Über die "Überbeschäftigung" unserer Hunde...

Erster Hund
Ronja, Kl.M. (+2016)
Zweiter Hund
Lucy, Aussie (*2015)
Dritter Hund
Rico, Kooiker(*2016)
… bin ich auf folgenden Artikel gestoßen, der in meinem Bekanntenkreis derzeit vor allem unter Aussiebesitzern die Runde macht:

https://hund.info/kolumnen/sigmund-wild/auslastung.html

Ich halte mich erst mal zurück und warte gespannt auf eure Meinungen!:)

Liebe Grüße
Amica
 
" Mit ohnehin schon aufgeregten Hunden wird dann noch gejoggt, radgefahren usw., um sie „müde“ zu bekommen"

Hier gibt es einen Mischling. Da steckt wohl ein bisschen Border drin. Der Hund ist eigentlich total irre... ob das jetzt rassebedingt ist, oder tatsächlich zu wenig Auslastung... keine Ahnung. Ich glaube bei dem Hund da spielt beides bisschen mit rein.
Ein Trainer hatte da mal drüber geguckt, weil der Hund einfach total überdreht ist und da kam die Aussage, der braucht mehr Auslastung, dann kann er auch mal ruhig liegen bleiben.

Das Ergebnis: Der Hund wird eingepackt, dann fahren die mit dem Auto auf einen Schotterweg, der Hund kommt raus aus dem Auto und die Besitzer fahren mit dem Auto weiter. Der Hund rennt hinterher. Das ganze machen die ca. eine Stunde lang. Die Straße immer hin und wieder zurück während Hundi hinterher rennt.
Und "oooh so großartig, danach ist der Hund tatsächlich mal ausgelastet, müde und schläft" :rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes:
 
Zum Bericht:

"Natürlich spricht nichts dagegen, den Hund körperlich auszulasten, indem man ihn mit zum Joggen nimmt – im wohlüberlegten Maße. Man sollte nur bedenken, dass der Hund das nicht wirklich braucht, sondern vielmehr weil es uns Mensch Freude macht, gemeinsam mit unserem vierbeinigen Freund etwas zu unternehmen."

Ich finde den Bericht gut. Natürlich liegt es schon auch ein bisschen an der Rasse und ich kann jetzt nur für meinen Hund sprechen. Felix ist glücklich, wenn wir zusammen spazieren gehen bzw. einfach, wenn er dabei sein kann. Der dreht aber auch nicht völlig am Rad, wenn die Gassirunde mal kürzer ausfallen muss und auch sonst keine weitere Beschäftigung statt findet. Felix hat das so von klein auf gelernt und wurde und wird von mir nicht den ganzen Tag beschäftigt. Gut... einen Eurasier mit Ballspiele oder "Zirkusquatsch" zu bespaßen ist für den Besitzer manchmal anstrengender als für den Hund :D
 
Ich finde den Artikel gut und genau das Problem mit dem übermäßigen Hundebespaßen sehe ich leider auch oft genug.
Meine beiden dürfen mit in die Arbeit, Lissy vormittags, Burns nachmittags. Früh und Mittags geht es nur kurz pinkeln, Abends und am Wochenende sind wir unterwegs. Meine Arbeitskollegin (Studium Tiertrainer und Psychologe bei der ATN) "Das ist ja viel zu wenig, du musst mehr raus gehen und klickern oder Suchspiele oder so machen", Sie steht den ganzen Samstag aufm Hundeplatz, ihre Hunde immer dabei.

Letzte Woche war Lissy die ganze Woche, jeden Tag den ganzen Tag dabei, weil ich nicht wollte, dass sie sich daheim die Klammern ausm Fuß zieht.
Die war fix und fertig nach 9 Stunden unterwegs sein, obwohl ich im Büro arbeite und wir kaum noch Mandantenkontakt haben, sie war so froh, dass sie daheim endlich schlafen konnte.

Gerade dass Hunde normalerweise den Großteil des Tages verschlafen und das völlig normales Verhalten ist, wird meiner Meinung viel zu selten wahrgenommen.

In meiner RO-Stunde ist eine Familie mit einem Goldi. Der Hund muss vorm Training aufm Platz Fuß auf und ab laufen, dann wird der Parcours gelaufen und dann sofort muss der Hund wieder Fuß laufen. Auf meinen Einwand, dass es für nen jungen Hund viel zu viel ist eine Stunde am Platz durchgehend arbeiten zu müssen, kommt die Erwiderung "Die dreht sonst so auf"
Letztes Mal hab ich verboten mit dem Hund zwischen den Läufen Fuß zu laufen, prompt arbeitet der Hund auch viel schöner mit.
 
"Zu vill und zu wing sin ee Ding!" heißt es bei uns so schön...
Mit zu viel kann man einen Hund schon ziemlich schnell irre machen.
Aber es bleibt auch zu hoffen dass der Text jetzt nicht als Vorwand herhalten muss, dass der Hund nur noch im Garten verblödet, weil er ja "viel" ruhen soll.
 
