Etwas "andere" Hunde

Meine Diesel war auch speziell. Ich habe sie bekommen als die vier war, und sie hat bis dahin als Zuchtmaschine gedient. 2x im Jahr Welpen bekommen, und in einem Meerschweinchenstall hat sie gelebt, mit unzähligen anderen Chihuahuas.
Diesel hatte bis dahin niemals Gras gesehen, Wind gespürt, Hunde anderer Rassen gesehen, keine Geräusche gehört, die die Natur so macht. Das alles war für sie neu und sie hatte unglaubliche Angst vor allem. 3 Monate hat es gedauert, bis sie hinter dem Sofa vorkam und sich das erste mal ansehen gelassen hat. Aber ab dem Zeitpunkt ging es mit uns bergauf. Ab dem Zeitpunkt hat sie sich von mir anfassen lassen, und ich habe ihr zusammen mit meiner damaligen Hündin Cindy die Welt gezeigt. Nach 6 weiteren Monaten durften meine Eltern sie anfassen.
Wir hatten trotzdem so unsere Schwierigkeiten. Eine davon waren andere Tiere die uns entgegen kamen. Da ist sie mehrmals in Panik nach Hause gerannt.
Als Cindy gestorben ist und Penny kam, hat Diesel nochmal richtig profitiert. Da konnten wir sogar anfangen mit anderen Hunden zusammen Gassi zu gehen.
Ihr aller letztes Lebensjahr war sie sogar so aufgeschlossen, dass sie sich von Besuchern anfassen gelassen hat. (Wenn auch sehr skeptisch ;) )
Wir hatten bis dahin jedoch sehr viel erlebt. Von Panikattacken, zum mehrmaligen Angstbeissen, richtig stubenrein war Diesel ihr Leben lang nicht, wie man lernt hat sie auch ihr Leben nicht gelernt, aber Diesel war einfach der beste Hund der Welt. Sie wird ewig in meinem Herzen sein, und ich liebe sie immer noch abgöttisch, auch wenn sie schon über zwei Jahre lang im Regenbogenland lebt.
 
Wobei ich dazu sagen muss, ich war auch in einer emotionalen Ausnahmesituation.
(...)
aber Kaya trauerte so arg dass ich wusste, wenn das noch ein paar Wochen so weiter geht kann ich sie neben ihrem großen Bruder begraben.
(...)
Als wir dann gefahren sind den Krümel angucken - er war vom Wurf übrig geblieben, angeblich wegen des Kryptorchismus und des Nabelbruchs - hat Kaya beschlossen, dass sie ihn mag.
Also hab ich mich darauf eingelassen, obwohl mir durchaus klar war, dass mit dem so einiges nicht stimmt.
(...)
Das war ziemlich dämlich und blauäugig von mir, ist aber halt so gelaufen.

Ich finde es nicht dämlich und blauäugig...gut,es war sicherlich unüberlegt,Du hast aufgrund Deiner perönlichen Situation und Kayas"Entscheidung" mit den Gefühlen und nicht mit dem Verstand entschieden.Aber das ist mehr als menschlich.
Es war ja nicht so,dass Du losgefahren bist,so nach dem Motto"ich geh jetzt mal los und kauf irgendeinen Hund"...es war ja an sich alles geplant,dass der Welpe der es werden sollte,dann leider gestorben ist,ist unheimlich traurig,und hat alles über den Haufen geworfen.
Aber zumindest für Sandor war es defenetiv Schicksal und Glück zugleich...ich will nicht wissen,was aus ihm geworden wäre,wäre er nicht zu Dir gekommen... :(
 
Ihr aller letztes Lebensjahr war sie sogar so aufgeschlossen, dass sie sich von Besuchern anfassen gelassen hat. (Wenn auch sehr skeptisch ;) )

Diesel war auch etwas besonderes und ich hatte die Ehre bekommen, dass ich eine der Besucher war, die sie anfassen konnte und bei der sie sogar auf den Schoß geklettert ist und das obwohl (oder vielleicht weil?) ich die verrückte Nudel namens Mable dabei hatte. :):rolleyes::oops:
 
Es geht so ans Herz zu lesen, wie ihr alle mit euren besonderen Hunden verbunden wart und seid. Das ist etwas, was leider nicht alle Menschen verstehen können.

Außerhalb vom Ort bei guter Weitsicht kann sie auch ohne Probleme offline laufen. Sie bevorzugt es aber durchaus oft, an der Leine zu sein. Wenn der Karabinerhaken sich schließt, scheint sie oft "erleichtert".

