Die Prägehölle

Es gab doch im Dogforum vor ein paar Wochen (?) mal jemand mit einem Welpen der nicht zur Ruhe gekommen ist der dieses Programm scheinbar wirklich mit seinem Welpen durchgezogen hat. Das Ergebnis war dann kein Welpe mit einer guten Prägung sondern ein überdrehter Hund.

Ich finde das ganz furchbar. Ich war mit beiden Welpen in der Hundeschule und es wurden dort Ausflüge gemacht aber nur einmal im Monat und ich habe in der restlichen Zeit Mogli und Balou auch nicht jeden Tag irgendwo hingezerrt.

Wenn es so wichtig wäre, dass Welpen möglichst viel bis zur 12. Wochen kennenlernen müsssten Hunde aus dem Ausland mit denen mit Sicherheit niemand Ausflüge macht alle unsicher und problematisch sein.

Bei Hermann weiß ich nicht was er in den ersten 14 Monaten seines Lebens erlebt hat und er war in manchen Situationen ein bisschen unsicher aber dann hat er das was Welpen lernen mit 1 1/2 Jahren bei mir gelernt und er ist inzwischen ein total unkomplizierter Hund geworden.
 
Ich halte auch nicht viel von diesen "Frühförderungsmarathons". Der Welpe sieht, riecht, fühlt soo viel- direkt vor der Haustür, er lernt in jedem Augenblick, ganz ohne Liste zum Abhaken.

Selbst ältere Hunde lernen noch, mit neuen Dingen umzugehen. Lupo kannte nicht viel für seine 5 Jahre, als er einzog. Er ist nie Bus/Bahn gefahren, war nie im Restaurant, Geschäfte oder gar die Kölner City hat er nicht gekannt. Kam alles erst später, er hatte keine Angst, war interessiert und bisschen aufgeregt, mit viel Lob war das aber kein Thema.
 
Im großen und ganzen sehe ich das auch so!
Das gesunde Bauchgefühl scheint immer mehr verloren zu gehen, eine Liste zu haben die man abarbeiten kann gibt Sicherheit, man hat dann wirklich alles getan. Das man ein Baby auch nicht in die Uni setzt wird da gerne übersehen.
Allerdings behält auch der genetisch stabilste Hund Defizite wenn er die ersten Monate Reizlos aufwächst, z.B. separiert in Scheune oder Stall, oder ohne menschlichen Kontakt. Da lässt sich vieles nicht mehr aufarbeiten und ist leider auch einigen nicht bewusst.
 
Völlig reizlose Aufzucht läßt sich nicht mehr komplett aufarbeiten, das ist wahr.

Weil nur in bestimmten Lebenphasen neue Verküpfungen im Gehirn gebildet werden. Später nicht mehr. Ein Hund, der später noch Neues kennenlernt, wie das nie so komplex verallgemeinern und einordnen, wie ein Hund, der das gleiche als Welpe kennengelernt hat.
Hunde sie später lernen, bewerten im Prinzip jede Situation neu. Die Generalisierung fehlt dann meist. So mal kurz zusammengefaßt.

Der normal beim Züchter aufgewachsene Welpe braucht allerdings kein "Programm", wenn er zu seinen neuen Leuten kommt. Und ich finde solche Listen auch ganz furchtbar.

Sicher sollte er dies und das kennenlernen. In Maßen und mit genügend Ruhe dazwischen. Aber das allerwichtigste ist Grundvertrauen in seinen Menschen.
Man kann einem Welpen eh nicht alle Eventualitäten des Lebens zeigen. Aber wenn er Vertrauen zu seinem Menschen hat, wird er später auch mit ihm zusammen unbekannte Situationen meistern können.

Die Hunde, die als Welpe bei mir aufgewachsen sind, konnte ich auch in unbekannte Situationen problemlos mitnehmen. Die haben mir dann einfach vertraut und sind mitgekommen. Egal wohin.

Bei Rosie merke ich es aber, ihr fehlt dieses Grundvertrauen in Mensch und Umwelt. Weil sie eben leider so isoliert aufgewachsen ist, die ersten Monate.
Es ist sehr viel besser geworden. Aber zusammen mit einem sowieso eher unsicheren Wesen und fehlende Prägung als Welpe, manchmal merke ich es schon, das sie anders reagiert.

