Benutzer593
Gast
Zum Thema Misstrauen: ich weiß, dass Menschen komisch sein können. Ich weiß, dass manche Leute merkwürdige Verrenkungen machen um ihre Schwächen oder die Schwächen ihres Umfeldes nicht zeigen zu müssen. Ich finde es völlig normal, dass ich als Interessent unter die Lupe genommen werde und ich finde es auch normal, dass unterschiedliche Vermittler/Züchter dabei unterschiedliche Ansprüche haben. Aber ich erwarte trotzdem von einem Vermittler/Züchter ein grundsätzlich offenes Herangehen. Ich erwarte, dass die Leute mir bei aller gesunden Skepsis nicht grundsätzlich feindselig gegenüberstehen.
Soll heißen: Chiwis Einstellung "Welpeninteressenten sind der Feind" wäre für mich ein Trigger: Wenn ich nur den Eindruck habe, dass die Menschen mir so begegnen, dann bin ich weg. Beim Züchter noch viel schneller als im Tierschutz.
Ich habe in diesem Thread generell den Eindruck, dass viele Menschen, die noch nie einen Hund vermittelt haben, sich mehrere Dinge nicht oder nur schwer vorstellen können.
Zum Einen, dass die Aussage "Interessenten sind meine Feinde" ja nicht automatisch heißt, dass man den Leuten verbal oder im Ausdruck quasi mit der Schrotflinte gegenüber tritt, nur weil man mal per se skeptisch ist. Ich bin generell ein ruhiger Mensch, habe bisher noch keinen Interessenten beschimpft, ich habe noch nie jemanden angeschrien oder in sonst einer Form gegen die allgemeinen Höflichkeitsregeln verstoßen. Im Gegenteil: sehr oft bemühe ich mich noch zu erklären, warum es nicht klappt, auch wenn es vergebens ist. Aber ja, das tue ich nicht immer - das erlaube ich mir tatsächlich. Im Gegenzug wurde ich durchaus schon öfter beschimpft und angeschrien. Und obwohl die Aussage "Interessenten sind der Feind" nun wahrscheinlich nicht aus meinem Mund kommen würde, habe ich auch immer eine primäre Skepsis und finde diesen Punkt des Interessenten-Erstkontaktes - also den Teil, wo irgendwer anruft/schreibt und man erst mal grob aussieben muss - als einen der anstrengendsten und entbehrlichsten Teile der Vermittlungsarbeit, den ich durchaus gerne an andere abschieben würde, wenn ich es könnte. Ich kann die Aussage vollends nachvollziehen
Zum Anderen scheint es wirklich schwer vorstellbar zu sein, mit welchen Leuten und Dingen man konfrontiert ist, wenn man vermittelt. Hier gilt wirklich: "Es gibt nichts, das es nicht gibt." und einige Geschichten hier geben ja einen schönen Einblick. Nachdem ich nicht eine Rasse züchte sondern schon verschiedene Rassen vermittelt habe, kann ich auch ganz klar sagen, dass unterschiedliche Rassen teilweise ein sehr unterschiedliches Klientel an Interessenten anziehen. Und um es kurz zu fassen: Es wundert mich überhaupt nicht, dass die Aussage: "Interessenten sind der Feind" von einer Chihuahuazüchterin kommt
Wenn ich Welpen habe wirst du mich und meine Hunde weder auf Ausstellungen noch bei einem Deckrüden sehen.
Die Gefahr sich was einzuschleppen ist viel zu groß.
Meine Welpen werden erst 5x, dann 4x täglich gefüttert. Jeder einzelne Tag den ich ihnen Neues zeigen kann ist wichtig für sie. Da werde ich sie nicht in der wichtigen Zeit mehrere Tage immer wieder alleine lassen. Oft würde ich die Fahrten zu den zukünftigen Besitzern auch gar nicht an einem Tag schaffen um abends wieder zuhause zu sein.