Interessant, dass das bei euch auch so ist! Sandor kann ich auch mittlerweile problemlos laufen lassen, immer vorausgesetzt es ist übersichtlich genug, so dass in nix urplötzlich aus dem Konzept bringen kann. Aber auch er merkt seine Grenzen, was die Impulskontrolle angeht, und ist dann erleichtert, wenn er angeleint wird. Dann wird aus einem immer angespannteren Hund, der verzweifelt versucht sich zusammenzureißen, ein Hund, der sich kurz in die Leine hängt, dann tief durchatmet, den Stress abschüttelt und wieder schnüffeln gehen kann.

Dieses Schnüffeln musste er übrigens auch erst lernen, genau wie ein normales entspanntes Laufen draußen.

Aber weil es hier so gut passt, gerade vorhin war wieder so ein richtiger Krümel-Erfolgstag. Ich musste noch auf die Bank, das ist ein Fußweg von gut einer Stunde, und zwar in der ersten Hälfte ein ziemlich langes Stück an der Hauptstraße lang, an Geschäften vorbei etc. Das kann der Krümel mittlerweile so sicher, dass wir das sogar jetzt mitten in der belebtesten Zeit machen können. Und er schnuppert dabei trotzdem entspannt an der Seite! Auf dem Rückweg, für den ich mit ihm einen kleinen Umweg mache damit wir Nebenwege nutzen können, ist Sandor zuerst mehrmals mit mir kommentarlos und locker auf die jeweils andere Straßenseite ausgewichen, wenn uns ein Hund entgegen kam. Dann kam es sogar ganz dick: An einer engen Stelle kam uns jemand mit einer französischen Bulldogge entgegen. Der Hund fixierte, Sandor ließ sich von mir überreden, den Blickkontakt zu unterbrechen. Weiter vorwärts auf den Hund mussten wir zu, um die nächstmögliche Stelle zum ausweichen zu erreichen. Die Bulldogge legte sich in Lauerstellung, und Sandor war immer noch bereit, mir zu vertrauen. Als wir dann an der Einkreuzung waren, bin ich mit dem Krümel gleich in einem Bogen so weit möglich auf die (zum Glück verkehrsberuhigte) Straße ausgewichen. Das war dann schon sehr eng, ich hab also sicherheitshalber dem Krümel schon einen Keks vor die Nase gehalten. (Wozu man wissen muss, dass er früher schon beim Anblick eines weit entfernten Hundes selbst Leberwurst nicht mal mehr wahrgenommen hat...) Und was macht der Mensch mit seiner Bulldogge? Kommt direkt auf den Krümel zu, mal gucken lassen. Ich hab es geschafft, in ruhigem Ton zu sagen, bitte nicht näherkommen! Klar kam daraufhin wieder ein Kommentar zu meinem unsozialen Hund, war mir aber egal. Viel wichtiger fand ich die Tatsache, dass der Krümel wirklich die Beherrschung bewahrt hat, obwohl dieser Hund bis auf einen guten Meter rankam. Und mir sogar so weit vertraut hat, dass er dann mit mir weiter ist und dafür sogar den gefährlichen Hund aus den Augen gelassen hat. Super Leistung für meinen kleinen Spinner! Und erst als wir fast schon wieder daheim waren war er so weit angespannt, dass er bei dicht vorbeifahrenden Autos wieder das Stressgrasfressen anfangen wollte.

Normalerweise wird das kaum jemand verstehen - aber ich fand das alles so großartig! Es ist unglaublich, was für eine Entwicklung der kleine Kerl schon geschafft hat. Und ich könnte heulen vor Rührung darüber was es für ihn bedeutet, so viel Vertrauen zu zeigen.
 
Ich muss aber dazu sagen, dass das mit dem Ableinen nur an überschaubaren Ecken eher der Sicherung aller dient, da Fehna ja gelernt hat, dass man nach vorne löst bzw. lösen kann
Im Ort oder an unübersichtlichen Stellen wäre es einfach verantwortungslos - stell dir vor, es kommen Kinder um die Ecke......

