Älteren Hund an eigene Katzen und fremde Hunde gewöhnen

Hallo, liebe Hundefreunde,

ich bin mal so frei und zitiere mich kurz aus meiner Vorstellung selbst, damit ihr die Rahmenbedingungen nachlesen könnt:

Hallo,

ich bin Silvi und aktuell in einer recht schwierigen Situation. Meine Mutter hatte vor kurzem einen schweren Schlaganfall und liegt auf der Intensivstation. Neben der Sorge um sie und der Organisation der Pflege meiner 91-jährigen Oma, um die sich bisher die Mama gekümmert hatte, habe ich auch Mamas Hund zu mir geholt. Derzeit ist alles ziemlich stressig und belastend, und da es außer uns dreien keine näheren Verwandten gibt, muss ich das alles mehr oder weniger allein durchstehen. Unterstützung habe ich Gott sei Dank von meinem Mann, der aber auch beruflich gerade sehr eingebunden ist.

Hundi ist eine mittelgroße Mischlingshündin aus Spanien und vermutlich ca. 11 Jahre alt. Meine Mutter hat sie mit ca. einem Jahr bekommen. Trotz ihres schon recht hohen Alters und einiger gesundheitlicher Schwierigkeiten (Allergien, chronischer Husten/Schnupfen, gegen den nur Cortison hilft...) hat sie noch sehr viel Power. Sie ist ein sehr pfiffiger, lernbegieriger Hund und zu Menschen absolut freundlich.

Durch den Schlaganfall meiner Mutter hat sich nun ergeben, dass sie vor zwei Wochen spontan bei mir eingezogen ist. Sie kennt mich von Besuchen her und hatte vorher schon eine ganz gute Bindung zu mir, wahrscheinlich auch, weil ich immer mehr mit ihr unternommen habe als meine Mutter, der es schon länger gesundheitlich nicht gut ging.
Hier bei mir zuhause ist sie aber fremd und sie kennt auch meinen Mann noch kaum. Der ist leider auch kein so wirklicher Hundemensch, aber akzeptiert natürlich, dass sie jetzt hier ist.

Wenn wir unter uns sind, kommen Hundi und ich gut zurecht. Sie zerrt nicht an der Leine, folgt gut, ist sehr aufmerksam und lernt gern Neues, im Haus macht sie nichts kaputt, sie bleibt gut allein, man kann ihr alles wegnehmen... soweit alles top.

Leider hat sie aber ein paar Unarten, die meine Mutter ihr immer hat durchgehen lassen und die sich anscheinend sehr verfestigt haben.

1. Fremde Hunde:
Nachdem sie ganz am Anfang mal von drei freilaufenden Hunden "angefallen" wurde, reagiert sie sehr aggressiv auf fremde Hunde. Damals sind zwar keine Verletzungen passiert, aber ich glaube, sie will da einfach kein Risiko mehr eingehen. Sobald jetzt am Horizont ein Hund auftaucht, ist sie wie verwandelt, kläfft, sträubt das Fell, zerrt vorwärts...
Wenn ein Kontakt stattfindet, ist es meistens sofort gut, aber die meisten Hundebesitzer drehen vorher ängstlich ab und dann fühlt sich Hundi wahrscheinlich in ihrer Strategie bestätigt.
Sehr nervenaufreibend und unangenehm beim Spazierengehen, aber zumindest denke ich, dass ich das in den Griff kriegen könnte, wenn Leute mit (fremdem) Hund mit uns üben. Nachbarn und Kollegen mit Hund haben sich hier schon angeboten.
Leider hat meine Mutter das einfach immer "ausgesessen" und jetzt geht das schon fast 10 Jahre so.

2. Katzen:
Die andere Schwierigkeit ist, dass wir außerdem zwei Kater haben. Beide sind recht gechillt und den älteren hatte ich früher auch schonmal erfolgreich an den vorherigen Hund gewöhnt. Allerdings scheint es diesmal schwieriger zu sein, da Hundi auch bei Katzen extrem bellt. Zuhause gab es wohl oft die Situation, dass sich unter ihrem Balkon Katzen getummelt haben, und auch hier hat meine Mutter die Kläfferei meist einfach laufenlassen.

