Die Zeit bis zum letzten Weg ......

Ich habe eine etwas eigenartige Frage, die mich schon sehr lange bedrückt. Wenn der Zeitpunkt zum Abschiednehmen gekommen ist, man dem Tierarzt Bescheid gibt und einen Termin für das Erlösen zu hause oder in der Praxis ausmacht, wie verbringt man die Zeit bis dahin, wenn der Termin feststeht? Wie geht man die letzten Stunden, Minuten mit der Gewissheit, der Angst um? Kommen einem noch mal Zweifel, will man alles noch mal rückgängig machen?
 
Zuerst hoffe ich mal, deine Frage ist nur hypothetisch und Felix gehts soweit gut.

Habe selber schon einige Tiere gehen lassen müssen, einen fixen Termin gab es jedoch bisher nicht.

Bei meiner ersten Hündin merkte ich, es wird langsam Zeit und auch die Tierärztin sagte es mir feinfühlig, aber doch deutlich. Da sie wusste, wie sehr man sich auch als Mensch zu so einer Zeit fühlt, schlug sie vor, dann in die Sprechstunde zu kommen, wenn ich soweit bin, sie würde mich auch nicht warten lassen oder man könne einen Termin ausmachen, was vielen aber schwer fällt.
Auch wenns blöd klingt, am Ende war es eine Erleichterung neben der Trauer des Verlusts. Eine Erleichterung in dem Sinne, dass man es geschafft hat, sein altes krankes Tier über die Regenbogenbrücke zu schicken. Der ganze Druck und die Sorge, wie lange man noch hat, das zählen der Tage, die einem noch zusammen bleiben, die schlaflosen, teilweise durchheulten Nächte, der Zweifel, ob es richtig ist, doch noch zu früh oder schon zu spät, fielen auf einmal ab. Die Trauer dagegen hielt noch lange an. Jedoch war es das richtige, der Hund ist alt geworden, war bis ins Hohe alter gesund, aber irgendwann alt und entkräftet und zeigte mir auch, dass es soweit ist. Trotz allem habe ich gehofft, dass sie einfach friedlich abends einschläft und nicht mehr aufwacht.

Beim zweiten Hund war es ähnlich, sie hatte regenerative Myleopathien, da zersetzt sich das Rückenmark langsam aber unaufhaltsam. Es war schwer, den richtigen Moment zu finden und bin noch immer nicht sicher, ob es richtig war oder nicht, ob nicht sogar zu lange gewartet. Sehe ich jetzt Fotos von damals an, denke ich nur "um Gottes Willen", in der Situation selber hab ich es anders wahrgenommen.
Auch hier wurde die Hündin ohne Termin eingeschläfert. Die Tierärztin wusste aber, dass wir die nächsten Tage vorbeikommen werden. Trotzdem war es Wochen vorher schon schlimm, weil das Ende nahte, hab mich fast jeden Abend in den Schlaf geweint, zum einen aus Trauer, aber auch aus Wut, weil der Hund ohne die Krankheit sicher noch 1-2 Jahre länger hätte leben können.

Beide Male war die Zeit kurz davor die schlimmste Zeit, was genau ich gemacht habe, kann ich nicht sagen. Die Gedanken drehten sich allerdings nur noch um den Hund, auch wie es ohne ihn dann sein wird, wie man das nur aushalten können wird.

Beim Pferd wurde mir die Entscheidung "wann" abgenommen, es hat mit 30 Jahren eine Kolik bekommen und ich entschied mich dagegen ,sie in die Klinik zu fahren und operieren zu lassen.

Trotzdem fühlt man sich irgendwie schuldig, egal wie es läuft. Ist das Tier wirklich dankbar, dass man es erlöst? Ist es eher enttäuscht, weil man ihm nicht anders helfen kann oder sieht einen als Verräter, dem es sein Leben lang treu war und dann sowas?
 
