Erziehung von Sturköpfen

Erster Hund
Judy, Pinscher-Mix
Zweiter Hund
Coco, Podengo-Mix
Hallo und guten Morgen zusammen,

vor wenigen Tagen habe ich ein ganz tolles Buch gefunden: Erziehung von Sturköpfen. Wie erzieht man einen sturen Hund?

Noch bin ich bei Kapitel 3. Bisher ging es um Themen wie: woher kommt Sturheit? Was ist das? Wie wirkt sich die Pupertät aus? "Augen auf beim Welpen Kauf" - Unterschiede Züchter - Tierschutz. Worauf und was sollte man bei Züchter, TSV oder Privatabgaben achten. Und so weiter.

Sturheit hat ja verschiedene Ursachen. Und bei manchen Rassen, ist es die angezüchtete Selbstständigkeit, die als stur empfunden wird.

Warum les ich so was? - Weil Judy der bocksturste Hund ist, den ich kenne. Anfangs scheine ich vieles intuitiv richtig gemacht zu haben, bei anderen, die ich kenne klappt es mal so gar nicht mit den / ihren Sturköpfen. Meine Judy tanzt heute noch Gassigängern, Freunden und Familie auf der Nase rum. Wenn Terrier nicht will, hat der Mensch gefälligst das zu akzeptieren.

Habt ihr "sture Hunde"? (Herdenschutzhunde seien da ein Musterbeispiel, laut Buch.)

Wie geht ihr mit der Sturheit eurer Hunde um?

Hättet ihr / habt ihr Erziehungstipps?

Ich würd mich freuen, wenn wir hier eine Diskussion und Sammlung hinbekommen würden, die sämtliche Aspekte der "Erziehung und Umgang mit Sturköpfen" enthält.
 
Ich hab beides, samtweichen "Bitte nicht mal böse angucken" und grundsturen Mittelkrallezeiger.
Die Kunst liegt darin den Humor nicht zu verlieren und immer sturer zu bleiben als Hundi 😁
Der ich denke wichtigste Satz den man sich merken sollte: Druck erzeugt Gegendruck!
Dafür habe ich lange Zeit auf jeden unsinnigen Kram verzichtet, nur wirklich Notwendige Dinge verlangt, die dafür zu 100% Konsequent.
Irgenwann hats Klick gemacht, was Frauchen verlangt meint sie auch so und hat Hand und Fuß.
Sofortige Mitarbeit hat immer positive Nebeneffekte, bei Grizu geht das draußen ausschließlich über Futter. Muß man mehrmals bitten gibts nix.
Nie persönlich nehmen und lieber einmal mehr lachen statt sich zu ärgern hilft über die schlimmsten Zeiten und schweißt am Ende noch mehr zusammen!
 
Skadi ist auch stur. Oder sagen wir, meinungsstabil :D Aber sie ist eben auch sehr sensibel. Da hilft nur konsequent zu bleiben, aber eben auch nur Sachen verlangen, die sie definitiv beherrscht.

Neues bringe ich mit möglichst gar keinem Druck (manchmal macht man das ja auch unbewusst) bei und in kleinen Schritten.

Aris ist der Anfängerhund schlechthin. Der hat quasi Will to Please :D
 
Ich würde nicht sagen, dass ich sture Hunde habe. Aber mit Sicherheit werden sie von vielen als stur wahrgenommen.

Meine Hunde sind sensibel. Wenn man ihnen zu viel Druck macht, machen sie zu und verweigern sich. Macht man dann mehr Druck, brechen sie.
Ich glaube daher kommt auch das Vorurteil, sie wären nicht zu erziehen, denn mit Methoden die man vor 20Jahren noch auf jedem Schäferhundplatz gesehen hat (eventuell auch heute noch) macht man sie lediglich kaputt, kriegt aber niemals einen zuverlässigen Gehorsam.