Ich hab mich schon versucht zu informieren, welche Tricks es zur Gewöhnung von Hund und Katze gibt, aber die meisten Anleitungen gehen von Voraussetzungen aus, die wir hier nicht haben. Weder Hund noch Kater sind Welpen, das Zusammenleben konnten wir nicht vorher planen, und ich finde es auch schwierig, die Situation "ruhig" zu gestalten, wenn Hundi sofort mit extrem lauter Stimme bellt. Darauf haben die Kater natürlich auch keinen Bock und verziehen sich. Ob Hundi die Katzen bei einem Kontakt auch wirklich angehen würde, kann ich nicht einschätzen.

Bisher haben wir Hund und Kater so getrennt, dass sie ohne direkten Kontakt aneinander vorbeikommen und ihren jeweiligen Bereich haben. Sehen/riechen können sie sich durch eine Tür mit getöntem Glas und manchmal vom Balkon (Hund) in den Garten runter (Kater). Der Garten ist derzeit für Hundi noch tabu, aber mittelfristig fände ich es schön, wenn die drei einigermaßen friedlich miteinander auskämen, auch wenn der Hund z. B. mal mit uns im Garten ist.

Das war jetzt hoffentlich nicht zu lang, aber ich würde mich wirklich sehr über Tipps freuen. Wir geben unser Bestes für den neuen Alltag mit Hund, aber bitte bedenkt auch, dass die Dinge rund um Mutter und Oma derzeit Priorität haben und wir deshalb wahrscheinlich nicht alles sofort erreichen können. Eine erste Deeskalation wäre schon ein guter Erfolg für den Anfang, damit unsere Tiere nicht dauergestresst sind.

Danke schonmal im Voraus,
eure Silvi
 
Es sollte machbar sein, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Aufgrund des Alters der Hündin wird es aber sicher länger dauern. Die Verhaltensweisen haben sich ja über die Jahre schon verfestigt.

Ich würde das Kläffproblem draußen erstmal so laufen lassen und am häuslichen Frieden mit den Katern arbeiten. Wäre mir persönlich wichtiger und ob man das so parallel erziehungsmäßig hinbekommt oder den Hund überfordert, kann ich nicht so einschätzen.

Gewöhnung Hund -Katze gibt ja schon einige Threads hier.

Ich fasse nur mal kurz meine Erfahrungen zusammen. Auch mit erwachsenem älteren Hund und Katzen.

Grundsätzlich hatte ich die Tiere erstmal getrennt und nur zum üben zusammen in einem Raum.

Den Hund angeleint ins Kommando genommen. Er mußte Platz machen, die Katzen durften sich frei bewegen. Jedes ruhige Verhalten des Hundes wurde üppig belohnt (der war sehr verfressen und Käse oder Würstchen waren ein Highlight).
Wollte er aufspringen und die Katze verfolgen, gabs ein Abbruchkommando und wieder "Platz".

Anfangs habe ich wirklich nur Minütchen geübt, sobald der Hund ruhig lag und nur geguckt hat, Leckerli und Schluß. Seine Selbstbeherrschung in punkto Katze war anfangs sehr begrenzt.
Die Übungen immer positiv ausklingen lassen.
Und dann erstmal mit dem Hund raus, damit er seine Anspannung durch einige Runden rennen oder ein Spiel abbauen konnte.

Auch die Katzen haben Leckerlis bekommen, wenn sie sich in der Nähe des Hundes frei bewegt haben.
 
