Der westdeutsche Schäferhund und die Leistung

Der westdeutsche Schäferhund und die Leistung


Weil in dem Ursprungsthema völlig Off Topic, wollte ich es nicht dort rein schreiben. Daher wärme ich das hier mal auf.


Ich wurde gebeten zu erklären, warum ich nicht der Meinung bin, der ostdeutsche hätte den Westdeutschen DSH gerettet und wäre allgemein der bessere Leistungshund.


Um die Sache verständlich zu machen, hole ich etwas aus.


Zum einen der abfallende Rücken. Klar, die weiche Fesselung, das froschartige Gangbild usw. der heutigen Schönheitslinien sind nicht unproblematisch. Doch man darf nicht den Fehler machen, Standbilder zu beurteilen. Schäferhundwelpen kriegen den „Schaustand“ von klein auf beigebracht. Das ist nichts anderes als ein Trick.

Beispiel (zufälliger Leistungsrüde):

Man beachte das Standbild:

https://en.working-dog.com/dogs-details/298030/Brisco-vom-Patriot

Das Gangbild sieht deutlich anders aus. Natürlich ist eine gewisse Bergabtendenz erkennbar, aber nicht annähernd so extrem, wie das Standbild vermuten lässt:



Dann die Frage, was ist Leistung, was ist ein guter Hund?

Dazu erlaube ich mir mal eine kurze Zusammenfassung, wie man sich den modernen IPO-Sporthund wünscht (oder ich, andere mögen sich anderes wünschen).

Der moderne Sporthund arbeitet fröhlich motiviert mit, nimmt Korrekturen gut an, ohne zu sensibel zu sein. Er setzt volle, wuchtige Griffe (in den Ärmel), schnappt sich gerne den Ärmel, hat Spaß am Kampf um den Ärmel.

Ich mag auch ein gewisses Maß an Aggression, Durchsetzunggstärke. Selbstbewusstsein ist für mich ein klares „Must have“.


Hunde wie ich sie mir wünsche, die ich gerne führe und dich gerne in Ahnentafeln lese, sind keine Punktegaranten. Dafür sind sie zu selbstbewusst, eigenständig und haben zu viel Spaß an der Sache.

Klingt komisch? Klar, man könnte gesteigert auf die Punktegaranten züchten. Nette leichtführige Hunde, die kein Interesse haben selbstständig zu handeln.

Doch das hat zwei Nachteile. Zum einen verliert man über die Generationen die Leistungsfähigkeit. Die Hunde werden weicher, sensibler, verlieren den Gebrauchshundecharakter (schönes Beispiel sind einige deutsche Beauceron-Linien). Für gute Zucht braucht man extreme.

Der andere Nachteil, der mir persönlich wichtig ist, ist die Diensthundeeignung. Punktehunde sind keine guten Diensthunde. Diensthunde müssen Spaß und Eigenständigkeit mitbringen (z.B. im „Beißeinsatz“).


So, nun zum eigentlichen Thema der westdeutsche vs. der ostdeutsche Schäferhund.

Der ostdeutsche Schäferhund, die „gesunde“ DDR-Linie findet man oft beworben. Quasi alles an „irgendwie grauen“ DSH in den eBay Kleinanzeigen kriegt den DDR-Stempel, gerne direkt mit „gerader Rücken“ Prädikat.

Ist das tatsächlich so? Nun, bislang konnte statistisch weder eine geringere HD-Problematik in ostdeutschen Linien nachgewiesen werden. Noch sind andere Krankheiten geringer vertreten (DM,ED,Rückenproblematiken).

HD ist eh in der gesamten (seriös gezüchteten) DSH-Population Rückläufig.


Dann ist die Frage, wie arbeitet die DDR-Linie? Zuerst einmal, es gibt weder den westdeutschen, noch den ostdeutschen Schäferhund. Es sind immer Individuen. In einem Wurf unterscheiden sich die Geschwister, viel hängt an der Ausbildung, der Fähigkeiten von Hundeführer und Helfer usw.

es gibt immer extrem gute Hunde, egal was für Hunde dahinter stehen (dieses Jahr startete auf der WM ein Border Collie der einen sehr guten Job gemacht hat).


Ich kenne nun diverse Schäferhunde, aus beiden Zuchtgebieten. Ich habe mit Diensthundeführern,-Ausbildern und -ankäufern gesprochen. Ich erlaube mir also mal einen etwas allgemeineren Blick.

