Kontakt zu fremden Hunden - Wie steht ihr grundsätzlich dazu?

@Crime,hier war mal eine Userin die hielt Dogge und Chi gemeinsam. Geht also durchaus..
andererseits ist mir auch Fall bekannt,wo ein Yorkie durch den mit im Haushalt lebenden Labrador im Spiel getötet wurde.
@Hermann ,bei Gefahr im Verzug frage ich nicht noch den anderen Hundehalter,sondern agiere um meinen Hund zu schützen.
Wobei ich sagen muss,dass mir das äußerst selten passiert.Aber in kritischen,für die Hunde nicht gut lösbaren Situationen bin ich für sie da.
Ich gehe aber nicht nah an die Hunde ran,sondern gehe weg und rufe meinen Hund. Reicht meistens.Nur bei Chilli mit kleinem Hund nicht. Sie lässt zwar ab,beißt auch nicht,aber die Situation für den kleinen Hund ist trotzdem fürchterlich.
@Digirunning : Klar kann man trainieren,aber bei beißenden Hunden ist es besser der Hund trägt Maulkorb.Und bestimmte Rasen sind sowieso immer der Gelackmeierte.Außerdem haben manche Bundesländer äußerst strenge Hundegesetze,da hat der Hund schneller Maulkorbzwang als er "wau" sagen kann.
 
Das Blocken von fremden Hunden halte ich für ziemlich über-griffig , besonders , wenn der Halter des Hundes auch anwesend ist .
Ich denke, hier sollte man doch besser den Besitzer des fremden Hundes dazu auffordern , sich um seinen Hund zu kümmern .

Was für ein Unfug. Natürlich sollte der Besitzer sich selber kümmern aber tut er es nicht warte ich ja wohl nicht ab sondern reagiere aktiv.


@Crime,hier war mal eine Userin die hielt Dogge und Chi gemeinsam. Geht also durchaus..

Hab ich nichts anderes behauptet. Nur ich würde das nicht machen und schon gar nicht mit einem fremden.
Mir war ja schon recht unwohl als 1 Dogge, 2 Leonberger, 1 sehr groß gewachsener DSH und ein Mix zwischen Dogge und dem DSH ziemlich wild und körperbetont gespielt haben. Dazwischen Luke und ein Chi (der lebte gemeinsam mit dem DSH). 🙃
 
Schön, wenn du dein Hund bedrängen lässt.
Ich muss schon grinsen. Warum sollte es in diesem Forum anders laufen, als in anderen Foren. Mal eben eine Aussage so verdrehen, dass sie der eigenen Argumentation nützt.

Von "ich lasse meinen Hund bedrängen" habe ich nie gesprochen. Er ist hingelaufen, es entstand die Situation wie beschrieben, ich habe die Bedrängung unterbunden. Von "Bedrängen lassen" würde ich sprechen, wenn ich meinen Hund absichtlich in eine Bedrängungssituation schicke. Das war aber nicht der Fall (siehe meine Beschreibung). Und zur zeitlichen Dimension. Von Kontaktaufnahme seitens meines Hundes bis zur ersten Möglichkeit einzuschreiten sind so ca. 30 sec vergangen. Auch wenn ich früher mal Leichtathlet war, auch damals hätte ich keine Chance gehabt, einem Hund im vollen Lauf zu folgen um noch schneller einschreiten zu können. War auch nicht nötig, da nichts Schlimmes passierte. Mein Hund kriegt keinen Knacks weg, wenn er mal von einem anderen Hund bedrängt wird. So sind Hunde nunmal untereinander, besonders wenn sie jung sind, oder sie eeeeendlich mal die Chance auf Kontakt haben. Dann kann's schon mal sehr intensiv werden, da sich viel angestaut hat.