Hallo RosAli,

vielen Dank für die Mut machenden Worte. Ja, so von der Reihenfolge hatte ich das auch so gedacht. Derzeit versuche ich nur, auf die Hündin positiv einzuwirken, wenn wir durch Zufall einen Hund treffen. Eine Nachbarin und ein anderer Hundebesitzer haben sich neulich sofort bereit erklärt, den Kontakt herzustellen, das war sehr positiv.
Wenn wir einen Hund am Horizont sehen, versuche ich es derzeit mit ablenken. Ich habe festgestellt, dass unser Hund wirklich extrem verfressen ist (wahrscheinlich auch durch das Cortison) und seit ich Leckerlis beim Spazierengehen mitnehme, ist ihre Aufmerksamkeit viel mehr bei mir.

Die systematische Konfrontation mit anderen Hunden würde ich aber auch lieber erstmal verschieben, dazu fehlen mir derzeit etwas die Zeit und die Nerven.

Die Gewöhnung an die Katzen ist da wirklich dringender, da ich ja auch nicht möchte, dass die beiden "ausziehen". Ist "Platz" bei dieser Übung wichtig? Das Kommando scheint die Hündin nämlich nicht zu kennen. Sitz macht sie ohne Probleme, auf Kommando und auch auf Handzeichen hin, aber bei "Platz" weiß sie nicht, was sie machen soll.
Sollte ich das zuerst üben?

Ich fürchte, das größte Problem wird ihre Kläfferei gegen die Katzen sein. Sie hat ein sehr lautes Organ und das ist unseren Katern dann auch nicht mehr egal. Sollte ich kurze Zusammenführungen (natürlich mit Hund an der Leine) trotzdem probieren und hoffen, dass die Katzen sich dran gewöhnen und ich den Hund hoffentlich mit der Zeit ruhiger bekomme? Meine Befürchtung wäre derzeit, dass bei einer Begegnung gar keine Beruhigung beim Hund eintritt, so dass ich nicht belohnen könnte.
 
Ich weiß ja nicht, wie eure Wohnsituation ist, aber eventuell hilft es, wenn der Abstand zwischen Hund und Katzen größer ist anfangs? Eventuell geht es auch ohne Platz oder Sitz?
 
"Platz" ist nicht zwingend. Wenn der Hund es nicht kennt, würde ich jetzt auch nicht damit anfangen. Wenn er Sitz gut beherrscht, reicht das auch.

Mit dem rumgebelle. Ich glaube, da dürfte eine gewisse Gewöhnung eintreten. Erstmal, das Euer Hund bei öfterem Training nicht mehr ständig in Getöse verfällt und außerdem, das die Kater auch merken, da passiert nichts weiter, außer Lärm.

Jede Bellpause kannst Du natürlich auch belohnen.
 
Hallo Silvi,
ich denke , es ist nicht möglich Dir für die Gewöhnung von Katze und Hund eine feste Anleitung zu geben,
es kommt eher darauf an, dass Du auf das jeweilige Verhalten von Hund und Katze immer angemessen reagieren kannst .

Die Aufgabe ist vor allem , den Hund so zu beeinflussen , dass er seine Aufregung verliert und nicht mehr bellt,
in der Gegenwart einer Katze .
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten , nach denen Du wahlweise verfahren kannst .

Den Hund unter Druck setzen , ihn unter ein Kommando stellen und dadurch versuchen ,
dass der Hund die Annäherung der Katze ohne Regung erträgt .

Den Hund so ablenken , so dass dieser nicht auf die Katze reagiert .
Es kommt dabei auf den Hund an , was ihn hier am besten beeinflussen und ablenken kann , egal ob Futter , Spiele , oder Kommandos .

Den Hund mit einer kurzen Leine, möglichst nahe an der Katze vorbei führen , immer so, dass der Hund dabei nicht auf die Katze reagiert .
Dabei kann ein Leckerli , oder ein Spielzeug in der Hand helfen , um von der Katze abzulenken .

Übung : den Abstand zwischen Hund und Katze immer so zu wählen , dass der Hund noch die Ruhe bewahren kann
und dann allmählich den Abstand immer weiter verringern , je nachdem, was der Hund an Nähe schon akzeptieren kann .

Vielleicht fällt Dir auch noch etwas ein, um den Hund so zu beeinflussen , damit er die Ruhe bewahrt
und Du ihn dann belohnen und bestärken kannst , wenn er ohne Aufregung die Katze langsam immer mehr in seiner Nähe tolerieren kann .

