Das richtige Maß

Ich machs mal kurz und sage: Bauchgefühl. ;)
Wenn Andy zwischen den Aktivitäten ruhig ist, abends zufrieden schläft, mit Appetit frisst und mit Freude bei der Sache ist, passt es für mich. War's mal mehr, folgt ein fauler Tag. Insgesamt richte ich mich danach, ob er einen zufriedenen Eindruck macht.
Eigentlich wie beim Futter, muss nicht jeden Tag perfekt sein, aber insgesamt ausgewogen.
 
@all Danke euch.
Ich fasse für mich zusammen, Gassi gehen gibt es praktisch kein zu viel. Und geht dem Hund die Konzentration aus, war es genug.

Das sehe ich anders - eine Lehre, die ich sehr früh in meiner Hundezeit gelernt habe.

Lehrmeister: mein allererster Sitterhund.

Ich war eine junge, recht unerfahrene Hundesitterin und durfte einen Hund in der Tagesbetreuung betreuen - er war also Tageweise meist so 6-7 Stunden in meiner Obhut, wobei ich in der Wohnung der Besitzerin blieb, weil der Hund eher unsicher war und sich dort wohler fühlte. In der ersten Zeit bin ich richtig viel mit ihm spazieren gegangen, meistens waren wir so 4-5 Stunden aktiv unterwegs - es war ein damals 5jähriger Schäfermix also dachte ich der brauche viel Auslastung. Abgesehen davon ging ich auch einfach gerne. Ich betreute ihn so 2-3x die Woche. Anfangs war der Bursche noch lustig mit dabei und fand diese langen aufregenden Tage toll. Bis es nach ein paar Wochen irgendwann zuviel wurde - seine Reaktion war sehr einprägsam :cool:

Eines Tages weigerte er sich sehr hartnäckig den Radius von ca. 1-1,5km rund um seine Wohnung zu verlassen. Er ging keinen Schritt mehr. Ich dachte zu Beginn er hätte nur situativ an einer Stelle Angst, aber egal in welche Richtung wir uns bewegten, er ging nicht mehr weiter weg. Ich war wohl oder übel gezwungen nach kleinen Runden von 30-40 Minuten zurück in die Wohnung zu gehen. Er behielt diese Weigerung recht lange bei, bis wir uns auch wieder stückchenweise weiter bewegen konnten. Irgendwann haben wir es geschafft, dass sich alles wieder einpendelt. Aber dieser Hund hat sehr, sehr klar kommuniziert, dass ihm mehrmals die Woche 5 Stunden am Tag herumlaufen einfach zuviel sind ;)
 
Casha und ich, wir betreiben ja bekanntermaßen keinen Sport.
Unsere Aktivitäten "beschränken" sich auf die Gassigänge, die HuSchu, nach Gusto (von mir) ein bisschen "Quark" wie Apportiertraining oder Tricks. Letzteres aber wirklich sporadisch.
Das "sporadisch" liegt zum Einen daran, dass ich da oft zuwenig dauerhaftes Interesse habe.. und Casha flott das Interesse verliert, wenn ich zuoft das Gleiche fordere.
Zudem ist es halt schlicht eine Bulldogge :cool:

Cashas Job hier besteht in "Familienhund".
Das hört sich nach "wenig" an. Wenn man unsere Familie nicht kennt :rolleyes:
Wir sind hier viele. Und entsprechend gibt es hier auch viele Gefühle, Reaktionen, Charaktere, Stimmungen...
Casha managed das hervorragend. Wirklich. Muss Hund ja auch abkönnen.
Sie tröstet bei Kummer, spielt bei Freude, kuschelt wenn "Mensch" das braucht und gibt jedem das, was er gerade braucht.

Hört sich langweilig an?
Für Menschen sicher. Aber Casha "arbeitet".
Sie gibt alles, damit es ihrer Familie gut geht. Und sie fängt eine Menge auf.
Die Jagdsektion mit dem Reh.. ich habe es kommen sehen. Eigentlich. Denn sie hat MEINE Stimmung aufgeschnappt. Und es umgesetzt. Mein Fehler, nicht ihrer. Das nur als Beispiel.

Da ich mir ihres harten Jobs bewusst bin versuche ich, ihr ihre "Relax-Phasen" zu geben.
Körperbetontes Rangeln.. Gassi mit gefühlt ewigen "Schnuppersequenzen", Massagen, Fangspiele im Garten...