Ich gehe mit dem Bericht 100% mit. Ich lasse meinen Welpen gerade einfach viel Ruhe "erlernen" .Wir haben jeden Tag ein Highlight und das wars. Heute hat er meiner Freundin ihr Baby kennengelernt, es war amüsant zu sehen wie seltsam er das brüllende, strampelnde Ding auf dem Boden fand. Dann hat er es irgendwann einfach hingenommen und daran geleckt. Danach hat er sich entspannt in die Ecke gelegt. Den anderen Tag geht es mal in einen Tierladen etc. Meinen Kindern hatte ich schon bevor er kam vermittelt, das die Wohnung der Ruhepol für den Hund sein soll. Wir spielen nicht permanent mit ihm und er ist auch nicht der Mittelpunkt. Er braucht uns nicht zum runter fahren und er bespaßt sich mit seinem Spielzeug gut allein. Er wirkt einfach ausgeglichen. Außerdem war mir wichtig das wenn ich mal krank bin, ihm auch kurze Pippi Runden genügen. Er soll einfach wissen das es genauso cool ist rum zu liegen und zu schlafen . Und Fakt ist das funktioniert super.Ich habe ab Einzug belohnt wenn er "faul" rum lag. Unser Welpe ist nicht überdreht, er akzeptiert wenn wir Spiele beenden, die wir auch anfangen. Und er ist damit zu frieden wenn wir nur im Garten sind und es mal nach seinen Geschäften wieder rein geht. Klar er ist noch jung und soll nicht so lange laufen. Aber das hindert nicht alle daran. Oft werden ja gerade Welpen den ganzen Tag beschäftigt. Ich finde es wirklich wichtig den Hund nicht permanent aufzuheizen, nach dem Motto höher, schneller, weiter.
 
Nach meiner Meinung ist das im Grundsatz sicher richtig, aber dennoch wieder individuell unterschiedlich.

Kira z.B. ist im Haus absolut ruhig und unauffällig (für mich schon fast zu ruhig und zu unauffällig).
Geht sie in den Garten, dann sieht man deutlich, dass sie in den "Arbeitsmodus" wechselt, d.h. es wird zwar gedöst und auch mal der Platz gewechselt, aber sie ist stets aufmerksam.

Nähert sich jemand, kreisen die Rabenvögel, dann wird in Sekundenbruchteilen reagiert.
Sie kann selbst bestimmen, wie lange und wann sie in den Garten geht, und ist trotzdem öfter mal den halben Tag draußen.

Ziehe ich die Gassisachen an, dann ist sie sofort hellwach und läuft freudig zur Garagentür.
Und zieht mein Mann seine Joggingsachen an, dann besteht der ganze Hund aus freudiger Erwartung, alles jeweils, ohne dass sie gerufen wurde.

Durchschnittlich braucht sie am Tag ihre 2-3 Stunden Gassi, allerdings in Feld und Wald auf Erkundungstour.
Es kann zwar auch mal ein paar Tage hintereinander kürzer ausfallen, aber dann bemerkt man, dass sie ihr "Draußen" wirklich braucht und vermisst.

Und gerade das eigentlich eintönige Joggen liebt sie heiß und innig. Mittlerweile hat sie zusammen mit meinem Mann auftrainiert und läuft einmal wöchentlich den langen Lauf von 30 bis 40 km mit.
Zusätzlich zum normalen Pensum.

Trotzdem ist das Letzte, was irgendjemandem einfallen würde, wenn er Kira erlebt, dass sie hibbelig oder nervös wäre.

Bekäme sie ihre körperliche Auslastung auf Dauer nicht, dann würde sie wohl eher resignieren und sich zurückziehen.
Die Freude würde aus ihren Augen verschwinden, ich weiß gerade nicht, wie ich das besser ausdrücken soll.

Von daher stimmt die Aussage in dieser Pauschalität nach meiner Meinung (und Erfahrung mit Kira) nicht.
Wobei wir mit ihr ja nur die Aktivitäten machen, die sie sich selbst ausgesucht und für gut befunden hat.

Ich persönlich wollte sie ja gern daran gewöhnen am Fahrrad zu laufen, weil ich immer gern Fahrradtouren gemacht habe.
Wir haben es ein paar Mal versucht, aber man hat ihr deutlich angemerkt, dass sie das überhaupt nicht mag und dann haben wir es eben gelassen.

Vielleicht ist das Maß der Auslastung weniger an einer Stundenzahl festzumachen als am sorgfältigen Beobachten des eigenen Hundes und am Herausfinden, was dem Hund gefällt und was ihn möglicherweise nur stresst.
 
Mir gefällt das sehr, was die Autorin schreibt.
Mehr und mehr ist das auch genau meine Sicht der "Hundeauslastungs-Dinge".

Zitat:
Natürlich spricht nichts dagegen, den Hund körperlich auszulasten, indem man ihn mit zum Joggen nimmt – im wohlüberlegten Maße. Man sollte nur bedenken, dass der Hund das nicht wirklich braucht, sondern vielmehr weil es uns Mensch Freude macht, gemeinsam mit unserem vierbeinigen Freund etwas zu unternehmen.

Wenn aufgrund des (Über-)Beschäftigungsprogramms der Stoffwechsel des Hundes ständig gepushed wird, so dass er hibbelig wird und andauernd fordert und von alleine gar nicht mehr zur Ruhe kommt (oder in manchen Fällen auch körperliche Symptome zeigt), dann ist das gesunde Maß weit überschritten.
Das hat aus meiner Sicht dann auch schon lange nichts mehr mit rassespezifischer Auslastung zu tun, sondern da überträgt ein Mensch Ansprüche und Erwartungen an seinen Hund, die mit den eigentlichen Bedürfnissen des Hundes nichts mehr zu tun haben.
 



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