Aber Du solltest auch die Katzen nicht vergessen und sie auch belohnen , wenn sie den Hund akzeptieren müssen .
Hungrige , verfressene Tiere lassen sich leichter beeinflussen , also nicht vor der Übung füttern .
Wichtig ist , dass immer alle Begegnungen, sowohl für Katze, wie Hund, nur positiv verlaufen und kein Tier da bei schlechte Erfahrungen macht ,
sonst währe es ein Rückschritt .
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke auch, dass es sehr auf das Verhalten von Hund und Katze ankommt, welcher Ansatz am meisten Sinn macht.
Ich habe auch gute Erfahrungen damit gemacht (allerdings bei grundsätzlich eher ruhigen Hunden), die Katze in den Raum zu holen, wenn der Hund gerade eine sehr entspannte Schlaf-Phase nach Gassi, Futter & Co. hatte. Da blieb einer von uns mit dem Hund am Boden liegen, hat gestreichelt und das Liegenbleiben und das ruhige Schauen belohnt und der andere hat sich mit der Katze genähert (und rechtzeitig wieder abgebrochen, jeden Tag ein Stück mehr).

Ansonsten würde ich auch jedes Ruhigbleiben, Sitzenbleiben, Nicht-Bellen etc. vom Hund belohnen und jeden Tag ein paarmal wenige Minuten üben. Immer Aufhören wenn es grade am besten läuft, nicht wenn es schon kippt.

Ich denke so sollte bald ein gemeinsamer Aufenthalt in der Wohnung unter eurer Beobachtung möglich sein. Ob und wann sie wirklich allein zusammen bleiben können oder im Garten sein können, wird sich dann zeigen...
 
Vielen Dank für die Tipps!

Wir haben heute eine erste Zusammenführung mit geschlossener Balkontür versucht. Die hat den Vorteil, dass sie im Gegensatz zur getönten Flurtür durchsichtig ist und sich Hund und Kater daher richtig sehen konnten. Ich war mit Hundi draußen, mein Mann mit einem der Kater auf der Innenseite.

Ich fand, es lief ganz gut. Zuerst hat Hundi zweimal gekläfft, hat sich dann aber mit Leckerlis ablenken lassen, hat Sitz gemacht und mich die meiste Zeit angeschaut. Nur zwischendurch immer wieder mal zum Kater rübergeschaut, aber viel weniger aggressiv, als ich erwartet hatte.

Der Kater fand's wohl nicht so toll und war erstmal für Belohnungen nicht zu haben, aber Todespanik hat er jetzt auch nicht gehabt. Wir haben ihn jetzt mal ziehen lassen, und sobald er wieder auftaucht (wahrscheinlich heute Abend zur Fütterung), wird er verwöhnt.

Ich denke, auf die Art können wir das jetzt mal eine Weile weiter üben. Vielleicht wird's den Dreien ja irgendwann wirklich langweilig ;-)
 
Ich hatte das ja schon mehrfach, das ein neuer Hund zu den vorhandenen Katzen kommt.

Die Katzen waren anfangs immer ziemlich angep... Haben sich dann aber damit abgefunden das "das" jetzt auch hier wohnt.
Später war es dann wirklich einträchtig. Schon eher Freundschaft als nur Duldung.

Ali war ja der Letzte, der neu eingezogen ist. Leider auch mit einem Hang zu unnützem Getöse. Den fand vor allem der Kater wirklich ätzend und ist abgehauen, sobald der Dicke losgegrölt hat. Und der hat jedesmal gebrüllt, sobald eine Katze auftauchte.

Als sich das mit dem Getöse gelegt hatte, ging der Rest der Gewöhnung ganz fix. Allerdings sind meine Katzen auch hundeerprobt, die haben ja von klein an mit Hunden gelebt.
 
Ich finde, gucken soll sie ja dürfen.
Jedenfalls klingt es nach einem guten Anfang.
 



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