Und ich lasse meinem Hund auch die Chance, selbständig Konflikte (wenn man für die beschriebene Situation diese Vokabel anstrengen möchte) zu lösen bzw. lösen zu lernen. Was ich vorhin absichtlich nicht geschrieben hatte, füge ich jetzt noch hinzu. Als der Goldie nach meinem erfolgreichen Block es doch noch einmal geschafft hatte, durchzuflutschen, griff mein Rudi eeeendlich mal zu einer deutlicheren Sprache und knurrte ihn an. Der Goldie reagierte super und ich konnte meinen Hund für diese Kommunikationsform endlich mal wieder loben. Er zeigte seine Grenzen in meinen Augen viel zu selten auf diesem Wege auf, wählt von den 4 Fs meist das Fideln.
 
Das Blocken von fremden Hunden halte ich für ziemlich über-griffig , ...
Ich habe gerade den Beitrag von Crime geliket!
Fremde Hunde sind heilig und dürfen nicht selbständig in Kontakt mit anderen Menschen treten, auch wenn die Situation genau danach gestaltet ist. Wir waren gestern im gegenseitigen Einverständnis alle zusammen am selben Fleckchen Erde.

Und ich habe ihn ja auch nur geblockt. Ich habe mich dazwischen gestellt. Ich habe ihn noch nicht einmal angefasst. Darf ich mich nicht mehr vor meinen eigenen Hund stellen? Was für ein Quatsch. Entschuldigung!
 
Und ausdrücklich nochmals Danke an Blumenfee für die Reflektion.
Und der Dunning-Kruger-Effekt ist cool, kannte ich nicht.
 
Ich kann eine Situation vom gestrigen Spaziergang erzählen. Ich fuhr mit Rudi zum nahegelegenen Teich im Naherholungsgebiet. Wir starteten unsere Runde und trafen auf einen Golden Retriever im Freilauf. Er hatte Spaß am Wasser und meinen zog es zu ihm hin. Nach einer kurzen, respektvollen Begrüßung wurde der Goldie lästig, klebte meinem permanent schleckend und stupsend am Ohr und meiner versuchte durch ignorieren und wegdrehen zuerst klar zu machen, dass ihm das zu viel ist. Als der Goldie (ich erfuhr, dass dieser 7 Monate alt ist - er war bereits größer und schwerer als meiner) nicht aufhörte, bot ihm meiner 2x einen schnellen Lauf an, aber teilweise behielt der Goldie sogar beim Laufen seine Schleckerei und das Bedrängen bei. Daraufhin schaute mich mein Hund an und was ich früher komplett ignoriert hatte, verstand ich sofort. Er bat mich um Hilfe und ich splittete die beiden. Es brauchte so 6 bis 7 Versuche, bis der Goldie mich überhaupt wahr nahm. Er kurvte immer wieder um mich rum und bedrängte Rudi. Als er dann endlich mal den Kopf hob und mich ansah, wurd's von dem Moment an leichter. Nach kurzer Zeit reichte es dann, wenn er wieder lästig werden wollte, sich kurz zu Räuspern oder mit dem Fuß aufzustampfen. Die Gesamtsituation dauerte so ca. 3 min., bis wir dann weiterzogen.

Du lässt dein Hund rein laufen und er wird bedrängt ( ließt sich ganz klar für mich herraus ).
Wenn du das so handhaben magst und dein Hund zurecht damit kommt, dann ist es ja gut.
Aber es gibt Hunde die so ein Verhalten total Assi finden.

Also warum sollte ich mein Hund, der sowas überhaupt nicht ausstehen kann in sowas
reinschicken?
Das es knallt?
 
Aus genau solch einem Grund habe ich dieses Thema ja gestartet. Über den Tellerrand hinausschauen. Weitere Erfahrungen sammeln. Wenn wir im Wald frei laufenden Hunden begegnen, die beim Anblick meines freilaufenden Hundes angeleint werden, frage ich mich ständig: "Wieso? Lass doch." Im Wald kann man eine Diskussion, vor allem in Ruhe, vergessen.

