"Beschönigte" Hunde,-/Rassebeschreibungen?

Da bin ich etwas hin und her gerissen, weil ich einerseits die Grundidee als Erfahrung für die Hundehalter super finde, aber andererseits eben auch fürchten würde, manche Hunde aus der Bahn zu werfen.
Darüber habe ich mich neulich mit der Chefin meiner Stamm-HuSchu unterhalten. Sie hat neulich auf dem Hundeplatz ihre Boston Terrier-Hündin einem ca. 10-jährigen Kind in die Hand gedrückt. Ich war darüber erst ziemlich entsetzt, da die Hündin auch erst einmal sehr unsicher wirkte, sehnsüchtig zu ihrem Frauchen geschaut hat und sich auf das Kind zunächst überhaupt nicht einlassen mochte. Im Laufe der Stunde wurde es zwar deutlich besser, trotzdem war ich ziemlich hin- und hergerissen ob dieser Entscheidung der Trainerin. Als ich sie hinterher darauf ansprach, sagte sie direkt, sie habe sich schon gedacht, dass ich darüber schockiert sei.:cool: Sie erklärte mir dann, dass sie zum einen das Kind habe einschätzen können und daher gewusst habe, wie es mit Hunden umgeht. Und dass sie zum anderen ihre Hündin gut genug einschätzen könne, um zu wissen, dass sie das "abkönne". Wenn man die Situation korrekt einschätze, könne eine solche Übung eine Win-Win-Situation für beide sein: Das Kind mache neue Erfahrungen im Umgang mit Hunden, und der Hund lerne, dass es gar nicht schlimm sei, sich auf einen fremden Menschen einzulassen.
Eine Woche später kam übrigens dasselbe Kind wieder auf den Hundeplatz und die Trainerin tat genau dasselbe noch einmal. Dieses Mal war die Hündin kaum noch verunsichert, sondern setzte sich sofort erwartungsvoll vor das Kind.:)

Etwas später kamen wir noch einmal auf dieses Thema zu sprechen: Meine Sis und ich waren mit beiden Hunden beim Longiertraining. Als Zuschauer waren auch unsere Nachbarn da (wir kennen sie, unsere Hunde kennen sie jedoch maximal vom flüchtigen Sehen). Die Hunde mussten zwischendurch immer warten, während wir uns eine "Longier-Choreographie" einprägten. Die Trainerin meinte dann zu mir, dass wir Lucy auf keinen Fall einer fremden Person in die Hand drücken dürften. Bei Rico dagegen halte sie das durchaus für zumutbar, und falls ich wolle, könne ich es ja jetzt einmal ausprobieren. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich, dass nicht viel passieren kann - es ging ja nur um wenige Minuten und ich war direkt vor Ort, sollte Rico allzu verunsichert sein. Also gab ich den beiden Zuschauern für die Dauer meiner "Einprägephasen" Ricos Leine in die Hand, und es passierte dasselbe wie bei der BT-Hündin: Zuerst war Rico verunsichert und schaute ständig zu mir herüber. Aber sehr schnell traute er sich, sich auf die beiden Fremden einzulassen.

Ich glaube, man muss einfach den Einzelfall im Vorfeld sehr gut einschätzen können. Mit welchem Hund kann ich so etwas machen, mit welchem nicht? Und natürlich auch: Welchem Menschen kann ich (m)einen Hund kurzzeitig anvertrauen und welchem nicht? Wenn es gut läuft, können sicherlich Mensch und Hund davon profitieren, aber wenn es schlecht läuft, kann man wohl auch einiges an Schaden damit anrichten.

Liebe Grüße
Amica
 
Ich hab mir jetzt den Spaß gemacht diese Rassebeschreibung des Chart Polski mit den Augen eines Anfängers zu lesen, der sich einfach in die Optik dieses Hundes verguckt und eine entsprechende "Begeisterungsbrille" aufgesetzt hat. (Denn man darf ja nicht vergessen, die weitaus meisten hier lesen ja doch ganz anders als Lieschen Müller auf der Suche nach dem ersten Hund!)

