Training über Meideverhalten

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Meideverhalten/ Hemmung
In diesem Post gehe ich ausschließlich auf den Begriff Meideverhalten/ Hemmung ein!
Es gibt zum Meideverhalten immer eine Alternative Trainingsmethode, welche von Fall zu Fall eventuell angebrachter wäre.
Diese Trainingsmethoden hier noch zu erläutern würde allerdings den Rahmen sprengen.
Ich bitte euch den Beitrag vollkommen wertfrei aufzunehmen. Es soll keine Empfehlung darstellen, sondern dient der Definition und des Begreifens des Begriffs.



Was ist eigentlich Meideverhalten/ Hemmung?
Als Meideverhalten oder auch Hemmung bezeichnet man allgemein eine situationsgebundene Reaktion auf eine Aktion.
Einfach gesagt: Hund in Aktion wird von Mensch mit Reaktion quittiert und schränkt daher seine bisherige Aktion ein. Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass die Verhaltenskette nicht nur aus EINER Aktion- Reaktion besteht sondern meißt aus zwei oder mehr.
Es ist nicht:
Hund- Aktion, Mensch- Reaktion,
sondern
Hund- Reaktion, Mensch- Aktion, Hund- Reaktion2 (aufgund der Aktion des Halter anders als vor der Aktion des Halters).

Leichter verständlich wird das ganze mit diversen Beispielen, in meinen Beispielen liegt der Fokus auf der Intensität der Aktion des Halters, da diese oft ausschlaggebend für die Reaktion des Hundes ist.

Beispiel a) beschreibt Meideverhalten/ Hemmung das definitiv jeder von uns mal gebraucht hat, also eine eher sanfte Hemmung.
a)
Ein Welpe, gerade 10 Wochen alt sitzt vor seinem Halter. Der Halter hat Käsewürfel in der Hand und sitzt ruhig auf dem Boden. Hund möchte den Käse, leckt, kratzt und pfötelt an der Hand herum. Der Halter spricht 'Nein' und lässt die Hand geschlossen. Der Hund gibt nach wenigen Minuten auf und setzt sich, zugegebn frustriert, ruhig vor den Halter. Der Halter lobt und öffnet die Hand, der Hund kann den Käse nehmen.
Wo liegt dort das Meideverhalten?
Indem der Halter die Hand geschlossen lässt (Aktion) lässt der Hund von der Hand ab (Reaktion2) und meidet so das kratzen, pföteln und lecken (Reaktion1) der Hand, während er auf ein alternatives Verhalten (ruhiges Sitzen) umschwenkt.

Beispiel b) sieht man auch recht oft, wenn auch nicht unbedingt in der absolut 'positiv trainierenden Fraktion'.
b)
Ein Hund läuft draußen an der Leine, der Halter hält die Leine fest im Griff. Der Hund zieht an der Leine und übt Zug auf den Halter aus. Der Halter ruckt kurz an der Leine um dem Hund durch unangenehmem Schmerz zu verdeutlichen, dass die Leine locker zu hängen hat und ein Ziehen unerwünscht ist. Weil der Hund nicht auf weitern Schmerz erpicht ist unterlässt er nach einigen Wiederholungen das Ziehen und läuft locker mit.
Wo liegt das Meideverhalten?
Indem der Halter an der Leine ruckt (Aktion) meidet der Hund das Ziehen (Reaktion1) und läuft locker an der Leine (Reaktion2). Der Hund läuft nicht locker, weil er gelernt hat, dass ein Ziehen unerwünscht ist, sondern weil er schlicht begriffen hat, dass auf die Aktion 'Ziehen' eine Reaktion vom Halter in Form von unangenehmem Schmerz folgt.

Beispiel c) ist nicht sonderlich oft vertreten, lässt sich aber durchaus ab und an beobachten.
c)
Hund sieht draußen einen fremden Hund und hängt sich in die Leine, keift, bellt, zieht und führt sich auf wie ein Monster (dahingestellt warum er sich so verhält). Halter packt den Hund am Halsband, reisst ihn hoch und fügt ihm erheblichen Schaden zu, malträtiert den Hund regelrecht.
Wo hier das Meideverhalten liegt ist sicherlich offensichtlich.
Halter veranlasst Hund durch enormem Schmerz (Aktion) dazu Ruhe zu geben (Reaktion2), statt wild in der Leine zu hängen (Reaktion1).
Auch hier ist der Lerneffekt nicht sonderlich groß, der Hund lernt ein Verhalten zu meiden, nicht mehr, nicht weniger.

Meideverhalten lässt sich konditionieren. Manche Halter sprechen vor der Aktion ein Wort, ein Kommando, aus. Oft sind es banale Wörter wie 'Nein', 'Pfui' oder 'Aus'.
Mit dieser Konditionierung lernt der Hund auf ein Kommando hin seine derzeitige Aktion zu unterbrechen, denn er erwartet nach dem Kommando einen unangenehmen Reiz (egal ob Vorenthaltung von Käse oder eine tracht Prügel mit dem Stock).
Das Meideverhalten zu konditionieren kann Sinn machen, besonders, wenn es nur um Kleinigkeiten wie 'etwas von der Straße fressen' geht und das Kommando nur spärlich zum Einsatz kommt.

Wendet man Meideverhalten bei größeren Problemen, wie Aggression oder Angst, an, kann es sein, dass der Hund sein Verhalten nur für eine bestimmte Zeit unterlässt.
Bei Aggressiven Hunden kann es nach einiger Zeit zu einer art 'Explosion' kommen, bei der der Hund weitaus extremer reagiert und sich eventuell nicht stoppen oder hemmen lässt.
Das passiert, weil der Hund nicht gelernt hat welches Verhalten richtig ist, sondern nur welches absolut falsch ist. Er staut seinen Frust auf, frisst ihn in sich hinein und kann irgendwann nicht mehr.

Die passendere Alternative bei solchen Extremfällen ist das Training an der Ursache, statt simplen 'deckelns'.


Kehrt man Tag für Tag den Staub unter den Teppich verschwindet dieser nicht, sondern wird von Tag zu Tag mehr, bis irgendwann jemand auf den Teppich tritt und eine Wolke verursacht, logisch!


Meideverhalten wird in einigen Kreisen grundlegend verpöhnt, auch wenn es an sich nicht immer etwas Negatives sein muss.
Viele dieser Hundehalter arbeiten ausschließlich positiv und sind in der Lage selbst die Jagdkontrolle positiv umzulenken.

Liest man in Foren oder im Internet das Wort 'Meideverhalten' wird dabei meißtens Beispiel b) und c) assoziiert, auch wenn Beispiel a) im Grunde auch dazu gehört.
Oft werden, berechtigt, auch Würger, Stachler und Teletaktgeräte assoziiert, Hemmung muss also nicht immer körperlich von Statten gehen.

Das knifflige beim Meideverhalten ist, dass viele Hunde recht schnell begreifen, dass eine Hemmung nur stattfindet, wenn der Halter anwesend und in unmittelbarer Nähe ist. So kann man seinen Hund z.B. hemmen, wenn er einen Wiener vom Tisch klaut, dreht man sich aber um und geht aus der Tür, wird er das Würstchen wieder klauen.
Meideverhalten macht also vorwiegend Sinn, wenn der Hund in unmittelbarer Nähe ist und der Konfrontation nicht ausweichen kann, es sei denn man hat anderweitig die Möglichkeit den Hund zu hemmen (Tele etc).


Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt und nichts vergessen. Falls doch, bitte ergänzen! :jawoll:
Was sagt ihr dazu? Treffend oder nicht? Habt ihr eine andere Definition von Hemmung?
 



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