Ersthündin attackiert Zweithündin - Bitte um Ratschläge

Erster Hund
Emily (1 1/2)
Zweiter Hund
Claire (6 Monate)
Hallo an alle :)

Ich bin Besitzerin zweier Hündinnen. Emily ist ca.1 1/2 Jahre alt und wurde von mir als Straßenhund im Alter von 2-3 Monaten gefunden. Bisher war sie immer verträglich mit anderen Hunden und Hündinnen und bei Begegnungen recht "defensiv", aber verspielt und aufgeschlossen.
Ende Januar lief uns beim Gassigehen Neuzugang Claire über den Weg :eek:
Angedacht war, sie schnell weiter zu vermitteln, aber leider gestaltet sich das hier vor Ort sehr kompliziert, es gibt einfach zu viele Straßenhunde hier :(
Seitdem lebt Claire (erstmal) bei uns. Anfangs habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Emily nun Gesellschaft hat wenn ich arbeiten bin. Aber leider häufen sich mittlerweile die Attacken von Emily und ich bin ratlos, wie ich diese einordnen soll.
Anfangs ging es um "Ressourcen" wie Kauknochen o.ä. Nachdem ich dieses nur noch getrennt gebe und danach weglege, häufen sich die Attacken aus anderen, mir teils auch unbekannten Gründen. Prinzipiell konnte ich bisher folgende Gründe der Angriffe Emilys ausmachen:
1. Aufregung - wenn draussen ein Hund vorm Haus vorbeigeht, wird sie richtig hysterisch und versucht (ohne Zusammenhang) Claire zu attackieren.
2. Ressourcen wie Futter, Kauknochen, mal auch ganz lächerliche Dinge wie ein Stein der im Haus liegt und an dem Emily riecht.
3. Frust - wenn ich z.B. die Kauknochen wegräume und Emily ihren abgeben muss, will sie sich (aus Frust?) auf Claire stürzen.

Obwohl ich mittlerweile ständig ein Auge auf beide habe, kann ich die Angriffe Emilys bisher nicht 100% vermeiden, da sie meist für mich "wie aus dem nichts" geschehen. Kein Knurren o.ä. vorher.
Dabei habe ich den Eindruck, dass sich beide prinzipiell (bisher) gut leiden können. Sie liegen auch mal zusammen, lecken sich die Schnauze und spielen viel.
Draussen beim Spaziergang gibt es meist keine Probleme.
Bisher habe ich die beiden immer nach wenigen Sekunden getrennt, da Claire sehr dramatisch schreit und sich auch sofort unterwirft, und sich auch einpinkelt. Obwohl Claire manchmal beim Wegziehen von Emily noch "dranhängt", sind es meiner Meinung nach keine ernsthaften Beissversuche von Emily, d.h. keine "Löcher", aber Schrammen und Kratzer gab es schon (evtl auch durch mein Wegziehen verursacht).

Ich bin leider sehr ratlos wie mit beiden umzugehen ist. Obwohl ich mit Hunden (teils auch 2 Hündinnen) aufgewachsen bin, kenne ich solche anhaltenden Konflikte nicht.
Mein Schimpfen und Tadeln in diesen Situationen scheint Emily unbeeindruckt zu lassen :confused:
Seit ihrer 2. Läufigkeit im April ist sie auch mir zusehends aufmüpfiger gegenüber und hat mich vor Kurzem erstmals angeknurrt.

Wer kennt ähnliche Probleme und weiss Rat?
Sollte ich die beiden (bzw Emily) mal ohne Eingreifen "machen lassen" oder macht es das nur schlimmer?

Wäre über Ratschläge oder Anregungen sehr dankbar!
 
Hallo,
es ist möglich, dass bei euch etwas falsch läuft (evtl. falscher Umgang mit den Hunden), es ist aber auch möglich, dass die beiden Hündinnen nicht zueinander passen.
Auf keinen Fall darf man bei einer Attacke die beiden Hündinnen "einfach machen lassen".
Hündinnen können sich auch tot beißen, sie sind anders im Kampf als Rüden, sie meinen es dann ernst.

Du solltest die Hündinnen auch nicht durch Wegziehen trennen, weil dabei ernste Verletzungen entstehen können.
Besser ist es, der angreifenden Hündin etwas über die Kopf zu stülpen (eine Decke, eine Jacke oder ähnliches).
Wenn sie dann irritiert loslässt um nach Luft zu schnappen, kannst du sie auseinanderdrängen und musst sie auch sofort räumlich trennen.

Seit ihrer 2. Läufigkeit im April ist sie auch mir zusehends aufmüpfiger gegenüber und hat mich vor Kurzem erstmals angeknurrt.

