Kommt das denn oft vor? Dass es vorkommt ist klar.
Nun hast du ja gerade Welpe da, das ist ja, nehme ich an, eine seltenere Situation (Welpen ziehen manchmal die komischsten Leute magisch an).
Aber nehmen wir mal an, die hast gerade 1 oder 2 oder auch 4 Tierschutzhunde da.
Wenn sich jetzt ein Interessent meldet, dann meldet er sich meist für einen bestimmten der Hunde, da lässt es sich sicher schon recht gut "aussieben".
Generell würde ich sagen, zumindest war das bei den Menschen mit Tierschutzhunden in meinem Umfeld so, verlieben sich die Interessenten oft in "den" Hund und melden sich auf ihn. Keiner aus meinem Bekanntenkreis hat sich bei zig verschiedenen Pflegestellen für zig verschiedene Hunde interessiert sondern dann weitergesucht wenn klar war, dass das nicht passt.
Von den 7 Bekannten wurden übrigens nur 2 vorkontrolliert (obwohl das immer angepriesen wurde) - das ist also anscheinend nicht nur auf Züchter beschränkt, sondern scheint auch im Tierschutz keine Regel zu sein.
Wenn sich Interessenten bei einem Züchter melden dann, weil sie die Rasse wollen, nicht auf einen bestimmten Hund eingeschossen sind. Und diese Interessenten melden sich besonders bei selteneren Rassen gern und auch berechtigterweise oft bei mehreren Züchtern.
Über den Daumen gepeilt hätte ich bei meinem letzten Wurf von der Planung mit Kennenlernterminen bis hin zur Abgabe über den Daumen gepeilt für jeden der Welpen bis zu 5 Interessentenbesuche machen können - bei 6 Welpen kommt da einiges zusammen.
Tatsächlich war meine Liste nämlich bis zur Abgabe der Welpen bis auf eine Familie gar nicht mehr so, wie sie das halbe Jahr davor gewesen ist.
Ja, das kommt oft vor. Hier wird beispielsweise kein Tierschutzhund über längere Zeit (mehr als wenige Wochen) reserviert, weil wir damit sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Interessenten, die erst in 3+ Monaten einen Hund nehmen können, weil sie Hausnummer erst da Urlaub bekommen, werden empfangen und eingeplant, aber es wird ganz klar kommuniziert, dass im Falle eines anderen Interessenten, der ebenso gut passt aber schon früher kann, derjenige den Vorzug bekommt. Ich hatte die Situation auch schon zweimal, wobei einmal der hinzugekommene Interessent dann bei Weitem nicht so gut gepasst hat und beim anderen Mal abgesprungen ist
, sodass die Leute dann jeweils doch ihren Hund bekommen haben. Aber es ist schon auch mal so eine Zerreißprobe für alle, wenn man guten Leuten sagen muss, dass sie den Hund dann evtl. doch nicht bekommen. Aber nachdem es ja wirklich gute Leute sind, konnten beide gut damit umgehen - war ja so abgesprochen. Auch für die Welpen hätte ich eine Anfrage aus Deutschland gehabt - sogar recht früh. Da Welpen aber erst mit 15 Wochen einreisen dürfen, hätte ich den Zwerg zwangsläufig länger reservieren müssen. Da hätte ich es auch sehr unfair gefunden, wenn ich sie schon zum Kennenlernen einlade und sie die lange Fahrt macht, um den Hund dann nur zwecks der Wartezeit woanders hinzugeben. Also haben wir besprochen, dass ich mich bei ihr melde, wenn die Zwerge 10 Wochen alt sind. Für den Fall, dass dann noch einer zu vermitteln ist, wird er bis zum Kennenlernen (das sich in den 5 Wochen organisatorisch ausgehen sollte) reserviert und wenn das klappt, bringe ich ihn ihr mit 15+ Wochen im Zuge der Vorkontrolle. Das war für sie ok und für mich ehrlich gesagt ein nettes Backup, auch wenn es derzeit so aussieht, als würden alle in Ö bleiben. Aber schauen wir mal, noch ist nicht alles fix
Viele Tierschutzvereine verlangen mittlerweile eine Anzahlung, um die Leute davon abzuhalten kurzfristig abzuspringen. Ich halte das zwar im Sinne der Hunde für dumm und würde es nicht machen, aber im Sinne der Reduzierung von Abspringern eine durchaus nachvollziehbare Überlegung.
Generell gilt für mich die Prämisse, dass der Hund erst vermittelt ist, wenn er 4-8 Wochen im neuen Zuhause lebt und dann immer noch alle glücklich sind. Davor ist nichts fix und alles kann sich noch ändern.
Es gibt durchaus auch Leute, die ganz gezieltes Pflegestellen-Hopping & Tierheim-Hopping betreiben, da teilweise auch an einem Tag mehrere Hunde besuchen. Mir wurden auch schon Besuchstermine einen Tag davor abgesagt, weil das TH angerufen hat, dass ein passender Hund für sie reingekommen ist und den hat man dann gleich geholt. Ist praktisch, zum Einen bekommt man ihn sofort und zum anderen hat man aus dem TH ja einen noch ärmeren Hund gerettet. Bei mir geht es ihm ja eh schon so gut. Bei meinem Pittie-Wurf hat auch eine fixe Interessentin abgesagt, weil sie sich nun doch woanders schon einen Welpen geholt hat. Deshalb blieb Nick/Jamie auch länger als der Rest. Es kommt auch immer wieder vor, dass Leute zu Terminen gar nicht aufkreuzen und man sie dann nicht mehr erreicht.