Der polnische Windhund ist selbstbewusst, sicher, zurückhaltend und mutig. Ein toller Charakter, drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern beobachtet alles cool von der Seite. Angst hat er nie. Bei der Verfolgung ist er schnell, sehr geschickt und ausdauernd. Wenn ich mit ihm Ball spiele oder Sport machen will stellt er sich prima dabei an! In Aktion reagiert er schnell und heftig. Wenn er mich beschützt lässt er sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Der Chart Polski gilt als überdurchschnittlich intelligent cool, eine Lassie! Der kann bestimmt ganz viele Tricks lernen, und auch alles sonst! und vor allem leichtführig, der macht ohne viel Aufwand alles was ich sage er ist anhänglich wird mein treuer Schatten sein und mich total lieben und darüber hinaus äußerst pflegeleicht. Super, macht keine Arbeit! Er ist ein ruhiger, angenehmer Hausgenosse, zuhause von vornherein kein Problem, da fällt der gar nicht auf wachsam meldet Besucher wenn es klingelt und beschützt uns gegen Einbrecher und bei guter Sozialisierung nicht aggressiv und geduldig mit Kindern. Der wird ja mit den Kindern groß, also ein toller Spielhund Er schließt sich eng an seine Bezugsperson an, wird mich ganz doll lieb haben, mehr als alle anderen von der er sich leicht und gerne, jedoch liebevoll, wenn ich nur lieb zu ihm bin läuft das von selbst zu einem für Windhunde ungewöhnlich gehorsamen Hund erziehen lässt. der wird genauso super erzogen sein wie die ganzen Bordercollies ringsum Die anderen Familienmitglieder behandelt er freundlich wohlwollend. Wenn also Opa August kommt, dann mag er den auch.
Er ist ein ausdauernder, kann mit auf Urlaubswanderungen robuster, wird nicht krank nicht heikler, stellt sich nicht an und kann auch mal was ab rustikaler nicht so überzüchtet wie man immer hört Windhund von selbständigem, anderen Hunden gegenüber dominanten, lässt sich nicht von jedem Fiffi seinen Ball wegnehmen Charakter


Ok, das ist jetzt ein wenig zugespitzt. Aber leider wirklich nur ein wenig, ich hab in Gesprächen mit Leuten, die einen ersten Hund anschaffen wollten, schon so vieles in dieser Richtung gehört... Was für mich ein Grund ist, auch die Züchter da sehr in der Verantwortung zu sehen. Dass ein Rassestandard erst mal im entsprechenden Sprachgebrauch verfasst ist, das ist per se kein Drama. Immerhin geht es ja um eine Art Fachinformation. Aber jeder verantwortungsvolle Züchter sollte da für unbedarfte Interessenten ordentlich und auch kritisch übersetzen. Und an dieser Stelle hakt es leider oft.

Super gemacht.
Genau das erlebe ich oft bei Welpenanfragen, gepaart mit "die sind ja so süß".
Robust steht auch in der Beschreibung der Perros - bei ihnen muss man das damit übersetzen, dass man häufig gar nicht merkt, wenn sie sich was tun. Die Dosköppe tun oft keinen Mucks.
Smilla hat sich mal das Bein am Stacheldraht aufgerissen (da hing ein 10 cm langer, 1/2 cm breiter Streifen runter). Der war so im Fell versteckt, dass ich erst beim Scheren gesehen habe.
Und das "ursprünglich" in der Rassebeschreibung bedeutet zwar auch, dass die Rasse nie groß verändert wurde, aber eigentlich war damit in der spanischen Beschreibung so viel wie "dreckig, speckig, nicht gepflegt" gemeint. Die haben nämlich mit den Perros gar nichts gemacht, außer sie 1x im Jahr mit den Schafen zu scheren. Die waren ja auch nicht im Haus. Und die Perros in den Bergwerken wurden nie geschoren.
Aber wel man das eben heute Gott sei Dank nicht mehr macht, wurde die Bedeutung einfach etwas angepasst.
 
Haha, ich bin da genau das Gegenteil. Ich erzähle immer voller Überzeugung, wie schwierig der Whippet ist, wie eigenständig und wie sehr er jagt.. Und dass Hermes 15 Monate (!) an der Schleppleine lief, trotz ständigem Training.
Ist halt kein Hund für jedermann und ich möchte nicht, dass sich jemand leichtfertig diese Rasse holt.