Ich kenne viele ostdeutsche Schäferhunde die sehr „auf die Kagge hauen“ am Helfer, also ausgiebig kläffen. Aber es ist eben das. Kläffen. Kein selbstbewusstes, druckvolles Verbellen, sondern ein komm mir nicht nah!

Für den Einsatz in Ostdeutschland sicherlich keine unlogische Entwicklung. Der Hund sollte Eindruck schinden. Ein unsicheres Kläffen und ernsthaftes Verbellen kann ein Laie eh nicht unterscheiden.

Ein weiterer Punkt ist das Bißverhalten. Der ostdeutsche ist eher unruhig im Ärmel setzt öfter um. Das funktioniert im Sport nicht und ist ebenfalls ein Zeichen schwacher Nerven.

Warum also die Selektion in diese Richtung?

Unsichere, nervenschwache Hunde kriegt man leicht scharf. Dabei sind sie auch für nicht so versierte Hundeführer leichter führbar, da leichter zu beeindrucken. Man muss nur zusehen, dass der Hund die Unsicherheit nach vorne umsetzt.


Für mich ist DDR-Linie ein Marketing Prädikat, mehr nicht. Wenn man nichts gutes zum Hund/der Verpaarung sagen kann, macht man den DDR-Stempel drauf. Wird so besser verkauft.


Weil ich drum gebeten wurde, mal ein paar Beispiele von tollen DSHs aus dem Westen, vor der Wende.


https://en.working-dog.com/dogs-details/27784/Quelle-vom-Johanneszwinger



http://www.schaeferhunden.eu/winsis_x/winsisshowdog.php?tp=8&bb=&id=1516656


https://en.working-dog.com/dogs-details/28685/Arek-vom-Stoffelblick


So mal ne schmale Auswahl von vielen ausgezeichneten „Wessis“.


Ich weiß, es werden sich jetzt viele auf den Schlips getreten fühlen, aber egal. Dass der ostdeutsche den westdeutschen Schäferhund gerettet hat, kann und will ich nicht stehen lassen. Damit würde man vielen sehr guten Hunden und Züchtern unrecht tun.
 
Hey, ich hab jetzt gar nicht die Zeit das alles zu lesen, finde das aber als Schäferfan total interessant und werd das nachholen.
find ich klasse das du dir die Mühe gemacht hast so einen endlange Erklärung zu posten.

Lg Tinchen und Max
 
Also sorry ... der Hund in dem Video sieht nicht nur aus wie ein Frosch von der Hüfte her, der hüpft auch wie ein Frosch beim verbellen ... also nein, ich finde das Gangbild und die Haltung bei den bewegten Bildern definitiv nicht besser als das Standbild, sorry.

Das verbellen, sorry, ist in Sachen Gangbild sch...egal. Das hüpfen zeigen einige, vom Mali bis zum Dobermann. Das ist einfach Trainingsache. Hibbelst du den Hund hoch, hüpft er, bildest du ruhig aus, sitzt er oder steht da. Eine gewisse Krümmung ist normal. Wir dein Hund auch haben, wenn du einen Ball auf Brusthöhe hälst und Trieb machst (es sei denn, er erwartet das der Ball fliegt). Interessanter ist die Fußarbeit und die Flucht.

Ich habe bewusst einen noch rassetypischen Hund gewählt.
Bei den „Vorwende“ Hunden sind einige sehr gerade dabei, auf Wunsch Kiefer ich auch noch moderne gerade Hunde nach ;)
 
Ja, das hüpfen gehört dazu - aber der Hund hüpft wie ein Frosch. Das meine ich. Meine Rottihündin ist beim verbellen auch rumgehüpft, aber garantiert nicht so stacksig und steif, die hatte Bewegung in Hüfte und Beine. Ich find das erschreckend, wie das bei dem Schäferhund aussieht, so habe ich das noch bei keinem gesehen.
 
Eigentlich schade. Du hast so viel Mühe und Zeit investiert, hast aber leider voll daneben gegriffen, in Deiner Auswahl .Es ist weder der typische DSH (ost und west), und von besonders guter Ausbildung und guten Trainingsbildern kann man leider auch nicht sprechen.]


Dann die Frage, was ist Leistung, was ist ein guter Hund?

