"Alltagshandling"von schwierigen Rassen(Hunden)

Das kommt wohl immer auf die eigenen Erwartungen an. Kaum einer hier würde Patty haben wollen weil sie ihnen zu schwierig ist. Und ich find das gar nicht. Klar muss ich immer etwas mehr aufpassen oder in bestimmten Situationen besser absichern als bei Diego, aber so schwierig find ich das nicht.
 
Ich sehe das wie PatPat und man wächst da auch irgendwie rein. Hermann legt sich in einem Restaurant auf eine Decke, rollt sich ein und schläft. Balou muss ich managen wenn sich Menschen unserem Tisch nähern weil er dazu neigt unter dem Tisch hervorzuschießen und zu bellen. Ich kenne ihn und weiß ja wie er sich verhält.

Wenn ich ihn nie in Restaurants mitnehmen würde hätte ich das Problem nicht. Ich möchte meine Hunde aber mitnehmen und daher muss ich entsprechend vorsorgen.
 
Caro ist nicht schwierig, Caro ist anders. Und damit muss man als Halter halt klar kommen.
Durch Kiara war einen Allrounder gewöhnt. Ich kann sie überall mitnehmen, sie fällt nicht negativ auf. Kiara ist kein Kläffer, sondern ein friedlicher Hund, solange man sie in Ruhe lässt. Andere Hunde sind unnötig, aber sie kann diese ignorieren.
Und Caro? Caro ist ein Kläffer, ein Hund, der in fremden Umgebungen schwer zur Ruhe kommt. Ein Hund, der nicht überall mit hingenommen werden kann, da sie dies auch massiv stresst.
Mit Kiara durfte ich in Restaurants, wo Hunde verboten waren. Sie fiel nicht auf. Mit Caro kann ich nicht mal einen Kaffee trinken gehen. Sie ist dann zuhause besser aufgehoben. Zum Glück hat sie mit dem alleine bleiben keine Probleme. Es ist in der Regel so, dass ich sie begrüße, wenn sie alleine war. Sie kommt nur selten um einen zu begrüßen.
Meine Umgebung hält großenteils "Tut Nixe". Es hat gedauert, bis sie verstanden haben, dass meine Hunde keinen Kontakt wollen und einige sind halt beratungsresistent. Hätte ich einen Hund, der eine ernsthafte Artgenossenunverträglichkeit hätte, hätte ich hier ein Problem.
 
Stimmt auch wieder---so gesehen gibt es den schwierigen Hund dann eigentlich gar nicht?
Nö, eigentlich nicht.;)

An unserem früheren Wohnort hatte ich Bekannte mit Collies. Die fanden meine Staffs schwierig. Weil man mit denen nicht entspannt auf Hundewiesen plauschen konnte und auch auf Gruppenspaziergängen immer ein Auge drauf haben mußte, das da nicht provoziert wird und nichts eskaliert.
Die fanden allein schon den Gedanken furchtbar, dass ein Hund nicht alle Hunde mag und sich möglicherweise auch in einen Ernstkampf verwickeln läßt.
Wenn einer ihrer Hunde sich so entwickelt hätte, das der kein Pazifist ist, hätten sie ein ernsthaftes Problem gehabt und den Hund als schwierig empfunden.

Ich empfinde das halt nicht als schwierig.

Vor Jahren hatte ich einen Paten-bzw. Pflegehund, der konnte nicht mit fremden Menschen. Und ging dann auch offensiv nach vorn.
Ich konnte gut mit dem umgehen und hätte ihn gern ganz übernommen. Allerdings hats mit meiner Familie nicht geklappt. Wir haben letzten Endes gegen eine Übernahme entschieden, weil der Hund zwar bei vertrauten Personen super war, lieb und gehorsam, nichts was man als schwierig bezeichnen könnte.
Aber in unserer damaligen Lebenssituation wäre dieser Hund trotzdem schwierig gewesen. Mit drei Teenie-Kindern zuhause, die dauernd Kumpels mitbrachten, ging so ein Hund nicht.
In einer anderen Lebens- und Wohnsituation wäre dieser Hund nicht schwierig gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tuzik hat vorher bei einer jungen Familie in einer Vorstadt gelebt. Kleiner Garten, wechselnder Besuch. Da war er schwierig und hat einmal gebissen. Die Familie war allgemein sehr ungluecklich, weil sie viel nicht mit ihm machen konnten.

Bei uns lebt er jetzt ueber Land. Wir nehmen Hunde nicht mit in Restaurants oder die Innenstadt, das moegen wir nicht. Besuch soll sowieso nicht unangemeldet das Grundstueck betreten. Das Gartentor ist immer abgeschlossen, das soll niemand einfach oeffnen, sonst koennten unsere Federtiere weglaufen. Hier ist er nicht schwierig. Er ist noch der gleiche Hund und er wuerde definitiv wieder Menschen beissen, wenn er meint, dass das notwendig ist. Aber hier stoert es nicht.
 
Erfahrungen müssen eben auch gemacht werden, bevor man sie hat ;)
Und die Sache mit dem plötzlichen Umschlagen glaubt man - erfahrungsgemäß - auch erst, wenn man es selbst mal erlebt hat. Ich habe schon bei einigen Leuten versucht ihnen das vorher zu erklären und fast alle haben mir dann im Nachhinein gesagt "jetzt weiß ich, was du gemeint hast". :D :p

Aber das wollen viele Menschen halt vorher nicht sehen und damit macht man dann letztlich womöglich sich und dem Hund das Leben schwer, indem dann sowas passiert wie mit Tuzik von Mauswanderer.

