Wenn du in brenzligen Situation rufst ,rufst du aller Wahrscheinlichkeit nach energischer, härter, schärfer ...Mit mehr Druck. Dein Hund reagiert zuverlässiger auf ein Kommando mit mehr Druck als auf eins ohne Druck. In dem Moment hat mein positives Training eigentlich versagt.
Das sehe ich ein Stück weit anders, zumindest hat es sich bei meinen Hunden anders dargestellt.
Meine vorherigen Hunde haben auf einen energischeren, härteren, schärferen Ton keineswegs mit mehr Zuverlässigkeit reagiert, sondern eher mit Irritation. Je nach Situation haben sich mich entweder verblüfft angeschaut oder aber kamen nachsehen, was in aller Welt mit mir gerade nicht stimmt. Immerhin, in den meisten Notfällen erfüllt dieses Verhalten seinen Zweck. Hätte ich aber im gleichen Stress "Sitz" gerufen, da hätte es schon viel Glück und eine vorherige sehr gründliche Generalisierung gebraucht, damit sie sich dabei hingesetzt hätten. Der eine Aspekt, wo ich zustimmen würde: Manchmal sind auch Hunde etwas in ihrem eigenen Tunnel, und da geht der "normale" Ton in einer Art Hintergrundrauschen unter. In diesen Momenten braucht es möglicherweise eine kleine Abweichung vom üblichen Ton, damit der Fokus des Hundes wieder umgelenkt wird. Meist wird das, da wir Menschen nun mal ticken wie wir es tun, ein lauterer bzw. schärferer Ton sein. Genau genommen würde es ein deutlich hellerer Ton aber auch tun. Mit Druck hat das also nix zu tun, und noch weniger mit befürchteten Konsequenzen.
Und wenn ich Sandor gegenüber einen für ihn ungewohnt heftigen Ton anschlage, dann kommt dabei manches heraus, aber eine bessere Zuverlässigkeit definitiv nicht. Entweder er blockiert dann völlig, meidet, verlangsamt - das hatte ich mal, als er mich versehentlich beim Spielen erwischt hat und ich empört gemeint habe, "nun pass doch mal auf wo du deine Zähne lässt!". Das hat gereicht, damit er sein Spielzeug nicht mal mehr anschauen wollte, und auch sonst komplett neben sich stand. Dabei hatte er keinerlei weitere Konsequenzen zu befürchten! Und Variante zwei, was bei ihm passieren kann wenn mein Ton plötzlich dringlich, aufgeregt, scharf oder hart wird: Er kippt in die Reaktivität und schießt völlig kopflos auf einen vermeintlichen Feind los (der auch ein Donner oder Sperrmüll oder was auch immer sein kann).
Aus genau diesen Gründen macht übrigens auch eine Pfeife Sinn. Die kann man nämlich zwar auch lauter pusten, aber sie verwirrt den Hund nicht so leicht.