Wenn ich mir einen Hund ins Haus hole, dann wünsche ich mir einen Gefährten, ein Familienmitglied, das nach Möglichkeit ein langes, gesundes und glückliches Leben bei mir Verbringen soll.
Die Option, einen Hund aus dem Tierheim zu holen, lasse ich bewusst außen vor. Natürlich gibt es den seriösen Tierschutz und es gibt unseriösen Tierschutz, aber damit könnte man mit Leichtigkeit einen anderen Thread zum Bersten bringen.
Mir geht es hier eher darum, aus welchen privaten Quellen man seinen Welpen bezieht.
Soll bei mir ein Welpe einziehen, so obliegt mir bei der Auswahl nicht nur die Verantwortung für meinen Geldbeutel und meine Familie, sondern auch für das Individuum, das es werden soll, die Hundefamilie aus der es stammt, darüber hinaus aber auch (ggf. im Falle eines Rassehundes) die Verantwortung für die ganze Rasse und genau genommen eigentlich die gesamte Hundepopulation.
Natürlich kann man das ausblenden, aber das entbindet mich trotzdem nicht von meiner Verantwortung. Das ist die gleiche Kiste wie wenn ich abgepacktes Discounter-Fleisch kaufe. Ich unterstütze damit Billigfleischproduktion. Wenn ich "Polenwelpen" kaufe, dann mache ich mich mitschuldig an dem Leid, das die ganze "Polenwelpen"-Industrie mit sich bringt.
Deshalb ist es einfach unglaublich wichtig, sich weitreichende Gedanken zu machen, aus welcher Quelle mein neues Familienmitglied kommt.
Ansprüche die ich an meinen „Züchter“ stelle. (Ihr alle wisst, ich hab eine genaue Vorstellung darüber, was ein Züchter ist und was nicht. An dieser Stelle soll es aber lediglich die Person beschreiben, von der ich meinen zukünftigen Welpen bekomme, deshalb die Anführungszeichen.)
Ich erwarte:
- Dass die Auswahl der Elterntiere sorgfältig und sachkundig verläuft, immer mit Blick auf die geplanten Welpen (und den Nutzen für die Rasse). Dass mir der Züchter darüber Auskunft geben kann, wieso er genau diese Verpaarung gewählt hat. („Der war gerade da und billig“ ist kein Grund.)
- Dass der Züchter mit mir offen darüber spricht, welche „negativen“ eigenschaften (körperlich, charakterlich…) in dem Wurf zu erwarten sind.
- Dass er mich bei der Auswahl kompetent beraten kann.
- Dass die Eltern gesundheitlich sachkundig durchgecheckt wurden. Wenn der Kuhdoktor den Hund mal anschaut und sagt „sieht doch gut aus“ ist das keine relevante Gesundheitsuntersuchung. Bei einer Rasse/Mischung mit erhöhter HD-/ED-/PRA-/DCM-(usw.usf.)-Gefahr, erwarte ich z.B. ein kompetentes Gutachten vom Experten. Nur auf diese Weise kann die Gefahr für die Welpen, später an diesen Krankheiten zu leiden, realistisch eingeschätzt und ein passender Partner ausgewählt werden.
- Dass die Elterntiere charakterlich einwandfrei sind.
- Dass ich die Elterntiere auch kennen lernen kann. (bei Rassezucht reichen auch Informationen über Herkunft, Aussehen, Eigenschaften und Stammbaum des Rüden)
- Dass die Elterntiere gut zusammen passen und sich in ihren Eigenschaften ergänzen.
- Dass der Züchter in der Haltung und Erziehung dieser Hunde kompetent ist.
- Dass die Hunde im Haus und mit engem Familienanschluss aufwachsen um bereits das Familienleben und die Geräusche im Haushalt kennen zu lernen. Zwingerhaltung/Welpenhaus geht überhaupt nicht. Ich möchte auch im Haus sehen, dass dort Welpen aufwachsen und nicht nur zur Präsentation hereingeholt werden.
- Dass die Welpen mit möglichst vielen positiven Reizen in ihrer Umwelt aufwachsen. Auf verschiedenen Untergründen spielen, auch mal kleine welpengerechte Ausflüge unternehmen, erste Autofahrten unternehmen.
- Dass nach Möglichkeit auch schon Kontakt zu anderen Tieren und Kindern besteht.
- Dass die Welpen hochwertig ernährt und gut gepflegt werden.
- Dass die Welpen geimpft und gechipt sind.
- Dass keine Welpen am Fließband produziert werden. Mehr als ein Wurf pro Jahr finde ich schon problematisch.
- Dass der Züchter sich wirklich Gedanken macht, Verantwortung übernimmt und versucht, die Hunde nach bestem Wissen und Gewissen in passende Familien zu vermitteln. Ich möchte auch nach 14 Jahren meinen Züchter noch kontaktieren können, wenn ein Problem mit seinem Welpen auftritt und dass er dann ein offenes Ohr für mich hat. Klar gibt es immer mal unvorhergesehene Situationen, aber wenn ein Züchter 50% Rückläufer hat oder 30% der Hunde im Tierheim landen, oder auch nur zu Hause auffällig werden, dann ist was faul.