Was ich damit sagen will: man sollte bei einem gut gebundenen Hund nicht vergessen, dass auch einfach nur "Familienhund" sein, je nach Charakter, durchaus für das "Rudeltier" stressig sein kann. Auch das kann fordern. Und gerade das sollte man nicht aus den Augen verlieren.
Und einfach mal ohne Ziel Spaß haben ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nanouk (4 Monate alt) könnte auch den ganzen Tag Gassi gehen und ist danach noch nichtmal wirklich müde. Erst Kopfarbeit, und sei es nur stur Sitz und Platz, strengen ihn an. Daher gibt es Tage, an denen gehen wir (übern Tag verteilt) 4-5 Stunden Gassi, aber eben auch welche, an denen wir nur 1 oder 2 Stunden gehen. Es gibt Tage, da üben wir mehrere Stunden am Tag, aber eben auch welche, an denen wir nur 15 Minuten mal was machen. Nanouk kommt damit gut klar. Er weiß, ich Haus ist Ruhe. Wenn er zu nichts aufgefordert wird, dann liegt er dort, wo wir auch sind und döst. Wenn ich aber etwas mit ihm machen möchte, ist er sofort dabei. Ich finde, ein Hund sollte lernen, dass es nicht jeden Tag die gleiche Action gibt. Denn, zumindest ich, habe nicht jeden Tag gleich viel Zeit für ihn. Daher gibt es bei uns kein richtiges Maß. Viel ist super, aber auch wenig ist okay.
 
Das Thema beschäftigt mich jetzt, seit ich Judy habe - also jetzt schon ein Jahr lang.
Meine beiden haben komplett unterschiedliche Charaktere und gefühlt genauso unterschiedliche Bedürfnisse.

Judy braucht ewig beim Gassigehen. Sie schnuppert und trödelt. Kommen wir heim, geht unters oder aufs Bett und schaut mich gelangweilt an. Fange ich an, irgendwelche Tricks üben, Klorollen zu werfen, Denkspielsachen zu holen, blüht der Hund vor lauter Freude auf. Sie wirkt gelangweilt und etwas depri. Das ist seit Cocos Erkrankung - wir machen seither weniger.

Für Coco ist Laufen gefühlt das Tollste. Sie ist regelmäßig genervt, dass Judy so trödelt. Es ist besser, seit sie keine Leine mehr braucht. Seither rufe ich sie gefühlt alle 30 Sekunden zurück, weil sie zu weit ist. Denkspiele findet sie blöd und verliert sehr schnell die Lust daran. Wie ein Trotzkind verhält sie isch dann. Essen ist ihre Leidenschaft. Klorollen jagen ist ok, aber Hütchen Spiele? Konzentration ist nicht ihre Stärke.

Vor Cocos Erkrankung waren wir 2x die Woche im Hundesport: Mantrail beide, Freitags Judy in der Basis und Coco Sonntags bei der Fährte.

Wenn ich nur mit einem Hund arbeiten will, muss ich den anderen aus dem Zimmer sperren. Coco interessiert sich nicht für die Spiele - aber für die Leckerchen. :rolleyes:
Lange Gassirunden mit viel Schnuffeln scheint aber beiden gut zu tun.

Wir suchen noch unsere "Mitte".
 
Bei Hunden mit so unterschiedlichen Interessen ist das bestimmt schwierig, es sei denn, man hat einen Partner und teilt sich auch mal auf.
 
Ich kann da nur von meiner Rase sprechen - die lieben Arbeit über alles und sind tatsächlich immer bereit etwas zu tun, sind dann auch sofort aus dem Tiefschlaf hellwach.
Wenn man da keinen Arbeitsjunkee möchte, dann muss er als Welpe als erstes lernen, dass es Ruhephasen gibt.
Bei uns im Haus wird z.B. nicht getobt und auch Spielzeug liegt hier nicht rum.
Natürlich dürfen sie sich auch mal auf ihrem Platz rangeln, übereinander rollen und aufeinander herumkauen. Aber es wird eben nicht wild gespielt und gerannt im Haus.
Wenn ich mit ihnen arbeite höre ich auf, bevor sich Unkonzentriertheit oder Erschöpfung zeigt, so dass sie immer mit gutem Gefühl aus der Arbeit herausgehen - allerdings kann das dauern, weil sie da echt ausdauernd sind.
Durch das Lernen von Ruhe fordern sie aber auch nicht permanent und sind auch mit Gammeltagen oder kleinen Aufgaben über den Tag verteilt, zufrieden. Sie freue sich schon, wenn sie mir helfen dürfen, die Wäsche in den Keller zu bringen, meine Schhe zu holen etc.
 