Ich versuche nochmal dir einen anderen Blick auf die Dinge zu geben - vor allem in Bezug auf dein "Wieso? Lass doch." Dafür werde ich dir jetzt langwierig von mir und meinem Hund erzählen. 😛

Ich habe Anfang meiner 20er begonnen mit Unterstützung von ein paar Seminaren Hunde zu sitten, nur so ein wenig neben Studium her. Dann begann ich recht schnell mich als Gassi-Geherin im Tierheim zu engagieren und meine ersten Pflegehunde (also die Sorte Hund, die ihr Zuhause verloren hat und bei mir lebte, bis sich neue Besitzer fanden) zogen bei mir ein. Ich habe Zoologie im Bachelor und "Mensch-Tier-Beziehung" im Master (ja, das gibt's 😉) studiert, meine Masterarbeit hatte so nebenbei die Beziehungsqualität von Hunden zum Thema. Zusätzlich dazu habe ich einen Unilehrgang namens "Angewandte Kynologie" belegt und bin ganz offiziell Akademisch geprüfte Kynologin. Ich habe mich mit Hundesitting selbstständig gemacht, meine Sitteragentur geleitet, und hatte nebenbei immer den ein oder anderen Pflegehund bei mir. Ich habe drei Tierschutz-Würfe bei mir aufgezogen, sprich Welpen die entweder wenige Tage alt oder bei mir geboren waren, bis zum Auszug mit 9+ Wochen. Ein Jahr arbeitete ich Vollzeit im lokalen Tierheim. Ich kann dir nicht sagen wieviele Sitterhunde ich hatte und ich kann dir auch nicht sagen wieviele Hunde im Tierheim irgendwie mal durch meine Hände gingen. Wir reden aber sicherlich von mehreren Hundert. Pflegehunde waren es 33. Dazu kommt, dass ich von 2011-2019 auch 3 (und ab 2014 waren es 4) eigene Hunde hatte - in diesen acht Jahren waren also immer so zwischen 4-8 Hunde (in Ausnahmefällen auch mal 10-12) bei mir im Haus. Zusätzlich dazu war ich 6 Jahre lang Rettunghundeführerin und habe 2 Hunde bis zur Einsatzfähigkeit trainiert und bin auch Einsätze gegangen. So zum Spaß haben wir noch hier und dort ein wenig Hundesport gemacht und selten aber doch das ein oder andere Turnier mitgenommen. Es gibt einige Bereiche in der Hundewelt, mit denen ich wenig Erfahrung habe und es gibt Menschen, die haben noch viel mehr Erfahrung als ich. Aber ich behaupte mal salopp im Verhältnis zum Otto-Normal-Hundehalter gehe ich als Profi durch und Gruppenhaltung und Vergesellschaftungen zählen zu meinen Expertisen 😉