- Dass nicht bei Kleinanzeigen inseriert wird
Kurz zusammengefasst: Ich erwarte ein hohes Maß von Sachkunde und Sorgfalt, sowie viel Engagement und Liebe in der Aufzucht. Eine einwandfreie Sozialisierung und charakterlich, sowie gesundheitlich die besten Voraussetzungen für mein neues Familienmitglied. Das bin ich meinem Welpen einfach schuldig.
Auch wenn es mir schon unterstellt wurde es ist mir nicht wichtig, dass mein Hund ein hübsches Blatt Papier mit ein paar Stempeln drauf hat.
Mir ist auch eine Anerkennung der Rasse durch den F.C.I. nicht wichtig.
Ich bin ein großer Freund der altdeutschen Hüter. In den richtigen Händen.
Ich finde X-Herder sind tolle Hunde. Aber auch diese Hunde werden mit Sinn und Verstand auf ein Ziel hin verpaart. (Ausnahmen bestätigen auch hier wieder die Regel). Ja, manchmal ist es einfach sinnvoll, oder wenigstens nicht verkehrt, Rasse A mit dazu passender Rasse B zu verpaaren um für einen bestimmten Zweck einen tauglichen und brauchbaren Hund zu erhalten. Arbeitsrasse x Arbeitsrasse, Hüter x Hüter, Jäger x Jäger. Von mir aus auch Jäger x Begleithund,… es muss halt passen und Sinn ergeben. Vom Gros der Welpen müssen dann die gewünschten Eigenschaften zu erwarten sein, sonst hat man sich nicht genug Gedanken gemacht...
Mir ist auch durchaus bewusst, dass bei Weitem nicht jeder VDH-Züchter das Gelbe vom Ei ist. Es menschelt eben in jeder Branche, aber wenn man wachsam ist, sich informiert und sein Gehirn einschaltet (jaa, ich weiß, Welpen sind immer süß und manchmal tun sie einem so leid und müssen gerettet werden…) dann kann man mit etwas gesundem Menschenverstand schon die Guten rausfiltern. Ist halt Arbeit, aber auch das bin ich den Tieren schuldig.
Mir ist außerdem vollkommen bewusst, dass es bei manchen Rassen wirklich die klügere Wahl ist, sie in der Dissidenz zu kaufen. Aber: Auch in der Dissidenz ist nicht alles Gold was glänzt. Auch hier ist der Käufer gefragt, sich zu engagieren, zu recherchieren, sich zu informieren und die verantwortungsvollste Wahl für den Hund zu treffen.
Ja es gibt sie, die wirklichen, echten Ups-Würfe. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ich einen engagierten Hundehalter habe, dem einmal ein Missgeschick unterläuft. Später kommt das nie wieder vor. Die Welpen werden liebevoll und nach besten Kräften aufgezogen und sorgfältig sozialisiert, die neuen Besitzer werden aufmerksam ausgesucht.
Einer Bekannten ist das einmal passiert. Ihre Hündin hat sich in der Läufigkeit aus dem gekippten Kellerfenster gequetscht und kam trächtig zurück. Die Welpen wurden gut vermittelt und sind jetzt, 10 Jahre später (so sie denn noch leben) alle noch in der Familie, die sie als Welpen übernahm.
Das ist der einzige echte Ups-Wurf, der mir persönlich bekannt ist.
In meinen Augen spricht nichts dagegen, einen Welpen aus so einem echten Ups-Wurf zu übernehmen. Gegen eine Schutzgebühr. Niemals wäre ich dazu bereit, für so ein Tier 500€ oder mehr zu zahlen.
Was ich allerdings selbst im Bekanntenkreis zur Genüge kennengelernt habe: Vermehrer.
Da kennt man Menschen, ist befreundet, weiß, dass diese intelligente, umsichtige Leute sind,.. und dann schleppen sie einen Hund vom Vermehrer an. Hunde, auf die nicht die Hälfte der oben genannten Kriterien zutreffen. Hunde, die nicht sozialisiert sind, nicht wesensfest, bei denen die Elterntiere nicht feststehen, bei denen die „Züchter“ die wildesten Geschichten erzählen. Da werden angeblich reinrassige Hunde verkauft, die mit 6 Monaten gar nicht mehr nach diesen Rassen aussehen. Dann ist doch irgendwie der falsche Rüde drüber gerutscht (selbst im Bekanntenkreis gehabt, den Fall). Da werden Ups-Würfe an den Mann gebracht (und ich hatte noch davor gewarnt) und ein Jahr später steht die Käuferin bei mir und sagt „Die inserieren ständig neue Würfe, das sind ja doch Vermehrer, kann man da nichts dagegen tun?“
Ja doch, kann man: Nicht kaufen!
Bei vielen Hunden kann man dann noch froh sein, dass sie hoffentlich nicht aus Polen kommen. Bei anderen schreit einem schon die ganze Situation ‚Polenwelpe!!‘ ins Gesicht.
Auch im Bekanntenkreis: Ach wie süß, kleinen Wuschel auf E-Bay gefunden, man kam hin, war der letzte vom Wurf, der noch übrig war, keine Mutter da, keine anderen Hunde,….