Kannst du das mal näher erklären? Und wie lange sind die Hunde allein, wenn du arbeitest?
 
Ja, das kann durchaus sein, dass ich etwas falsch mache. Ich muss nur herausfinden was genau es ist.
Ich habe die Attacken bisher als nicht 100% ernst eingeordnet, da keine richtigen Bisse entstanden sind. Aber da kann ich falsch liegen.

Normalerweise ist es für sie kein Problem, mir Knauknoche o.ä. zu geben, auch beim Futter gibt es mir gegenüber keine Verteidigung. Sie macht bei Knochen brav "aus" und lässt es sich wegnehmen.
Vor wenigen Tagen kam ich jedoch in die Küche und Emily hatte sich den Müll runtergezogen und leckte die Fleischpackung aus. Erschrocken habe ich "Emily" gerufen und sie am Halsband gegriffen, woraufhin sie knurrte und die Zähne zeigte. Das war der erste Vorfall dieser Art, aber er hat mir zu denken gegeben, da sie mir gegenüber bisher nichts derartiges geleistet hat.

Wenn ich arbeite sind die Hunde ca. 6-7 Stunden allein, was aber nicht jeden Tag vorkommt, eher 1-2 mal die Woche. Meist sind es kürzere Zeiträume. Anfangs waren sie dann zusammen, mittlerweile jedoch getrennt, dh. Claire ist draussen und Emily drinnen.
 
Zwei Hunde und ein Mensch bilden ja fast schon so etwas wie ein Rudel bzw. einen Familienverband.
Wenn da der Mensch nicht ganz klar die souveräne Führung übernimmt, kann es zu solchen Problemen führen.

Mit souveräner Führung meine ich nicht eine dominante Haltung, sondern eine gelassene, liebevolle und kompetente Führung der beiden Hunde.
Ob dies bei euch fehlt, weiß ich nicht, aber über Hundeverhalten solltest du noch etwas lernen.

Aus menschlicher Sicht scheint dir ein Wegnehmen des Knochens, des Futters oder einer Fleischverpackung selbstverständlich.
Aus hundlicher Sicht ist das ein asoziales, wenig vertrauensförderndes oder zumindest ein dreistes Verhalten.
In einem Rudel machen sich die einzelnen Hunde in der Regel nicht das Futter streitig.

Das bedeutet nun nicht, dass du dem Hund keine Fleischverpackung oder Müll abnehmen darfst, aber das macht man dann mit Respekt.
Erstmal würde ich einem Hund nicht sein Futter oder seinen Knochen wieder wegnehmen, den ICH ihm zuvor gegeben haben. So etwas schafft nur Misstrauen und macht dich unberechenbar.
Bei Müll, den er sich selbst besorgt hat, würde ich höflich aber bestimmt verlangen, dass der Hund es auslässt und mir gibt.

Wenn der Hund unvermittelt am Halsband gegriffen wird, weil er Fressbares gefunden hat, muss der Hund das als einen Angriff werten. Das Knurren und Zähnefletschen als Reaktion ist da sogar noch harmlos. Auch ein Abschnappen wäre möglich gewesen. Eine Verpackung mit Fleischgeruch ist zudem noch eine besonders verlockende Ressource. Das Hergeben der Verpackung fällt dem Hund noch schwerer.

Ob den Hunden nun eine souveräne Führung fehlt, kann ich nicht beurteilen.
Es gibt auch Hündinnen, die man einfach nicht zusammen in einem Haushalt halten kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt Hunde, die ein relativ schwaches Nervenkostüm haben und aus Übersprunghandlungen heraus in der Aufregung ihre Mithunde attackieren. Manche attackieren auch ihre Menschen in der Aufregung.

"Machen lassen" ist auf jeden Fall der falsche Weg. Ruhe reinbringen.

Ich schreib nachher noch mal was, muß grad weg.
 
Hallo RosAli,

ich würde mich freuen wenn du mir noch ein paar Tipps zum "Ruhe reinbringen" geben kannst.
Das mit dem "schwachen Nervenkostüm" vermute ich auch irgendwie, da die Angriffe zu 90% in Situationen vorkommen wo sie extrem aufgeregt ist.
Da sich die beiden prinzipiell gut leiden können und Emily in anderen Situationen absolut gelassen und tolerant mit Claire umgeht, fände ich es schade wenn das Zusammenleben an ihrem schwachen Nervenkostüm scheitern würde ;) Das Abgeben eines Hundes würde mich hier vor große Probleme stelllen.
Also falls du dich mit der Thematik gut auskennst, dann bitte bitte immer her mit den Tipps :)
Ich versuche mittlerweile, ihre Aufregung bei bellenden Hunden draussen (oder dem Postboten^^) runterzufahren, sie muss sich hinsetzen und wenn sie ruhig ist und ich ihre Aufmerksamkeit habe, bekommt sie ein Leckerchen. Damit kriegt man sie sehr gut!
Aber ich bin mir unsicher, ob das der richtige Weg ist oder es verstärkt? Was meinst du?
 
