Aggressives Verhalten meines Hundes gegenüber Fremden

Hallo,

ich stehe derzeit vor einem Problem, bei dem ich mir nicht sicher bin, wie ich damit umgehen soll. Ersteinmal etwas zu dem Hund:

Lira ist jetzt seit knapp einer Woche bei uns (Familie, 4 Personen, alle über 18, Hundeerfahrung), und stammt aus Russland. Bekommen haben wir sie über einen Tierschutzbund. Sie war von Anfang an ziemlich ängstlich, hat aber dann doch sehr schnell Vertrauen gefasst. Solange wir in unserem Haus sind, verhält sie sich uns gegenüber ganz normal. Sind wir mit ihr spazieren, bekommt sie sehr schnell Angst: So jedes Mal, wenn wir an fremden Menschen vorbei gehen bleibt sie grundsätzlich immer ersteinmal stehen und bekommt Angst.

Nun zu dem eigentlichen Problem. Lira ist zuhause generell sehr ruhig und sehr offen uns gegenüber. Bekommen wir allerdings Besuch, entsteht eine ungemütliche Situation. Sie beginnt mit Knurren und Bellen und hört damit auch nicht auf. Sie schaut unseren Besuch stets mit starrem Blick an und gerät regelrecht in Rage. Einmal hat sie einem Freund auch leicht in die Hund gebissen, als er sich bewegt hat, während sie vor ihm stand. Wir haben am Anfang versucht sie zu beruhigen, weil wir durch ihr Verhalten draußen geschlossen haben, dass sie Angst hat. Aber gefühlt wird es schlimmer, weil sie wahrscheinlich denkt, dass sie es schafft unseren Besuch zu vertreiben. Ich möchte mir es mit dem Hund nicht verschärzen und frage deswegen möglichst früh nach. Ich bin euch dankbar für jeden guten Ratschlag!
 
Hallo,

jeh früher man nachfragt, desto besser ist es. Jawoll =)

Ich würde hier schnellst möglich einen vernünftigen, positiv arbeitenden Trainer ins Haus holen, der in den Situationen mit euch abreitet.
Der genau guckt was Lira braucht und was ihr hilft.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es angstverhalten, dass dann in "Angriff-ist-die-beste-Verteidigung-Agressivität" umschlägt.

Toll ist,d ass sie shcon zu euch Vertrauen gefasst hat.
Aber du kannstd avon ausgehen, dass die Klene noch lange nicht bei euch "angekommen" ist.
(Mein sehr sicherer, souveränern, neugieriger, vor fast nichts Angst habender Hund aus dem polnischen TH, hat ca. nach 3 Monaten angefangen sich "angekommen" zu fühlen - bzw habe ich sein Verhalten so gedeutet.
Und jetzt, nach 2 jahren merke ich nochmal einen großen Sprung an "Zugehörigkeit" zu uns)

Ganz spontan würde ICH versuchen - dass jeder Besucher der reinkommt ihr immer unauffällig und aus der Entfernung Leckerchen zuschmeißt.
Aber noch lange ist nicht jedes Angstproblem mit Leckerchen behoben. (Daher der Trainer)
Außerdem kann der euch zeigen, wir ihr eurer Hündin auch im Alltag die nötige Sicherheit vermittelt.
was ihr in jeder Situation tun könnt, um eurer Hündin Angst und Stress zu nehmen.

Ihr im Alltag Sicherheit vermitteln und ihr helfen ist denke ich ein sehr guter weg.
Besser als nur diese eine "besuchersituation" zu managen.

Wichtig fände ich, dass sie die Dinge, die ihr Angst machen, in ihrem Tempo erkunden darf.
Nicht mit Gewalt und Druck dran vorbeiziehen, oder den Besuch "immer weiter vorrücken zu lassen".

Vielleicht wäre - zum Übergang und fürs weitere Training - es auch gut,
wenn ihr Besucher bereits draußen trefft.
Also trefft euch mit Hund mit dem Besuch - vielleicht gibt er ihr was schönes zu essen oder ein tolles Spielzeug - dann geht ihr gemeinsam zu euch.
Vielleicht hilft es für den Anfang als Übergangslösung.

Viel Erfolg.
 
Ich würde ich den Besuch "schönfüttern". Der Besuch bekommt also Fressen von mir und füttert den Hund damit. Das Fressen ist so hochwertig, dass es Lira eigentlich nicht ablehnen kann also gekochtes Fleisch, Käse, Würstchen o.ä. Am Besten setzt sich der Besuch dazu auf den Boden mit dem Rücken zu Lira und hält die offene Hand schräg hinter sich und guckt Lira dabei nicht an und spricht sie auch nicht an. Wenn sich Lira zum Fressen hintraut und es annimmt ruhig loben. Sobald Lira merkt, dass Besucher keine Gefahr darstellen und von ihr vertrieben werden müssen "darf" sich der Besuch auch mal bewegen.
 
Meine Schäfermixhündin mochte auch weder Besuch noch überhaupt von fremden Leuten angefaßt werden. Sie war auch grundsätzlich ein unsicherer Hund mit der Tendenz, im Zweifelsfall nach vorn zu gehen.