Loomie zog im Alter von zarten 6 Monaten hier ein. In diesem Alter hatte sie bereits 5x den Besitzer gewechselt und bevor sie zu mir kam brachte man sie zum Einschläfern zum Tierarzt, da sie von Geburt an taub ist und offenbar niemanden sie handeln konnte. Sie war zwar ein verrücktes Vieh mit vielen Baustellen, zeigte zu diesem Zeitpunkt aber ein wunderbares Sozialverhalten mit all meinen Hunden. Ist auch keine Überraschung beim 6 Monate alten Junghund. Das regelmäßige Zusammenleben mit neuen Hunden war zu diesem Zeitpunkt aber für alle meine Hunde Teil des Alltags. Es kam somit regelmäßig vor, dass Loomie neue Hunde kennenlernte. Sie durfte, wie all meine anderen Hunde auch, ihre Konflikte ausleben, spielen, mal doof sein, usw. Mit der Zeit und zunehmendem Heranwachsen kristallisierte sich aber ein Problem heraus. Der Erstkontakt mit fremden Hunden. Unabhängig davon, ob am eigenen Grundstück oder außerhalb davon - sie wurde zunehmend angespannter, immer provokativer und ging jeden sich anbahnenden Konflikt beinahe schon mit Freude ein. Gut ging es immer dann, wenn der andere Hund sozial und deeskalierend genug war, um ihre Allüren zu kompensieren. Und nun bemerkte ich das erste Mal, dass Loomies Taubheit für mich tatsächlich ein Problem darstellte. Ich bekomme die Frage zur Taubheit oft und muss sagen, dass ich diese sehr schnell im Alltag gar nicht mehr bemerkte. Aber in der schnelllebigen Sozialdynamik nicht mit Stimme einwirken zu können und zwar weder indem man mal mit lockerer Stimme eine Situation auflöst, noch indem man dem prollenden Jungspung mit einem "eh" zu verstehen gibt, dass es jetzt dann auch mal reicht, war ein gravierender Nachteil. Loomie ist ein äußerst reaktionsschneller Hund und sie ist rassespezifisch kein Hundewiesenpazifist - ergibt sich ein Konflikt, hat sie kein Problem damit, den auch mal anzunehmen 😉. Soziale Begegnungen wie sonst entspannt mal zu managen, wurde plötzlich schwierig. Es haben noch ein paar mehr Faktoren mitgespielt, aber im Nachhinein betrachtet, war die Taubheit sicher eines der größten Probleme für mich im Handling. Nachdem klar war, dass es so nicht weiter geht, habe ich begonnen vor allem die Erstkontakte zu Fremdhunden vorerst komplett einzustellen und dann sehr penibel zu kontrollieren. Wir haben mit ein wenig Trial und Error unseren Weg gefunden. Die Lösung war im Grunde der Situation "oh ein anderer Hund, wir laufen mal hin und stehen einander gegenüber" aus dem Weg zu gehen, bzw. sie erst sehr spät im Kennenlernprozess zuzulassen - maßgeblich dann, wenn sich die erste Aufregung bei Loomie sichtlich gelegt hatte, dann konnte sie da auch höflicher sein. Loomie hat im Laufe der Jahre wohl mit mehr Hunden zusammengelebt, als so manch anderer Hund in seinem Leben Spielpartner hat, sie läuft problemlos in verschiedensten Hundegruppen mit und heute dauert es vielleicht 1-3 Minuten an kontrollierter Begegnung, bis sie einen anderen Hund in ihrer Umgebung akzeptiert. Ist ein Hund mal akzeptiert, so passt das auch und ich mache mir auch in Konfliktsituationen keine Sorgen. Es gibt dazu auch ein hübsches Video, das zwar schon ein paar Jahre alt ist, das ich aber immer wieder gerne zeige
... das Hauptproblem war in aller erster Linie immer dieser direkte Erstkontakt. Man kann sich also vorstellen, dass ich vor allem damals, aber auch heute noch, eines überhaupt nicht leiden konnte. Ein Fremdhund, der am Spaziergang plötzlich unangeleint vor mir stand. Ich habe Glück - ich lebe am A**** der Welt und treffe wirklich selten Hunde beim Spazieren gehen. Und ich habe meist mehr als einen Hund dabei und kann im Falle des Falles mal einen anderen als Puffer voranschicken. Aber wenn ich in die Situation komme (und Loomie ist dabei), werden meine Hunde angeleint und wir halten genug Abstand, damit jeder enstpannt seiner Wege gehen kann. Heute wäre es vermutlich so, dass Loomie routiniert und gechillt genug ist, dass wir es mit Fremdhundebegnungen ohne Leine mal wieder probieren könnten. Ich sehe nur wenig Bedarf dafür 😁 ... hat das regelmäßige Anleinen meines Hundes ihrem Sozialverhalten nun geschadet? Nein - ich bin sogar davon überzeugt, dass wir wesentlich gravierendere Probleme bekommen hätten, hätte ich mich nicht ab irgendeinem Punkt für diesen Weg entschieden. Ich kann sogar noch von einem tollen Erlebnis berichten, das sich erst diesen Juni zugetragen hat. Ich war mit den Hunden am Stausee unterwegs - der Plan war mit dem Kajak zu fahren. Ich hatte uns eine nette kleine, gute abgegrenzte Bucht ausgesucht, so konnten sich die Hunde frei bewegen und ich in Ruhe das Boot bereitmachen. Plötzlich hörte ich ein kleines verzweifeltes Wuffen hinter mir. Ich drehte mich um und sah, dass sich ein fremder Hund zu uns gesellt hatte. Mia begrüßte den gerade, während Loomie unangeleint und von mir auch nicht an ein Kommando gebunden fest und auf Abstand auf ihrem Hintern saß und ständig von mir zu dem anderen Hund sah. Der Fremdhund machte sich dann auf den Weg in Richtung Loomie, ich stellte mich kurz dazwischen, schickte den Burschen weg und er verkrümelte sich (hoffentlich in Richtung seiner Besitzer 🙄). Ich war selten sooooo stolz auf mein kleines Pittie, das diesen Rüden früher garantiert einfach mal verprügeln gegangen wäre, hätte sich diese günstige Möglichkeit ergeben. Sie hat über lange Zeit gelernt, dass sie sich der Situation aber gar nicht stellen muss, weil ich dafür sorge, dass Hunde nicht einfach zu ihr hinlaufen (das dürfen sie auch beim kontrollierten Kennenlernen nicht). Und als ich beschäftigt war, musste sie mich eben darauf aufmerksam machen 🥰.