Ich denke der große Unterschied ist, dass bei dir die Interessenten wesentlich geballter kommen. Hier gibt es meist immer wieder mal einen Interessenten, der es auf einen Besuch schafft. Viele sortiere ich am Telefon aus. Und ich persönlich habe bei der Vermittlung üblicherweise Zeit. Dh ich habe dann nicht einen immer älter werdenden Haufen Welpen da sitzen, der eigentlich ausziehen sollte.
Aktuell ist es bei mir auch geballt, aber wie gesagt: derzeit habe ich Glück, dass wir zwecks der Fahrzeit gut dran sind und ich würde nie behaupten, dass ich mein aktuelles Pensum an Besuchen bei mir und Vorkontrollen nicht durchaus als anstrengend empfinde. Hermine's Interessenten wollten dieses WE wieder kommen (sie waren schon zweimal da), die habe ich jetzt wirklich auf nächste Woche vertröstet. Ich verstehe zwar, dass sie sie oft sehen und gut kennenlernen wollen, aber bei ihr wird es noch einige Wochen dauern, bis sie ausziehen kann, also müssen wir es da jetzt auch nicht übertreiben. Da bleibt noch genug Zeit.
Das ist übrigens absolut keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung, warum ich eben nicht jeden Welpeninteressenten abklappern kann oder (in Anbetracht meiner Familie) will - bei einigen klappt das, bei manchen nicht, bei vielen hinterher. Ich habe aber noch zu jedem meiner Welpen Kontakt, mal mehr mal weniger, ich sehe viele beim Familientreffen und sehe, wie es ihnen geht.
Weil ich nicht jeden kontrollieren kann bedeutet nicht, dass ich nicht über das Befinden meiner Zwerge Bescheid wüsste.
Ich glaube auch nicht, dass alles was so läuft schlecht ist. Ich kenne es wie gesagt eigentlich gar nicht anders und höre das erste Mal von einem Züchter, der aktiv Vorkontrollen macht. Das persönliche Kennenlernen ist durchaus einfach der wichtige Punkt bei der Vermittlung, eine Vorkontrolle komplettiert das, ersetzt es aber nicht. Und wenn man primär mal halbe Europareisen fahren müsste und das vielfach in kurzer Zeit, verstehe ich schon, warum man sich überlegt, ob das wirklich nötig ist.
Ach ja, was mich sehr interessiert:
Du musst deine Vorkontrollen ja auch gut planen. Wenn du da also Mittwochs um 20.oo h auf der Matte stehen willst oder du sagst jemanden, du kommst Freitags nachmittags und die können dann nicht? Dann ist es doch bestimmt nicht so leicht, einen Ausweichtermin zu finden?
Ich mache die Termine ganz normal aus - dh ich schaue wann ich Zeit habe, wie Martin Zeit hat und frage dann die Leute, wann sie Zeit haben. Der Termin wird dann fixiert. Sollte jemandem etwas dazwischen kommen, wird ein neuer Termin gemacht. Wenn sich dadurch alles etwas verzögert, bleibt ein Zwerg eben mal ne Woche länger. Wir werden es verkraften. Ich bin allerdings nach einigen Jahren Hundesitteragentur, wo Kennenlerntreffen zwischen mir, Sitter und Hundehalter mein Organisationsalltag waren und nun über einem Jahr Clever Dog Lab, wo auch mein Zeiplan + Martins auf der einen Seite und die Zeitpläne von Studienteilnehmern und teilweise Studienkollegen, die bei den Tests geholfen haben gemeinsam zu einem Termin führen mussten, sehr geübt darin Viel-Parteien Termine zu organisieren. Und unser Leben hier ist auch seit vielen Jahren so gestaltet, dass wir unser Leben um die Hunde herum managen und der eine einspringt, wenn der andere nicht kann und umgekehrt. Das wichtigste Tool dafür ist tatsächlich ein synchronisierter Online-Kalender
Nochmal zu den Vorkontrollen...
Ich finde das ist immer so eine Sache, das würde nur (und auch nur im Ansatz) Sinn machen wenn man sich vorher nicht anmeldet.
Das ist wie mit den Wurfabnahmen oder der Erstbesichtigung durch den Zuchtwart. Man bekommt gezeigt was man sehen soll. Man hat auch keine Rechte sich irgendwas anzusehen wenn der Besitzer das nicht möchte.
Du hast recht, wenn jemand betrügen will und weiß, wie er es machen muss, wird man dagegen nicht immer ankommen. Aber wenn ich das Argument hernehme, könnte ich damit generell gegen jede Form der vorherigen Auslesearbeit reden, denn verarschen kann mich immer wer. Ich persönlich mache eben Vorkontrollen auch und möchte sie nicht missen. Das darf jeder halten, wie er will