Aber ganz grundsätzlich habe ich den Eindruck, das dieses sogenannte "Bauchgefühl" nicht nur bei der Welpenerziehung, sondern ganz allgemein verloren gegangen ist.
Alles möchte ganz genau erklärt werden, "Gebrauchsanweisungen" sind der Trend, nichts wird mehr einfach so entschieden, weil es sich richtig anfühlt.
 
Ja da bin ich ja froh, dass ich keine Beipackliste an meine Welpenkäufer raus gegeben habe, die haben nach ihren Baugefühlen ihrer Welpen groß gezogen und wie ich erst vor 3 Tagen wieder sehen konnte, als ich unverhofften Besuch von einer Käuferin die vor 7 Jahren einen Rüden bei mir Gekauft hatte und den wollte Sie mir mal zusammen mit ihrem Mann vorstellen.

Die beiden kommen aus den USA und haben hier Urlaub gemacht, um bei der Gelegenheit auch mal bei mir vorbeizukommen, ich fand das ausgesprochen Nett, von denen der Hund war sehr gepflegt und hat aufs Wort gehört.

Es war für mich eine Augenweite nach so vielen Jahren wieder mal einen Welpen aus unseren Linien zu sehen, Furchtlos und Selbstsicher stand er da und schaute sich um, da war, kein bisschen Nervosität zu sehen und so habe ich mich dann auch Entschlossen, ihn zu seinen Eltern in den Freilauf gelassen und auch da gab es keinerlei Probleme vor allem mit seinem Vater, der nicht so ganz ohne immer ist.

Ich meine bei den meisten Welpen werden immer die gleichen Fehler in der Erziehung und Haltung gemacht A kommen sie zu Früh von den Eltern und dem Rudel weg und B Menschen können einen Welpen nicht so Sozialisieren und Prägen wie dass, die Eltern und das Rudel macht.

Der war schon 7 Monate als Er den Flug in die USA angedrehten hat der war also sehr Lange bei seinen Eltern und dem Rudel, der wusste also schon, wie man sich Gegenüber anderen Hunden verhält, so das seine Halter ihm das nicht erst Lernen mussten.

Ich habe mich den ganzen Nachmittag, mit den beiden über fast alles was man so mit Hunden erleben kann Unterhalten und nicht einmal kam zur Sprache, der Hund kann, macht, das oder das nicht und da kann man, als Züchter doch Stolz sein finde ich, wenn man so einen Welpen gezogen hat und das war ich auch als die Beiden dann wieder gegangen sind.

Und das hat mir wieder mal Bestätigt um so Länger die Welpen bei ihren Eltern und dem Rudel sind um so Besser, Sichere werden Sie dann im Alter!

Ich hoffe ihr Versteht auch was ich meine,
 
Es gab doch im Dogforum vor ein paar Wochen (?) mal jemand mit einem Welpen der nicht zur Ruhe gekommen ist...

Ja, es gibt dort aktuell ja wieder so ein Thema. Bzw. gibt es dort eigentlich fast täglich diese Themen und wie ich erfahren habe, ist die Autorin dieses Artikels auch eine Moderatorin dort, die auf ein Thema mit diesem Artikel reagiert hat ;)
 
Wir hatten auch eine Liste ☺

Auf der stand drauf.

So viele Hunde wie möglich
Verkack alles, außer die Sozialisation (Mit Jack hatte ich dahingehend ja Erfahrungen gesammelt).
Innenstadt muss sitzen. Da wohnen wir.
Auto fahren muss auch sitzen ohne wenn und aber.
Grüne Wiese und Wald musste er auch kennen lernen.

Naja und dann so Sachen wie über Gitter und Brücken laufen und einmal Zug sind wir gefahren das stand auch auf der "Liste" (ich hatte die nur im Kopf, nicht ausgedruckt).
Und Tiere musste er kennen lernen. Pferde und Kühe und Geflügel ohne auszuflippen.