So... und warum erzähle ich dir das alles? Aus genau einem Grund: All das weißt du NICHT über mich, wenn ich dir nun auf einem Spaziergang begegne und meinen Hund anleine. In dieser Situation siehst du mich mit meinen 1,60m, die ich fast immer 5-10 Jahre jünger geschätzt werde, als ich bin. Du siehst also eine vermeintlich 25-30jährige mit einem Pitbull, die ihren Hund schnell anleint und dir aus dem Weg geht. Gemessen daran, wieviele Menschen (vorwiegend spannenderweise tatsächlich Männer mittleren Alters) mir schon in den diversesten Situationen ungefragt erklärt haben, wie das so funktioniert mit den Hunden und der Welt (ich zähle schon lange nicht mehr 😎), würde ich darum wetten, dass du nach drei Sekunden schon davon überzeugt bist, genau zu wissen, was mein Problem ist und was denn dafür die Lösung wäre 😉.

Weißt du, ich verstehe den einen Gedanken von dir schon. Es gibt tatsächlich auch viele Leute, die ihre Hunde am Spaziergang anleinen und Kontakt verhindern, obwohl es nicht nötig wäre. Manchmal gehöre ich da sogar selbst dazu, weil ich gerade auf Spaziergängen nämlich auch mal ein kleiner Asi bin und in erster Linie meine Ruhe will. SmallTalk mit anderen Menschen, einfach nur weil die zufällig auch Hundehalter sind, ist nicht so zwangsläufig meins und je nach Laune verzichte ich da auch drauf (es hat einen Grund, warum ich lebe, wie ich lebe 😁). Und seien wir uns mal ehrlich - auch das ist mein gutes Recht 😉. Ich sehe das Problem allerdings nicht unbedingt in der Kontaktvermeidung, sondern denke, dass das Problem viel allgemeiner ist. Viele Hundehalter haben keine oder nur sehr wenig Ahnung von Hundeverhalten. Und selbst das was dann noch so an Hundewissen draußen kursiert und auch von Trainern verbreitet wird, ist teilweise so gruselig, dass man besser nicht zuviel darüber grübelt. Das führt auf der einen Seite dazu, dass manch einer glaubt sein Hund sei unverträglich, wo es aber gar nicht so ist. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Menschen, deren Hunde besser mal angeleint würden, weil sie für andere Hunde tatsächlich Gefährdungspotential haben (und sei es nur, weil sie so körperbetont und rüpelig sind, sodass sie einen evtl. alten Hund sehr ungünstig über den Haufen rennen würden), wo die Menschen aber keine Sekunde daran denken ihren Hund irgendwie einzuschränken. Und ich sage dir ganz ehrlich. Ich bin schwer dafür, dass sich Wissen über Hundeverhalten verbreitet. Aber wenn ich mir aussuchen kann, ob jemand, der seinen Hund nicht adäquat einzuschätzen weiß, diesen eher einmal zuviel oder einmal zu wenig anleint, dann bevorzuge ich all jene, die ihre Hunde sofort an die Leine nehmen 😉
 
