Aufgedreht bei vielen Menschen - wann wird das besser?

Hallo liebes Forum,

ihr habt mir schon sehr viel geholfen und deshalb bin ich schon wieder hier. Unsere kleine Berger-Mix Dame (15 Wochen) macht gute Fortschritte in allem. Leine beißen, Zwicken, Leine ziehen und Pipi ins Haus haben wir so gut wie abgestellt. Wir achten sehr darauf, nicht zu viel mit ihr zu machen und dass sie ausreichend ruht und schläft. Zu Hause und im Alltag ist sie nun recht entspannt. Gerade arbeiten wir draußen daran, dass nicht zu allen Menschen und Tieren einfach hingezogen, hingesprungen wird. Das ist noch eine Baustelle. Gestern gerieten wir versehentlich kurz in eine Veranstaltung mit ca. 100 Menschen auf größerem Gelände (Bauernhof)und sie war außer Rand und Band. Ist nur noch rumgehüpft, wollte jeden anspringen und ihr Herzlein schlug wie verrückt. Wir haben sie dann die Menschen von weiter weg noch beobachten lassen, und sind nach 10 Minuten gegangen.

Wir hatten sie schon ein paar Mal (unvermeidbar) bei Menschenansammlungen dabei und es war eigentlich kein großes Thema.. ich hab mich meist mit ihr hingesetzt, Fuß auf die Leine und dann war gut. Aber gestern wars heftig... kann das auch an dem herannahenden Sturm gelegen haben?

Ich habe neidisch auf andere Leute dort geschaut, die auch Hunde dabei hatten und diese völlig gelassen neben ihren Menschen standen.. kein Kläffen, kein Springen, kein Durchdrehen.

Mein großes persönliches Problem ist eigentlich, dass ich tief drinnen ein unsicherer Mensch bin, der um Himmels Willen nie auffallen will... Vor anderen Menschen möchte ich den 100%ig "funktionierenden" Welpen haben, der auf keinen Fall negativ auffällt.. und das nervöse Verhalten meines Vierbeiners stresst mich. Was zu einer Spirale führt.. schon klar.

Ich weiß, das hört sich blöd an, aber ich kann es nicht besser ausdrücken.. das ist mein Seelenstriptease..

In solchen Situationen nimmt mein Mann die Kleine, da er die Ruhe pur ist, aber auch bei ihm flippt sie aus.

Wird das irgendwann vom Alter her besser? Dass sie z.B. mit 6 Monaten da einfach durch ist und es nichts aufregendes mehr ist? Oder wie kann ich das mit ihr üben? Zuviel ist ja auch schlecht.

Lieben Dank für Eure Tipps
Kati
 
Das war einfach viel zu viel für die Kleine. Ich würde sie auf den Arm nehmen oder mich mit ihr am Rand irgendwo hin setzen, ihr Sicherheit geben und sie alles in Ruhe beobachten lassen. Das wichtigste dabei: Du musst Ruhig sein und das auch ausstrahlen und vor allem musst du ihr Sicherheit geben. Gib ihr Zeit alles zu beobachten.
Wenn sie sowas nie kennen lernt, wird sie auch mit 6 Monaten aufgeregt sein.
 
Ich würde sie nach und nach an viele Menschen ranführen, das kann man ganz unauffällig gestalten. Zuerst stellt man sich vor den Eingang eines Supermarktes, dann setzt man sich auf eine Bank am Bahnhof oder auf eine in der Nähe einer Schule. Oder man geht einfach während der Pause mit immer kleiner werdenden Abständen da vorbei.
Dabei lässt man den Hund beobachten und wirkt beruhigend (streicheln, ruhig reden) auf ihn ein. Und dann langsam - langsam - immer mehr die Anforderungen steigern.

Abschied nehmen würde ich von der Vorstellung, einen funktionieren Welpen haben zu wollen. Das wird nichts. Welpen sind keine Maschinen.

Und ich würde den Hund niemals auf den Arm nehmen, in der Regel hat man später einen Begleiter, der bei jeder Kleinigkeit hochspringt und sprichwörtlich "auf den Arm will".
 
Und ich würde den Hund niemals auf den Arm nehmen, in der Regel hat man später einen Begleiter, der bei jeder Kleinigkeit hochspringt und sprichwörtlich "auf den Arm will".


Das bezog ich auf die Situation, als sie durch Zufall in eine für den Hund extrem stressige Situation geraten sind. Wenn dann keine Gelegenheit besteht sich mit dem Hund etwas abseits wo in Ruhe hin zu setzen. Wenn ich mit Chihiro in eine solche Situation geraten bin, hab ich sie auf den Arm genommen und sie von da aus beobachten lassen und dann wieder runter gesetzt, deshalb will sie aber jetzt nicht immer auf den Arm :rolleyes: sondern setzt sich wenn sie Sicherheit braucht dicht neben mich.

Ich kenne einige Hunde, bei denen das so gemacht wurde und keiner von denen will auf den Arm
 
Vor anderen Menschen möchte ich den 100%ig "funktionierenden" Welpen haben

Du hast ja schon guten Rat bekommen, deshalb von mir nur das.
Bitte verabschiede dich ganz schnell von dem Gedanken eines perfekt funktionierendem Welpen!

Denn er ist "perfekt" und benimmt sich genau so wie es für einen Welpen passt.
Es ist kein kleiner, fertiger Hund, sondern ein Hundekind!