Ich hatte einen anderen Ansatz. Nämlich, jeglicher Besuch hat sich vom Hund fernzuhalten. Nicht ansprechen, nicht ansehen, nicht füttern.

Cora blieb immer direkt bei mir. Das wurde auch belohnt. Solange, bis sie sich beruhigt hatte und von sich aus mal gucken gehen wollte. Dann war das okay und sie durfte Kontakt aufnehmen. Wenn sie wollte.
Dann durfte der Besuch sie auch ansprechen, anfassen oder mal was Leckeres geben.
 
Meine Schäfermixhündin mochte auch weder Besuch noch überhaupt von fremden Leuten angefaßt werden. Sie war auch grundsätzlich ein unsicherer Hund mit der Tendenz, im Zweifelsfall nach vorn zu gehen.

Ich hatte einen anderen Ansatz. Nämlich, jeglicher Besuch hat sich vom Hund fernzuhalten. Nicht ansprechen, nicht ansehen, nicht füttern.

Cora blieb immer direkt bei mir. Das wurde auch belohnt. Solange, bis sie sich beruhigt hatte und von sich aus mal gucken gehen wollte. Dann war das okay und sie durfte Kontakt aufnehmen. Wenn sie wollte.
Dann durfte der Besuch sie auch ansprechen, anfassen oder mal was Leckeres geben.

Unsere Lucy kann auch keinen Besuch leiden und bellt diesen Unter Umständen sehr ausdauernd an. Wir fahren die gleiche Strategie wie RosAli: Lucy hat gelernt, auf Signal hin auf ihren Platz zu gehen. Immer(!) wenn es klingelt, schicken wir sie jetzt auf ihren Platz. Dort bekommt sie von uns einen Kauknochen, Kong oder etwas ähnliches Schönes. Danach wird sie komplett ignoriert, sowohl von uns, als auch vom Besuch. So lange, bis sie entspannt ist. Wirklich entspannt. Erst dann bekommt sie das "Lauf"-Kommando, d.h. sie darf, wenn sie möchte, aufstehen und den Besuch angucken kommen. Was sie dann aber meistens gar nicht tut.
Die Strategie wurde uns von unserer Hundetrainerin empfohlen. Vorher hatten wir es auch damit versucht, dass der Besuch Lucy mit tollen Leckerlies verwöhnt, aber das hat bei ihr überhaupt nichts geändert. Unsere jetzige Strategie soll Lucy zeigen, dass 1. der Besuch sich überhaupt nicht für sie interessiert und deswegen nicht gefährlich ist, und dass es 2. nicht ihre Aufgabe ist, sich um den Besuch zu "kümmern", sondern dass wir das übernehmen.
Bei Lucy funktioniert das so ganz gut - vorausgesetzt, der Besuch hält sich an die Regeln und lässt sie auch wirklich in Ruhe (was nicht jedem Besucher so leicht klarzumachen ist).

Ich denke, ob die Leckerli- oder die "Du-hältst-dich-einfach-raus"-Strategie besser ist, hängt vom Hund ab und man muss es einfach ausprobieren.

Unabhängig davon würde ich euch aber ebenfalls einen professionellen Hundetrainer ans Herz legen. Gerade, wenn Lira schon mal einen Besucher "gezwackt" hat, halte ich das für ganz wichtig - bevor sie noch jemanden ernsthaft beißt.

Liebe Grüße,
Amica mit Lucy und Rico
 
Ich kenn dein Problem auch.
Dobby war früher absolut ängstlich, hat geknurrt, gebellt, ist nach vorne gegangen. Ich hab ihn dann in Gegenwart anderer Menschen ohne Ausnahme an die Leine genommen und immer bei mir gehabt. Immer so, dass er nicht an die Leute rankam und sie nicht an ihn. Er durfte sich ein Stück entfernen, wenn es ihm zu eng wurde, aber nicht nach vorne gehen. Nach ca. einem halben Jahr merkte er dann, dass die Menschen ihm gar nichts tun, er fing an, von sich aus zu schnuppern und Kontakt zu suchen. Ab da durften die Leute ihm Leckerchen geben, wenn er welche wollte und sich getraut hat - wenn nicht, wurde er einfach weiter ignoriert. Und ich habe ihm meinen Verwandten auch einfach mal in die Hand gegeben, also, die Leine, und sie mussten ein Stück mit ihm gehen. Das allerdings erst, nachdem er die Verwandten ein paarmal gesehen hatte, NIEMALS haben völlig fremde Leute ihn bekommen.
Heute, nach 1,5 Jahren, taut er recht schnell auf, nimmt Leckerchen, lässt sich beim THP-Unterricht auf der Behandlungsliege von meinen Mitschülern untersuchen und knuddeln und verteilt eifrig Küsschen. Bei manchen Menschen bellt er noch immer, ist dann halt ne Sympathiesache.
Stellt euch also drauf ein, dass das Training sehr langwierig wird, und habt eine Engelsgeduld.
 
