Erziehung von Sturköpfen

Alles gut, ich fühle mich nicht angegriffen und ja, ich vertraue meinen Hunden nicht weil sie für mich einfach Lebewesen sind die ausschließlich von ihrem Instinkt gesteuert werden und die Entscheidung die sie treffen sind zu ihrem Vorteil. Die denken nicht über Konsequenzen und Folgen ihres Handeln nach - nie. Und meine Aufgabe ist ihnen zu zeigen was die richtige Entscheidung in der entsprechenden Situation ist. Aus meiner sicht sind richtige Entscheidungen meiner Hunde antrainiert oder Zufall.

Ich wollte hierzu noch etwas beitragen :) (hatte die Woche leider viel Arbeit und komme erst jetzt dazu).

Bei dieser Aussage musste ich mal wieder feststellen, wie unterschiedlich die Sichtweise auf Hunde sein kann :) Denn ich traue meinen Hunden in der Tat viel viel viel mehr eigene Denkfähigkeit zu :)
Meine Hunde sind jedenfalls nicht nur von ihren Instinkten gesteuert und sie können sehr wohl Konsequenzen und Folgen ihres Handelns absehen, sowie unterschiedliche Faktoren in ihren Entscheidungen berücksichtigen.
Klar ist auch ein Teil antrainiert, aber so ist es ja auch in der Natur. Wir handeln, sehen was daraus resultiert und wissen es beim nächsten Mal besser. :)

Thema Jagdtrieb: Klar, wenn der Hund mal in den Tunnel geht, dann ist jegliches bewusstes Denken ausgeschaltet. Ich gebe meinen Hunden also durch die Impulskontrolle das Werkzeug an die Hand, eben nicht sofort in den Tunnel zu gehen und sich entscheiden zu können, ob sie dem Wild hinterher gehen oder eben nicht.
Wenn man sich all die Aufnahmen von wilden Raubtieren anschaut. Z.B. Geparden, die in der Steppe liegen und die Gnus ziehen vorbei,... dann haben die ja auch irgendwann mal gelernt, dass man nicht jedem Reiz sofort hinterher geht, weil das einfach nicht sinnvoll ist.
Das Müssen ja auch junge Wölfe lernen, dass man nicht blindlings jedem Hasen hinterherrennt, sondern dass es dafür eine bestimmte Zeit gibt und dass man genau abwägt. Vermutlich wird man kaum einen erwachsenen Wolf sehen, der aus Jux und Tollerei, blindwütig einem kerngesundem Reh hinterher hetzt.
Wieso denken wir also, unsere Hunde könnten nicht auch abwägen, ob es jetzt gerade angebracht ist, zu hetzen, oder nicht?

Hermes hat es gelernt und zwar ohne jegliche Strafe, Verhaltensabbruch oder Rückruf. Er hat gelernt, dass 'wir das einfach nicht tun'.
(Vielleicht muss ich an dieser Stelle auch unsere absolute Konsequenz loben, denn ich kann mich brüsten, in den letzten 6 Jahren wirklich konsequent kein einziges Mal einem Reh hinterhergerannt zu sein ;))

Also ja, natürlich ist Hermes' Entscheidung, lieber bei der Familie zu bleiben, als blindlings Wild zu hetzen sicher auch irgendwo antrainiert. Halt so, wie wir unseren Kindern antrainieren, dass sie nicht vor Autos rennen, keine fremden Leute in der U-Bahn begrapschen und nicht stehlen. Ich nenne es Erziehung, weil mein Hund sich auch selbstständig 'richtig' entscheiden soll, auch wenn ich nicht auf ihn einwirke. Und es klappt erstaunlich gut ;)
Aber ich sehe auch, dass sich viele Leute damit sehr schwer tun und lieber eingreifen, bevor der Hund sich falsch entscheiden kann, anstatt mal abzuwarten, ob er sich nicht doch vielleicht selbstständig richtig entscheidet ;)
Das betrifft auch viele andere Dinge, nicht nur Jagd.

Im Übrigen halte ich die Aussage "Man muss für seinen Hund halt interessanter sein" für so ziemlich das dämlichste, was so verbreitet wird.
Wer denkt ernsthaft, dass er für seinen wirklich jagdambitionierten Hund auch nur in irgendeiner Weise interessanter sein könnte, als ein rennender Hase?

Außerdem sehe ich an meinen Hunden, dass sie sich mitnichten immer nur zu ihrem eigenen Vorteil entscheiden. Sie sind soziale Lebewesen und handeln durchaus auch mit Weitblick, planvoll zum Wohle anderer Familienmitglieder.
Gerade wenn ich z.B. Hermes dabei zuschaue, wie er En-Lil erzieht, was er dabei für konstruierte Situationen erschafft um seinen Standpunkt zu verdeutlichen... da tut mir diese Sichtweise auf Hunde, die sie zu rein triebgesteuerten, nicht weiter denkfähigen Wesen degradiert fast schon ein Bisschen weh.

