Was übrigens ein Phänomen ist, das sich mir ohnehin nie erschließen wird: Wieso haben viele Hundehalter ein Problem damit, gutes Verhalten zu belohnen, am schlimmsten gar mit einem Keks, und wollen so schnell wie möglich weg davon - haben aber umgekehrt überhaupt keine Zweifel daran, einen Hund sein Leben lang ständig wieder zu maßregeln??
Also ich kenne niemanden, der ein Problem damit hat, erwünschtes Verhalten zu belohnen.
Nur die Art der Belohnung unterscheidet sich erheblich. Während die einen immer einen Leckerliebeutel dabei haben und nur das unter Belohnung verstehen, belohnen andere halt variabler. Mal nur Stimmlob, mal ein um die Wette Laufen, mal ein Durchknuddeln, mal ein Ballspiel, mal ein Suchspiel.
Und ab und an einfach nur ein ruhiges "prima" oder "gut gemacht".
Kira betreffend habe ich sehr wenig mit Leckerlie gearbeitet, weil sie das draußen so gut wie nicht interessiert hat.
Es sei denn, es gab ein Leckerliesuchspiel.
Bei Amy muss ich jetzt immer daran denken, genug Leckerlies mitzunehmen, gar nicht so einfach, wenn man das nicht gewohnt ist.
Sie spricht auf die Futterbelohnung sehr gut an und ich übe sowohl daheim als auch unterwegs mit Leckerlie bei ihr.
Aber selbst bei der 5 Monate alten Amy gibt es definitiv nicht bei jedem Zurückkommen ein Leckerlie.
Manchmal ein ruhiges Stimmlob, manchmal Leckerlie (hauptsächlich dann, wenn das Zurückkommen "schwieriger" für sie war, weil sie gerade etwas sehr Interessantes tut) und manchmal spielen wir eine Runde.
Und mit dem lebenslangen Maßregeln, auch da kommt es drauf an, was man darunter versteht.
Ich habe definitiv kein Problem damit, Kira mal einen Brüller hinterher zu schicken und sie kommentarlos anzuleinen, wenn sie den ignoriert und schließlich doch noch kommt. Und das werde ich sicherlich so lange tun wie Kira fit genug ist, Wild hinterher zu spurten. Also vermutlich lebenslang.
Und ich habe auch nicht das geringste Problem damit, Amy mit einem Körperblock vom Katzenjagen abzuhalten, wobei ich da hoffe, es nicht lebenslang tun zu müssen, aber bereit dazu wäre ich.
Und ich sehe absolut nicht ein, was daran verkehrt sein soll.
Klar ist es das Optimum, wenn irgendwann ein Stand erreicht ist, wo solche Dinge nicht mehr passieren.
Und daran zu arbeiten ist Alltag. Aber wenn der Hund wissentlich etwas Verbotenes tut, dann bekommt er das bei mir auch mit.
Ohne jegliches schlechtes Gewissen meinerseits.
Mir tut das in der Seele weh, wenn ich sehe, dass Hunde zu ihrem Halter gekrochen kommen. Beschwichtigen ohne Ende und die Leute sehens noch nicht mal.
Wenn man die daraufhin anspricht, stößt man auf komplettes Unverständnis.
Ich habe das noch nie bei einem Mensch-Hund Gespann gesehen, liegt vielleicht daran, dass hierzulande alle sehr "entspannt" sind was den Rückruf betrifft.
Wenn Kira bei Wild durchstartet, dann hilft mein "Brüller" oft und sie kehrt wieder um. Das lobe ich freudig und bemühe mich, sie dann irgendwie abzulenken, damit sie die Spur nicht gleich wieder aufnimmt und ich sie eben nicht anleinen muss.
Ignoriert sie den Brüller, spurtet weiter und kommt erst Minuten später zurück, dann leine ich sie kommentarlos an, ich sage dann gar nichts und bemühe mich, möglichst neutral zu sein. Freundlich bin ich dann definitiv nicht.
Trotzdem habe ich bei ihr noch nie gesehen, dass sie irgendwie ängstlich zurückgekommen wäre.