Ich versuche mittlerweile, ihre Aufregung bei bellenden Hunden draussen (oder dem Postboten^^) runterzufahren, sie muss sich hinsetzen und wenn sie ruhig ist und ich ihre Aufmerksamkeit habe, bekommt sie ein Leckerchen. Damit kriegt man sie sehr gut!
Aber ich bin mir unsicher, ob das der richtige Weg ist oder es verstärkt? Was meinst du?

Würde ich auch so machen. Melden darf sie und dann die Aufregung des Hundes runter regeln. Ruhiges Verhalten immer positiv bestärken.

Manches läßt sich auch durch Management der Hunde beeinflussen. Bspw. halt nur einer im Garten (grad wenn man vllt. auch eben keine Zeit hat, die Hunde zu beaufsichtigen), dann können sich solche Sachen, wie Getöse und Streit am Zaun garnicht erst aufbauen.

Alles, was in Augen des Hunde verteidigungswerte Ressource ist, kommt weg. Da gibts nichts ohne Aufsicht. Und keine hat an das Zeugs des anderen zu gehen.

Sollte es trotzdem zu Übergriffen der einen Hündin auf die andere kommen (man kann nicht alles vermeiden), wird das sofort energisch unterbunden.
Wenn Du weißt, in welchen Situationen Emily attackiert, kannst Du ein Auge drauf haben. Und Attacken im Ansatz unterbinden.

Und wenn da ein Stein liegt und Claire schnuppert daran, solltest Du Emily davon abhalten können, sich auf Claire zu stürzen.

Manches spielt sich mit der Zeit auch ein. Deine Hündinnen sind beide noch sehr jung und entwicklungsmäßig noch nicht "fertig". Da ist die Neigung zu Überreaktionen auch größer.

Wenn Du selber nicht hektisch wirst, sondern ruhig und konsequent die Richtung vorgibst, den Hunden zeigst, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht, bestehen gute Chancen, dass Harmonie einkehrt.

Das Emily Dich angeknurrt hat, sehe ich wie bubuka. Der Griff ins Halsband war aus Sicht des Hundes eine plötzliche Attacke deinerseits.
Meine Hunde müssen auch Dinge hergeben, die sie nicht haben dürfen. Ich kündige das vorher an und greife nicht plötzlich nach dem Hund. (obwohl ich es könnte, das ist auch eine Sache gegenseitigen Vertrauens, das man sich erarbeiten muß)
Und - wir haben ein gut geübtes "Aus" Kommando, was im allgemeinen auch befolgt wird.

Was ich den Hunden einmal gegeben habe, nehme ich eigentlich auch nicht wieder weg. Sollte es doch mal notwendig sein, wird dann getauscht, nicht einfach weggenommen.
Ich habe auch solche Situationen in ruhiger, entspannter Atmosphäre geübt. Die Hunde haben gelernt, das nichts passiert, wenn ich bspw. an ihren Napf gehe. Das da höchstens noch was tolles dazu kommt und man nichts verteidigen muß.
 
Ich danke dir für deine konkreten Ratschläge.
Die letzten Tage waren schon um einiges entspannter zwischen den beiden und ich trainiere weiterhin mit Emily, dass sie sich nicht mehr so hochschaukelt in gewissen Situationen, was eigentlich ganz gut klappt, aber wir üben weiter.
Nachdem ich nochmal viel nachgelesen habe, glaube ich auch, dass ihre Hormone etwas mitgespielt haben. Sie war bis Anfang April noch läufig und die letzten 4 Wochen nach der Läufigkeit nun insgesamt sehr ruhig, zickig und "miesepetrig" drauf :rolleyes:
Sicher hat das auch noch dazu beigetragen!

Wenn ich nicht Zuhause bin bleiben die beiden auch weiterhin getrennt, um auf Nummer sicher zu gehen, aber ich denke, dass wir das Zusammenleben trotz kleiner Zickereien doch hinkriegen werden, denn eigentlich können sie sich bisher gut leiden und kuscheln und spielen auch viel :)

Also erstmal danke für die zahlreichen Tipps hier!
 



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