Und vermutlich ist genau das das Problem, das viele Leute mit eigenständigen ("sturen") Hunden haben. Diese Hunde wollen selbst denken und selbst Entscheidungen Treffen. Sie wollen und müssen in ihrer eigenen, komplexen Persönlichkeit mit ihrer wirklich ausgeprägten Denkfähigkeit entsprechend wahrgenommen werden. Der Mensch glaubt aber, sie könnten das nicht und wundern sich, dass ihr Roboter nicht funktioniert. 😟
 
Auf Welt der Wunder kam letztens eine Reportage über Hunde. Ich meine es war die Cambrige Uni, die herausfand, dass unsere Hunde so intelligent sind wie 2,5-3 Jahre alte Menschen Kinder. Heißt, sie können UNSERE Handlungen / Verhaltensweisen erahnen. Sie haben ein Vorstellungs- und Erinenrungsvermögen und nicht: "Aus-den-Augen-Aus-dem-Sinn".

Sie interpretieren unsere Haltung und reagieren entsprechend. Sie wiegen die Konsequenzen ab, bevor sie Dinge tun. (Bei Judy sehe ich das häufiger. Ich rufe sie, sie schaut mich an und dann sieht man wie sie denkt. Soll sie kommen oder ist das da vorne doch besser? Welche Folgen hat ein nichtkommen? )

Mit einem Whippet haben sie Übungen gemacht wie: es lagen 4 Gegenstände auf dem Boden. 3 waren bekannt, eines unbekannt. Der Hund wurde aufgefordert das "Boot" (Unbekannt) zu bringen. Sie lief die Gegenstände ab und erkannte das unbekannte und brachte es. Der 3 Jährige Bub, der das selbe machen sollte, brauchte etwas länger.

Auch solche Dinge wie: ein Spielzeug wird in eine Kiste gepackt, die Kiste wird versteckt. Hund findet trotzdem ohne Hilfe Versteck und Spielzeug.

Fiel mir nur eben ein, beim Thema "Denkleistung".
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Übrigen halte ich die Aussage "Man muss für seinen Hund halt interessanter sein" für so ziemlich das dämlichste, was so verbreitet wird.
Wer denkt ernsthaft, dass er für seinen wirklich jagdambitionierten Hund auch nur in irgendeiner Weise interessanter sein könnte, als ein rennender Hase?

Eine Hundepsychologin erklärte mir mal, Hunde gehen nur jagen, wenn sie Hunger haben oder ihnen langweilig sei. Das mit dem "Trieb" stimme nicht.

Ja, das ist Blödsinn. Aber so etwas wird gelernt.

Was ich sagen / bestätigen kann, seit ich raus habe, wie ich meine zwei beim Gassi gehen beschäftige und wir nicht mehr nur laufen, seitdem hören beide besser auf Rückruf und Co und seitdem gehen sie beide weniger auf die Jagd. Weniger, nicht gar nicht mehr. Seitdem achten sie mehr auf mich und seitdem darf auch Judy an bestimmten Stellen ohne Leine laufen, weil es funktioniert. So ganz abwegig finde ich die Aussage nicht. Aber sie ist - wie alles andere auch - eben nicht immer gültig.
 
Ich glaub ja eher, dass ich unseren Hunden dadurch, dass sie gedanklich nicht immer unter meinem Einfluss stehen brauchen/müssen, irgendwie mein Einverständnis gebe, dass sie die Sau rauslassen dürfen, dass sie ihr Ding machen können. Das ist gefühlsmäßig von mir so erfasst.
 
Nie persönlich nehmen und lieber einmal mehr lachen statt sich zu ärgern hilft über die schlimmsten Zeiten und schweißt am Ende noch mehr zusammen!

Eine Aussage, ganz am Anfang hier aber doch wichtig.

Ich war ja kurzzeitig total am verzweifeln. Felix hat draußen so gar nicht auf mich gehört, mich überhaupt nicht beachtet, nur sein Ding gemacht. Die Trainerin meinte ich muss mehr mit ihm machen, ihn beschäftigen und hat mir tausend Dinger vorgeschlagen, die alle nicht funktioniert haben. Es war echt so, dass ich von ihm genervt war, er von mir und ich daheim am heulen war, weil ich mit meinem Hund nicht mehr klar kam. Dann war ich auch so dumm und habe uns mit anderen Hund-Mensch-Teams verglichen, die einen Will-To-Please-Hund an der Leine hatten und bei denen alles so harmonisch klappte.