Meine Hunde denken eigenständig. Sie möchten verstehen, was sie tun sollen, inwiefern es irgendeinen sinnvollen Zweck erfüllt und ob ich überhaupt die richtige Person bin um diese Entscheidung zu treffen.
Treffe ich unsinnige Entscheidungen, verstehen sie den Sinn nicht oder disqualifiziere ich mich auf andere Weise als Anweisungsverteiler, machen sie zu und kooperieren nicht mehr.

Sie sind beharrlich. Wenn sie denken, sie wüssten es im Moment und in dieser Situation besser und sie hätten auch die Kompetenz es hier und jetzt zu entscheiden, dann können sie sehr durchsetzungsstark sein. Aber auch hier: Schaffe ich es, dem Hund zu vermitteln, dass ich durchaus in der Lage bin, diese Entscheidung zu treffen und ich eben nicht möchte, dass er sich so oder so verhält, dann akzeptieren sie es auch. Ok, vielleicht wird mal nachgemault, aber dann wird es auch akzeptiert.

Der Weg zur trotzdem ganz passablen Erziehung?
Einlassen auf den Hund. Wir haben alles, was wir über Hundeerziehung und -ausbildung glaubten zu wissen komplett über den Haufen geschmissen. Wir haben uns auf unsere Hunde eingelassen und suchen den Weg, der für uns alle passt.
Das meiste daran war Arbeit an uns selbst. Sich seiner Gefühle bewusst werden, seine eigenen Temperamentsausbrüche im Griff haben. Selbst diszipliniert und konsequent sein, dabei trotzdem mal Fünfe gerade sein lassen, wenn man merkt, dass man Mist gebaut hat. Nein, bei meinen Hunden muss ich ein unsinniges Kommando nicht durchsetzen. Sie danken es mir durchaus auch mit mehr Respekt, wenn ich nach einem unsinnigen Kommando lachend abwinke, weil ich weiß, es geht gerade nicht.
Und beharrlich sein. Wenn ich mich entschieden habe, dass etwas jetzt nötig ist, dann ist es das. Punkt. Und dann wird es auch gemacht.

Dabei haben wir rausgefunden, dass unsere Hunde durchaus auch einfach mal einen Ticken länger brauchen.
Also auch nochmal ein Punkt: "Zeit lassen"

Z.B. Ich öffne die Autotüre und sage zum Hund 'Auto'. Daraufhin soll er selbstständig reinspringen. Beide stehen gerne erstmal vor der Tür und schauen blöd. Sie wissen aber genau, was sie machen sollen. Es scheint, als bräuchten sie einfach etwas Zeit, sich mental darauf vorzubereiten. Aber wer möchte es ihnen verübeln. Gerade sind sie noch über eine Wiese getollt und jetzt sollen sie in eine kleine, dunkle Box.
Wenn man einfach entspannt daneben stehen bleibt, steigen sie meistens so nach ca. 30 Sekunden Bedenkzeit freiwillig und entspannt ein.
Klar kann ich ihnen sofort druck machen, aber wem würde das wirklich was bringen? Man reibt sich nur aneinander auf.

Oder auch beim Krallen machen. Hermes hasst es. Das rumgefummel an den Krallen ist im zutiefst zuwider.
Ich erwarte, dass er sich selbstständig vor mich legt und mich die Krallen machen lässt. Ich lege ihn nicht hin, er bekommt kein 'Platz' Kommando und ich fixiere ihn auch nicht.
Wenn es ihm zwischendurch zuviel wird, dann darf er auch aufstehen und kurz weggehen. Aber er kommt dann wieder, legt sich wieder hin und es geht weiter.

Also einfach akzeptieren, dass für ein funktionierendes Miteinander nicht immer alles sofort und schon garnicht auf Kommando passieren muss.
 
In manchen Erzählungen von Hermelin finde ich meinen Hund wieder.
 