Für Gitter und Brücke haben wir den Zufall einer Gitterbrücke genutzt. Wir haben das eventuell übertrieben weil als er ganz am Anfang der Epi, als er glaub das erste Mal alles vergessen hatte, bin ich da hin und als wir in die Nähe kamen rannte Luke schon direkt los, über die Brücke und wartete auf der anderen Seite auf sein Leckerlie.
Das ist gut 7 Jahre her das er entsprechend dort sein letztes Leckerlie bekommen hat und er will immer noch jedes Mal über die Brücke laufen wenn wir dran vorbei kommen.

Zurück zum Thema. Ich hab bisher live noch niemanden erlebt der seinen Welpen übertrieben unter Druck gesetzt hat muss aber auch sagen das wir im Laufe der Jahre immer seltener auf Welpen getroffen sind und wenn waren es zum Schutz von Luke meist zu kurze Kontakte um sich länger zu unterhalten. Deshalb weiß ich beim besten Willen nicht ob das wirklich ein grundlegendes Problem in der Breite ist oder ob es nur so wirkt weil in Foren, sich besonders die melden die unsicher sind und/oder Probleme haben.
 
Ich denke, die "Liste" muss wie bei @Crime darauf angepasst sein, wie der Welpe leben soll und was wichtig ist. Wir haben auch eine paar Gitterbrücken, Weidetiere etc. Das haben wir, in Enzo´s Tempo gemacht. manche Dinge werden wir aber nie brauchen bzw. ist die Wahrscheinlichkeit so gering, dass ich es da auch Vertrauen und Bindung ankommen lasse...

Murphy ist mit 7 Jahren das erste Mal Bus gefahren. War gar kein Thema. Auch die ersten besoffenen Faschings-Menschen mitten im Feld waren kein Ding. Ungewöhnlich, neu - ja, aber ohne Angst. Eher "Hey, was ist das denn? Darf ich mal gucken gehen?"
 
Ich hatte mir den Artikel auch abgespeichert, weil ich ihn sehr gut finde.

Tatsächlich meinen aber auch viele Interessenten, man müsse als Züchter so ein Programm auffahren und die Welpen auf alles vorbereiten.
So habe ich schon öfter Anfragen gehabt von Leuten die wissen wollten,
  • ob die Welpen neben Autofahren auch schon Zug gewöhnt sind
  • wann ich mit den Zwergen das erste mal ein Einkaufszentrum/Baumarkt besuche (warum die immer nach Baumarkt fragen ist mir ein Rätsel)
  • ob die Welpen beim Essengehen schon brav unter dem Tisch liegen bleiben
  • ob die Welpen schon stubenrein sind, Sitz, Platz, Bleib können und die Hundepfeife kennen
  • ob die Welpen schon gut an der Leine laufen
  • wann ich Pferdekoppeln oder Bauernhöfe besuche und die Welpen an andere Tiere gewöhne
Das könnte ich weiter fortführen.
Ich frage sie dann gern, ob ihre 4 jährigen Kinder schon Klavierunterricht und Ballettschule und Fußball und Englischunterricht und Spanischstunden bekommen und nebenbei noch Geige spielen und zum Schwimmen gehen oder ob die Kinder mehr Spaß daran haben, mit Sand und Wasser lustige Matschburgen zu bauen.

Man kann es auch übertreiben - ich gehe doch nicht mit 6 Welpen im in einen Baumarkt und 3 haben dann Schiss, ich aber nur 2 Hände.
Ich finde so etwas kann nach und nach in kleinen Schritten in "Einzelhaft" stattfinden, wenn die Familien individuell auf ihren Welpen eingehen können.
Aber ziehe so ein Programm doch nicht in den ersten Lebenswochen so schnell wie möglich durch.
Viel wichtiger ist doch, dass die Welpen erst einmal sich selbst kennenlernen, ihre Stärken und Schwächen im Spiel und mit Spielgeräten entdecken und fördern und nebenbei schon kleine Erfahrungen sammeln, wie Autofahren (das muss nicht bis zum Erbrechen gefestigt sein, sie sollten es halt schon mal erlebt haben), Staubsauger, Rasenmäher, ....stinknormaler Alltagskram halt.
 



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