DCM beim Golden Retriever

Heute war ich mit Milan bei unserer Tierärztin. Im Wartezimmer hing die Kopie eines Artikels aus einer Fachzeitschrift von August 2018.

Darin ist von dilatativer Kardiomyopathie (DCM) die Rede, die nach den Erkenntnissen der Tierärzte einer US-amerikanischen Universität seit ca. 2 Jahren gehäuft bei Golden Retrievern auftritt.
Also bei einer Rasse, die im Gegensatz zu etwa Dobermännern keine genetische Disposition für DCM besitzt.

Auffallend war, dass viele der erkrankten Hund getreidefrei ernährt wurden und sehr niedrige Taurin-Spiegel im Blut aufwiesen. Bekannt ist, dass niedrige Taurin-Werte mit Herzerkrankungen verknüpft sind.

Die weiteren Forschungen ergaben, dass viele der erkrankten Hunde positiv auf eine Taurin-Supplementierung und eine Futterumstellung reagierten Das ist bei genetisch bedingter DCM nicht der Fall.

Die Kardiologen der Vet.-Uni sammelten weitere Daten und stellten fest, dass die meisten der erkrankten Hunde - offensichtlich auch Tiere anderer Rassen - neben exotischen Rationen auch vor allem mit getreidefreien Rationen gefüttert wurden.

Die Wissenschaftler raten daher an, unbedingt bei Herzproblemen dann den Taurin-Spiegel zu überprüfen, wenn getreidefreie Rationen gegeben werden.
Weiterer Forschungsbedarf ist auf jeden Fall gegeben.
 
Wenn man sich mal die Fertigfutterdeklarationen ansieht wundert mich das nicht...
Wirklich ausgewogen ist die Zusammenstellung doch bei keinem, und bei Dose sind dann auch noch zuwenig Supplemente drin :rolleyes:
Ich will wirklich nicht Wissen wie viele "Alleinfutter" falsch deklariert sind, die wenigsten Hundebesitzer setzen sich mit der Ernährung ja wirklich auseinander.
 
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der getreidefreien Fütterung und dem Taurinmangel?
 
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der getreidefreien Fütterung und dem Taurinmangel?
Da Getreide kein Taurin und auch nicht übermäßig viel Cystein enthält, fallen mir 3 Möglichkeiten ein:
  1. Es gibt einen einen Zusammenhang zwischen der Fütterung von Getreide und der Verwertbarkeit von den Bausteinen für Taurin.
  2. Es liegt gar nicht am getreidefreien Futter sondern an einem anderen Mangel, der zufällig in vielen getreidefreien Rationen auftritt.
  3. Die Korrelation ist genau das: nur eine statistische Korrelation ohne zugrundeliegende Kausalität. Das hieße: der Taurinmangel hat andere Ursachen und die Korrelation mit dem Futter ist reiner Zufall.
Merkwürdig ist die Korrelation auf jeden Fall. Ich bin gespannt auf weitere Erkenntnisse.
 
@Schnaufnase
Danke für Deine Antwort.
Nach meinen bescheidenen Blitzrecherchen kommt Taurin ausschließlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Innereien, Milch, Eiern, Fisch und Meerestieren vor. Außerdem kann der Körper des Hundes (anders als bei der Katze) Taurin wohl selbst produzieren.
Was für mein laienhaftes Verständnis am ehesten für Punkt 1 Deiner Gedankengänge sprechen würde.

Ich bin auch sehr gespannt, ob es noch weitere verständliche Erklärungen für den (vermeintlichen) Zusammenhang von getreidefreier Ernährung und Taurinmangel beim Hund gibt.
 
Das finde ich interessant. Am Schluß stellt sich raus das man mit der Getreidefreien Fütterung absolute Fehler gemacht hat, dann gute Nacht.
 
Ich verstehe den Trend zu getreidefreien Fertigfutter im Allgemeinen nicht. Vorrausgesetzt, der Hund verträgt Getreide.
Getreidefreies Fertigfutter klingt zwar im ersten Moment nach einen guten Lockmittel, ist aber selten von der Inhaltsangabe besser als getreidehaltiges Fertigfutter.
Auffallend war, dass viele der erkrankten Hund getreidefrei ernährt wurden und sehr niedrige Taurin-Spiegel im Blut aufwiesen
Ist auch bekannt gewesen, ob die Getreidefreie Fraktion sich noch mal in Rohfleischfütterer und Fertigfutterfütterer unterteilen lassen konnte?
Wenn ich das hier lese und ich hätte einen Golden Retriever würde ich dann ja darüber nachdenken, in der BARF Ration auch Getreide zu füttern.
 
Isabell, ich weiss auch nicht mehr, als ich oben zusammengefasst wiedergegeben habe.
Aus dem Bericht in der Fachzeitschrift zur Fütterung:

Zitat: "...dass die meisten der erkrankten Hunde entweder mit einem Futter eines bestimmten kleinen Herstellers, exotischen Futtermitteln mit ungewöhnlichen Proteinquellen und vor allem mit getreidefreiem Futter gefüttert wurden". Zitatende.

Es hat mit der getreidefreien Fütterung an sich nichts zu tun, in Getreide sind keine nennenswerten Mengen Taurin, wohl aber in Fleisch.
Füttert man also z.B. viel Getreide (so gut wie kein Taurin) und "exotisches" Insektenprotein (was kein Fleisch ist und wo möglicherweise auch kein Taurin drin ist) in einer Ration und das über einen längeren Zeitraum, bekommt der Hund so gut wie nichts davon.
Daher tendiere ich eher zu Nr. 2 in der o.a. Aufzählung von Schnaufnase.
 
Es hat ein Weilchen gedauert und für mich steht da nichts, was ich nicht schon vermutet hätte: http://vetnutrition.tufts.edu/2018/11/dcm-update/

Knapp zusammengefasst:
1. es betrifft nicht nur getreidefreie Futter sondern alle möglichen Futter, die mindestens eine von 3 Eigenschaften haben: kleine Herstellerfirmen, exotische Zutaten, getreidefrei (eine meiner Meinung nach ungenaue Beschreibung aber vermutlich sind genauere Angaben nicht möglich)
2. bei über 90% der DCM-Hunde ist der Taurin-Spiegel normal, aber einige der Erkrankungen verbessern sich dennoch mit einem Futterwechsel
3. Barf und andere Versionen von selbstgemachtem Futter sind natürlich auch verdächtig

dann fassen sie verschiedene klinische Bilder von futterabhängiger DCM zusammen (absteigende Häufigkeit)
- futterabhängige DCM bei normalen Taurinlevel (verbunden mit den oben genannten Futterarten)
- primäre rassespezifische (=genetisch vermittelte) DCM
- futterabhängige DCM mit niedrigem Taurinlevel

Zuletzt formulieren sie ein paar Fragen und geben Antworten. Am wichtigsten erscheint mir dabei die Aussage "wir wissen nicht, was die futterabhängige DCM verursacht". Die Vermutungen sind , dass ein bisher nicht genauer bekannter Nährstoffmangel (weil nicht ausreichend vorhanden oder nicht ausreichend bioverfügbar) die Herzfunktion beeinflusst oder dass herzschädigende Inhaltsstoffe schuld sind. Es wird weiter nach den Zusammenhängen gesucht.
 
Habe ich einen Denkfehler? Wenn ich von gutem Fertigfutter mit hohem Fleischanteil ausgehe, in dem aber kein Getreide vorkommt, müsste der Taurinwert aber doch "hoch" sein?! Eben je nach Prozentsatz Fleisch im Futter.
 



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