Keine Ahnung, ich hab es noch nicht raus.
Ich weiß nur, wenn etwas interessanter ist, als das, was ich zu bieten hab, nützt die ganze Konditionierung nix, die man schon Jahre betreibt/betrieben hat. Hunde sind ebend keine Roboter. Für mich heißt das, im Zweifel an die Leine oder mal festgehalten.
 
nützt die ganze Konditionierung nix
Danke für das Stichwort :)

Wir haben bei unseren Hunden auch (mit großem Erfolg) auf Erziehung gesetzt, nicht auf Training. D.h. es gibt kaum konditionierte Kommandos, dafür lernen die Hunde generell, wie sie sich selbstständig richtig verhalten sollen.
Tun sie es trotzdem nicht, regeln wir das meiste über Körpersprache. Blocken, daazwischen gehen, abdrängen, körspersprachliches Einladen oder sowas.
Kommandos machen nur einen verschwindend geringen Teil unseres Alltags aus.
 
Was ich noch schreiben kann, man sollte seine Pappenheimer kennen und einschätzen können, also im Vorhinein wissen, was ich den Hund selbständig entscheiden lassen kann, weil er es in "meinem Sinne" bringt, oder ich muss ihm helfen, wie es @Hermelin so wunderbar ausführlich beschrieben hat.
 
Ich würde nicht sagen, dass ich sture Hunde habe. Aber mit Sicherheit werden sie von vielen als stur wahrgenommen.

Meine Hunde sind sensibel. Wenn man ihnen zu viel Druck macht, machen sie zu und verweigern sich. Macht man dann mehr Druck, brechen sie.
Ich glaube daher kommt auch das Vorurteil, sie wären nicht zu erziehen, denn mit Methoden die man vor 20Jahren noch auf jedem Schäferhundplatz gesehen hat (eventuell auch heute noch) macht man sie lediglich kaputt, kriegt aber niemals einen zuverlässigen Gehorsam.

Meine Hunde denken eigenständig. Sie möchten verstehen, was sie tun sollen, inwiefern es irgendeinen sinnvollen Zweck erfüllt und ob ich überhaupt die richtige Person bin um diese Entscheidung zu treffen.
Treffe ich unsinnige Entscheidungen, verstehen sie den Sinn nicht oder disqualifiziere ich mich auf andere Weise als Anweisungsverteiler, machen sie zu und kooperieren nicht mehr.

Sie sind beharrlich. Wenn sie denken, sie wüssten es im Moment und in dieser Situation besser und sie hätten auch die Kompetenz es hier und jetzt zu entscheiden, dann können sie sehr durchsetzungsstark sein. Aber auch hier: Schaffe ich es, dem Hund zu vermitteln, dass ich durchaus in der Lage bin, diese Entscheidung zu treffen und ich eben nicht möchte, dass er sich so oder so verhält, dann akzeptieren sie es auch. Ok, vielleicht wird mal nachgemault, aber dann wird es auch akzeptiert.

Der Weg zur trotzdem ganz passablen Erziehung?
Einlassen auf den Hund. Wir haben alles, was wir über Hundeerziehung und -ausbildung glaubten zu wissen komplett über den Haufen geschmissen. Wir haben uns auf unsere Hunde eingelassen und suchen den Weg, der für uns alle passt.
Das meiste daran war Arbeit an uns selbst. Sich seiner Gefühle bewusst werden, seine eigenen Temperamentsausbrüche im Griff haben. Selbst diszipliniert und konsequent sein, dabei trotzdem mal Fünfe gerade sein lassen, wenn man merkt, dass man Mist gebaut hat. Nein, bei meinen Hunden muss ich ein unsinniges Kommando nicht durchsetzen. Sie danken es mir durchaus auch mit mehr Respekt, wenn ich nach einem unsinnigen Kommando lachend abwinke, weil ich weiß, es geht gerade nicht.
Und beharrlich sein. Wenn ich mich entschieden habe, dass etwas jetzt nötig ist, dann ist es das. Punkt. Und dann wird es auch gemacht.