Dazu erlaube ich mir mal eine kurze Zusammenfassung, wie man sich den modernen IPO-Sporthund wünscht (oder ich, andere mögen sich anderes wünschen).
Also, ich sehe hier nur halbfertige, nervöse, mit Tacker und Stachelhalsband (Ausbildungshalsband)gearbeitete Hunde laufen und wie hier schon angemerkt wurde, nevös hüpfende Hunde.
Der moderne Sporthund arbeitet fröhlich motiviert mit, nimmt Korrekturen gut an, ohne zu sensibel zu sein. Er setzt volle, wuchtige Griffe (in den Ärmel), schnappt sich gerne den Ärmel, hat Spaß am Kampf um den Ärmel.
Davon sehe ich hier nicht viel.

Hunde wie ich sie mir wünsche, die ich gerne führe und dich gerne in Ahnentafeln lese, sind keine Punktegaranten. Dafür sind sie zu selbstbewusst, eigenständig und haben zu viel Spaß an der Sache.

Klingt komisch? Klar, man könnte gesteigert auf die Punktegaranten züchten. Nette leichtführige Hunde, die kein Interesse haben selbstständig zu handeln.
Seit wann kann man "Punktegaranten" züchten? Da muss schon der Hundeführer in der Ausbildung selbst sein Geschick beweisen.Warum soll ein Hund nicht freiwillig Bestleistungen zeigen und warum sollen "nette, leichtführige Hunde kein Interesse haben, selbständig zu handeln?
Doch das hat zwei Nachteile. Zum einen verliert man über die Generationen die Leistungsfähigkeit. Die Hunde werden weicher, sensibler, verlieren den Gebrauchshundecharakter (schönes Beispiel sind einige deutsche Beauceron-Linien). Für gute Zucht braucht man extreme.
So ein Blödsinn habe ich lange nicht mehr gehört.
Der andere Nachteil, der mir persönlich wichtig ist, ist die Diensthundeeignung. Punktehunde sind keine guten Diensthunde. Diensthunde müssen Spaß und Eigenständigkeit mitbringen (z.B. im „Beißeinsatz“).
Und ein guter, führiger Hund bringt dass nicht mit? Au Mann!
Ich habe viele Jahre mit den Hundeführern der Polizei und des Wachschutzes auch Wettkampfmäßig zusammen gearbeitet und da waren viele Hunde dabei, die Höchstleistungen (auch in der Punktzahl) gebracht haben.
Ich weiß, es werden sich jetzt viele auf den Schlips getreten fühlen,

Nein, warum auch. Es ist Deine Meinung. Es ist nur schade um die Zeit, die Du hier vergeudet hast. Ich glaube, ich weiß, warum ich mich von dieser HP, die Du hier fleißig zitiert hast, abgemeldet habe. Warum bleibst Du nicht bei deiner Rasse und machst über den Dobermann ein Rasse- Gesundheits- und Arbeitsporträt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ehrlich gesagt, würde mich das Gangbild in der freien Bewegung mehr interessieren. Also nicht unter extremer Erregung sondern beim normalen Freilauf.

Ich muss mal suchen. Ich will natürlich nur ungern selbst gefilmte fremde Hunde einstellen, ohne Einverständnis der Besitzer. Ich weiß, Hunde haben kein Recht am eigenen Bild, aber ich finde es unfein.

Bei Working Dog gibt es viele gute Videos, die zu verlinken macht hier aber keinen Sinn.
Bei YouTube findet man in der Regel Trainingvideos, wenn der Zuchtname dabei steht.

Ich mach mir mal Gedanken, bzw. geh mal suchen.


@foxymaus
Soso, du hast mit Diensthundeführern wettkampfmäßig zusammen gearbeitet? Aber wohl nicht mit den Diensthunden? Oder aus dem privaten Sicherheitsdienst? Oder war es im Ausland?
Wo der behördliche Diensthund in Deutschland doch schon seit langem nicht mehr im Sport laufen darf...

Ich weiß nicht wo du lebst, tut mir leid für dich, dass die Trainingsmöglichkeiten so gruselig sind. Da kann ich deine Frustration und die Abneigung gegen Leistungshunde beim DSH verstehen.
Würde mich auch nerven, hätte ich nen tollen Hund den ich nicht artgerecht auslasten kann.
 
Ich habe keinerlei Ahnung von Schäferhunden, mag sie aber sehr. West- wie Ostdeutsch, Mali und DSH wie Herder.
Was mir allerdings gar nicht gefällt, ist die "abfallende Rückenlinie" beim Westdeutschen Schäferhund. Nicht nur aus gesundheitlicher Sicht. Den Hunden fehlt dadurch irgendwie das "kernige". Die watscheln irgendwie nur noch durch die Arbeit, als würde ihnen Körperspannung fehlen.
 



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