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Früher habe ich im Freilaufgelände gestanden und mich gefreut, wie schön mein Hund mit anderen spielt und rennt. Jetzt weiß ich, dass 50%, nein sogar noch mehr dieser Situationen der Deeskalation etc dienten. Die 4 Fs - er fidelt, um zu beschwichtigen. Oder das er nicht schön mit anderen Hunden gerannt ist, sondern dass er nicht selten gemobbt wurde. Ich stand nur dumm grinsend daneben.

Das hat aber nicht bei mir dazu geführt, dass ich generell gegen Hundekontakte meines Hundes bin. Ich begleite und kontrolliere sie jetzt nur eng, bin so nahe bei ihm wie möglich, achte dabei aber darauf neutral, ruhig und bestimmt zu bleiben (was ziemlich schwer ist, aber mit Übung/Wiederholung wird es besser und besser).

Als der Goldie nach meinem erfolgreichen Block es doch noch einmal geschafft hatte, durchzuflutschen, griff mein Rudi eeeendlich mal zu einer deutlicheren Sprache und knurrte ihn an. Der Goldie reagierte super und ich konnte meinen Hund für diese Kommunikationsform endlich mal wieder loben. Er zeigte seine Grenzen in meinen Augen viel zu selten auf diesem Wege auf, wählt von den 4 Fs meist das Fideln.

Ein ehrlicher und wirklich ernst gemeinter Rat: Freu dich über deinen fiddelnden Hund! Es ist gut und wichtig, dass du den Konflikt deines Hundes erkennst und ihn dabei unterstützt. Und es ist auch völlig ok, wenn er knurrt und gut und wichtig, dass er das auch kann. Man kann besonders konfliktscheue Hunde auch in Ausnahmefällen mal loben, wenn sie knurren - das sollte man aber wirklich sehr gezielt tun und sorgfältig dabei sein. Dein Hund wird immer in einer Welt mit Konflikten leben. Und es ist ok, dass er auch mal knurrend kommuniziert. Aber ganz allgemein ist das Leben mit einem Hund, der in Konfliktsituationen die Tendenz zum Fiddeln hat um Längen angenehmer als ein Leben mit einem Hund, der aktiv in Konflikte geht und die Auseinandersetzung nicht scheut. Ich habe durchaus schon mit problematischen Hunden gearbeitet, bei denen ein Teil es Trainings darauf basiert ist, dass sie lernen das "fight" in Konfliktsituationen durch weggehen und fiddlen zu ersetzen. Natürlich sollen sie auch lernen generell weniger Situationen als stressig und problematisch zu empfinden. Dafür ist es auch wichtig und essentiell ihren Konflikt zu erkennen und sie zu unterstützen. Aber ein Hund, der im Konflikt einfach mal weggeht oder mit Gekasper die Situation entschärft, ist deutlich leichter zu handeln als ein Hund, der in derselben Situation nicht lange fackelt und mal ein paar Löcher verteilt. Mit einem Hund, der Löcher verteilt, gehst du recht flott auf keine Hundewiese mehr 😉
 
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Vielen Dank für diese tolle und extrem ausführliche Antwort. Und auch noch für den anschließenden Rat.

Als ich in die Hundewelt startete, hatte ich naiverweise angenommen, dass ich hier auf sehr fitte/wissende Menschen treffe und hatte mich darauf gefreut, von diesen lernen zu können. Zusätzlich gingen meine Ex-Frau und ich in die nächstgelegene Hundeschule. Hier wollte mir der Chef des Vereins unter anderem erklären, wie ich meinen Hund am effektivsten schlage. Vor meinen Augen trat er in der Spielstunde einen ca. 1jährigen Hund, der ausgelassen mit meinem spielte und dabei Spielknurren hören ließ (ein großer Weimeraner, da bollerte das Spielknurren mit ordentlich Bass). Es war ihm entweder zu intensiv und/oder er hat es mit Aggressivität verwechselt. Das Hundeschulprogramm war ziemlich militärisch aufgebaut, man hatte seinen Hund zu dominieren.

