Danke für deine Antwort,
@TinaH.
Grundsätzlich finde ich es auch nicht so schlimm, wenn es eine Rasse nur in einer Farbvariante gibt (das ist ja gar nicht so selten). Es geht mir auch gar nicht darum, dass ich die Fehlfarben beim Kooiker sooo hübsch finde, dass ich meinen würde, es müsste unbedingt mehr Kooiker in diesen Farben geben. Mein Gedanke ist nur,
wenn der Genpool insgesamt ohnehin schon so klein ist, wäre es doch sinnvoll, keine Individuen "nur" wegen Äußerlichkeiten von der Zucht auszuschließen, wenn sie gesundheitlich und charakterlich super geeignet wären. Denn bei einem kleinen Genpool ist doch jedes Individuum mehr, das einem zur Verfügung steht, ein Gewinn, oder nicht?
Ich kann dich da gut verstehen.
Mir ging es beim Perro mit der Farbe loh ähnlich - ich hätte sie als Bereicherung empfunden, vor allem vor noch etwa 9 Jahren.
Warum die Farbe loh (und dreifarbige Hunde) beim Perro nicht erlaubt ist, ist mit einer kleinen Geschichte gut erzählt - ob sie wirklich wahr ist, kann aber niemand sagen (außer vielleicht die beiden Hauptpersonen
):
Der Perro war ja kurz vorm Aussterben und der heutige Präsident des spanischen Perro-Vereins (damals noch ganz normaler Mitbürger) hat sich mit einigen zusammengetan, um die Rasse wieder neu zu beleben.
Er und sein Kumpel stachen dabei besonders heraus und bauten sich stabile Zuchten auf.
Als es dann darum ging die Rasse anerkennen zu lassen und einen Standard zu erstellen, verkrachten sie sich aus irgendeinem Grund.
Also erstellte der heutige Präsident des Vereins den Standard allein und verfasste das Farbverbot, um seinem Kumpel eins auszuwischen. Denn der hatte etliche lohfarbene und dreifarbige Hunde.
Aber wie gesagt, das ist "nur" eine Geschichte.
Die Spanier ändern den Standard tatsächlich jetzt auch zugunsten dieser Farben, was mich sehr freut. Dafür werden sie halt in anderen Bereichen etwas strenger, was ich wieder als nachteilig empfinde.
Natürlich ist jedes Individuum ein Gewinn. Aber ich würde mir da beim Kooiker gar nicht so große Sorgen machen.
So klein kann die Population nicht sein, wen sie einen anerkannten Verein gründen konnten.
Da braucht es z.B. beim Perro noch ein wenig mehr Zeit und wir sind auf einem super Weg - ich bin ja seit 11 Jahren im Geschehen und was sich da getan hat ist wirklich bemerkenswert.
Deine Überlegung, Geschwister von Fehlfarben-Individuen in die Zucht zu bringen, weil diese genetisch recht ähnlich sind, finde ich sinnvoll. Auf der anderen Seite sind Geschwister ja auch wieder "nur" zu rund 50% genetisch identisch. Es könnte also trotzdem sein, dass gewinnbringende Allele, die durch ein Fehlfarben-Individuum weitervererbt werden könnten, nicht zum Zuge kommen...
Na klar sind nicht alle Geschwister gleich.
Aber es geht letzlich nicht nur um ein paar unterschiedliche Anlagen.
Stell dir vor, du hast 6 Welpen eines Wurfes - 2 Hündinnen, 4 Rüden. Der Wurf ist so gewählt, dass der Stammbaum sehr interessant ist und die Welpen der Verpaarung kaum Verwandtschaft zu den anderen Linien aufweisen.
Eine Hündin soll in der Zucht verbleiben und das klappt auch.
Alle 3 Rüdenbesitzer haben Lust auf die Zuchtzulassung.
1 schafft es nicht, weil vielleicht seine Hüften nicht so toll sind oder sein Wesen nicht so gut.
Die anderen 3 schaffen es und alle bringen ein paar neue Anlagen mit und in der Hoffnung, dass die sich durchsetzen, werden sie dementsprechend genutzt.
1 ist vielleicht besonders kräftig und deckt vorzugsweise schmalere Hündinnen.
1 ist etwas kleiner und wird deshalb gern von leicht größeren Hündinnen genutzt.
1 ist eben mit dieser Fehlfarbe der in der Zucht verbleibt mit dem Gedanken, noch extra neue Gene zu vererben.
Jetzt vererbt zwar vielleicht mit Glück jeder etwas von seinen "Extraanlagen", aber in 5 Jahren hat jeder Rüde vielleicht schon ein paar mal gedeckt und auch die Hündin hatte schon Nachwuchs.
D.h., zukünftig laufen viele schon wieder verwandte Hunde miteinander herum und der Genpol kann sich dadurch trotzdem verkleinern.
Es hätte also gereicht, wenn vielleicht nur 1 der Rüden in die Zucht gegangen wäre und das hätte dann nicht der fehlfarbene sein müssen.
Dann hätten die Züchter der größeren Hündinnen eben nach einem anderen Rüden gesucht, so aber auch gleich für womöglich weniger oder gar nicht verwandte Hunde in der Zukunft gesorgt.
Es ist also nicht verkehrt, wenn viele Hunde in die Zucht gehen und auch ich versuche immer jemanden zu finden, der einen Rüden meiner Würfe zur Zucht führt. Aber besser ist es, wenn es möglichst viele Hunde unterschiedlicher Stammbäume sind. Und das ist dann wichtiger als die Farbe.
Deshalb macht es auch erstmal gar nichts aus, ob nun ein fehlfarbener Rüde oder sein Bruder in die Zucht geht.
Gelernt habe ich das durch Neo und seine Abstammung.
Sein Vater war einer der ersten importierten Rüden mit fast vollständig neuer Blutlinie.
Er hat toll vererbt (auch Hüften) und er wurde dementsprechend genutzt.
Neos Stammbaum kommt also von der väterlichen Seite her entsprechend häufig vor, auch wenn seine Halbgeschwister teilweise unterschiedliche Anlagen mitbringen.
Das ist einer der Gründe, warum ich ihn nach 5 Würfen aus der Zucht genommen habe (obwohl einige Züchter enttäuscht waren, weil er mal so ganz andere Anlagen als seine Halbgeschwister mitbringt - er kommt ganz nach dem finnischen Opa).
Aber sein Bruder ist noch in der Zucht, sein Neffe, seine Tochter,....
Seine Tochter z.B. hat es hier noch relativ schwer, einen passenden Deckpartner zu finden.
Ich gehe jetzt halt mal gern eine Generation weiter und plane seinen Neffen als Deckrüden ein und ich hoffe, dass da auch wieder eine Generation in die Zucht gehen kann, aber eben nicht so viele wie möglich.
Wir haben z.B. gerade 3 Brüder in der deutschen Zucht, von denen einer 1x und einer 2x gedeckt hat. Ich hoffe natürlich, dass es da nicht zu viel wird.