Erziehung und Kadavergehorsam

Ich lese immer wieder, dass die Halter nicht wollen, dass ihr Hund 1a erzogen ist, weil sie keinen Kadavergehorsam, Sklavengehorsam etc. wollen.

Da ich einen 1a erzogenen Hund habe, der gaaaaaaanz weit weg ist von Kadavergehorsam, würde mich mal Eure Meinung interessieren.

Warum setzen soviele Menschen gute Erziehung mit Kadavergehorsam gleich? Ist es ein verschobenes Bild von dem Thema Erziehung, dem Thema Erziehungsmethode? Ist es Neid mangels fehlender eigener Optionen?
 
Hallo Flixilotte,

sicher spielt da auch sehr viel Neid mit und ebenso sicher wird m.E. das Wort "Kadavergehorsam" gebraucht ohne es zu definieren.

Kadavergehorsam bedeutet für mich das ein Mensch oder ein Tier Befehle ausführt ohne dies zumindest vor dem Hintergrund des eigenen Seins zu reflektieren. Vulgo gesagt: tut ohne zu fühlen, handelt wie eine Maschine.
Dies ist m.E. roboterhaft, ist im letzten gegen die Würde jedes Lebewesens. Unstrittig ist das unsere Hund das was wir ihnen sagen nicht als Vorschlag sondern als verbindliche Aufforderung ansehen sollen. Eben dieser Aufforderung sollen sie folgen, dies weil sie uns als "Chef, Rudelführer, großer Häuptling oder gerne auch Futtergeber" erkennen und anerkennen.
Wenn dies gegeben ist wird Hund uns folgen, nicht weil er Angst hat oder seine Seele gebrochen ist sondern weil er eine enge Bindung zu uns hat.

M.E. führt eine Erziehung die primär auf Druck und Schlägen basiert dazu das Hund irgendwann kaputt ist, dann wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit Kadavergehorsam zeigen. Bei Mensch und Hund gilt wohl: Die Augen sind die Fenster der Seele (Hildegard von Bingen). Ist die Seele tot sind die Augen stumpf.....

liebe Grüße von Jürgen
 
Jürgen, sehe ich sehr ähnlich. Ich frage mich allerdings, warum Menschen nicht reflektieren können und die Unterschiede zwischen 1a Gehorsam und Kadavergehorsam erkennen können.
 
Hallo Flixilotte,

ich könnte ja jetzt gehässig sagen weil sie schlicht zu blöd sind den Unterschied zu erkennen.:zwinkern2: Etwas weniger gemein gesagt: Weil es leichter ist eine simple Antwort, ein schnelles vermeintliches Erkennen, zu erringen als sich mit einer Thematik zu befassen.
Reflektieren setzt die Bereitschaft dazu voraus, diese ist nur bedingt gegeben.

selbst denkende Grüße von Jürgen
 
Zuweilen habe ich den Eindruck, dass Leute glauben, dass man, wenn man seinen Hund sehr gut erzieht, ihm die Eigenständigkeit nimmt.
 
Guter Gehorsam/ gute Erziehung gibt einem Hund erst Freiheiten, die er sonst nicht hat.
Das muss man sich gemeinsam erarbeiten und jeder Hund gibt einem einen anderen Rhythmus vor.

Kadavergehorsam (wie ich ihn verstehe) nimmt dem Hund den eigenen Charakter, die "eigene Meinung".
 
@LueLa

Wunderschön ausgedrückt. Je besser der Grundgehorsam, desto mehr Freiheiten kann man dem Hund gewähren, desto mehr kann er seine Eigenständigkeit ausleben.
 
Ich denke, eine top Erziehung lässt den Hund noch Hund sein.
Kadavergehorsam heißt ja, dass er in jeder Situation zu 100% gehorcht, komme was wolle, egal wie stark seine Grundmotivation ist.
So etwas ist NUR(!) mit Angst und Meideverhalten hinzubekommen.