Parallel musste ich bei den täglichen Gassigängen Tag um Tag um Tag feststellen, dass sich äußerst viele Hundebesitzer merkwürdig verhielten. Das war übrigens zu einem Zeitpunkt, wo ich meinen Hund noch gar nicht ableinen konnte, Kontakt kam eher selten zu Stande. Ich hatte zwar noch keine Ahnung von Hunden, aber durch meinen Beruf (eigentlich aber für jeden sichtbar) konnte ich schnell beim Menschen erkennen, wenn jemand mit Angst/Panik/Anspannung zu kämpfen hatte. Dazu kamen die unterschiedlichsten Philosophien, die teilweise komplett widersprüchlich waren.

Die zweite Hundeschule war dann das krasse Gegenteil zur ersten. Wir waren monatelang damit beschäftigt, im Kreis zu stehen und den Hund unter Kontrolle zu halten, solange die anderen Kursteilnehmer übten, bis man dann selber für wenige Sekunden an der Reihe war. Hier war alles irgendwie so soft. Das Gefühl nach einem viertel Jahr, irgendwie weitergekommen zu sein, hatten meine Ex und ich irgendwie nicht.

Besser bzw. richtig gut wurde es dann erst in der dritten Hundeschule mit der bereits erwähnten Trainerin. Auf einmal wurde man viel mehr gefordert, es gab zu Beginn eine kurze Besprechung und Anleitung zum heutigen Thema und dann wurde sehr viel geübt. Das Ganze hatte Struktur, Effektivität und Freundlichkeit. Zwischen uns Menschen, von Mensch zu Hund und im abschließenden Freilauf auch unter den Hunden. Hier fühlte ich mich wohl, mein Hund liebte die Trainerin und ich hatte das Gefühl, endlich vorwärts zu kommen. Wir buchten Workshop um Workshop und jetzt konnten wir mit unserem Hund auch auf Hundewiesen gehen. Er war an uns orientiert und einigermaßen abrufbar.

Auf die Hundewiesen scheinen sich aber wohl hauptsächlich die Leute zu begeben, die einen sozialkompatiblen Hund haben. In 3 Gebieten, in denen wir uns wechselweise jetzt häufiger aufhielten, gab es nur selten Probleme. Vielleicht habe ich das zu intensiv genossen und bot den so deutlichen Kontrast zu dem, was im Wald ablief. Hier war es fast im umgekehrten Verhältnis. OK, ganz so schlimm nicht, aber doch schon merkbar. Und als die Probleme begannen, ärgerte ich mich darüber, es eigentlich nie vorher gesehen zu haben, also besuchte ich entsprechende Sprachkurse, schaute Videos und las entsprechende Bücher.

Ich weiß, dass ich noch am Anfang stehe, da ich unter anderem noch viel zu langsam lese, aber das wird mit der Zeit noch kommen. Auch fehlinterpretiere ich mal um mal seltener.

Was mir aber inzwischen klar ist: vermutlich so 50% der Hundebesitzer da draußen wissen gerade mal so viel über den Hund, dass sie das Leckerchen an das richtige Ende vom Hund hinhalten. Als mir das klar wurde, war ich zuerst echt erschüttert. Hunde, die immer und immer und immer wieder ein und die selbe Runde drehen. Jeeeeeden Tag. Mehrfach. Hunde, die niemals mehr in ihrem Leben frei laufen können, weil man ihnen nicht traut. Sie verbringen nach der Welpen-/Junghundezeit ein Leben im Schritttempo und mit Glück an einer 2m langen Leine, meist kürzer. Hunde, die für ihr asoziales Verhalten gelobt werden, weil der Besitzer es gar nicht erkennt (meist Kleinhundbesitzer, die ihren Hund für komplett aggressionsfrei halten und quasi alle großen Hunde sind die bösen). Hunde, die niemals mehr einen anderen kennen lernen dürfen, weil zu Hause ja noch ein Zweithund ist. Das Muss Reichen!!! Und wenn der andere Hund nur so gerade OK ist und man sich gegenseitig nur akzeptiert, dann gibt's halt keinen Spaß mehr im gesamten Leben. Und und und.