Ich hab eine sehr genügsam Hündin. Sie mag Kopfarbeit, braucht es aber nicht zwingend. Ein bisschen mache ich trotzdem mit ihr, natürlich, ist ja auch Teil der normalen Erziehung. Aber im Großen und Ganzen genügen ihr gemütliche Gassirunden. Sie kann auch rennen und trödelt nicht nur, aber es muss nicht viel während der Runde passieren, um sie zufrieden zu stellen. Nach ein oder zwei Gassistunden ist sie zufrieden und döst weiter. Allerdings sind wir meist mehrere Stunden am Tag unterwegs, zwar mit Pausen im Auto etc, aber viel zusammen mit anderen Hunden oder Pferden, also gibt es dadurch auch allerlei Input.
Wenn wir ein bis zwei Tage Pause machen, also wirklich nur Pipirunden laufen, wird sie quengelig. Dann braucht sie wenigstens mal bisschen Kopfarbeit, oder, noch besser, endlich wieder eine vernünftige Gassirunde. Allgemein braucht sie mehr, wenn es eher langweilige Tage sind und wir nicht mit anderen Tieren an verschiedenen Orten unterwegs sind. Also Input will sie schon haben, freut sich aber auch über gelegentliche entspannte Tage.

Bei zwei so unterschiedlichen Hunden würde ich entweder versuchen die Gassirunde anders zu gestalten, also bereits Kopfarbeit mit einbeziehen, oder auch ab und zu getrennt laufen. Oder eben dann ergänzend ab und zu was mit dem einen, ab und zu was mit dem anderen zu machen, je nach Bedarf.
 
Nun bei Luke muss ich da ja wirklich stark drauf achten.

Vor der Epi war Luke kein Hund dem es jemals zu viel geworden wäre. Also weder wie der Sitterhund von Blumenfee noch wie Hermes. Wobei ich zugegeben auch nie täglich 4-5h mit ihm unterwegs war. :)
Allerdings ich denke wenn man alles zusammen zählt. Papa vormittags, meine Schwestern mittags und ich dann noch nach Feierabend meist nochmal 2 - 2,5h (außer an Tagen mit Hundeschule oder später Hundesportverein) da kam sicher auch einiges zusammen.
Und dazu dann zuhause immer Leben in der Bude bei 6 Personen im Alter von 15 - 27 (natürlich gemeinsam mit Luke älter werdend) + Papa. Wie @Bullerina schreibt. Auch das ist "Arbeit".

Dann kam die Epi und so nach 9 Monaten stellte ich fest das Aktivitäten, egal ob sie Luke toll findet oder sie ihn stressen, Anfälle auslösen. Die Tierärzte hatten eh gesagt ich solle Hundekontakte meiden so gut es irgend möglich ist. Also hab ich 9 Monate lang die Vollbremse gezogen. Da wir nach wie vor 2x die Woche mit Jack liefen kam Luke eine ganze zeitlang damit klar aber er wurde spürbar gereizter. Es war nichts von heute auf morgen und keine Situation an der ich es festmachen könnte aber es wurde mit der Zeit sehr deutlich spürbar.

Er war unterfordert, nicht ausgelastet und vermisste das was ihm das liebste auf der Welt war. Den direkten Kontakt mit anderen (und am allerliebsten fremden) Hunden.

Heute (inzwischen ja ohne die regelmäßigen Spaziergänge mit Jack) kann ich sagen das Luke nach 1 Woche ohne Hundekontakt erste Anzeichen zeigt und nach 2 Wochen ziemlich genervt ist.
Das ist also das Minimum.
Das alltägliche Maximum was ich für uns ermittelt hab sind 5 Tage die Woche Programm, 2 Tage die Woche ganz ohne wobei das durchschnittliche Tagesprogramm mit mir irgendwo zwischen 1-2h liegen sollte. Papa darf davon unabhängig mit Luke machen was er will wobei wenn er mit Luke stundenlang in der Stadt war und von einem Cafe ins nächste getingelt ist setz ich schon auch mal aus. Weil das ist körperlich nichts herausforderndes aber durch die ganzen Umweltreize natürlich schon ne echte Hausnummer. Andererseits hab ich an solchen Tagen auch oft das Gefühl das er grad extra "ins Grüne" will was ich dann eben auch mache.

Wenn ich Urlaub habe kann ich etwas mehr machen weil ich glaube wenn er mit Papa unterwegs ist übernimmt Luke viel mehr Verantwortung als bei mir was für ihn sozusagen dann ebenfalls Urlaub ist.

Es ist also viel Bauchgefühl mit bei.

Und ich denke darauf kommt es immer an. Jeder Hund ist individuell und man sollte da auf sein Bauchgefühl hören aber auch Erfahrungen sammeln.
 
Bei Hunden mit so unterschiedlichen Interessen ist das bestimmt schwierig, es sei denn, man hat einen Partner und teilt sich auch mal auf.

joa ... :rolleyes:
Den gibt es leider nicht (mehr). Es gibt "nur" Freunde und Nachbern, die mir die Mädels recht häufig abnehmen.
Aber an sich sind wir drei allein.
 



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