Für mich ist ein situativ hervorragender Gehorsam wichtig. In einigen Situationen brauche ich eine nahezu 100%ige Kontrolle.
In anderen nicht.
In vielen anderen nicht ;)

Der Verzicht auf das Schüren von Angst zu "Egozwecken" ("Der hat das gefälligst zu lassen) und eine intensive Vertrauensbasis, durch die der Hund auch mal Dinge tut, die er in der Sekunde vielleicht eigentlich nicht tun möchte (KEINEN Kot fressen^^) machen zusammen den Unterschied zwischen einem gut erzogenen Hund und einem Hund, der Kadavergehorsam besitzt.

Kommunikation (Blickkontakt, Lenkbarkeit über Handzeichen und anderweitige Körpersprache, etc) ist die Basis guter Erziehung.
Korrektur ist die Basis von Kadavergehorsam.

Ich muss sagen, mir ist noch kein Mensch begegnet, der keinen gut erzogenen Hund haben will und noch nie hat mir gegenüber eine reale Person gute vertrauensvolle Erziehung mit Kadavergehorsam gleichgesetzt, daher kann ich zu deiner Frage nichts sagen.

Neid ist definitiv ein riesen Thema in der Hundeszene und wie wir alle wissen, nicht nur da! Durchaus möglich, dass es am Neid liegt.
Oder vielleicht kennen andere den Unterschied nicht. Durchaus möglich, dass viele Menschen glauben, einen gut erzogenen Hund bekommt man eben nur mit Druck hin.
 
Ist es ein verschobenes Bild von dem Thema Erziehung, dem Thema Erziehungsmethode?

Ja ich denke, da liegt der Hund begraben.
Die meisten Menschen (leider sogar auch so manche Hundetrainer) sind davon überzeugt, dass jeder gute Gehorsam nur über Zuckerbrot und Peitsche zu erreichen ist.
Beim Kadavergehorsam stimmt das -ohne Strafen (bei manchem Hundecharakter massive Strafen) lässt er sich m.E. nicht erzielen. Das ist der "gebrochene" Hund, der aus Angst vor Strafe gehorcht.

Womit ich nicht sagen möchte, dass Hundeerziehung immer und bei jedem Hund ohne Strafe /Korrektur auskommt -es kommt aber ganz entscheidend auf das wie, wann und warum an.
Zum Beispiel (um auf den Kadavergehorsam zurück zu kommen) sollte das Nicht-ausführen eines Befehls nicht automatisch eine Strafe nach sich ziehen. Erst mal gucken, wo der Fehler liegt -in 99% beim Mensch.

LG
JoJu
 
Also ich denke auch, dass es zum einen schlicht und ergreifend falsch definiert wird und einige einfach meinen, dass sie keinen Hund möchten der "Sklavengehorsam" ist...sie drücken sich einfach falsch aus...
Bei vielen ist es sicher aber auch der Punkt, wo sie an die eigene Grenzen der Motivation stoßen: Sie sagen, dass sie keinen Hund, der 1a hört haben möchte, weil dieser dann "Sklavengehorsam" sei, weil dies einfacher ist, als zu sagen, dass man an seinen Grenzen ist (aus welchen Gründen auch immer) und man den und einfach nicht besser erziehen kann/will.
Wer möchte dies denn zugeben: "Och nee, so ne Schleppleine ist mir zu stressig, da muss ich immer auf den Hund achten, kann weniger gut Schwätzchen halten, da nehme ich lieber hin, dass er irgendwo hin läuft...er kommt ja wahrscheinlich wieder."
Da ist es doch einfacher zu sagen, dass man seinen Hund Hund sein lassen möchte...

Ich selbst habe noch keinen 1a hörenden Hund, aber beneide jeden der einen solchen hat und arbeite ständig daran alle Baustellen weiter zu bearbeiten...und irgendwann vielleicht auch zu denen Besitzern mit den 1a-Hunden zu gehören.

Aber Sklavengehosam...nee, das möchte ich auch nicht, würde vielleicht einfacher gehen, aber ließe sich nicht mit meiner Einstellung vereinbaren und wäre auch im Ergebnis nicht das was ich möchte.
Es ist einige Zeit her, da habe ich einen genau solchen HUnd gesehen und ich fand es gruselig anzusehen wie toll der Hund zwar Befehle ausgeführt hat, aber mit welcher Angst - nicht schön...Am liebsten hätte ich den Hund damals mitgenommen!
 



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