Stell dir vor du hättest als Kind schon alles gewußt, alles gekonnt.
Hättest dich nie schmutzig gemacht, wärst nie laut gewesen, hättest nie gespielt, nie einen Fehler gemacht.
Wo wäre deine Kindheit geblieben?
 
Von allein wird das eventuell nicht besser. Ich würde die Hündin langsam an große Menschenmengen heranführen, also wie geschrieben wurde erstmal Bushaltestelle, dann Supermarkt. Für einen so jungen Hund war das zuviel.

Zu dem auf den Arm nehmen: Mein Jack Russell hat bei einem einzelnen lauten Geräusch (wie z.B. ein Schuss) Angst und möchte dann auf den Arm. Ich hocke mich hin, er sitzt einige Sekunden auf meinem Oberschenkel und dann sage ich "komm wir gehen weiter". Mogli möchte in keiner anderen Situation auf den Arm, nicht bei vielen Menschen und auch nicht bei anderen größeren Hunden. Nur bei einem einzelnen lauten Knall. Nicht mal Silvester möchte er auf den Arm.

Und bitte... vergleiche dich nicht mit anderen Hundehaltern. Ich weiß, dass das manchmal nicht ganz einfach ist aber es bringt dich nicht weiter. Manche Hunde waren von Anfang an in großen Menschenmengen ganz gechillt, andere Hundehalter mussten daran monatelang arbeiten.

Wir hatten hier gestern das Thema ob sich die eigene Stimmung auf den Hund überträgt und die Erfahrung aller Hundehalter war, dass sie es tut. Also versuch bitte möglichst viel Ruhe auf deinen Hund auszustrahlen. Ich weiß selber, dass es unangenehm ist wenn im Umfeld scheinbar alle Hunde brav sind und nur deiner flippt aus aber glaub mir die wenigsten Hunde waren von Anfang an so lieb und unauffällig wie du sie wahrnimmst.

Und einen 100%ig perfekten Hund mit dem du nie auffällst wirst du vielleicht nie haben aber was sollˋs. Jeder Hund ist anders und ich finde es schön, dass sie alle unterschiedliche Persönlichkeiten sind.
 
Danke für eure lieben Antworten! Unser Wirbelwind würde auf dem Arm auch nicht stillhalten - somit fällt das aus. Aber wir gehen in die Hocke und haben sie dann vor uns und beruhigen sie.. Ich habe den Beitrag mit der Stimmungsübertragung auch gelesen. Das Problem ist ja - wir können alle nicht aus unserer Haut. Ich kann nach außen hin so tun, als wäre alles prima und innendrin bin ich trotzdem am verzweifeln... Aber auch daran kann und muss man wohl arbeiten.. Hund an Mensch und Mensch an Hund... ;-)
 
Ich kann deine Situation sehr gut verstehen.
Unser Hermes hat von Haus aus ein sehr sehr dünnes Nervenkostüm.
Dazu kam, dass wir - und vor allem mein Freund - anfangs sehr sehr hohe Ansprüche an ihn und an uns hatten.
Uns ging es anfangs also auch sehr häufig so wie dir :)

Was wir aber in den letzten 5 Jahren mit diesem Hund gelernt haben:
1. Ein Welpe ist ein Welpe ist ein Welpe. Es ist, wie hier schon gesagt wurde, ein Kind. Und Kinder sind so. Fertig :)
Erfreut euch an dem Hundekind und zeigt ihm die Welt, ohne etwas von ihm zu erwarten
2. Es ist vollkommen egal, was Leute um Euch herum denken oder sagen. In jeder schwierigen Situation gehört meine ganze Aufmerksamkeit einzig und alleine meinem Hund. Wenn der Hund mal 5min Theater macht, dann ist das so. (Wer auf eine Veranstaltung mit vielen Leuten geht, erwartet in der Regel keine Friedhofsstille). Klar musst Du den Hund sichern, aber dann erstmal tief durchatmen, selbst zur Ruhe kommen und dann freundlich beruhigend deinem Hundekind die Sicherheit geben, die es braucht.
3. Vergleiche deinen Hund niemals mit anderen Hunden (außer du weißt, er ist besser ;) ) Jeder Hund hat sein eigenes Lern- und Entwicklungstempo. Andere Hunde laufen die Begleithundeprüfung mit 15 Monaten. Unserer war erst mit 3 soweit. Na und?

Dieses Hysterische, leicht reizbare hat Hermes im Alltag mittlerweile auf ein gut händelbares Maß reduziert. Hierzu mal wieder meine Lieblingswörter: Impulskontrolle und Frustrationstoleranz. Beides kann man üben.
Bis er sich wirklich gut im Griff hatte, hat es allerdings schon so 3 Jahre gedauert. Allerdings lernt man selbst viel schneller, mit diesen Situationen umzugehen und schämt sich nicht mehr in Grund und Boden ;-)

Jetzt haben wir gerade den zweiten Welpen und vieles, was mich bei Hermes noch in Stress versetzt hat, nehme ich jetzt mit einem milden Lächeln hin. Es ist halt ein Welpe.
Und ich kann Dir berichten, die Leute reagieren jetzt auch nicht anders als damals bei Hermes, wo mir alles noch so unangenehm war. In der Regel finden einfach alle nur den Welpen süß und lustig :)
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben