Cavalettitraining mit einem Sensibelchen - Tipps gesucht!

Ich weiß nicht, wie schnell und intensiv sich Rico so etwas merkt. Normalerweise reicht eine Woche, bei sehr sensiblen Hunden und eindrücklichen Erlebnissen auch mal zwei. Es geht dabei darum, dass im Lernverhalten nichts wirklich verloren geht. Das ist oft lästig, wenn man etwas schon lange erledigt geglaubt hat, übt es nicht mehr, und tadaaaaa, schon ploppt das alte Fehlverhalten wieder auf wie ein Schachtelteufelchen. In solchen Fällen wie bei euch jetzt kann man das aber für sich arbeiten lassen, indem man das ganze einen Moment ruhen lässt, bis das alte Verhalten - sprich das selbstversändliche Laufen über die Cavalettis - wieder die Überhand gewinnt.

Im Grunde auch wieder mal wie beim Menschen. Wenn wir etwas immer auf eine bestimmte Art gemacht haben, und es passiert plötzlich was doofes, dann sind wir erst mal gestresst. Und gehen beim nächsten mal gehemmter ran, was dazu führt, dass wir eine zweite Erfahrung mit der Handlung und einem unangenehmen Gefühl haben... Ist aber was blödes passiert, und wir hatten danach eine Weile Zeit das zu vergessen, dann gehen wir beim nächsten mal doch eher wieder mit dem ursprünglichen Gefühl ran, weil die "Ausnahme" schon wieder in der Schublade "tief im Keller wegen Nichtbenutzung" gelandet ist.
 
Danke für deine Antwort.:)

Ich kenne das Prinzip der Spontanerholung, weil ich es damals schon mal bei meiner Ronja angewendet habe. Sie hatte den Futternapf negativ assoziiert, da sie wegen einer Zahnentzündung Schmerzen beim Fressen hatte. Ich habe den Napf dann eine Weile weggestellt und sie nur noch vom Boden oder aus dem Futterdummy fressen lassen. Als ich den Napf nach einiger Zeit wieder aufstellte, war das Problem vergessen. Bei ihr habe ich damals aber mindestens anderthalb Monate lang pausiert und ich fände es schade, mit dem Cavaletti so lange aussetzen zu müssen. Allerdings hatte Ronja mit dem Futternapf ohnehin zeitlebens Probleme, weil sie immer Angst hatte, jemand könne ihn ihr streitig machen; das haben wir nie ganz rausgekriegt.:( Da Rico ja in keinster Weise so tiefsitzende Probleme / Sorgen hat, kann ich mir gut vorstellen, dass eine kürzere Pause ausreicht. Ich denke, wir werden es mal mit einer bis anderthalb Wochen probieren.:)

Liebe Grüße
Amica
 
So - ein neuer Trainingsbericht über das kleine Sensibelchen!:)

Nachdem das Cavalettitraining jetzt wirklich gut lief und Rico Schritt- und Trabcavaletti prima bewältigt, wollte ich nun mit dem eigentlich Sprungtraining anfangen. Die Überlegung war, relativ dicht hinter einer Strecke aus ca. sechs Trabcavaletti eine Hürde aufzubauen, sodass Rico im Trab die Cavaletti überwindet und dann aus dem Trab heraus über die (natürlich niedrige) Hürde springen muss.

Tja... Wenn man so eine Anleitung in einem Buch liest, hört sich das immer so einfach an...:cool:

Rico wandelte die Übung eigenmächtig in eine Weitsprung-Übung um.:p Sprich: Er entschied sich, die letzten ein bis zwei Cavaletti UND die Hürde mit EINEM langen Satz zu überspringen.:rolleyes: Damit er die Cavaletti ordentlich zu Ende lief, musste ich die Hürde so weit weg stellen, dass er wieder zu viel Schwung holen und von seiner ursprünglichen ungesunden Sprungtechnik Gebrauch machen konnte.

Deshalb jetzt Plan B: Wir stellen zwei Hürden so dicht hintereinander, dass Rico, nachdem er die erste Hürde genommen hat, sofort wieder abspringen muss, um die zweite zu überwinden. Um auch sicher alles richtig zu machen, habe ich zusammen mit meiner Agi-Trainerin ausprobiert, welchen Abstand die Hürden haben müssen und wie ich Rico am besten führen kann. Eigentlich wollte ich diese Methode vermeiden, weil man damit ja quasi provoziert, dass er auch mal eine Stange reißt, und gerade das ist ja der Grund, weshalb er so übertrieben hoch und weit springt.o_O Aber der ursprüngliche Plan funktioniert halt nicht, und außerdem habe ich zuhause "Hürden", bei denen statt einer Stange ein Seil übersprungen werden muss und bei denen man gar nichts reißen kann. Vor diesen Hürden hat Rico auch deutlich weniger Respekt - von daher dürfte dieses Sprungtraining kein großes Trauma hervorrufen.:cool:
In allererster Linie muss ich darauf achten, dass Rico beim Springen den Rücken schön krümmt. Deshalb lege ich zur Zeit hinter jede der beiden Hürden ein attraktives und gut sichtbares Leckerchen. Wenn Rico springen soll, zeige ich zusätzlich mit dem Finger auf das Leckerchen (genau wie beim Cavalettitraining), sodass er schon beim Springen den Blick in Richtung Boden lenkt.

