Liebe Kenia,
keiner möchte dir schlechte Hundehatung unterstellen - um Gottes Willen.
Du darfst die Ratschläge und Tipps nicht so sehen, dass wir dirch schlecht reden wollen und vor allem darfst du das niemals persönlich sehen.
Nimm sie bitte als gutgemeinte, sachliche und konstruktive Kritik - Kritik ist übrigens niemals negativ zu sehen sondern soll immer nur dazu anregen, beide Seiten der Medaille noch einmal aus anderer Sichtweise zu betrachten und die eigene damit evtl. neu zu überdenken. Es sind also im Grunde Ratschläge von Menschen, die mit dem Thema Welpen einfach viel mehr Erfahrungen sammeln konnten (irgendwamn bist du vielleicht diejenige, die anderen diese konstruktive Kritik weitergibt.
Wer übrigens ständig andere nur ausdauernd bei jeder Kleinigkeit kritisiert ist ein reiner Meckerfritze, der anderen ihr Leben neidet. Das darfst du nicht mit dem Thread hier verwechseln. Bei einem guten Chef und guten Kollegen wird es im Berufsleben auch immer mal vernünftige Kritik geben.
Natürlich möchte jeder alles richtig machen. Aber meinst du, dass wir alle ier bei unseren Hunden niemals Fehler machen oder gemacht haben?
Auch ich habe mal einen ersten Welpen gehabt und musste eine Menge lernen. Beim Zweiten habe ich gesagt "die Fehler mache ich nicht nochmal" - habe ich auch nicht, dafür aber andere.
Den anderen wird es nicht anders gehen. Deshalb geben wir dir Tipps, die wir nach und nach gelernt haben:
Was bedeutet: Damit mein junger Hund als "Arbeitseinstellung" freudig, engagiert, motiviert, dabei aber auch konzentriert und fokussiert verinnerlicht, müssen die Einheiten unbedingt extrem kurz sein! Eine komplette Lerneinheit war bei meinen Welpen nie länger als maximal fünf Minuten, und da waren die Spiel- und Belohnungspausen schon mit eingerechnet.
Hier beschreibt Silkies z.B. genau, was ich mit den Übungseinheiten meinte.
Wenn du deine Übungen immer erst dann beendest, wenn Nanouk unwillig und unkonzentriert wird, verknüpft er diese Übungseinheiten schnell immer mit "eigentlich kein Bock". Beendest du sie aber nach sehr kurzer Zeit und genau dann, wann es am Schönsten ist, geht er glücklich aus der Übung heraus und dann später auch viel freudiger wieder in sie hinein, weil er das dann mit Freude verbindet - BC lernen halt sehr schnell, da sind sie wie Perros. Ich weiß nicht, wie das Gedächtnis von den BC ist, aber bei einem Perros hättest du womöglich jetzt schon einen eher lustlosen Lernpartner.
Das ist also keine Kritik an dich (denn letztendlich ist es deine Sache), sondern ein Tipp, wie es welpengerechter ist.
Vor allem aber gilt: Je mehr der Hund von sich aus anbietet, desto wichtiger ist es, von Anfang an "Gas und Bremse" zu lernen. Also wann ist es gefragt, in den Denk- und Arbeitsmodus zu gehen, und wann ist einfach Gelassenheit und Abschalten angesagt. Das ist viel zentraler als jede Einzelübung, denn diese Grundfähigkeit entscheidet darüber, ob du es später mit einem ausgeglichenen Hund zu tun hast oder mit einem, der ständig auf Standby ist.
Auch das ist ungemein wichtig - vor allem für einen Hütehund mit viel WTP, der über lange Zeit dazu gezüchtet wurde, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten.
Ich sage meinen Welpenfamilien immer "Das erste und wichtigste was euer Wepe lernen muss ist, dass es Ruhephasen gibt". Das ist viel wichtiger als Sitz und Platz oder Männchen machen.
Ich habe mit Neo hier einen richtigen Arbeitsjunke sitzen. Die Züchterin hat ihn mir damals gegeben, weil alle anderen noch perro- oder hundeunerfahren waren und er schon als Welpe äußerst auffällig aktiv und arbeitswütig.
Wenn er hier nicht gelernt hätte, dass es auch mal einen Tag keine Action gibt und nichts außer normalen Spaziergängen stattfindet, dann hätte ich hier ein nervliches Wrack sitzen - Hütehunde sind oft größenwahnsinnig, die arbeiten bis sie umfallen, wenn sie nicht gebremst werden.
Ich züchte und wenn ich Welpen habe, dann haben meine Hunde die ersten 10 Tage Gartenknast und in den kommenden Wochen fällt ihr Programm durchaus sehr viel kürzer und minimalistischer aus. Da gibt es nur kleine Spaziergänge und ab und an kleine Aufgaben oder es wird zum Rennen mal stumpf ein Ball geschmissen (das gibt es sonst bei uns nicht).
Würden meine Hunde keine Ruhephasen kennen und wären unde die es gewohnt sind, dass immer Programm herrscht, würden sie mir das Haus auseinander nehmen.
Auch das ist nur ein Ratschlag.
Also ich sehe in der Tagesablauf auch deutlich zu viel 'Action' für den Hund.
Spazieren gehen, Tricks üben, Autofahren üben, 30min Spielen,...
Viel zu viel 'wecken' auch wenn Du jetzt schreibst das wäre nicht so. Du wirst sicher einen Grund gehabt haben, das erstmal so zu formulieren.