Felix geht es zum Glück momentan recht gut, aber man macht sich dennoch seine Gedanken, hofft, dass der Hund irgendwann sanft einschlafen darf und morgens nicht mehr aufwacht, einfach nicht merkt, dass er irgentwann - hoffentlich in ferner Zukunft erst - diese Welt verlassen hat. Ich hoffe es nicht nur, ich bete dafür. Leider werden einem nicht immer alle Wünsche erfüllt.
 
Huhu

Wir haben den termin so gelegt das wir alleien da dort waren.Eine stunde bevor die praxi öffnete waren wir dort.Die letzten 2 tage verbrachte ich nur an ihrer seite.Als der tag kam musste ich noch in die schule...mit meinen gedanken war ich bei ihr und meine tränen konnte ich nicht verstecken.Als mein papa mich abgeholt hatte,war ich ganz ruhig weil ich die ganzen 4 jahre nochmal im kopf abgespielt habe.Als wir dann beim TA waren und er auch sagte das es besser sei sind wir noch eine letzte runde mit ihr gegangen...Danach ging es dann wieder zum TA.Ich stand an ihrer seite als ihr die 2 spritzen gegeben wurden.Mit meiner hand war ich an der stelle wo ihr herz pochte....es wurde immer langsamer und irgendwan hörte es auf.Ich trug dann meinen hund raus und sie lag die ganze zeit auf meinem Schos.Am nächsten tag habe ich sie dann beerdigt....
Ich war so froh das mein hund mir zeigte das sie nicht mehr kann,deshalb mache ich mir auch keine gedanken ob es nun richtig war oder ob es falsch war.
Ich habe mich schon sehr früh damit beschäftigt das ich sie gehen lassen muss....aber drauf einstellen kann man sich nie
 
Ich würde versuchen die Zeit die noch bleibt an der Seite meines Hundes zu verbringen. Streicheln, ganz in Ruhe Abschied nehmen, die gemeisame Zeit Revue passieren lassen.... mir kommen gleich die Tränen.
Bestimmt kommen Zweifel, Egoismus kommt hoch: "Ich will nicht das mein Hund geht"... aber wenn es das Beste für das Tier ist muss die Vernunft siegen. Ich weiss jetzt schon das ich verrückt vor Trauer werde wenn Baylie geht. Aber man muss da durch, dem Tier zuliebe.
 
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Scara, kann ich verstehen. Mir auch. Habe gerade den Knödel gestreichelt, gedrückt und geküsst. Er hat zufrieden geschmatzt. Sicherlich wird es ganz anders kommen, als man denkt, aber trotzdem. Zuweilen kommen mir diese Gedanken.
 
Mir auch. Ich überlege oft was ich ohne Baylie mache. Ich heul schon wenn ich nur dran denke das er mich irgendwann verlässt. Bleibt nur die Möglichkeit dem Hund soviel Würde und Ehre wie möglich zuteil werden zu lassen, sich Zeit nehmen zu trauern, sich vielleicht einen bestimmten Platz dafür in der Wohnun einrichten usw. Ich weiss das ich mir nach Baylie wieder einen Hund suchen werde. Einen Hund der Baustellen hat, der ausgelastet werden will und mit dem ich arbeiten kann. Nicht um Baylie zu ersetzen, und nur indirekt um mich abzulenken. Eher weil ich so das Gefühl hätte meinem Hund die Ehre zu erweisen einem Lebewesen zu helfen. Ich weiss nicht, so wenn ich mir durchlese was ich geschrieben habe kommtmir das selbst komisch vor, aber ich hätte dann so ein Gefühl von: Ich mache weiter...für dich.
 
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ich kann es mir nicht vorstellen meinen ta anzurufen um einem
termin für den letzten gang zu vereinbaren.

ich würde die stunden oder tage nicht überleben.
ich warte bis es soweit ist und dann gehen wir den weg gemeinsam.
zum glück ist mein ta tag und nacht für uns da.

einen neuen hund _ ja.
aber gipsy ersetzen kann kein anderer hund weil sie mein
seelenhund ist.
es wird nie wieder einen hund geben der so sehr mit mir
zusammen wächst wie sie es getan hat.
 