Bis jetzt klappt dieses Sprungtraining wirklich gut!:) Obwohl Rico in der allerersten Übungseinheit ein-, zweimal eine Stange gerissen hat, ist er (dank Superleckerlies;)) nach wie vor bereit, sich auf die Übung einzulassen. Ich lobe ihn auch ganz, ganz viel verbal, allein schon für seine Bereitschaft. Heute (in der vierten Übungseinheit) habe ich erstmals probiert, nicht mehr explizit auf die am Boden liegenden Leckerchen zu zeigen, und es hat super geklappt!:) Auch ohne meine deutlichen Gesten ist Rico mit schön rundem Rücken gesprungen.

Liebe Grüße
Amica
 
So, hier wollte ich auch noch mal updaten.:)

Relativ lange traten wir ein wenig auf der Stelle mit unserem Sprungtraining. In den letzten Wochen und Monaten haben wir verschiedene Sprungtraining-Übungen ausprobiert, die Rico alle bereitwillig mitmacht und bei denen er meist auch schön (im Sinne von gesund) springt. Man merkte aber doch, dass er, sobald er ein wenig mehr Schwung hatte oder ich ihm körpersprachlich mehr "Interpretationsspielraum" ließ, schnell wieder in sein altes Muster zurückfiel. Meine Trainerin meinte: dran bleiben, Geduld haben, Übungen variieren, weiter machen.

Heute hat sie sich den Stand der Dinge angeschaut. Wie im letzten Post beschrieben, haben wir zwei Sprünge dicht hintereinander aufgebaut und Rico springen lassen. Dann sollte ich ihn aus etwas größerer Entfernung (ca. zweieinhalb Meter) starten lassen, damit er mehr Anlauf hat. Dafür haben wir die Hürden ein klein wenig weiter auseinander gestellt, damit möglichst kein Stangenreiß-Unglück passiert.
Das Ergebnis war interessant.
Beim ersten Durchgang habe ich ein Leckerchen zwischen die beiden Hürden gelegt. Beim zweiten Durchgang lag dort kein Leckerchen, aber ich habe sehr deutlich zwischen die Hürden gezeigt und körpersprachlich gebremst. Diese beiden Durchgänge klappten gut. Beim dritten Durchgang habe ich mich körpersprachlich mehr zurückgehalten und schon versuchte sich Rico wieder an seinem Extrem-Weitsprung.:rolleyes: ABER das versuchte er nur ein einziges Mal. Offensichtlich bemerkte er selbst, dass das nicht die ideale Lösung für dieses "Sprung-Problem" ist. Beim vierten Durchgang rannte er zur ersten Hürde, wurde langsamer, taxierte kurz, sprang, hielt kurz inne und taxierte erneut, sprang dann zum zweiten Mal. Zum ersten Mal konnte man sehen, dass er selbstständig auf die Idee kam, an die Situation anders als mit einem übertriebenen Hechtsprung heranzugehen! Meine Trainerin war begeistert und meinte, wir seien auf einem sehr vielversprechenden Weg.:)

Diese Übung, wie wir sie heute gemacht haben, soll ich jetzt zuhause immer wieder machen. Dabei zu Beginn jeder Übungseinheit am Anfang viel helfen (Leckerlies zwischen den Hürden, eindeutige Gesten) und dann die Hilfen schrittweise abbauen.


Im Moment läuft irgendwie alles so gut; ich freue mich so!:):):)

Liebe Grüße
Amica
 
Update:
Am Dienstag durfte Rico zum ersten Mal im Agi-Parcours wieder springen. Der Parcours war sozusagen S-förmig angelegt, bestand also aus zwei Bögen. Im ersten Bogen hat unsere Trainerin für Rico zwei zusätzliche Hürden aufgestellt, sodass der Abstand zwischen den einzelnen Sprüngen geringer war als für die anderen Hunde. Dadurch konnte Rico zwischen den einzelnen Sprüngen nicht so viel Schwung holen. Beim zweiten Bogen hat sie alles so gelassen, wie es war, um zu schauen, was passiert. Den ersten Bogen mit den vielen Hürden ist Rico super gesprungen. Bei dem zweiten musste ich ihn ein wenig bremsen. Das ging aber ganz gut, indem ich nach jedem ordentlich ausgeführten Sprung geclickt habe. Dadurch bekam Rico immer direkt das "So ist's richtig"-Signal und gleichzeitig hielt er an, um das Leckerli abzustauben, wodurch er nicht so ein Mordstempo bekam und auch den Folgesprung ordentlicher nahm. Unsere Trainerin war begeistert und hat uns bescheinigt, auf einem superguten Weg zu sein.:)
Die anderen beiden Parcoure haben wir dann wieder ohne Stangen absolviert, um ihn nicht zu demotivieren. (Das ordentliche Springen ist ja für Rico mental doch (noch) mental recht anstrengend.) Bei Parcours Nr. 2 und 3 konnte er dann wieder wie gewohnt die Sau rauslassen.:D

Liebe Grüße
Amica
 



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