Der Rudelführer geht nicht unentwegt voraus. Er bewegt sich fluktuativ in der Gruppe, wie jedes andere Mitglied auch. Tendenziell ist er sogar eher in der Mitte oder hinten anzutreffen, weil er dort den größeren Überblick hat. Auch mir ist es lieber, dass meine Hunde neben oder vor mir laufen, denn hinten hab ich keine Augen. Bewegen sich meine Hunde vor mir, habe ich sie im Blick.
Man muss einem Hund nicht zeigen, wer der "Boss" ist. Noch immer glauben viel zu viele Menschen, dass ein Rangordnungsverhältnis unter Hunden von körperlicher Stärke oder aggressiver Durchsetzungsfähigkeit abhängig wäre. Das stimmt aber nicht. Genau wie bei Wölfen ergibt sich auch bei Hunden eine Rangordnung, die auf natürliche Weise durch Vertrauen entsteht. An der Spitze steht der, der die meiste Verantwortung trägt, der die meisten pflichten übernimmt und dem man vertrauen kann.
Millans Aussage ist, dass Tiere immer einem dominanten Anführer folgen. Das ist Quatsch. Dominanz bedeutet in erster Linie Einschränkung und Kontrolle. So funktioniert der Mensch, der Mensch kontrolliert gern und setzt seine Interessen meist aggressiv durch, indem er darum körperlich kämpft, manipuliert oder ein Machtverhältnis ausnutzt. natürlich kommt so etwas auch bei Hunden vor, aber nur situativ, die Basis-Rangordnung entsteht durch pures Vertrauen, durch Beständigkeit, durch Souveränität. Wenn du einem Hund zeigen willst, dass du der "Boss" bist, dann sei jemand, dem er vertrauen kann, der nicht unberechenbar wird und Gewalt anwendet. Denn das versteht der Hund, es ist seine Natur.