Angsthund

Hallo zusammen,

seit 5 Wochen wohnt nun Maya (Border Collie) bei uns (junges, sportliches Pärchen). Wir haben sie vom Züchter geholt und dort ist sie mit vielen weiteren Hunden (ungefähr 10) die ersten 14 Wochen aufgewachsen.

Maya hat sich bei uns in den Vier Wänden gut eingewöhnt und ist zuhause ein völlig normaler, süßer, verspielter Hund.

An die Außenwelt hat sie sich allerdings überhaupt nicht gewöhnt und hat unglaublich viel Angst, insbesondere vor Menschen, Kindern, Autos, Fahrrädern, generell laute Geräusche ...
Das war von Anfang an so, aber wir dachten, dass das bei Welpen vllt. normal ist. Wir haben sie also langsam an die Außenwelt herangeführt aber bis heute ist ein normaler (selbst kurzer) Spaziergang mit ihr gar nicht möglich. Sie erstarrt regelrecht bei jeden Menschenkontakt (sie muss einen Menschen nur in der Ferne sehen) und ist nicht mehr ansprechbar (Freeze). Sie verwandelt sich beim Durchschreiten der Haustür zu einem anderen Hund.

Unsere Hundetrainerin in der Hundeschule ist dieses ängstliche Verhalten auch schon aufgefallen. Insbesondere weil Maya nicht wirklich mit anderen Hunden interagieren wollte und anderen Hunden auch nicht ihre Grenzen aufzeigen konnte.

Ich habe auch nochmal Kontakt zur Züchterin aufgenommen, weil ich wissen wollte, ob sie von Anfang an so ängstlich, nervös und schüchtern war oder ob es irgendwelche Situationen gab, die wir nicht kannten.

Wir sind wirklich sehr verzweifelt, weil wir uns einen Hund gewünscht haben, den wir später überall (zum Sport, Parks, Cafes, Urlaub) mit hinnehmen können.

Habt ihr eventuell Tipps, wie man so einem ängstlichen Hund an die Außenwelt heranführen kann? Oder hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ganz liebe Grüße
Marisa
 
Hey 🙋🏼‍♀️
Kannst du vllt noch ein bisschen was über das Aufwachsen beim Züchter erzählen?
Das Maya mit 14 Wochen bei euch eingezogen ist, ist ja ungewöhnlich spät. Für gewöhnlich ziehen Welpen mit 8-10 Wochen um.
Die 10 anderen Hunde, mit denen sie dort gelebt hat waren auch ausschließlich Border?
Ihr lebt jetzt mitten in Berlin? Lebt der Züchter auch im städtischen Umfeld oder eher ruhig und ländlich?
 
Hey,

die Züchterin hat nach Ihrer Aussage bereits 20 Jahre Erfahrung mit dem Züchten von Hunden.

Wir fanden 14 Wochen auch etwas spät, aber alle die wir gefragt haben meinten, dass es wichtig ist, dass der Hund nicht zu früh von seiner Mutter getrennt wird. 12 Wochen ist anscheinend die Regel.

Die Züchterin lebt sehr ländlich, hier ist dagegen immer etwas los. Man kann eigentlich nicht vor die Tür treten ohne einen Fußgänger, Fahrradfahrer oder Auto anzutreffen. Allerdings wohnen die meisten Züchter eher ländlich und ruhig. Wir haben uns nichts dabei gedacht.

Die anderen 10 Hunde sind nicht alles Border Collies, aber ausschließlich "Arbeitshunde". Sie werden dort als Hütehunde bei den Schafen etc. eingesetzt. Uns war diese Herausforderung "Border Collie und Stadt" sehr bewusst. Laut Aussage unseres Züchters handelte es sich bei Maya jedoch nicht um einen super dominanten Hund. Das das Gegenteil der Fall ist wurde uns jedoch auch nicht gesagt.

Ich frage mich nun, ob "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist" und Maya immer ein unsicherer und ängstlicher Hund bleiben wird oder ob wir durch viel Geduld ihr doch noch helfen können, eine selbstbewusste Hündin zu werden.

Ganz liebe Grüße
 
Wir haben sie also langsam an die Außenwelt herangeführt ...
Man kann eigentlich nicht vor die Tür treten ohne einen Fußgänger, Fahrradfahrer oder Auto anzutreffen.
Hey!

Wie habt Ihr das dann bewerkstelligt? Bei den Bedingungen?!

Hört sich für mich an, als wäre der Junghund vom ersten Moment an bei Euch überfordert, sobald es raus geht. Und die wichtige Prägephase war evtl. schon vorbei, wenn nicht die Züchterin solche Stadtausflüge mit im Programm hatte. Wenn ich allerdings lese...
Die anderen 10 Hunde sind nicht alles Border Collies, aber ausschließlich "Arbeitshunde". Sie werden dort als Hütehunde bei den Schafen etc. eingesetzt.
... dann habe ich da leichte Zweifel.
 