Ich kann nur schreiben, wie es bei Nada war.
Bei Nouschka wurde uns diese Phase durch den geplatzten Herzbasistumor abgenommen und das empfinde ich im Nachhinein als schlimmer als den vereinbarten TA-Termin mit Nada.

Ich weckte den einen morgen meine Nada und sah sie wieder in ihrem eigenen Urin in ihrem Körbchen liegen und sie bekam es nicht mit. (Sie stand nachts auf, ging ein paar Schritte, pinkelte dann in ihr Körbchen, ging ein paar Schritte und legte sich dann ins Körbchen.) In den Monaten davor bin ich immer später ins Bett wegen ihr und jeden Morgen früher raus (zuletzt stand der Wecker auf 4:30h - was hart war, da ich erst um Mitternacht bis halb eins ins Bett ging).
Nunja, an diesem einen Morgen war mir klar, dass ich nach der Arbeit zum TA fahren würde und mit ihm den letzten Gang besprechen würde.
Nach dem TA-Termin bin ich wie ein Schloßhund heulend nach Hause gefahren - ich fühlte mich wie eine Verräterin.
Ich kam in die Wohnung und Nada lag schlafend auf dem Sofa. Ich stand davor, schaute sie an und weinte nur noch. Mir wurde klar, dass unsere über 16 gemeinsamen Jahre morgen früh ein Ende finden würden.
Nada lebte zu diesem Zeitpunkt wegen ihrer Demenz in ihrer eigenen Welt. Und wie man bei Menschen sagt - sie gehen immer weiter zurück in die Kindheit - so war es bei ihr auch. Nur, dass diese eben nicht schön war. Sie ließ sich zuletzt nicht mehr gerne anfassen.
Sie wachte auf und schaute mich an. Da musste ich wieder heulen und "gestand" ihr, was ich gemacht habe.
Sie stand auf, schmiegte sich an mich - ich konnte sie wie früher auf den Arm nehmen und wir beide drückten uns, wie wir es schon sooooo lange nicht mehr machen konnten. Das war für mich ein "Es ist OK" und ich bin ihr dafür sehr dankbar.

Den ganzen Abend war ich traurig. Morgens war es besonders schlimm - das letzte Mal Morgengassi mit ihr.
Sie bekam dann von mir die Tabletten, die sie betäubten. Dann fuhren wir zum TA.

Dort war es dann für mich OK. Ich hatte Abschied genommen von meiner großen, kleinen Dame.:traurig2:

Nachtrag:
wofür ich heute noch meinen Vater bewundere:
als sein alter Hund im Alter von 17Jahren eingeschläfert wurde, wählte er den Termin so, dass meine damals noch kleinen Halbgeschwister (5 und 6 Jahre) bereits im Bett waren.
Er kam mit dem toten Hund vom TA zurück und legte diesen in seinen Korb.

Meine Geschwister wussten, dass der Hund sehr alt war und dass irgendwann der Zeitpunkt da ist.

Sie standen morgens auf und dann lag der Hund eben friedlich in seinem Körbchen. Mein Vater erklärte ihnen, dass der Hund wohl in der Nacht friedlich eingeschlafen sei. Sie streichelten ihn noch einmal und dann haben alle zusammen den Hund begraben.

Die Beiden wissen bis heute nicht (17 Jahre später), dass dem nicht so war. Aber sie hatten dadurch ihren Frieden mit dem Tod von Laines und konnten Abschied nehmen.

Ich bewundere meinen Vater für diese Lüge, denn sie hat ihm sehr, sehr viel Kraft gekostet. Jedoch hat sie seinen damals noch kleinen Kindern geholfen zu verstehen, was passiert war.
 
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Bei mir ging zum Schluss alles sehr schnell.
Egal was ich mit meinem Hund gemacht hatte, ich wusste es war das letzte Mal :traurig7:
Ich habe jede einzelne Mini-Sekunde soooo genossen!!!!
 



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