Die Angst läuft seit dem Unfall mit...
Ich erzähl mal "kurz" *hmpf*...
Im November 2012 sprang er während eines Spaziergangs in einen kleinen Graben, der hoch mit Laub bedeckt war - und blieb stocksteif stehen. Pfote hoch und bluttriefend.
Der Weg zum Auto war die Hölle, aber zum Glück nicht weit und zum Glück war keine Hauptschlagader getroffen.
Not-OP bei unserer "Hausärztin" - Diagnose: Anriss der Beugesehne und eine tiefe Tasche durch einen langen Glassplitter.
Nach 8 Tagen morgens um halb 4 wachten wir auf und fanden einen Themba vor, der sich den Trichter fein säuberlich entfernt hatte und die Naht der OP gleich mit. Zum Glück nicht die der Sehne... Es war kein schöner Anblick.
Daraufhin wurde uns von der TÄ erklärt, dass die Wunde sich nun von innen heraus schließen musste.
Tat sie aber nicht. Der Hund war ein schrecklicher Abklatsch seiner selbst und nicht wiederzuerkennen.
Er glich einem Scheintoten.
Am 30.12. rief uns die TÄ zu Hause an und fragte, ob er nüchtern wäre - sie würde gern noch einmal operieren und die Wundränder neu verschließen.... Nö - war er nicht - es war halb 10.
Also erneute OP am 31.12.2012.
Das neue Jahr verschlief er unter Absicht. Besser war das
Ich muss dabei sagen, dass das Bein niemals nach einer OP stabilisiert wurde.... lediglich ein Verband wurde angelegt.
Kurz vor dem Termin zum Fädenziehen war mal wieder ein Termin zum Verbandswechsel angesagt.
Ich war geschockt!!! Die Wunde war wieder aufgeplatzt.
Aber die Ärztin hatte übersehen (oder es halt verschwiegen), dass die Sehne nun durchgerissen war.
Sie gab auf und schickte uns weiter ....
Aufgrund Empfehlungen landeten wir am 09.01.13 in einer Klinik. Der Chef schlug die Hände über den Kopf zusammen und gab bei einer 3. OP lediglich die Chance 60:40.
Alternative bei Versagen: Stilllegung des Beins.
Außerdem wurde festgestellt, dass die ganze Zeit falsche Medikamente gegeben wurden - diese verhinderten die Wundheilung und dröhnten den armen Kerl förmlich zu...
Erneute OP am 11.01.13.
Danach folgte eine lange Zeit des Schienentragens, totaler Stilllegung des Beins und zweitägiger Verbandswechsel.
Die alte Wunde brach aber wieder auf. Die Wundränder waren einfach zu porös.
Das ganze zog sich bis März hin und die Bilder hierzu sind wahrlich nicht schön...
Aber er war geistig wieder voll da und auch aktiv.
Im Frühjahr sollte dann die Entfernung der Schiene erfolgen und für den Übergang der Einsatz einer Orthese die frische Sehnennaht sichern (Sehnen sind sehr schlecht durchblutet und selbst nach 1,5 Jahren sind sie lediglich zu 65 % wieder hergestellt).
Die Orthese war ein Riesenschritt.
Aber: Es klappte nicht.
Die Wundnaht war sehr lang und gerade der "fleischige" Bereich lag genau in der Mitte und es fehlte die Stabilisierung. Sie scheuerte.
Sie musste ab.
Nun war er nackig. Und jederzeit hätte die Sehne durch falschen Tritt, Hüpfen oder was auch immer durchpfeifen können.
Er wurde zum Pöbler vorm Herrn in dieser Zeit. Hier waren 5 Hündinnen läufig und es gab reichlich Rüden, die zum Himmel stanken... Er war nicht mehr er selbst. Es frustrierte ihn, es peinigte ihn, es quälte ihn.
Er war nicht mehr ansprechbar. Nicht mehr umlenkbar oder zu trainieren. Es ging nichts mehr - der Situation geschuldet.
Also wurde er schweren Herzens gechippt.
Und die Orthese musste ab.
Nun stand ich da mit einem "nackigen" Hund, der sich lediglich vertreten musste.... Dann würde sein Bein stillgelegt werden.
Ich hab geheult - ich hatte Angst!!! Jeder Gang war einfach nur grausam.
Er ging an kurzer Leine. Meine Angst begleitete uns lange Zeit. Aber ich suchte mir Hilfe und bekam sie auch.
Bereits zu Hause wurde ein Entspannungsmarker aufgebaut und Möglichkeiten der Umlenkung.
Ich muss dabei sagen, dass ich mir vorher die Finger wundtelefoniert und gemailt habe und die meisten Trainer (ich ging einen wahrlich weiten Radius ein) es nicht wagten, einen Hund mit Defizit zu trainieren.....
Wir hatten Erfolg. Heute ist er zu 97 % bemüht, Stinkehunden aus dem Weg zu gehen und bietet selbstständig Alternativen an, die ihm gut tun.
Nebenbei kamen andere Baustellen... Er lief schief, es bestand der Verdacht eines Bandscheibenvorfalls. Aber er schonte halt von vorne links auf hinten rechts und es konnte durch Physiotherapie und Laser gerichtet werden.
Er biss und leckte sich die Pfoten. Herbstgrasmilben oder einfach nur Überforderung?
Futtermittelallergie?
Wir hatten alles ausprobiert.
Das ging sogar bis Dezember aufgrund krasser Fellveränderungen und argem Leidensdruck.
Es war der Chip!!
Das Teilchen ist nicht zu unterschätzen und bereitete uns bis vor ein paar Wochen noch arge Freuden.
Gleichzeitig wurde jetzt eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt - auch so eine Beigabe vom Chip. Seit er dagegen behandelt wird, geht es aufwärts.
Nun denn... es ist eine endlose Geschichte, die viel viel Kraft und Zusammenhalt forderte und fordert.
Ich hatte ihn über Monate 24 Stunden an meiner Seite, mein Chef war in der Zeit wirklich ein Schatz!
Es wäre unmöglich gewesen, ihn alleine zu lassen....
So, ich glaube, ich habe es kurz gefasst
- das ist unsere Geschichte.
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Der Chef-Doc sagt, dass nach 1,5 Jahren nach der letzten OP eine wohldosierte Freigabe erfolgen kann. Darauf wird dann aufgebaut und mit ganz viel Spucke geht alles gut
Dann - nur dann wird er irgendwann wieder fast ganz normal durch die Botanik sprinten.
Er tritt tiefer durch und hat weniger Kraft. Auch nutzt er seine Pfoten durch die Monate mit Schiene irgendwie anders... Aber ein normales Leben ist sehr wohl möglich.
Doch niemals wieder wird die Sehne "normal" belastbar sein. Die Gefahr läuft immer mit.