Aus dieser bisherigen Historie heraus resultiert wohl mein Unverständnis für dieses grundsätzliche Vermeidungsverhalten. Mir war natürlich schon vorher klar, dass es echte Problemhunde gibt, aber in diesem Thema habe ich dank Euch einen tieferen Einblick in (mögliche) Hintergründe bekommen. Danke dafür!

@Blumenfee2017
Bei Deiner Erklärung zum tauben Hund musste ich Schmunzeln. Ich bin inzwischen zu großen Teilen dazu übergegangen, mit meinem Hund körpersprachlich und über die Augen zu kommunizieren. Natürlich gibt's auch Wortkommandos, vor allem hört mein Hund aber durch meine Stimme Lob und Zuneigung. Aber ihn lenken, ihm verständlich machen, dass er nicht ins Unterholz soll, wo's an der Kreuzung weitergeht, ihn zu mir zu rufen etc. klappt wunderbar ohne Worte (und auch Gesten).
Und wenn es Kommandos gibt, dann nur noch lieb und nett. Seinen Namen oder ein Kommando mit militärischer Stimme und aggressiver Betonung - das war einmal. Ich habe keinen perfekten Hund, kein Kommando funktioniert zu 100%, aber seit ich höflich mit ihm umgehe, hat sich die Erfolgsquote erhöht. Druck muss nicht nur nicht sein, Druck schadet nur. Und so klappt es in den letzten Monaten auch besser, ihn von anderen Hunden fern zu halten, wenn dies von der Gegenseite nicht erwünscht ist. Vielleicht haben hier einige vermutet, ich würde das im Alltag nicht respektieren. Tue ich sehr wohl, ich habe es hier halt nur hinterfragen wollen.

Ich bin weiß Gott kein Experte, aber ich muss feststellen, dass bei vielen, vielen Hundebesitzer Unwissenheit, Angst und Anspannung an der Tagesordnung sind und da ich (vermutlich wieder berufsbedingt) an mir und meinem Verhalten arbeite, stelle ich bei mir und dadurch auch bei meinem Hund Fortschritte fest, wo andere kein wirkliches Interesse zeigen, überhaupt die Grundlagen lernen zu wollen. Es gibt ein schönes Buch von Maja Nowak (ich weiß, sie ist etwas speziell) "Abenteuer Vertrauen". Ich habe irgendwann angefangen, meinem Hund zu vertrauen, auch oder gerade noch zu einem Zeitpunkt, wo er noch häufiger Mist baute. Aber irgendwann musste ich ja anfangen. So war es für mich z. B. jahrelang klar, dass ich im Dunkeln meinen Hund anleinen muss, wo ich ihn tagsüber frei laufen lasse. Irgendwann wurde mir klar, dass ich alleine die Situation unterschiedlich bewertete, nicht aber mein Hund. Es war halt einfach dunkel; nicht mehr hell. Fertig. Ich kann mich noch gut an das erste Mal erinnern, als ich ohne Leine nachts mit ihm aufbrach. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich hatte die Sorge, dass er lossprinten und in der Dunkelheit verschwinden würde. Meinem Hund war das egal. Er verhielt sich wie immer. Er wollte nur sein letztes Geschäft machen, nochmal kurz die Hundenews lesen. Mein Vertrauen in ihn wurde belohnt. Für alle, die jetzt aufschreien: es war in einem Sackgassengebiet mit einem großen Parkplatz des Freibads - da war nachts kein Autoverkehr mehr.
 



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