so hab ich es auch empfunden :zustimmung2:
wie hießen nochmal die beiden Hunde von dem Mädel? "Nutzlos" und ...?
... "Unschuldig", glaube ich.
Ich fand die Folge sehr toll. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich selbst ein Jahr obdachlos mit Hund war und viele Situationen für mich etwas sehr Vertrautes hatten.
Das mit dem "die wolles es nicht anders" ist aber auch ein Klischee, das ich so nicht stehen lassen möchte. Die Gründe, warum Menschen obdachlos sind, sind unzählig. Frage zehn Obdachlose, warum sie obdachlos geworden sind und du wirst zehn verschiedene Antworten bekommen. Jeder hat eine andere Geschichte. Nicht jeder "will" das so. Gerade unter jugendlichen Obdachlosen gibt es auch jene, die auf der Straße sitzen, weil es zu Hause massive Probleme gibt - nicht zwangsläufig immer von den Jugendlichen selbst verursacht. Ich habe auch jugendliche Obdachlose kennengelernt, deren Eltern Alkohol-, Drogen- oder Aggressionsprobleme hatten, oder die Schwierigkeiten haben, sich helfen zu lassen. Es gibt schier unermessliche viele Gründe, warum Menschen auf der Straße landen.
Jedenfalls wird das ganze immer ein großes Stück komplizierter, wenn man einen Hund hat. Es gibt Obdachlosenheime, in denen man übernachten kann. Aber dort sind Hunde eigentlich immer verboten und noch dazu kenne ich niemanden, der dort freiwillig würde schlafen wollen - wer einmal in so einer Einrichtung war, weiß auch warum. Irgendwo übernachten mit einem Hund ist schwieriger, als man denkt.
Das Leben als Obdachloser hat meist einen ganz eigenen Rhythmus mit ganz eigenen Regeln, die sich so stark von den "normalen" unterscheiden, dass Menschen buchstäblich komplett aus der Bahn geworfen werden können und in kurzer Zeit große Probleme mit den einfachsten Regeln bekommen können. Das fängt bei vielen schon bei der Pünktlichkeit an. Ich kann jetzt nur von meiner Erfahrung mit Streetworkern sprechen, die sich ja hauptsächlich auf junge Obdachlose spezialisiert haben, aber durch das, was die erzählen, wird auch schnell klar, dass viele Obdachlose sich aus purer Selbstverleugnung einfach mit ihrer Situation abfinden und das sie durch die Abwesenheit von von der Gesellschaft auferlegten Regeln den Umgang mit Regeln schnell verlieren, oft dadurch auch antriebslos werden und sich immer wieder einreden, dass die Siotuation so schlimm ja gar nicht sei. Je länger man auf der Straße sitzt, desto schwieriger wird es, sich aufzuraffen und wieder zu lernen, mit Regeln umzugehen und Eigeninitiative zu zeigen. Viele Obdachlose brauchen einfach Hilfe und sehr viel Zeit, um "zurückzufinden". Manche haben auch Angst, durch ein Zurückfinden in die "normale" Welt Freunde zu verlieren, die sie als Obdachlose kennengelernt haben. Die Aussage von Martin, es sei wie eine Art Parallelwelt, ist nämlich gar nicht mal so falsch.