Mein Bauchgefühl sagt, das Kind ist im Brunnen und tritt Wasser - zum Rausholen braucht ihr die Feuerwehr, sprich einen Verhaltenstherapeuten. Ich kann keine Ratschläge geben, weil Rika beim Einzug zwar ängstlich war aber erst 10 Wochen alt.
 
Hi,

weißt du, was mit Maya bei der Züchterin gemacht wurde? Wurde sie nur in einem Zimmer, bzw. in einem Teil des Hauses gehalten während der 14 Wochen? Wie habt ihr die Züchterin gefunden? Ist diese zertifiziert oder Hobbyzüchterin?
Ein gewissenhafter Züchter kümmert sich idR um eine gute Sozialisierung der Welpen in den ersten Wochen - das heißt, dass die Welpen mit verschiedensten Umweltreizen bekannt gemacht werden während der Prägungsphase, um einfach selbstsicher mit der Umwelt umgehen zu können.

Klar kann man da jetzt noch dran arbeiten, aber es wird viel Zeit, Geduld und Verständnis für den Hund erfordern. Border Collie und Stadt ist ja alllgemein nicht die beste Kombination, aber machbar - solange ihr gewillt seid, Arbeit reinzustecken :) Am besten wie gesagt einen guten! Trainer an die Seite holen, aus der Ferne ist es immer schwierig, da wirklich gute Tipps zu geben. Bitte achtet darauf, nicht mit aversiven Methoden zu arbeiten (Kettenhalsbänder, unangebrachte/ überzogene körperliche Eingrenzungen, hirnlose Gewalt). Versucht, viel Literatur etc zu lesen um die Prozesse in dem Hundekopf zu verstehen.

Im Nachhinein kann man natürlich nichts mehr dran ändern, aber für die Zukunft wäre es wichtig, sich wirklich gut über den Züchter zu informieren, da spart man sich danach viel Ärger und Arbeit.

Denkt dran, dass euer Hund das nicht macht, um euch zu ärgern, sondern momentan noch nicht anders kann. Habt Geduld und Verständnis und arbeitet gemeinsam mit eurem Hund daran, ihm die Welt besser zu erklären. Ich glaube, eine Hundegruppe in der Hundeschule bringt erstmal recht wenig für das Verhalten. Sucht euch besser einen Trainer/Verhaltenstherapeut, der/die sich wirklich Zeit nimmt und nicht Schema F abspielt sondern auf den Hund und euch individuell eingeht. Das wird viel mehr bringen.

Kommandos bzw. Tricks braucht ihr erstmal gar nicht anfangen. Als Grundlage müsst ihr an einem stabilen Vertrauen und einer guten Beziehung zwischen euch arbeiten, damit euer Hund lernt, dass er euch Vertrauen kann.
 
Die ersten Tage waren wir nur in unserem grünen Innenhof. Sie wollte sich erst gar nicht vom Fleck bewegen, aber Stück für Stück konnten wir dort sogar ganz wenig mit ihr Spielen. Sie hat dort Bekanntschaft mit einem anderen Hund gemacht und die beiden haben dort richtig toll miteinander gespielt. Das hat ihr Mut gemacht und der Innenhof war seit dem eigentlich eine sichere Zone.
Anschließend haben wir uns auf die Straße getraut. Allerdings sind wir immer sehr sehr früh oder sehr sehr spät gegangen, um möglichst wenig Menschen/Hunde/Fahrräder zu begegnen. Man hat gemerkt, dass ihr die Menschen nicht geheuer sind, aber sie ist weitergegangen.

Seit wenigen Tagen (ich würde fast behaupten seit der Hundeschule) bleibt sie immer häufiger sitzen und fängt jetzt auch viel eher an ängstlich zu werden. In der Hundeschule war sie auch nicht in der Lage, mit den anderen Hunden zu spielen. Nun ist sie schon ängstlich, wenn sie nur einen Menschen aus der Ferne sieht. Auch im Innenhof fühlt sie sich nicht mehr wohl und sitzt wieder nur an einem Fleck. An "Gassi-gehen" ist gar nicht zu denken.

Wir werden also wieder von vorne anfangen, jedoch noch langsamer + Einzelstunden beim Hundetrainer vereinbaren.

Danke für eure Tipps.
 
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Ein gewissenhafter Züchter kümmert sich idR um eine gute Sozialisierung der Welpen in den ersten Wochen - das heißt, dass die Welpen mit verschiedensten Umweltreizen bekannt gemacht werden während der Prägungsphase, um einfach selbstsicher mit der Umwelt umgehen zu können.
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Nur so nebenbei: Das schreibt sich leichter, als es getan ist. Klar, die Welpen können Besuch bekommen, klapperndes und rasselndes Spielzeug haben, unterschiedliche Böden im Garten (Plastikplane und so), hören vielleicht Fernseher und Staubsauger - aber wie soll ein Züchter mit vielleicht Welpen die in die Stadt mitnehmen? Deshalb bin ich dafür, den Welpen so früh wie möglich zu holen - ab 8 Wochen - damit ich ihn an meine Welt gewöhnen kann. Muss es dann natürlich auch tun...
 



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