Davon abgesehen, was sollen die Welpen am Ende kosten? Ich müsste jemanden einstellen der sich um die Welpen und die anderen Hunde kümmert. Wo finde ich eine Vertrauensperson? Wer zahlt mir die vielen tausenden Kilometer die ich dann abfahre? Wer das Hotel weil ich nicht 10 oder mehr Stunden hinfahre, mich dort aufhalte. Dann kann ich nicht gleich wieder 10 Stunden zurück fahren.
Hätte ich nur Interessenten in der Nähe, gerne!
So ist es aber nun mal nicht.
Der Berger ist kein einfacher Hund, muß auch in irgendeiner Art "arbeiten" können.
So ist er für viele Menschen ungeeignet. Die Menschen die passen und Spaß an der Rasse hätten haben sich leider nicht in meiner näheren Umgebung versammelt.
Ich weiß bis heute noch wo jeder einzelne Hund von mir ist und habe mit den Leuten mal mehr, mal weniger Kontakt.
Einen einzigen Hund habe ich im Alter von fast 5 Jahren in der Zeit weiter vermitteln müssen. Das Ehepaar hatte eine Krise, sie begann zu trinken.
Da hätte eine Vorkontrolle dem Hund auch nichts genutzt.
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber viele Züchter behaupten von sich erst dann zu decken, wenn sie entweder für alle oder zumindest einen gewissen Prozentsatz der +/- zu erwartenden Welpen auch Interessenten mit einer entsprechenden Warteliste haben. Das heißt beim ersten Kennenlernen hat man nicht immer gerade Welpen im Haus. Das war eine meiner primären Aussagen.
Ich kann dir aber sagen, wie ich das bei aktuell 5 Welpen handhabe - da waren Dinge wie eine Warteliste ja nun nicht möglich. Ich fahre alle meine Vorkontrollen Abends an Tagen, wo ich weiß, dass mein Mann zuhause ist und sich um die Zwerge kümmern kann. Das ist durchaus nicht immer der Fall, denn er ist aktuell 32 Std. angestellt und hat sich im Oktober selbstständig gemacht, dh er ist nicht nur an den "freien" Tagen (an denen er oft arbeitet) sondern auch Abends viel in seiner Praxis, um dort noch zu arbeiten und kommt teilweise erst spät nach Hause. Aber ich kenne seinen Terminplan und jeden Abend ist er nun auch nicht weg. Also bin ich dann halt an jenen Abenden gefahren, wo er da war und auch die Interessenten Zeit hatten. Das werden wir auch bei den zwei fehlenden Vorkontrollen so handhaben. Wäre es so gewesen, dass ich wirklich weiter weg fahren hätte müssen, hätte ich einen Tag gewählt, wo er frei hat und zuhause sein kann. Wäre das auch schwierig gewesen, habe ich auch noch eine Nachbarin und gute Freundin, die es schaffen wird mir für begrenzte Zeit auf die Zwerge zu schauen. Bei meinem ersten Wurf konnte ich auch einen einzigen Tag den ganzen Tag nicht da sein. Auch da habe ich eine gute Freundin eingespannt, die ausreichend Hundeerfahrung hatte, um die Welpen den einen Tag gut zu versorgen.
Wie gesagt, wenn jetzt jede einzelne Vorkontrolle eine halbe Europareise ist, lasse ich mir durchaus einreden, wenn man sich anderweitig von der Seriosität seiner Interessenten überzeugt. Ich muss auch niemanden bekehren...
Mir ging es vorwiegend um diesen Tenor "das geht ja gar nicht" ... ich denke schon, dass es geht. Monstie zeigt hier ja auch schön, dass es sogar bei Rassen mit wirklich großen Würfen gut möglich ist. Das finde ich große Klasse! Ich denke - wie schon gesagt - dass viele Züchter in erster Linie deshalb keine Vorkontrollen machen, weil es einfach nicht üblich ist.