Unsinn, wenn man einen Hund nur dadurch erziehen will, dass man ihm zeigt, was in Ordnung ist. Man muss ihm auch zeigen, was nicht in Ordnung ist und was er stattdessen tun soll. Korrektur gehört also zur Erziehung ganz selbstverständlich dazu.
Aber ich verstehe einfach nicht, warum so viele, wenn man Millan kritisiert (oder andere Trainer mit ähnlichen Methoden) immer argumentieren: "Als ob ihr nicht auch mal körperlich werdet..."
Denn ich finde, dass gerade diese Aussage die schlimmen Dinge, die Millan Hunden antut, etwas bagatellisiert.
Neulich habe ich mich mit einer Frau unterhalten, die gesagt hat, dass sie auf ihrer Suche nach einer guten Hundeschule über zwei so gegensätzliche Lager gestolpert ist, dass sie nur den Kopf schütteln konnte. Entweder gibt es die Alpha- und Dominanzbrigade, oder die völlig illusionierten Zuckerbläser. In der einen Hundeschule bekommt der Hund die Leine über die Rübe und wird auf den Rücken getackert, in der anderen bekommt er selbst bei massivem Fehlverhalten noch Leckerlis in den Rachen gestopft.
Oh, und dann gibt es natürlich auch noch die, die "gewaltfrei" propagieren, aber anscheinend nicht wissen, dass "in die Ecke drängen", "Flooding" und "auf den Boden drücken" nicht nur Gewalt ist, sondern dazu auch kynologisch absoluter Nonsens.
Vielleicht hast du das gemeint - Hundebesitzer, die vornherum so sind, und hintenherum so. Also heuchlerisch.
Aber davon auszugehen, nur weil man eine tierschutzrelevante Traingsweise kritisiert, ist etwas, das ich nicht verstehe und das mich persönlich auch ermüdet.