Wenn sie in eine "Welt"-Phase kommt, dann hilft ihr aber dieses anleinen ungemein. Wir frotzeln schon immer, dass sie wohl denkt, wir wollen sie mit dem Ableinen "aussetzen" ;)
 
mal so als Beispiel - an diesem Strand in unserem Urlaub 2015 fühlte sich sich anfangs pudelwohl und es war das Tollste dort hinzufahren

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Man kann den Spaß erkennen. Aus dem Nichts heraus kam nach 5 Tagen die "Welt" und sie hasste den Strand für eine knappe Woche und wolte nicht mit. Danach war es wieder in Ordnung und der Strand machte wieder Spaß!
 
Übrigens, kleine Ergänzung, mir ist beim Drüberlesen aufgefallen dass ich das was womöglich missverständlich ausgedrückt habe: Sandor kommt natürlich nicht von der gleichen Züchterin wie Glenny und Kaya! Die Züchterin meines Dreamteams war eine ganz tolle Frau, unglaublich engagiert und herzlich, was man auch an all ihren Hunden gemerkt hat. Leider züchtet sie inzwischen nicht mehr, einerseits aus Altersgründen, vor allem aber nach dem Schock mit dem kleinen Rüden mit der Speiseröhrenausbuchtung. (So was war ihr in all den Jahrzehnten ihrer Züchterzeit noch nie passiert. Was auch schon was aussagt.) Der Kontakt zwischen uns ist aber nie abgerissen, selbst nach dem Tod von Glenny und Kaya nicht - die übrigens bei ihr im großen Garten auch begraben liegen, neben ihrer Mama und Oma...

Zu Sandors Züchterin, die mittlerweile verstorben ist, hatte ich dagegen jeden Kontakt abgebrochen nachdem sie ein Jahr später eine Wurfwiederholung zu Sandors Wurf gemacht hat. So was darf einfach nicht wahr sein! Einmal kann ja ein Wurf daneben gehen, da steckt man nicht drin. Aber wenn klar ist, und davon habe ich sie durchaus informiert, dass ein Welpe mit solchen deutlichen gesundheitlichen Problemen dabei rauskommt - mal abgesehen von schon früh offensichtlichen Dingen wie Kryptorchismus, Nabelbruch, etlichen fehlenden Prämolaren etc. - dann sollte es sich von selbst verbieten, diese Verpaarung zu wiederholen.

So kann es gehen, innerhalb des selben Zuchtverbandes Himmel und Hölle.

Aus dem Nichts heraus kam nach 5 Tagen die "Welt"

Da wüsste man doch zu gerne, was im Hundekopf abgeht, oder? Denn klar, für uns erscheint es als aus dem Nichts heraus, aber für den Hund hat es ganz sicher einen Auslöser. Wäre halt die spannende Frage, ob das an inneren Vorgängen liegt, oder vielleicht doch irgendwelche äußeren Auslöser hat die wir nur nicht wahrnehmen können. Für einen leicht beeindruckbaren Hund können ja schon Kleinigkeiten eine riesige und länger anhaltende Wirkung haben. Würdest du da nicht manchmal auch gerne nur ganz kurz in so einen Hundekopf reingucken können?
 
@Silkies
Ja, natürlich wäre es toll, wenn man das nachvollziehen könnte.

und diese "Welt"-Momente haben sicherlich einen Auslöser, aber ein Geräusch o.ä. kann ich eigentlich aussschließen, da ich ja auch einen zweiten Hund dabei habe, der rassebedingt sehr aufmerksam ist und mir vieles anzeigt (aber eben dann gelassen bis gar nicht reagiert). Wenn der so gar nichts anzeigt, kommt die "Welt" wirklich aus dem Nichts (oder es hat gerade ein Wattwurm direkt gerülpst ;) :D)
 
Kann ja auch sein, dass es einen inneren Auslöser hat. Sie vielleicht irgendwo ab und an mal was zwackt (sei es organisch, durch irgendwelche Nervenreizungen oder sonst was schlecht diagnostizierbares) und sie das dann mit dem Teil der Umwelt zusammenbringt, den sie gerade in diesem Moment wahrnimmt. Könnte aber auch sein, dass sie vielleicht irgendeinen Geruch oder so was früher mal ganz massiv verknüpft hat der für alle anderen Hunde einfach zum Alltag gehört. Ich kannte zum Beispiel mal einen Rottweiler, der auf Menschen mit "Müllgeruch", und sei es auch nur weil sie beim Wegtragen ihres Mülls die Tüte ans Bein bekommen hatten, mit Grummeln reagierte - den hatten als Welpen die Typen von der Müllabfuhr ein paar mal geärgert. Aber darauf musste man auch erst mal kommen!
 



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