Hallo,

ich stehe derzeit vor einem Problem, bei dem ich mir nicht sicher bin, wie ich damit umgehen soll. Ersteinmal etwas zu dem Hund:

Lira ist jetzt seit knapp einer Woche bei uns (Familie, 4 Personen, alle über 18, Hundeerfahrung), und stammt aus Russland. Bekommen haben wir sie über einen Tierschutzbund. Sie war von Anfang an ziemlich ängstlich, hat aber dann doch sehr schnell Vertrauen gefasst. Solange wir in unserem Haus sind, verhält sie sich uns gegenüber ganz normal. Sind wir mit ihr spazieren, bekommt sie sehr schnell Angst: So jedes Mal, wenn wir an fremden Menschen vorbei gehen bleibt sie grundsätzlich immer ersteinmal stehen und bekommt Angst.

Nun zu dem eigentlichen Problem. Lira ist zuhause generell sehr ruhig und sehr offen uns gegenüber. Bekommen wir allerdings Besuch, entsteht eine ungemütliche Situation. Sie beginnt mit Knurren und Bellen und hört damit auch nicht auf. Sie schaut unseren Besuch stets mit starrem Blick an und gerät regelrecht in Rage. Einmal hat sie einem Freund auch leicht in die Hund gebissen, als er sich bewegt hat, während sie vor ihm stand. Wir haben am Anfang versucht sie zu beruhigen, weil wir durch ihr Verhalten draußen geschlossen haben, dass sie Angst hat. Aber gefühlt wird es schlimmer, weil sie wahrscheinlich denkt, dass sie es schafft unseren Besuch zu vertreiben. Ich möchte mir es mit dem Hund nicht verschärzen und frage deswegen möglichst früh nach. Ich bin euch dankbar für jeden guten Ratschlag!

Warum lasst ihr es nicht langsam angehen und gebt eurem Hund genügend Zeit sich einzugewöhnen?
Wenn man sich z.B. einen Hund aus dem hiesigen TH holt, wird einem schon empfohlen, die nächsten 3-4 Wochen möglichst keinen Besuch zu erhalten und wenig Besuche zu machen. Dein Hund hat aber noch viel mehr hinter sich (eingefangen, TH (Stress durch die kleinen Zwinger und zu viele Hunde, keine regelmäßige Nahrung etc.), die "Behandlung" im dortigen TH, die Reiste etc.pp.

Lasst ihn doch erst mal zur Ruhe kommen.

Hunde aus Russland haben oft einen Anteil HSH (=Herdenschutzhund) in sich, das kann bei deinem Hund auch so sein. Zudem werden sie meist durch Hundefänger(=männlich) eingefangen (viele Hunde aus Russland haben Angst vor dem männlichen Geschlecht) und müssen erst lernen, wieder Vertrauen zu fassen (Frau und Mann).

Ihr tut euch und dem Hund keinen Gefallen, wenn ihr ihn jetzt, vor allem am Anfang, derart überfordert.
Warum nur, muss alles hoplahopp gehen und dem Hund wird keine Zeit für die Umstellung gelassen?
 
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Warum lasst ihr es nicht langsam angehen und gebt eurem Hund genügend Zeit sich einzugewöhnen?
Wenn man sich z.B. einen Hund aus dem hiesigen TH holt, wird einem schon empfohlen, die nächsten 3-4 Wochen möglichst keinen Besuch zu erhalten und wenig Besuche zu machen. Dein Hund hat aber noch viel mehr hinter sich (eingefangen, TH (Stress durch die kleinen Zwinger und zu viele Hunde, keine regelmäßige Nahrung etc.), die "Behandlung" im dortigen TH, die Reiste etc.pp.

Lasst ihn doch erst mal zur Ruhe kommen.

Hunde aus Russland haben oft einen Anteil HSH (=Herdenschutzhund) in sich, das kann bei deinem Hund auch so sein. Zudem werden sie meist durch Hundefänger(=männlich) eingefangen (viele Hunde aus Russland haben Angst vor dem männlichen Geschlecht) und müssen erst lernen, wieder Vertrauen zu fassen (Frau und Mann).

Ihr tut euch und dem Hund keinen Gefallen, wenn ihr ihn jetzt, vor allem am Anfang, derart überfordert.
Warum nur, muss alles hoplahopp gehen und dem Hund wird keine Zeit für die Umstellung gelassen?

Genau das wollte ich auch schreiben, danke für den Beitrag :danke::danke:
 
Besuch wäre für mich die ersten Wochen (!) auch tabu.
Und nach der Eingewöhnung nur ausgewählter. Danach auch die, die mit Hunden wenig am Hut haben, aber auch dennoch so verhalten wie ich es wünsche!
Der Hund würde positiv an seinen Ruheort gewöhnt, da wo der Besuch auch nicht ständig lang latscht.
Und ruhiges verhalten wird belohnt.

Der Besuch sollte auch nicht lange da sein. Die Dauer des Aufenthalts richtet sich nach dem wie es der Hund verkraftet, und wird langsam gesteigert.
 



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