Hier hat Hermelin Recht und auch das soll dich nicht als schlecht dastehen lassen.
Du gibst dir unheimlich viel Mühe, deinen Welpen zu umsorgen, so dass er sich gut fühlt.
Aber er ist dadurch eigentlich in seinen Wachphasen fast immer mit Dingen beschäftigt, die du ihm anbietest und sei es nur so ein Kauknochen.
Gib ihm mal einfach nichts in so einer Wachphase - lass ihm sein Spielzeug liegen und dann lass ihn selbst entscheiden und seine Umwelt in eigenem Tempo erkunden. Lass ihn sich auch ruhig mal langweilen (ohne Kauknochen) und dann bekommst du einen Hund, der nicht winselnd vor dir steht oder vor Frust deine Bettdecke zerlegt, wenn du mal mit Grippe flach liegst und er kürzer treten muss - das habe ich schon erlebt, Gott sei Dank nicht bei mir selbst. Und wichtig ist es vor allem, dass er mal sein eigenes Tempo wählen kann und selbst überlegen muss, mit was er sich nun mal beschäftigt - ein wichtiger Entwicklungsschritt.
Ich weiß - es ist unheimlich schwer so einen Zwerg mal nicht zu beachten und auf Aufforderungen zur Beschäftigung nicht einzugehen (denn Auffordern machen BC und Perros ja gern schon in dem Alter). Aber letztendlich gibt es ihm einfach Raum er selbst zu sein und das ist doch positiv - auch wenn der Welpe es in dem moment nicht einsehen mag.
Wenn ich mich recht entsinne, sind die BC auch Hunde, die explizit darauf gezüchtet wurden, über ihre körperlichen Grenzen zu gehen und ein Welpe kann das ohnehin nicht einschätzen.
Bei mir gäbe es deutlich weniger Bespaßen und Animieren und mehr Ruhe, Entspannung, Welt in Ruhe erkunden.
Auch wichtig - Hütehunde sind teilweise wirklich größenwahnsinnig. Se wurden eben daruf gezüchtet ihre Aufgabe bis zu Ende zu erledigen. Deshalb ist Ruhe lernen das A und O.
Wie größenwahnsinnig sie sein können kann ich an einer Geschichte mit Neo erzählen:
Wir waren in Mecklemburg Vorpommern an einem See, standen ein Stück oberhalb von ihm an einem Steg.
Neo sah im Wasser etwas treiben (war tatsächlich ein Hundespielzeug), sah es als seine Aufgabe an das Ding zu retten und sprang urplötzlich mit Anlauf vom Steg 2 m in die Tiefe.
Richtig blöd war nur, dass darunter noch ein Steg lag und er ausgestreckt wie zum Köpper oder Bauchklatscher darauf klatschte.
Das hat gerumst und ich dachte, er hätte sich alle Knochen gebrochen. Er ließ sich trotzdem von da ins Wasser plumpsen und hat dieses blöde Spielzeug gerettet. Ich glaube, er hätte das auch noch versucht, wenn ihm zwei Beine gefehlt hätten.
Wie soll ich's denn sonst schreiben? Nanouk durch mein Aufstehen und Tür öffnen aus dem Schlaf holen und damit das Aufstehen auslösen?
Du musst dich hier nicht entschuldigen - rausreden aber auch nicht.
Du schriebst ja dass er sofort wach wird, sobald sein Geschirr rasselt oder sein Napf klappert.
Lass Geschirr und Napf doch einfach liegen.
Es ist nicht schlimm, wenn Nanouk dann eben eine halbe Stunde später frisst oder ihr eine Stunde später spazieren geht.
Es ist nicht schlecht zu lernen, dass es nicht immer alles puntgenau sein muss.
Neo z.B. habe ich diesen Mist auch gut antrainiert. Er fängt um Punkt 17.45 h an zu jammern damit ich aufstehe und sein Futter fertig mache, damit das spätestens um 18 h serviert werden kann - das nervt! Ich habe ihn jetzt mittlerweile so weit, dass er um 18.15 h mit jammern aufhört und dann einfach wartet.
Wenn deine Mutter um 12 h kommt und er nicht mit vollem Magen toben soll, aber gerade schläft, dann fütter ihn halt um 12.30 h.
Vielleicht hat er so viele kürzere Schlafeinheiten, weil er irgendwie immer wach wird/geweckt wird?
und was schlimmer ist, er wacht jedes mal mit einer Erwartungshaltung auf. Wenn er das als Erwachsener macht hast du irgendwann ein nerviges Energiebündel, dass ständig am vibrieren ist.
Auch dieser Tipp macht dich nicht als Hundehalter schlecht.
Du gibst dir halt einfach viel zu viel Mühe (du willst eben alles perfekt machen).
Dabei setzt du euch beide aber in eine ständige Erwartungshaltung und irgendwann unter Stress.
Was das "Welpen brauchen 20-22 Std." Schlaf betriff - auch hier bin ich eher auf Bubukas Seite. Das schlafen Welpen mit 3-4 Wochen, aber mit 5 Wochen schon nicht mehr.
Keiner meiner Welpen war nur 2-4 Std. am Tag wach, sie hätten ja kaum Zeit die Welt zu erkunden.
Natürlich muss ein Welpe mehr schlafen, allein um erlebtes zu verarbeiten. Aber vor allem muss er in Ruhe schlafen, ungestört und so lange, bis er aufwacht.
Verschläft er dabei eine Mahlzeit, dann fällt er davon nicht gleich vom Fleische.