Ich stehe ja oft vor demselben Dilemma wenn ich Welpeninteressenten zum Kennenlernspaziergang da habe.
Die sehen ja im Grunde nur die "fertigen" Hunde und mittlerweile bin ich froh, dass ich die 3 nicht zu perfekt perfekten Hunden erzogen habe.
So haben meine uns mal vor einer Hälfte einer Famile "bewacht" - Vater und Sohn sind zurückgebliebenund kamen plötzlich um die Ecke. Neo bellte, Willow machte einen Schritt nach vorn und schwubs sind sie hingerannt und haben beide bellend mit Abstand umkreist (ganz in Wachhundemanier).
So peinlich das vielen ist, ich bin manchmal froh darüber, dass solche unvorhergesehenen Dinge passieren können damit die Leute auch mal die Arbeit hinter dem Hund erahnen können.
Die Familie hat übrigens einen nun Einjährigen wundervollen Rüden aus meinem letzten Wurf. :D

Aber es gibt eben auch noch Menschen, die tun sogar sowas ab.
Mein Schwiegervater ist tatsächlich noch der Meinung, dass jeder den Hund haben sollte, den er sich selbst aussucht.
Er konnte nicht verstehen, dass ich Welpeninteressenten auch absage.
Hatten erst gestern das Gespräch als ich erzählte, dass ich mal ein nettes Paar da hatte, die vorher schon einen Havaneser hatten, denen ich aber nach ihren Erzählungen keinen Hund gegeben habe.
 
Den Aspekt des Lebensraums finde ich auch absolut wichtig. Wobei es auch Verhaltensmuster gibt, die wohl in so ziemlich jeder Umgebung Schwierigkeiten bereiten würden, und natürlich steigt die Anforderung mit der Anzahl potentiell problematischer Baustellen.

Das Krümeltier ist in meiner Umgebung durchaus problematisch. Seine Baustellen sind sowohl gesundheitlicher wie auch verhaltensmäßiger Natur, mit Überschneidungen zwischen beidem, das macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Es bliebe also die Wahl, ihn abzugeben in eine passendere Umgebung, oder eben möglichst viel irgendwie passend zu machen und mit dem Rest zu leben. Abgeben bringe ich einfach nicht über mich, also bleibt nur Variante zwei. Das erfordert so einiges an Einsatz. Durch seine gesundheitlichen Themen zum Beispiel bekommt der Krümel vier mal am Tag Futter, und muss ähnlich wie ein lebenslanger Junghund auch entsprechend oft raus. Was ein wenig blöd ist, weil das bedeutet oft Hundebegegnungen und viel Reize von außen zu haben. Wir gehen also alle vier bis fünf Stunden raus in die Welt, dafür dann nicht so lange. Nicht so prickelnd für den menschlichen Schlafrhythmus, aber was solls. Auch mal fremde Wege gehen zu können hat viel Arbeit gekostet, ist mittlerweile aber gut möglich. Zumindest es nicht zu lange/oft bzw. zu aufregend wird. Das sind Beispiele dafür, was mit so einem Hund nötig ist: Nämlich passende Strukturen zu finden. Ohne einen gewissen Verzicht, manchmal auch einen Salto rückwärts mit doppelter Schraube, geht es nicht. Auch ist ständige Aufmerksamkeit und viel vorausschauendes Agieren gefragt. Vor allem finde ich aber wichtig, dass man nicht mal einfach so handeln kann. Es erfordert einiges an Selbstreflektion und bewusstem Handeln, um nicht durch eine einzige unbedachte Aktion bereits erreichte Fortschritte meilenweit zurück zu werfen. Und viel Nervenstärke, um die Umwelt auszuhalten.

Dieser Aspekt ist hier nämlich bisher noch nicht so wirklich angesprochen worden: Der Umgang mit den Verhaltensweisen des Hundes ist ja nur die eine Hälfte der Miete. Mindestens genauso anstrengend ist es, die Reaktion der Mitmenschen wegzustecken. Das geht von Unverständnis über Belehrungen bis hin zu offenen Anfeindungen; Rücksichtslosigkeit ist ein täglicher Begleiter, der einem mit einem einfachen Hund natürlich viel weniger auffällt. Und da zwischen doofen Momenten und den negativen Reaktionen der Mitmenschen noch seinem austickenden Hund geduldig zugewandt zu bleiben - nicht immer leicht, und manchmal versage ich da leider auch. :(
 
Ich glaube auch, das viele sich schlicht überschätzen. "Das ist alles nur eine Frage der Erziehung!", hört man besonders oft von Ersthundebesitzen, die unbedingt eine Rasse haben wollen, die sie aus irgend einem Grund cool finden. Sicher kann man mit Erziehung viel erreichen. Aber ich finde es völlig sinnfrei, einen Hund in eine Umgebung zu pressen, die seiner Natur wiederspricht. Denn dabei leidet der Hund und oft genug auch der Besitzer.
Ein realistischer Blick auf die eigenen Fähigkeiten und Lebensumstände fällt anscheinend vielen schwer. Und manche wollen unbedingt beweisen, dass sie alles machen können, was sie sich in den Kopf gesetzt haben. Bis das Verhalten des Hundes problematisch wird.
Und Schuld ist immer der Hund, weil er dumm, stur, aggressiv oder dominant ist.
 



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