Dass der Sheltie so selten ist, verstehe ich jedoch auch nicht. Ich finde sie super und es war ursprünglich auch ein ganz heißer Kandidat für mich. :)

Wenn ich auf der Straße auf meine Flats angesprochen werde Schwärme ich auch ohne Ende von der Rasse. Wie toll sie sind, wie lieb ich sie habe, dass sie für mich einfach perfekt sind usw.

Anders sieht es aus, wenn Welpeninteressenten bei mir anrufen oder zu Besuch kommen. Da erzähle ich vor allem vor möglichen Problemen, von dem Arbeitswillen der Rasse, von dem überschäumenden Temperament, von dem Krebs und den Allergien, von dem absoluten Trieb der in ihnen steckt, und erkläre, was es eigentlich bedeutet, dass im Rassestandard steht, dass Flats Menschen lieben und gefallen wollen.
Denn: überzeugen dass das die perfekte Rasse für die Familie ist, mache ich niemals und werde ich niemals. Wenn ich jemanden überzeugen muss, dann bekommt er keinen Hund von mir. Denn ich rede die Rasse nicht schön, damit ich dann am Ende den Salat habe, dass Hund und Mensch absolut nicht zusammen passen. Wenn die Menschen NACH meinen Schilderungen, und nach dem persönlichen kennenlernen immer noch begeistert von der Rasse ist, dann sind das doch viel interessanter Familien für meine Welpen, die ich viel lieber kennenlernen möchte, und in Betracht ziehe als meine Zeit mit schönreden zu verschwenden :)

@Monstie hat im Prinzip genau das geschrieben,was ich auch im Kopf hatte.Züchter sind auch nur Menschen,und ich kann das schwärmen über den eigenen Hund/die eigene Rasse sowas von nachvollziehen-ich habe mit meiner Schwärmerei über meinen Hund bestimmt schon Leute wahnsinnig gemacht ...:rolleyes:;)-aber ich denke als Züchter sollte einem doch in erster Linie wichtig sein,was Monstie hier geschildert hat.
 
Letztens habe ich in der HuSchu mit einem Labbihalter die Leine getauscht. Ja, ich mach das, wenn ich den anderen gut kenne und weiß, wie der mit Hunden umgeht.
Und ich muss sagen: es war eine Offenbarung!

Mein Hundetrainer nimmt sich gern einen Hund aus der Gruppe um zu zeigen, wie wir eine Übung durchführen sollen - er ist tatsächlich so eine Art Hundeflüsterer, die machen irgendwie immer mit bei ihm und schauen ihn dabei auch erwartungsvol an.
Zumindest bis er eine Übung mit Neo zeigen wollte (Und Neo kannte er schon 1 Jahr lang/seit Welpenalter an). :D
Da ging es ihm genauso wie deinem Labbihalter.
Später mit Willow hat er einen Blick auf uns geworfen, überlegt und dann gesagt: "na, mit ihr brauche ich es gar nicht erst versuchen" und Smilla hat er dann schon gar nicht mehr in Erwägung gezogen.

@Monstie hat im Prinzip genau das geschrieben,was ich auch im Kopf hatte.Züchter sind auch nur Menschen,und ich kann das schwärmen über den eigenen Hund/die eigene Rasse sowas von nachvollziehen-ich habe mit meiner Schwärmerei über meinen Hund bestimmt schon Leute wahnsinnig gemacht ...:rolleyes:;)-aber ich denke als Züchter sollte einem doch in erster Linie wichtig sein,was Monstie hier geschildert hat.

Genau - man muss da schon einen Unterschied zwischen zwischen "Treffen mit Menschen als Privatperson" und "Treffen mit Menschen in Funktion als Züchter" machen.
Natürlich kann das schwierig sein, denn in der Regel hat man die Rasse ja eben, weil man von ihr so überzeugt ist und seine Hunde liebt.
Aber wenn man die richtigen Menschen für seine Welpen möchte, dann ist Ehrlichkeit und durchaus auch Schilderung von unschönen Dingen enorm wichtig. Wenn sie das nicht abschreckt - sofern sie nicht nur einfach völlig beratungsresistent sind - dann ist auf jeden Fall positiv.
 



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