Ich verstehe nicht warum man - gerade Welpen - ein Geschirr anzieht.
Meinen Welpenkäufern rate ich entschieden davon ab.
Halsbänder sind gesünder für den Hund!
Folgendes hat in der Zeitschrift "Der Hund" gestanden. Ist von der Hundephysiotherapeutin Britta Kutscher geschrieben worden.
Der Trend zum Geschirr entstand aus der physikalisch richtigen Überlegung: Je größer die Auflagefläche, desto geringer ist der punktuelle Druck.
Druckmessunterlagen haben ergeben, dass durch die Geschirre durchaus der punktuelle Druck verringert wird, aber es entstehen Druckspitzen an Körperstellen, die überhaupt keinen Druck vertragen können.
Die Anatomie des Hundehalses
Der Körperbau des Hundes ist trotz Domestikation immer noch als Jäger ausgelegt. Als Beutereißer ist also der Hund auf einen stabil bemuskelten Hals angewiesen. Die Halswirbelsäule bestehend aus sieben Halswirbel ist der beweglichste Bereich der Wirbelsäule und fängt das Schütteln der Beute im Todeskampf sehr effektiv ab. Auch kleine Hunde können Beute machen die körperlich deutlich größer ist.
Auch beim toben unter den Hunden kann man sehr gut beobachten wie stark gerissen und gezerrt wird. Bei Zerrspielen mit einem Spielzeug nehmen meist die Hundezähne mehr Schaden als die Halswirbelsäule, sonst wäre die Spezies Hund mangels Jagderfolg längst ausgestorben.
D.h. die Halswirbelsäule ist sehr beweglich und tief in sehr gut ausgeprägte Muskulatur eingebettet. Durch die Beweglichkeit verzeiht sie auch schon einmal einen seitlichen Ruck.
Heikle Brustregion
Bei der Anatomie des Hundes ist es entscheidend, ob die Kraft auf elastische, gut bemuskelte Körperpartien ausgeübt wird, oder auf starre Körperteile, bei denen die Knochen wenig geschützt dicht unter der Haut liegen.
Der Brustkorb des Hundes ist Träger des Brustgeschirres. Der Brustkorb besteht aus 13 Brustwirbeln. An jedem beginnt ein Rippenpaar, das in großem Bogen abwärts führt. Am Brustbein, das aus kleinen, wirbelähnlichen Knochen besteht, werden alle Rippenpaare mehr oder weniger direkt wieder zusammengeführt und schließen den Brustkorb. Die Knochen des Brustbeins bilden eine bewegliche Gliederplatte. Das menschliche Brustbein ist dagegen eine starre Knochenplatte. Seitlich rechts und links sind die Schulterblätter auf den Brustkorb gelagert und dort nur durch Muskeln mit ihm verbunden. Eine knöcherne Verbindung wie das menschliche Schlüsselbein fehlt beim Hund. Die Schulterblätter bilden am vorderen Ende gemeinsam mit den Oberarmen die Schulter- oder Buggelenke. Sie sind an der Vorderseite des Hunderumpfes rechts und links neben der mittig gelegenen Brustbeinpitze gut zu tasten.
Bei jedem Schritt des Hundes kann man deren Beweglichkeit beobachten. Sind die Schultergelenke durch irgendwelche äußeren Einflüsse wie z.B. das Norweger Geschirr in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, bereitet das dem Tier nicht nur Unbehagen sondern es entsteht sogar eine erhebliche Mehrbelastung für die darunterliegenden Gelenke, allen voran die Ellenbogengelenke. Die Schulterblätter bewegen sich deutlich vor und zurück, sodass hier aufliegende Textilstreifen auch die natürliche Bewegungsökonomie stören. Nun liegen die Bruststreifen der Geschirre auf dem Brustbein – sollten sie zumindest. Wer hat schon mal probiert, ein Brett auf einer Rolle auszubalancieren? Bei der geringsten Bewegung der Rolle rutscht das Brett hinunter. Ähnlich verhält es sich mit dem Brustriemen des Geschirres. Da der Hund ein mobiles Wesen ist, hat das Brustriemchen leider keine Chance auf dem Brustbein liegenzubleiben. Es verrutscht zur Seite und drückt dann auf die sehr empfindlichen Gelenke zwischen den Rippen und dem Brustbein. Oder es rutscht in die Achselhöhlen. Hier verlaufen wichtige Nerven und Gefäße die die Läufe versorgen.
Erzeugen Geschirrteile Druck oder Reibung in den Achseln, so können Muskelverletzungen und/oder Irritationen der Nerven bis hin zu Lähmungen entstehen.
Behinderte Atmung
Die seitlichen Brustriemchen bringen bei seitlichem Zug des Hundes (oder des Besitzers) auch noch Scherkräfte auf das in sich bewegliche Brustbein. Des Weiteren laufen diese Riemchen über die Rippen. Funktion der Rippen ist es, sich auseinanderzuspreizen und sich wieder zusammenzuziehen, um so den für die Atmung notwendigen Über- bzw. Unterdruck im Brustkorb zu erzeugen. Schon der Zug an der Leine reicht für einen die Atmung beschränkenden Effekt aus. Ein weiterer Faktor für Unbehagen sind die dicken Schnallen vieler Geschirre, die auf den Rippen liegen Wird das Geschirr nicht abgenommen, sobald sich der Hund hinlegen soll oder möchte, so drücken die Schnallen auf die empfindliche Knochenhaut der Rippen. Wer schläft schon gerne auf Krümeln, von Metall- oder –Plastikknubbeln ganz zu schweigen.
Bei langen Rücken
Auch wer glaubt, durch ein Geschirr die lange Wirbelsäule seines Dackels zu schonen, der täuscht sich leider. Entscheidend hierfür ist nämlich, dass eine Knickung der Wirbelsäule entsteht. Die Halteöse für die Leine befindet sich über der mittleren bis hinteren Brustwirbelsäule. Die Zugrichtung und damit der Winkel einer Hebelwirkung ist abhängig von der Höhe des Hundes in Relation zur Höhe des Hundeführers. Je kleiner der Hund, desto größer wird die Knickwirkung auf die Wirbelsäule bei angezogener Leine.
Die Druckmessungen haben ergeben, dass die schonendste Druckverteilung mit einem breiten, weichen Halsband zu erreichen ist, bei dem alle Schnallen, Schieber und die Leinenöse im Nacken positioniert sind.
Medizinische Ausnahmefälle bei denen ein Geschirr trotzdem ratsam ist wären dann Hunde die Verletzungen oder Krankheiten im Bereich des Halses haben. Oder eine Neigung zum Trachealkollaps (Instabilität der Luftröhre) haben.
Sonderfall Schlittenhund
Die Idee, Hunde mit einem Geschirr auszustatten, ist keine Erfindung moderner Hundetrainer. Ihren Ursprung hat sie in der Schlittenhundearbeit. So ziehen etwas Huskys schadlos den Schlitten im Geschirr. Dabei handelt es sich allerdings zum einen um komplett anders konzipierte Geschirre als die marktüblichen für den Hausgebrauch. In denen der Vierbeiner ja gerade nicht ziehen soll. Der Zugpunkt beim Huskygeschirr liegt an der Schwanzwurzel, so dass der ganze Körper uneingeschränkt agieren kann. Die Spitzenzugkraft ist immer nur für kurze Zeit gefordert, dass zu ziehende Gewicht verteilt sich im Gespann gewöhnlich auf mehrere Hunde und der Schlittenhund läuft immer mit nahezu waagerechter Zugliene, um nur einige Aspekte dieser speziellen Geschirrgebrauchs zu nennen.