Dabei haben wir rausgefunden, dass unsere Hunde durchaus auch einfach mal einen Ticken länger brauchen.
Also auch nochmal ein Punkt: "Zeit lassen"

Z.B. Ich öffne die Autotüre und sage zum Hund 'Auto'. Daraufhin soll er selbstständig reinspringen. Beide stehen gerne erstmal vor der Tür und schauen blöd. Sie wissen aber genau, was sie machen sollen. Es scheint, als bräuchten sie einfach etwas Zeit, sich mental darauf vorzubereiten. Aber wer möchte es ihnen verübeln. Gerade sind sie noch über eine Wiese getollt und jetzt sollen sie in eine kleine, dunkle Box.
Wenn man einfach entspannt daneben stehen bleibt, steigen sie meistens so nach ca. 30 Sekunden Bedenkzeit freiwillig und entspannt ein.
Klar kann ich ihnen sofort druck machen, aber wem würde das wirklich was bringen? Man reibt sich nur aneinander auf.

Oder auch beim Krallen machen. Hermes hasst es. Das rumgefummel an den Krallen ist im zutiefst zuwider.
Ich erwarte, dass er sich selbstständig vor mich legt und mich die Krallen machen lässt. Ich lege ihn nicht hin, er bekommt kein 'Platz' Kommando und ich fixiere ihn auch nicht.
Wenn es ihm zwischendurch zuviel wird, dann darf er auch aufstehen und kurz weggehen. Aber er kommt dann wieder, legt sich wieder hin und es geht weiter.

Also einfach akzeptieren, dass für ein funktionierendes Miteinander nicht immer alles sofort und schon garnicht auf Kommando passieren muss.


Damit ist ganz wunderbar beschrieben, was auch für meine Hunde gilt - und in aller Regel generell für de Rasse Boxer. 👍

Meinen Jungs macht es meist Spaß, mir zu gefallen - und deshalb machen sie meist sehr gut bei allem, was man verlangt, mit.
Und manchmal gibt es Situationen, da akzeptiere ich einfach, dass sie andere Ansichten haben als ich. 🙃

Und manchmal muss ich auch an mir selbst arbeiten und darf ersten Impulsen nicht nachgeben - im Sinne eines langfristigen Erziehungserfolgs. 😂
Beispiel - weil ich zufällig gestern erst daran gedacht habe......
Paul lässt sich extrem gut aus Situationen abrufen. Als Welpe war er da anders. Ich hab` ihn abends nochmals rausgelassen zum Pinkeln....er hat sich anschließend unter die Hecke gesetzt und wollte nicht mehr ins Haus.
Wenn ein Boxer was nicht will, dann will er nicht. Da kann man sich auf den Kopf stellen und mit dem Hintern wackeln. 🙄
Mich ärgert das dann, wenn er nicht kommt, aber ich habe ja keinerlei Möglichkeit, einzuwirken. Der erste Impuls war dann schon manchmal, mir den Burschen einfach zu greifen und ihm dadurch klarzumachen, wer das Sagen hat.
Was ich dann tatsächlich gemacht habe: Tür zu.....Hund draussen gelassen.
Nach einer Weile hat er dann von sich aus geklingelt. Das war natürlich ein eindeutiger Pluspunkt für ihn, denn der Sturkopf hatte sich volle Kanne durchgesetzt.
Aber irgendwann war das Problem plötzlich weg. Seither kommt er immer sofort angesaust, wenn ich ihn rufe. Es hat sich sozusagen von selbst erledigt.

Sowas zu machen ist für mich auch nach dem zwölften Welpen noch nicht ganz einfach, weil man unwillkürlich den Gedanken im Kopf hat: Der macht doch künftig mit dir, was er will.
Aber ich hatte noch keinen Hund, den ich erziehungstechnisch nicht hinbekommen hätte - obwohl ich manches einfach habe laufen lassen.....
 



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