Zum Glück machte es bei mir doch irgendwann wieder "klick" und ich entsinnte mich drauf, was ich da eigentlich an der Leine habe und dass ich froh sein kann, dass er egal wo wir eigentlich sind von selbst funktioniert. Felix ist ein Hund mit eigenem Kopf, der selbstständige Entscheidungen trifft und das ist gut so. Wir können ihn überall mit hinnehmen und er macht genau das, was er soll. Und dafür habe ich nicht gezielt trainiert, dass macht er von selbst. Vielleicht habe ich solche Sachen unbewusst mit loben bestärkt. Zum Beispiel, dass er im Restaurant unter dem Tisch liegen soll usw.

Ich habe also alle Trainerhinweise über Bord geworfen und aufgehört draußen irgendetwas zu trainieren. Das Einzige was ich mache ist ab und zu ein Leckerchen zu verstecken (am Baum, in der Wiese usw.) und dann so tue als ob ich was tolles gefunden hätte. Felix kommt immer sofort angefetzt und ist mit Freude dabei, dass wir dieses Leckerchen finden. Und seitdem habe ich seine Aufmerksamkeit, er dreht sich selbst im Freilauf immer wieder um, guckt, ob ich vielleicht was gefunden habe usw.

Aktuell ist unser einziges Problem, dass es er sich bei manchen großeren Rüden einfach aufführt und ich ihn weiterziehen muss, während er auf zwei Beinen wie ein Irrer schnaufend hinter mir herhoppelt 🙄 super peinlich für alle Beteiligten :D
Dafür habe ich leider noch keine Lösung gefunden.
 
Dann war ich auch so dumm und habe uns mit anderen Hund-Mensch-Teams verglichen, die einen Will-To-Please-Hund an der Leine hatten und bei denen alles so harmonisch klappte.

Ich kenne das 🙄
Wird aber auch nicht besser, wenn dann besagte WTP-Halter mit abschätzigem Lächeln zu Dir blicken und noch so nebenbei irgendwelche kleinen Tricks demonstrieren, während man selber nassgeschwitzt die Motiviation und Kooperationsbereitschaft des eigenen Hundes sucht.

Meine "Zeit der Rache" kam von ganz alleine.
Nämlich als aus den niedlichen Welpen Junghunde wurden, und aus den Junghunden hormongebeutelte Pubertiere. Ab da hatte ich es leichter, denn ich war dieses Gedöns ja schon gewohnt während gerade diejenigen mit den Superhunden und dem Superhändchen ("ist ja ganz einfach, du trainierst einfach zu wenig") plötzlich und relativ unerwartet auf den Boden der Tatsachen landeten.

(Mein Lieblingsmoment war, als die Schäfihalterin, welche immer am überheblichsten mit ihren Kommentaren uns gegenüber war, von ihrem Rüden einfach mal so von den Füßen geholt wurde, weil er fand, dass er jetzt genug hier rumgestanden hatte. Sie hatte dem nichts entgegenzusetzen (überraschend war diese Aktion auch noch) und landete im Matsch. Ja, sie tat mir schon leid. Aber nur ein bisschen *flöt* Fortan ward sie nicht mehr gesehen... Und ja, ich weiß: es offenbart einen miesen Charakter, dass ich Schadenfreude verspürte. Aber ich hatte zu dieser Szene ja nichts dazugetan. )
 
Ich auch!

Ich mag dieses Besserwisser auch nicht. Vor allem, WENN sie ja so viel Ahnung hätten, müssten sie ja wissen, wie einfach mal einen Molosser motivieren kann 🙄
Von daher, ich freue mich dann nicht nur gerne mal in mich rein, ich verfolge mache sogar mal ein Stück, einfach weil es gute Laune macht und der „dumme“ molosser so geil desinteressiert mit mir weiter gehen kann 🤭🤣
 
Gestern im CD hat Judy ihr eigenständiges Denken unter Beweis gestellt. Sie hat sich ab gesetzt, keinen Sinn in den Übungen gesehen und ist sitzen geblieben. Nichts zu machen!

Wie motiviert ihr eure in diesen Situationen?
 
Zwei Fragen:
1. warum hat sie sich gestern verweigert? Ich gehe davon aus, sonst tut sie es nicht? Jedenfalls nicht in diesem Maße.
2. Was motiviert sie denn?
(3. Was ist Dein Ziel? Was wünschst Du dir von ihr? Dein Hund soll wie ein Border freudig neben dir her trippeln und immer wieder fragen 'was tun wir als nächstes'? Dein Hund darf Hund sein, soll aber bei den Aufgaben ' auf den Punkt, da' sein? Ihr arbeitet halt partnerschaftlich Eure Aufgaben irgendwie ab?...)
 



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