Erarbeitung einer EU-Verordnung zur Änderung des Tierarzneimittelrechts

Die EU-Kommission plant eine neue Verordnung, die die Zulassung und den Vertrieb von Tierarzneimitteln regelt.

Hier

http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2014/DE/1-2014-558-DE-F1-1.Pdf

ist das büokratische Monster-Machwerk.

Man schaue sich zunächst den 2ten Absatz auf Seite 6 an und liest:

"Ein wichtiges Ziel ist es, die Wirksamkeit bestimmter Antibiotika zu erhalten, die für die
Behandlung von Infektionskrankheiten beim Menschen wesentlich sind. Daher wird
vorgeschlagen, der Kommission die Befugnis zu erteilen, die Verwendung bestimmter
Antibiotika bei Tieren durch Erlass von Vorschriften auszuschließen oder einzuschränken."

Antibiotika sind umstritten, aber manchmal muss die Verwendung sein. Es wird schwieriger werden, wenn bestimmte Antibiotika für die Verwendung bei Tieren eingeschränkt werden.

Macht nix, werden sich einige User sagen, nehme ich halt homöopathische Mittel, die sind sowieso viel besser.
Soweit ich weiss, gibt es keine für Tiere entwickelten homöopathischen Arzneimittel, vielmehr werden die Präparate aus der Humanmedizin für Tiere angewendet.

Schaut man sich den Entwurf der o.a. VO an, findet man in Kapitel V Regelungen über homöopathische Tierarzneimittel und deren immerhin vereinfachten Registrierungsverfahren.
Interessant wird das. Dies deshalb, weil Heilpraktiker - sollte die VO so in Kraft treten - nur zugelassene homöopathische Tierarzneimittel abgeben dürfen.
Das berührt schon deren grundgesetzlich geschützte Berufsfreiheit.

Und dann gibt es noch den riesigen Markt der Ergänzungsmittel (Öle, pflanzliche oder tierische Mittel für Haut, Gelenke, Stoffwechsel und und und).

Jedenfalls sind diese Mittel nicht trennscharf von Tierarzneimitteln abgegrenzt, siehe dazu Art 4 Abs. 1 - insbesondere Ziffer b - des Entwurfs.

"Artikel 4
Begriffsbestimmungen
Für die Zwecke dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck
(1) „Tierarzneimittel“ alle Stoffe oder Stoffzusammenstellungen, die mindestens eine
der nachstehenden Voraussetzungen erfüllen:
(a) Sie werden zur Heilung oder zur Verhütung von Tierkrankheiten angeboten;
(b) sie sind dazu bestimmt, im oder am tierischen Körper angewendet oder einem
Tier verabreicht zu werden, um entweder die physiologischen Funktionen
durch eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung
wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu verändern, oder eine medizinische
Diagnose zu erstellen;"

Das wären im Grunde auch Lachsöl, Gelatine, Grünlippmuschel, Heilkräuter etc.

Diese Mittel brauchten dann auch eine teure Zulassung mit noch teurerem Wirksamkeitsnachweis (Studien etc.) und verschwinden schneller vom Markt als die geneigten Tierhalter denken.

Ergänzungsfuttermittel für Tiere sind in der Verordnung der EU Nr. 1831/2003 geregelt, die beabsichtigte VO geht der von 2003 gem. Art. 3 (Rechtskollisison) aber vor, d.h. im Zweifel sind Zusatzstoffe Tierarzneimittel.

Nicht schön, oder?
 
Die EU-Kommision arbeitet in die Taschen ihrer Geldgeber.
Nach und nach wird alles "Gewinnoptimiert", und sie haben wieder ein schönes Wirkungsgebiet im Sinne eines ihrer größten Geldgeber gefunden, der Pharmaindustrie.
Noch nichts ungewöhnliches, machen alle Politiker so, wenn man aber mal genauer hinsieht was die EU-Kommision ist und wie sie sich nach und nach immer mehr diktatorische Befugnisse über die Köpfe der EU-Länder selbst einräumt bekommt man Angst.
Könnte da jetzt Seiten zu schreiben, aber ändert nix.
Es wird auf jeden Fall jemand davon profitieren, aber das werden nicht wir und auch nicht unsere Tiere sein, hoch lebe die Marktwirtschaft.
 
Das endlich bei den Tieren der Antibiotikaeinsatz drastisch zurück gefahren werden muß sieht man ja an den Resistenzen die es inzwischen gibt.Das sind keine Einzelfälle.In Schweden wird das schon lange praktiziert.
Was die Wirkung von Homöopathischen Mitteln betrifft, da wäre es bei manchen Mitteln auch wichtig,deren Wirkung nachzuweisen.
Da das eh nicht so schnell geht weil eben dazu Studien gebraucht werden, sehe ich dem gelassen entgegen.
 
Ich find das auf gut deutsch gesagt zum k*tzen und hab auch schon hoffnungsvoll die Pedition unterschrieben dagegen.
Ich geb Daisy jeden Tag soviel Zeug (Grünlipp, Dexboron, Zeel, Traumeel), was alles pflanzlich ist. Die würden mir jegliche Behandlungsmöglichkeiten nehmen :uebel1:
 
Ich bin zwiegespalten.
Einerseits Stimme ich Labbi zu, was Antibiotikum betrifft.
Andererseits.
Sollte man das bei den Homöopathischen Mitteln doch so belassen wie es ist.
Wir haben doch eh schon strenge Auflagen?
 
