- Erster Hund
- Motte 2000-2017
- Zweiter Hund
- Dina *2009
Eigentlich nicht. Jedenfalls nicht ausschließlich. Ursprünglich wurden BorderCollies für die Hütearbeit im schottischen Grenzland gezüchtet und ein Hund der keine eigenständigen Entscheidungen treffen kann, ist dort nicht als Hütehund brauchbar.Allein schon für was sie gezüchtet wurden.
Beim Hüten arbeiten sie eng mit dem Schäfer zusammen (auch wenn sie eine gewisse Entfernung zu dem Schäfer haben).
Entweder durch verbale Kommandos des Schäfers, durch die Pfeife, oder Handzeichen.
Ich habe die Rasse vor 25 Jahren in Schottland kennengelernt. Da wohnte ich ein Jahr lang in einem Dorf in der Nähe von Stirling. Mein Nachbar war Bauer. Und natürlich waren seine Hunde Border Collies. Und ich war neugierig.
Wenn die Hunde dort immer nur auf Befehle gewartet hätten, dann hätte der Bauer sie nicht gebrauchen können. Schafhaltung in Schottland ist anders als hier. Da wohnen die Schafe auf einer großen, unübersichtlichen und schlecht zugänglichen Fläche (meist am Berg). In regelmäßigen Abständen hat der Bauer mit den Hunden einen Kontrollgang gemacht (als ich mal mit durfte, ist er nur die Mauer zur bebauten Fläche unterhalb der Weidefläche abgelaufen und hat "Zaun kontrolliert"). Im Frühjahr zur Lammzeit ist er täglich gegangen. Zwei mal im Laufe des Jahres wurden die Schafe komplett eingesammelt: im Frühjahr zum scheren und im Herbst zum "Aussortieren" für Schlachten und Verkauf.
Ein Hund, der nicht eigenständig entscheiden kann, wird niemals erfolgreich die Schafe vom Berg holen. Denn das muss der Hund machen und dabei arbeitet er zum Teil weit außer Sicht. Wenn der da auf Befehle wartet, passiert genau gar nichts. Irgendwo hier im Thread wurden ja die australischen Hüter erwähnt: ich sehe den größten Unterschied in der Arbeit von Kelpies und Border Collies in der Größe der Herden (und in der Wärme und Trockenheit der Umgebung). Schottische Herden sind deutlich kleiner als australische. Aber ansonsten scheint mir die Schafhaltung und die Arbeit der Hunde sehr ähnlich.
Natürlich muss der Hund auch an der Koppel sauber arbeiten und das kann er nur in Kooperation mit dem Schäfer. Er braucht beides: er muss eigenständig entscheiden können und er muss punktgenau auf Anweisungen reagieren können. Außerdem muss er unterscheiden können, wann das eine und wann das andere nötig ist. Denn ein Hund, der irgendwo am Berg arbeitet muss auch in der Lage sein, intelligenten Ungehorsam zu zeigen.
Für mich ist das der wichtige Punkt, der zum Missverständnis führt:
Das eine ist die Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Die sollte der Border Collie haben. Für seine Arbeit braucht er die. Das ist also die Art Eigenständigkeit, die ein guter Border Collie hat.
Das andere ist die Überzeugung, dass die eigene Idee immer die bessere ist, böse gesagt: eine dezente Unfähigkeit, andere als die eigenen Entscheidungen zu akzeptieren. Das ist die Sorte Eigenständigkeit (ich würde es eher "Eigenwilligkeit" nennen), von der die meisten hier reden, wenn sie die "wirklich eigenständigen" Hunde beschreiben. So soll ein Border Collie nicht sein, auch wenn er durchaus mal überlegen muss, ob ein Befehl jetzt sinnvoll ist oder nicht.
Ich muss zugeben: ich sehe in meiner Umgebung eher den "kooperativen" Teil des Collie-Wesens. Ob das an der Haltung liegt (wer kann hier schon den "eigenständigen" Teil brauchen? Nicht mal die Schäfer, für die hiesige Schafhaltung ist der Border Collie nur der Fachidiot für die Koppelarbeit.) oder ob bei den hiesigen BCs züchterisch auf ausschließlich Kooperation selektiert wird, dass die Eigenständigkeit weitgehend verloren ist, kann ich nicht sagen.