Vor ungefähr 25 Jahren gab es schon einmal eine ähnliche EU-Regelung. Danach mussten viele Medikamente u.a. im Pferdebereich - altbewährte und sehr wirksame Mittel - vom Markt genommen werden, weil es ein Zulassungsverfahren gebraucht hätte.
In der EU gibt es zwar zig Millionen Rinder, Schweine, Hühner etc. - aber im Verhältnis nur ein paar Millionen Pferde.
Und aus kommerziellen Gründen hat die Pharmaindustrie für "die paar" Pferde" auf die sehr teuren und aufwändigen Zulassungsverfahren verzichtet.
Ich erinnere noch eine Art Therapienotstand und auch dadurch kamen naturheilkundliche Verfahren bei Pferden so richtig in Schwung. Tausende von Pferden wurden allerdings zu Sauerbraten umgearbeitet.

Es ist ja in Ordnung, für Tiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen, besondere Anforderungen an deren Medikamente und an Rückstandsfreiheit zu stellen.

Bei Hunden, Katzen und anderen Kleintieren ist dies jedoch nicht erforderlich, in der Regel werden diese Tiere in der BRD nicht verzehrt.

Ja, die skandinavischen Länder sind "Vorbild" beim geringen Antibiotikaverbrauch.
Da allerdings massenweise schwedische Bauern ihre Betriebe aufgeben mussten, wird Rindfleisch eben aus der BRD importiert. In Summe ändert sich nichts.
 
Und wenn sich das in Deutschland umsetzt, wird die Fleischproduktion dann eben in ein anderes Land gelagert.
Ist doch mit jedem Produkt so. Das Label "Made in China" wird derzeit ja auch so langsam umgelagert, weil die Arbeitsbedingungen in China verbessert werden. Bald heißt es "Made in Äthiopien" oder anstatt wirklich etwas zu ändern, wird es so "gelöst".
 
Danke Dieter, jetzt beginne ich das Problem zu verstehen.

So ganz klar ist mir noch nicht, warum ein Nahrungsergänzungsmittel (wie Grünlipp) das es überall für Menschen wie für Tiere zu kaufen gibt, plötzlich verschwinden sollte, oder warum Kräuter plötzlich verschreibungspflichtig werden sollte (die Zutaten für eine Schmerzkräuter-Mischung bekomme ich in jedem Supermarkt im Gewürzregal), aber das Grundproblem wird mir jetzt klarer als mit den zum Teil sehr reißerischen Darstellungen an anderer Stelle.

:danke:

edit, was die Homöopathika angeht: es gibt welche explizit für Tiere. Zumindest Komplexmittel (die ja den klassischen Homöopathen eher den Schweiß auf die Stirn treiben) stellt die Firma Heel auch speziell für Tiere her. Ob das Einzelmittel, das Motte regelmäßig bekommt auch von da stammt, kann ich nächste Woche den TA fragen (so ich dran denke bei den viele Dingen die es da immer zu besprechen gibt).

edit2: ich muss gar nicht den TA fragen, auf der HP ist alles zu finden. Einzelmittel gibt es zumindest bei Heel nicht als vet-Variante.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem ist einfach das an den Ergänzungsmitteln, wie Grünlipp z.B., nicht mitverdient werden kann.
Bin mal gespannt wie sie das umsetzen...
 
So ganz klar ist mir noch nicht, warum ein Nahrungsergänzungsmittel (wie Grünlipp) das es überall für Menschen wie für Tiere zu kaufen gibt, plötzlich verschwinden sollte...

Es verschwindet auch nicht schlechthin vom Markt, jedenfalls nicht als Nahrungsergänzungsmittel für Menschen.
Wenn - Grünlipp ist ein gutes Beispiel - es zum Tierarzneimittel mutieren sollte, kann es für Tiere nur noch verkauft werden, wenn ein Registrierungsverfahren durchlaufen hat.
Viele Anbieter werden das scheuen und die Marktverfügbarkeit wird schlechter. Es ist ja nicht von Nachteil für uns als Verbraucher, wenn solche Mittel jederzeit von zahllosen Anbietern verkauft werden.

Wir hier im Forum und viele andere Hundehalter werden sich helfen können, keine Frage.
Aber Firmen wie Lunderland, CD-Vet oder PerNaturam und anderen fehlt auf einmal das Geschäftsmodell - und auch das hat mit Einkommen, Existenz und Arbeitsplätzen zu tun.

Nun kann man ja - wie immer - über die Wirksamkeit vieler dieser Mittel streiten, weil wissenschaftliche Nachweise fehlen. Wenn mein Tier allerdings jahrelang mit Zeel, Grünlipp, Gelatine oder anderen Mitteln besser laufen konnte oder weniger Schmerzen hatte, brauche zumindest ich keinen Nachweis darüber.

Eng wird es bei homöopathischen Arzneimitteln. Die wird in der humanmedizinischen Variante allein aus Haftungsgründen so schnell kein Heilpraktiker oder ggf. auch TA verkaufen oder anwenden.

Es ist erstmal nur ein Entwurf der Kommission. Der ist im nationalen Abstimmungsverfahren und kann noch geändert werden. Es geht ja vornehmlich um die Trennschärfe von Begriffen.

Allerdings erwarte ich mir von der EU schon viel Jahre keine pragmatischen, einfachen Lösungen mehr.
Erfahrungsgemäß tritt eher das Gegenteil ein.
 



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